CS Euroreal: Der letzte Akt beginnt

In einem Telefonat noch am Freitag letzter Woche die Ausschüttungsankündigung für „Mitte dieser Woche“ zu bestätigen, und dann nur drei Arbeitstage später anzukündigen: Wir schütten 0,00 € aus – das hat schon einen ganz besonderen Charme. Aber wir wollen uns nicht beklagen, es hatte uns nur im ersten Moment etwas schockiert.

Ansonsten passt das Ganze (leider) genau in’s Bild. Obwohl die hier Betroffenen ja gleichzeitig potentielle Käufer anderer Produkte von morgen sind: CREDIT SUISSE hat scheinbar kein Interesse, mit dem CS Euroreal die Bühne aufrecht und mit Anstand zu verlassen. Ob das geschäftspolitisch klug und weitsichtig ist steht ja auf einem anderen Blatt.

Nur colorandum causa schließen wir diese Betrachtung mit einem Zitat aus dem gestern veröffentlichten Bulletin, das ganz für sich spricht: „Nach dem Übergang des Verwaltungsmandats auf die Depotbank/Verwahrstelle werden wir Ihnen nur noch für Fragen zur Verfügung stehen, die den Zeitraum bis zum Ablauf unseres Verwaltungsmandats am 30. April 2017 betreffen.“ Obwohl CREDIT SUISSE Asset Management erklärter Maßen für „wesentliche Aufgaben“ und die Fondsadministration auch über diesen Termin hinaus als von der Commerzbank AG ausgewählter Dienstleister tätig sein wird – und dafür Geld bekommt.

Nicht einmal die absoluten Punk-Rocker der Szene wie TMW oder AXA haben es gewagt, die Leute, die einem Milliarden an Ersparnissen anvertraut hatten, derart eiskalt abzuservieren. Verantwortung für Kinder, die man mit großem Pomp in die Welt gesetzt hatte, sieht irgendwie anders aus …

Aber jetzt Schluß mit dem Lamentieren. Es gilt, den Blick in die Zukunft zu richten. Eine Verschiebung der nächsten Ausschüttung des CS Euroreal auf der Zeitachse um ein gutes Vierteljahr bedeutet für uns schließlich auch drei Monate mehr Zeit, um unsere Positionen zu optimieren.

Wenden wir uns also heute der Frage zu: Was bleibt uns beim CS Euroreal überhaupt noch, nachdem wesentliche Deals wie das sagenumwobene „Melody Portfolio“ über die Bühne gegangen sein werden? Das gestern veröffentlichte Bulletin sagt ganz nüchtern: „24 Liegenschaften mit Verkehrswerten von insgesamt knapp 1,1 Mrd. EUR.“ Für unsere Leser möchten wir diese pauschale Aussage wenigstens mit etwas Leben erfüllen.

9 Objekte in Deutschland mit Verkehrswerten von 518 Mio. € (5 Einkaufszentren, 2 Hornbach-Baumärkte, 1 Logistik-Immobilie sowie der bezüglich unserer Verkaufspreiserwartung von fast 1/4 Mrd. € große Hoffnungsträger, das noch während der Abwicklungsphase neu gebaute Bürogebäude T8 in Frankfurt)

1 Bürohaus im belgischen Waterloo, mit einem Verkehrswert von 10 Mio. € zur XXS-Klasse gehörig

3 Bürogebäude in Frankreich mit Verkehrswerten von 100 Mio. € (eines in Lyon, zwei in Toulouse – wollen wir also mal hoffen, daß EADS/Airbus weiter gut zu tun haben)

3 Bürogebäude in Großbritannien mit Verkehrswerten von 80 Mio. € (eines in Heathrow, zwei fette Leerstände in Glasgow – Brexit hin, Brexit her werden das sowieso keine „Brüller“ werden)

3 Objekte in Italien mit Verkehrswerten von 123 Mio. € (ein feines älteres Bürogebäude im Zentrum von Mailand mit 25 Mio., ein Einkaufszenrum im italienischen Armenhaus Reggio Calabria mit 27 Mio. – über das Wohl und Wehe des italienischen Restes entscheidet das Einkaufszentrum San Giuliano Milanese mit 70 Mio. Verkehrswert)

1 Bürogebäude im niederländischen Den Haag mit einem Verkehrswert von rd. 30 Mio. €, das in der letzten Zeit durch regelmäßige Abwertungen „glänzte“

2 Bürogebäude in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon mit Verkehrswerten von knapp 90 Mio. € (die unseres Wissens im Paket schon letztes Frühjahr mit einem Preisschild von 100 Mio. € in’s Schaufenster gestellt wurden)

1 Bürogebäude mit 28 % Hotelanteil in der spanischen Hauptstadt Madrid mit 30 Mio. € Verkehrswert (auch das bei den Leerständen und ständigen Abwertungen einer der ewigen Rote-Laterne-Träger)

1 Einkaufszentrum in Tschechien, genauer gesagt in Olmütz, mit 81 Mio. € Verkehrswert (wir geben ehrlich zu, daß wir mit dem Immobilienmarkt in Olomóc, der sechstgrößten tschechischen Stadt, jetzt nicht so im Detail vertraut sind daß wir das Objekt glaubwürdig kommentieren könnten)

Alles in allem: Ein immer noch ausgesprochen interessantes Restportfolio, dem vor allem der bestens strukturierte Deutschland-Anteil von 50 % außergewöhnliche Stabilität und hohe Planungssicherheit gibt. Der gegenwärtige Börsenkurs drückt auf dieses Restportfolio einen Bewertungsabschlag von ca. 30 % aus. Damit bleibt der CS Euroreal, trotz aller Kritik am Umgang mit den Anlegern, ein „strong buy“ und im Grundsatz unter allen zu Anlagezwecken noch zur Verfügung stehenden abwickelnden Fonds die erste Wahl.

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