Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht

Die gute Nachricht ist: Der CS Euroreal hat jetzt nur noch ein einziges Objekt im Bestand. Das Einkaufszentrum „Galleria Porto degli Ulivi“ im süditalienischen Kalabrien ist verkauft.

Die schlechte Nachricht zitieren wir aus der vor wenigen Minuten auf der homepage der Commerzbank veröffentlichten Meldung:

„Per 12. Dezember 2019 ist der Anteilpreis des CS EUROREAL von 7,08 EUR um 0,18 EUR auf 6,90 EUR je Anteil zurückgegangen. Ursache für diese Änderung des Anteilpreises war der Verkauf der Immobilie „Galleria Porto degli Ulivi“ in Provincia di Reggio Calabria. Das 2007 errichtete Shopping-Center verfügt über rund 24.600 m2 Nutzfläche und liegt verkehrsgünstig zwischen den Großstädten Reggio di Calabria und Neapel in Süditalien. Der für die Liegenschaft erzielte Bruttoverkaufspreis lag unter dem zuletzt festgestellten Verkehrswert.“

0,18 EUR Wertrückgang je Anteil macht bei 102.694.665 ausgegebenen Anteilen einen Verlust von gut 18 Mio. EUR.

Das muß dem Verfasser dieser Zeilen jetzt mal einer erklären. Erst im April 2018 hatte man die „Galleria Porto degli Ulivi“ unter Hinweis auf eine nunmehrige Vollvermietung von 23,4 Mio. EUR auf 25,1 Mio. EUR aufgewertet. Und noch im April 2019 (wo der Verkaufsprozess längst angestoßen sein musste) erfolgte unter Hinweis auf den „starken Tourismus in der Region“ und eine „Erhöhung der marktüblichen Miete“ eine nochmalige Anhebung des Verkehrswertes auf 26,7 Mio. EUR. Die Ist-Mieteinnahmen lagen zuletzt bei 1,7 Mio. EUR p.a., und die Restlaufzeit der Mietverträge bei durchschnittlich 4,2 Jahren. Und so ein Objekt verkauft man jetzt, nachdem man es gerade erst zwei Mal per Verkehrswerterhöhung in den Himmel gehoben hat, für gerade einmal ein Drittel des letzten Verkehrswertes mit 18 Mio. EUR Verlust, also für einen lächerlichen Preis von nicht einmal 9 Milliönchen? Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht …

Der einzige Trost ist: Schon vorher war der Börsenkurs des CS Euroreal dermaßen durchgesackt, daß man die beiden restlichen Immobilien nicht nur gratis dazu bekam, sondern dazu sogar noch 70 Mio. EUR Gratis-Cash obendrauf. Insofern kann und muß man die heutige Nachricht in der Rubrik „Shit happens“ abbuchen.

Doch man darf sich weiterhin so seine Gedanken machen über die Glaubwürdigkeit der großen Experten bei Credit Suisse Asset Management und Commerzbank Fund Solutions, aber auch die Fähigkeit (oder besser gesagt: Unfähigkeit) sogenannter unabhängiger Sachverständigenausschüsse zur Immobilienbewertung. Letzteres übrigens wäre dann natürlich ein Problem, das sämtliche noch heute aktiv am Markt vertriebenen Offenen Immobilienfonds auch beträfe. Das sollte die verehrte Leserschaft, so sie in der Rubrik „Privatanleger“ einzuordnen ist, durchaus ein bißchen zum Nachdenken anregen.

Das Problem scheint nach der letzten Finanzkrise auch durchaus offen zu Tage gelegen zu haben. Warum sonst hätte der Gesetzgeber vor rund 10 Jahren die Neuerung einführen sollen, daß ein Sachverständigenausschuss nicht reicht, sondern daß die turnusmäßige jährliche Neubewertung seitdem von zwei voneinder unabhängigen Ausschüssen gemacht werden muß? Wobei, das ist zwar gut gemeint, wie ja eigentlich alles was unser fürsorglicher Gesetzgeber an faktischem Blödsinn produziert, nur: Wenn, wie am Beispiel des obigen CS-Euroreal-Objektes gerade erst wieder nachgewiesen, schon wenige Monate später die Bewertungen der Sachverständigenausschüsse nicht das Papier wert sind, auf dem sie geschrieben wurden, dann hilft es auch nichts, zwei Ausschüsse mit der Arbeit zu betrauen. Denn wenn man zum Kindermachen zwei Idioten in ein Bett legt ist das Ergebnis ja auch nicht automatisch ein neuer Albert Einstein.

Categories: Neuigkeiten