Leistungsgestört

Es gab diesen Begriff noch gar nicht, als der Verfasser dieser Zeilen vor einem halben Menschenleben eine Banklehre machte. Aber inzwischen hat er sich eingebürgert: Leistungsgestört. Im allgemeinen drückt eine Bank damit aus, daß ein Kreditnehmer seine Schulden nicht ganz so bedient wie sie es sich gewünscht hätte.

Nur allzu gerne wird übersehen, daß auch diese Medaille zwei Seiten hat: Auch das Verhalten einer Bank kann eine Leistungsstörung aufweisen. Davon würden wir sprechen wollen, wenn sich die Bank  im Geschäftsverkehr partout nicht so verhält wie es ein durchschnittlich anspruchsvoller Kunde  eigentlich erwarten könnte.

„Aber Jörg, was willst Du denn – die Bank ist so mit sich selbst beschäftigt, Kunden stören da nur,“ entschuldigte schon vor einigen Jahren der Mitarbeiter eines öffentlich-rechtlichen Kreditinstitutes den schlappen Marktauftritt seines Arbeitgebers. Aus Kundensicht ist dieses Problem im deutschen Bankenmarkt in den letzten Jahren nur noch immer größer geworden.

Die uralte Marketing-Weisheit „der Kunde hat immer Recht“ war in deutschen Banken ohnehin nie so richtig angekommen. Zugegeben, es gibt löbliche Ausnahmen, was Kritikfähigkeit angeht: Die HypoVereinsbank zum Beispiel. Richtig amüsiert waren die Kollegen dort zwar auch nicht, als wir uns hier an gleicher Stelle vor etlichen Monaten über ein paar nicht so schöne Erfahrungen mokierten. Aber sie haben sich den Schuh angezogen und tatsächlich drüber nachgedacht, ob es auch an der Bank liegen könnte, daß da etwas schief gelaufen war. Was anschließend ein wesentlich entspannteres Verhältnis zur Folge hatte, und seitdem haben wir dort auch überhaupt nichts mehr zu meckern.

Bei anderen Instituten dagegen lässt wohlgemeinte Kritik sofort alle Schotten zugehen, weil von einem Kunden geäußerte Kritik grundsätzlich als Beleidigung der Majestäten verstanden wird. Statistisch gesehen haben diese Institute sogar Recht: In keiner anderen Branche ist (durch entsprechende Untersuchungen nachgewiesen) die Leidensfähigkeit der Kundschaft so groß und der Wechselwille so gering ausgeprägt wie bei der eigenen Bankverbindung. Aber irgendwann hat man als Kunde doch die Nase voll – und zieht seine Konsequenzen. Spätestens jedenfalls dann, wenn das betreffende Institut auch noch die Heldentat vollbringt, bei einem Kontoguthaben von 15.723,68 EUR eine Krankenkassen-Lastschrift über 331,01 EUR zurückgehen zu lassen.

Wir sind uns angesichts dieses Vorfalls nicht mehr wirklich sicher, ob die hier angesprochene Bank rechnen kann, oder doch wenigstens in der Lage ist, Plus von Minus zu unterscheiden (obwohl das für eine Bank im Grundsatz schon sehr hilfreich wäre).

Jedenfalls wird dem aufmerksamen Leser dieser Seite demnächst auffallen, daß die Volksbank eG Braunschweig Wolfsburg aus dem Kreis unserer kreditgebenden Banken ausgeschieden ist. Deren Engagement von bislang 5 Mio. EUR übernehmen zu etwa gleichen Teilen das Bankhaus C. L. Seeliger in Wolfenbüttel (Kreditlinie künftig 5 Mio. EUR, befristet bis 30.06.2019) und die Volksbank eG Wolfenbüttel (Kreditlinie künftig 8 Mio. EUR, befristet bis 31.12.2020). Entsprechende Kreditverträge wurden in der letzten April-Woche unterschrieben.

Mit dieser Umstrukturierung haben wir gleichzeitig die Frage der Fristenkongruenz unserer Finanzierungen endgültig gelöst. In dieser Hinsicht waren die zuletzt nur noch auf Halbjahresbasis rollierenden Zusagen der Volksbank eG Braunschweig Wolfsburg schon ein störendes Element. Dritte Bank im Bunde bleibt die HypoVereinsbank, deren 4,5-Mio-Zusage gegenwärtig bis 31.12.2018 befristet ist. Gespräche über die Verlängerungsmodalitäten sind hier für Ende Mai 2018 vorgesehen.

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