We didn’t start the fire …
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Millennium Business Center, Bukarest aktuelles Foto vom 31.07.2017
… sang Billy Joel 2001 auf seinem Album The Essential. Nee, wir waren’s wirklich nicht, sondern es war vermutlich ein Blitzeinschlag, der am späten Abend des 26.06.2009 eine Leuchtreklame am Millennium Business Center in Bukarest explodieren ließ. Eigentümer: Der DEGI International. Das anschließende Großfeuer im Gebäude brachten 150 Feuerwehrleute nur mühsam unter Kontrolle.
Seitdem, also inzwischen acht Jahre lang, steht das 19-stöckige Bürohochhaus in unmittelbarer Nähe der Bukarester Börse als Ruine in der Gegend herum. Und in den Abwicklungsberichten wiederholt das Fondsmanagement des DEGI International per copy/paste-Funktion jedes Jahr einen nichtssagenden Text, daß man zur Sicherung der Ansprüche gegen die Versicherungsgesellschaft inzwischen sowohl in Rumänien wie auch in Deutschland Klage erhoben habe.
Der Abwicklungsbericht des DEGI International per 31.12.2016 weist 11,7 Mio. EUR Forderungen gegen die Versicherung aus diesem Brandschaden aus. Der Ruine selbst billigt der Sachverständigenausschuß heute noch einen Verkehrswert von 6,6 Mio. EUR zu. In Summe hat es also den auf 50-60 Mio. EUR zu veranschlagenden Kaufpreis, den der Fonds 2006 für das MBC auf den Tisch geblättert hatte, ziemlich pulverisiert.
Lange Zeit brauchte man sich für diesen Problemfall, wertmäßig inzwischen eher eine Bagatelle, nicht besonders zu interessieren. Doch das hat sich jetzt geändert. Nachdem mit Europarco II in Rom kürzlich das letzte „ordentliche“ Objekt des DEGI International verkauft wurde, ist das Millennium Business Center in Bukarest die letzte im Fonds überhaupt noch vorhandene Immobilie (und nach den BAFin-Zeitvorgaben eigentlich bis Oktober 2017 zu verkaufen).
Die Daten aktueller Büroimmobilien-Transaktionen in Bukarest führen zu der Annahme, daß ein repariertes MBC ungefähr 30-40 Mio. EUR wert sein könnte. Pro Anteilschein wären das immerhin 1,00 EUR, kein Pappenstiel bei einem auf inzwischen nur noch gut 3,00 EUR eingedampften Börsenkurs. Doch vom Fondsmanagement bzw. der Commerzbank als Abwicklungsbank erfährt man kein Sterbenswörtchen, was hier eigentlich geplant ist und wie weit der Rechtsstreit mit der Versicherung inzwischen gediehen ist.
Aus der Tatsache, daß der Abwicklungsbericht per 31.12.2016 an „Rückstellungen für Baumaßnahmen“ lediglich 1,8 Mio. EUR ausweist, kann oder muß man schließen, daß der große Wurf in Bukarest wohl gar nicht (mehr) beabsichtigt ist.
Deshalb haben wir mal versucht, Google zu bemühen. Nach ziemlich langer Suche stößt man auf einen „tombstone“ der rumänischen Dependance der Baufirma Heberger (Hauptsitz in Schifferstadt):
REFURBISHMENT MILLENNIUM BUSINESS CENTER BUCHAREST / Wiederaufbau des durch Brand stark beschädigten MBC / Baubeginn: 07/2012 / Fertigstellung: 03/2014 / Bauherr: DEGI Millennium S.R.L. Bukarest / Firma: Heberger Constructii S.R.L.
Fertigstellung 03/2014? Da sprechen aber die aus Juni 2014 stammenden Fotos auf Google earth eine ganz andere Sprache. Außer daß an der notdürftig verkleideten Fassade ein großes Bauschild hängt hat sich bei den Reparaturarbeiten noch überhaupt nichts getan.
Also weiter geforscht: Man stößt dann auf einen Artikel in der rumänischen Architektur-Fachzeitschrift Agenda Constructiilor vom Juli 2015, der die Heberger-Aktivitäten in Rumänien bespricht. Zum aktuellen Auftragsbestand heißt es wörtlich: „Wiederaufbau Millennium Business Center (Auftragswert 20 Mio. EUR – noch nicht begonnen).“
Weiter stößt man bei der Recherche auf einen Mihai Capac, Mitglied der Geschäftsleitung von Heberger Rumänien. Capac ist erst seit April 2016 bei der Firma, und äußert sich auf LinkedIn u.a. zur „Reconstruction Millennium Business Center“, der Auftragswert wird nunmehr mit 22 Mio. EUR beziffert.
Noch tiefer gebohrt: Heberger hat eine erstaunlich gut gemachte Internet-Seite. In einer Art Dia-Show werden alle 19 zur Zeit laufenden Bauprojekte vorgestellt. Darunter sind auch vier „Refurbishments“ (neben der Deutschen Botschaft in Bukarest interessanter Weise auch das Construdava Business Center bei Bukarest, das der DEGI International erst Ende 2016 für 6,5 Mio. EUR verkauft hatte, nur ein Bruchteil des im Paket mit dem MBC 2006 gezahlten Kaufpreises). Das MBC steht nicht mehr auf der Projektliste.
Kann oder darf man daraus schließen, daß der Auftrag MBC ausgeführt wurde und daß das Hochhaus jetzt wieder hergestellt und damit veräußerbar ist? Vom DEGI International selbst wird man dazu gewiß nichts erfahren, also muß die Auslandsaufklärung bemüht werden. Und das geht in dem Fall so: Man funke die Taxizentrale in Bukarest an und lobe eine Prämie von 100 EUR aus, wenn mal jemand beim MBC vorbeifährt und ein paar aussagefähige Fotos macht. 100 EUR sind für einen rumänischen Taxifahrer verdammt viel Geld. So schnell können Sie gar nicht kucken, wie da einer losdüst. Wobei der gewöhnliche Bukarester Taxifahrer gar keine Chance hatte, die Prämie zu verdienen: Den Auftrag hat sich der Dispatcher in der Taxizentrale gleich selbst eingesackt. Keine 24 h später hatten wir neun brauchbare Fotos und ein paar Zusatzinformationen per Telefon.
Das traurige Ergebnis ist allerdings: Die von zwei Wachleuten rund um die Uhr bewachte Ruine des MBC sieht noch ganz genau so aus wie auf den Google-earth-Fotos von Mitte 2014. Und niemand weiß, warum sich da nichts tut. Nur das große Bauschild hängt nicht mehr an der Fassade. Was wohl (im Kontext mit der aktuellen Heberger-Projektliste) bedeutet: Der Instandsetzungsauftrag bei Heberger wurde storniert.
Warum das alles so ist, darüber kann man nur rätseln – ohne zu einem nachvollziehbaren Ergebnis zu kommen. Sollte eines Tages doch noch ein Wunder geschehen und sich die Commerzbank bemüßigt fühlen, den armen Anlegern des DEGI International Erleuchtung zu Teil werden zu lassen? Es ist schließlich das Geld dieser armen Anleger, das hier in Bukarest versenkt (oder, in diesem speziellen Fall noch präziser formuliert: im wahrsten Sinne des Wortes verbrannt) wurde.
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