Spieglein, Spieglein an der Wand – wer ist die Schönste im ganzen Land?

Da hätte man sich vor 10 Jahren noch ganz ungläubig die Augen gerieben: Es ist Berlin. Und zwar das vierte Jahr in Folge.

Das europäische Städte-Ranking wird jedes Jahr vom Urban Land Institute und von PwC durch eine Umfrage unter rd. 800 Profi-Investoren erstellt, die jeweils ihr Urteil zur Attraktivität von 31 europäischen Metropolen abgeben. Dies ist natürlich eine in jedem Fall subjektive Einschätzung und hat weder mit echten Transaktionsvolumina noch mit tatsächlichen Investitionsplänen etwas zu tun. Was nützt es mir, wenn Berlin auf Platz 1 steht und ich da als Investor auch gern hingehen würde, aber die Schaufenster sind praktisch leer?

Den 2. und 3. Platz belegen gleichauf Frankfurt/Main und Kopenhagen (die dänische Hauptstadt profitierte vor allem von einem boomenden Wohnungsmarkt), Platz 4 geht an München. Madrid machte wegen der rasanten Erholung des spanischen Marktes – trotz des Katalonien-Problems – einen großen Sprung auf Platz 5. Dort waren im Vorjahr noch Hamburg und Dublin gemeinsam, die nun auf den 6. bzw. 7. Platz zurückfielen.

4 der europäischen Top 10 Städte liegen in Deutschland.  „Germany has been steady state for a long time now. With Berlin, people truly believe it’s going to become a major city“, a pan-European financier says. Mag wohl so sein. Obwohl es uns etwas verwirrt, denn aus der beschränkten Perspektive unseres Rübenfeldes hatten wir Berlin schon immer für eine große Stadt gehalten. Aber daß die Verlautbarungen aus der Immobilien-Branche zu 98 % Sprechblasen und nur zu 2 % verwertbares Wissen sind, daran haben wir uns ja langsam gewöhnt.

Jedenfalls für uns etwas unerwartet rangiert Paris nur auf Platz 14, und London auf Platz 27 ist sogar fünftletzter. Dies kontrastiert bemerkenswert mit den aktuellen Fakten: Erst Anfang dieser Woche prognostizierte die Maklerfirma Savills für den Londoner Immobilienmarkt ein Umsatzvolumen von 20 Mrd. GBP und möchte nicht einmal ausschließen, daß der in 2014 erreichte Rekordwert von 21,6 Mrd. GBP noch übertroffen werden könnte.

Was lernen wir aus diesen widersprüchlichen Signalen? Statistik ist wie für den Betrunkenen die Laterne: Nicht zur Erleuchtung, sondern zum Festhalten. Irgendetwas muß ja jeder Mensch glauben.

Jedenfalls hat auf europäischer Ebene bei den Gesamtumsätzen im Gewerbeimmobilien-Bereich Großbritannien dieses Jahr Deutschland erst einmal wieder vom ersten Platz verdrängt. In Gesamt-Europa gingen in den ersten drei Quartalen 2017 Gewerbeimmobilien für 185,o Mrd. EUR über den Tisch, davon 47,3 Mrd. in Großbritannien und 45,2 Mrd. in Deutschland. Beide Länder zusammen stehen damit für genau die Hälfte des gesamteuropäischen Transaktionsvolumens.

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