Craft on Draft

Am 29.08.2017 schrieben wir hier:

“Gestern abend meldet die Commerzbank, daß das Bürohochhaus T8 in Frankfurt/Main verkauft wurde. Dieses Alt-Objekt Baujahr 1950 in bester Frankfurter Innenstadt-Lage wurde noch während der Abwicklungsphase des Fonds abgerissen und durch einen im Herbst 2016 fertiggestellten Neubau ersetzt.

T8 war mit einem zuletzt veröffentlichten Verkehrswert von 208,2 Mio. EUR (das ist ein Fünftel des Immobilien-Restvermögens) das größte noch im CS Euroreal verbliebene Objekt. Zum Verkaufspreis sagt die Commerzbank nur, er habe “über dem zuletzt festgestellten Verkehrswert” gelegen.

Bereits am 14.04.2017 hatte der Korea Herald gemeldet, T8 werde für bis zu 300 Mio. EUR an die koreanische Mirae Asset verkauft.

Dazu passt der gestern gemeldete Anstieg des Rücknahmewertes um nur 0,03 EUR je Anteil (in Summe gut 3 Mio. EUR) nun überhaupt nicht. Mal sehen, ob sich irgendwann doch erkennen lässt, welche kreative Buchführung zur Verschleierung des Wertzuwachsen hier wieder zur Anwendung gekommen ist – das konnten wir ja auch schon bei anderen sehr erfolgreichen Verkäufen im letzten Halbjahr beim CS Euroreal und auch beim KanAm grundinvest beobachten, wo man einen großen Teil des Erfolges heimlich, still und leise in Reservepositionen verschoben hatte.”

Am 18.1.2018 konnten wir dann ergänzen:

„Gestern haben wir nun den gerade erschienenen Abwicklungsbericht des CS Euroreal zum 30.09.2017 genauer durchgesehen.

Zum Verkauf T8 heißt es im Bericht nun: “Der Brutto-Verkaufspreis der Büroimmobilien lag deutlich über dem zuletzt von den Bewertern festgestellten Verkehrswert.” Das Wort “deutlich” war in der Verkaufsmeldung vom 29.08.2017 noch gar nicht enthalten. Um so mehr drängt sich dann natürlich die Frage auf: Warum ist am Verkaufstag der Rücknahmewert nur um 3 cent = insgesamt nur etwa 3 Mio. EUR gestiegen?

Des Rätsels Lösung findet sich im neuen Abwicklungsbericht: Unter den “Verbindlichkeiten aus anderen Gründen” erscheint eine “Verbindlichkeit aus gewährter Mietgarantie” von 22,8 Mio. EUR, die es zuvor nicht gegeben hatte.

Das muß also T8 betreffen, und das ist auch nachvollziehbar (und war schon damals für uns der wahrscheinlichste Erklärungsansatz): Zum Verkaufszeitpunkt waren erst 10.800 qm der Nutzfläche von insgesamt 30.640 qm (6 der 17 Stockwerke) an Linklaters vermietet. Für den Rest gab es noch keine Mietverträge. Um dennoch den sehr guten schließlich erzielten Preis zu bekommen machte es schon Sinn, eine bevorstehende Vermietung in Form einer Mietgarantie als Rechtfertigung für den hohen Kaufpreis zu antizipieren.“

Das mit der Mietgarantie müsste sich demnächst erledigt haben. Denn soeben erfahren wir, dass die restlichen 10 Stockwerke (eines hatte Linklaters inzwischen noch dazugenommen) an WeWork gingen, einen phänomenalen Senkrechtstarter im Bereich „Co working space“, der hier in Frankfurt/Main nach dem Goetheplatz gleich noch einen zweiten Standort aufmacht.

Verlockend ist das WeWork-Angebot schon: Für 400 € monatlich kriegt man im T8 einen eigenen Schreibtisch, und für 620 € sogar ein Privatbüro. Darin eingeschlossen ist Kaffee aus einer Privatrösterei sowie „Craft on Draft“ – und zwar „all you can drink“ und rund um die Uhr. Betrachtet der Verfasser dieser Zeilen seinen regelmäßigen Alkoholkonsum und setzt das in Relation zu Frankfurter Kneipen-Preisen, dann wäre bei diesem Angebot das eigentliche Büro in feinster Innenstadtlage quasi eine Gratis-Zugabe obendrauf. Sollte besagter Verfasser dieser Zeilen also irgendwann noch einmal in die Verlegenheit kommen, seinen Arbeitsalltag völlig neu organisieren zu müssen, dann wäre ein Büro bei WeWork im T8 wirklich allererste Wahl.

Besorgt sind wir nur, ob dieses Angebot lange Bestand haben wird. Denn der muslimische Teil der Kollegenschaft (der selbst bei unserer unbedeutenden Klitsche hier auf dem Rübenfeld bereits 10 % ausmacht) wäre ja von der Nutzung des großzügigen Freibier-Angebotes round the clock ausgeschlossen. Wir fürchten, seine wirklich ultimativen Erfahrungen mit deutschen Gleichstellungsbeauftragten (von denen einige ja zu allem Überfluß auch noch Abstinenzler sein dürften) muß der hoffnungsfrohe Senkrechtstarter WeWork erst noch machen …

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