Armageddon oder Renaissance?

Der Verfasser dieser Zeilen gibt freimütig zu: Die scheinbare Schwäche von Shopping Malls hat auch ihm in den letzten Monaten schon Kopfschmerzen bereitet. Vor allem, nachdem der CS Euroreal zur Jahreswende seine Flensburg-Galerie schlechter als erwartet verkauft hatte. Und nachdem die beiden letzten von CS Euroreal überhaupt noch zu verkaufenden Objekte zwei weitere Shopping Malls sind (die Rathaus-Galerie in Essen und das Olympia-EKZ im tschechischen Olmütz).

Viel wird in der Branche derzeit über die Schwäche von Handelsimmobilien diskutiert. Die Aktienkursentwicklung einschlägiger Spezialisten wie Deutsche Euroshop AG (national) oder WFD Unibail Rodamco (größter REIT in Europa) spricht da ja auch eine deutliche Sprache. Interessanter Weise sogar schon seit einigen Jahren. Die Börse scheint wohl doch so etwas wie ein Gespür zu haben …

Doch wo Risiken sind, sind auch Chancen. Chancen, daß im Moment Top-Objekte auf den Markt kommen, an die man sonst nie herangekommen wäre. Chancen, daß man mit frischen Nutzungskonzepten (wie Integration von betreutem Wohnen, Kindergärten, Medizinischen Versorgungszentren) in einer schwächelnden innerstädtischen Mall vor allem die „unerwünschte“ 1. Etage und das Basement wieder aufpäppeln kann. Eine Mall auf der grünen Wiese dagegen hat erst gar kein problematisches Untergeschoß – aber eben auch keine Chance auf das Interesse eines Kindergartenbetreibers. Es ist also schon interessant, daß gerade jetzt von professionellen Anbietern wie z.B. der AXA spezielle Handelsimmobilien-Fonds mit entsprechenden Anlagezielen neu aufgelegt werden, weil man die Chancen sieht. Denn es ist beileibe nicht so, daß Shopping Malls plötzlich unverkäuflich wären. Es ist nur so, daß wir uns im Moment in einer ziemlich spannenden Phase des Fingerhakelns zwischen potentiellen Verkäufern und potentiellen Käufern befinden, wo denn nun der „richtige“ Preis anzusetzen ist – Ausgang im Moment noch absolut offen. Und so lange da nicht größere Klarheit entsteht, laufen Transaktionen halt sehr harzig. Nach allem, was man so hört, soll in der Branche zwischen der Öffentlichmachung einer Verkaufsabsicht und dem Abschluß inzwischen mindestens ein Jahr Zeit liegen.

Deshalb fanden wir ganz interessant und auch sehr nachvollziehbar, was gestern auf einer Konferenz des International Council of Shopping Centres in Barcelona der Executive Vice President des ICSC Bill Kistler unter der Überschrift „We are not asleep at the switch“ sagte:

„We see the headlines about retailer closures, and more importantly so do the bankers and consumers who might assume the end is nigh. But what we are seeing is being felt in other industries and in other real estate sectors more broadly. It is happening in the hospitality sector with Airbnb and in the office sector. Technology is disrupting the real estate industry across the board. And it’s a challenge. But I think as an industry we have seen incredible innovation. I’ve seen companies that have been doing things pretty much the same way for decades now reinventing themselves and rethinking their business model.

It’s not like we’re asleep at the switch. There are clearly retailers who are going out of business, perhaps who underestimated the impact of e-commerce at their peril and didn’t adapt fast enough to the clicks and bricks and omni channel and all these other strategies. But I think was isn’t getting press attention is the innovation, reinvention and Renaissance in the industry. So, I would argue that we are in the midst not of an Armageddon, but a Renaissance. It’s very exciting. I think for most of you that’s what keeps getting you out of the bed in the morning and facing the challenges every day.“

Da ist viel Wahres dran. Vor allem den Vergleich mit dem Hotelgewerbe und der Herausforderung durch Airbnb fanden wir treffend – denn Hotels werden heute von Investoren trotzdem noch gekauft wie blöde.

Letztlich ist es, wie es schon immer war und auch immer sein wird: Keine Branche in egal welchem Geschäft ist ein Ponyhof. Und das einzige, was wirklich sicher ist, ist die Tatsache, daß nichts sicher ist. Es gibt jeden Tag neue Herausforderungen. Man muß sie halt einfach nur annehmen.

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