Die Fähigkeit, gründlich aufzuräumen
Vor zwei Wochen nervte der Verfasser dieser Zeilen die verehrte Leserschaft mit Fortschrittsberichten zum großen Aufräumen in seinem Büro. Das wird keine Sau wirklich interessiert haben, aber man musste es sich einfach mal von der Seele schreiben. Denn dieses große Aufräumen kam ja nicht von ungefähr. In jedem Leben gibt es Situationen, wo man – ganz egal ob man will oder nicht – durch äußere Umstände zu einer Neubestimmung des eigenen Standortes gezwungen ist. Solche Situationen erzeugen (jedenfalls beim Verfasser dieser Zeilen) einfach das Bedürfnis, bei der Gelegenheit dann gleich mal in jeder Beziehung „klar Schiff“ zu machen. Im Klartext: Bei der Situation, die eine komplette Neubestimmung unseres Standortes erzwang, reden wir von unseren Bankbeziehungen.
Das hätten wir uns im Leben nicht träumen lassen, daß wir auf unsere alten Tage doch noch mal wieder in den Armen der Deutschen Bank landen würden. Vor über 30 Jahren waren die „Blauen“ sogar mal Hausbank der Aktien-Gesellschaft für Historische Wertpapiere gewesen, und bis Ende des letzten Jahres (nach dem Börsengang 1996 über 22 Jahre lang) noch ganz offiziell deren Zahl- und Hinterlegungsstelle. Hätte aber dem Verfasser dieser Zeilen auch nur vor ein paar Wochen jemand prophezeit, daß die Deutsche Bank am Ende wieder zum Kreis der uns finanzierenden Banken gehören würde, so hätte besagter Verfasser laut losgelacht. Unvorstellbar. Doch seit 1983 (da erschien mit diesem Titel der letzte Bond mit Sean Connery in der Hauptrolle) wissen wir ja: Never say Never again.
Wie konnte das nur passieren? Das Bankhaus C. L. Seeliger in Wolfenbüttel ist eigentlich gar nicht so richtig schuld. Wir selbst aber sowieso schon mal gar nicht. Außer man wollte uns direkt zum Vorwurf machen, daß wir das Geschäft mit abwickelnden Offenen Immobilienfonds überhaupt betreiben. Schuld ist eigentlich eher die irrsinnige Kompliziertheit des seit Anfang 2018 geltenden neuen Investmentsteuerrechts und ein schier unglaublicher, fast ein Jahr lang unbemerkt gebliebener kapitaler Fehler des von der Seeligerbank beschäftigten Wertpapierdienstleisters. Dieser Fehler ließ sich jetzt nur noch mit einem alle Vorstellungskraft übersteigenden Aufwand korrigieren, und das sorgte für ziemlich miese Stimmung. Weder die Seeligerbank noch wir wollten wohl, dass es so kommt. Doch am Ende gab es wegen eines Vorkommnisses, für das beide Seiten überhaupt nichts konnten, so starke Dissonanzen in der Geschäftsbeziehung, daß wir dann besser doch noch einmal auf Brautschau gingen.
Mit dem vorher wirklich nicht erwarteten Ergebnis, daß neben der Volksbank Wolfenbüttel und der HypoVereinsbank neuerdings auch die Deutsche Bank wieder zu unseren wichtigsten Financiers gehört. Dabei kommt man dann außerdem noch zu der Erkenntnis: Fast alles was einem im Leben so passiert und was man erst mal gar nicht als so angenehm empfindet ist am Ende doch für irgendetwas gut gewesen. Am Ende müssen wir der Seeligerbank nämlich direkt dankbar sein, daß sie uns mit ihrem Verhalten ermuntert hat, uns noch einmal in der Welt umzuschauen. Denn die Neustrukturierung unserer Bankbeziehungen schlägt sich in unserer Gewinn- und Verlustrechnung sogar noch mit einer jährlich sechsstelligen Ergebnisverbesserung nieder.
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