Die hohe Kunst der Vermögensvernichtung

Jahrzehntelang ließ die einschlägige Werbung der Finanzbranche den gemeinen Bundesbürger glauben, sein Geld arbeite für ihn. Natürlich hat der gemeine Bundesbürger seinem Geld nie beim Arbeiten zusehen können – das geschieht im nach allen Regeln der Kunst abgedunkelten Verborgenen. Wir werden darauf am Ende dieses Beitrages noch einmal zurückkommen.

Im Dezember 2019 bricht sich nun aber die erschreckende Erkenntnis Bahn, daß sein Geld und die zu dessen getreuer Verwaltung engagierten Finanzexperten unter „Arbeit“ etwas völlig anderes verstehen als der gemeine Bundesbürger selbst. Natürlich arbeitet das Geld, aber, wie wir dieser Tage am Beispiel des CS Euroreal lernen durften, gerne auch mal gegen den Besitzer.

Im heute veröffentlichten Abwicklungsbericht des CS Euroreal per 30.09.2019 tauchen noch drei Objekte als „nicht verkauft“ auf: Ein Einkaufszentrum im tschechischen Olmütz (dessen katastrophaler Untergang eine Geschichte mit Ansage war) sowie zwei Einkaufszentren in Italien, die bis vor kurzem von der Verwahrstelle Commerzbank, dem Fonds CS Euroreal und den „unabhängigen“ Sachverständigenausschüssen stets über den grünen Klee gelobt und nach Fast-Vollvermietung sogar noch regelmäßig aufgewertet worden waren.

Auch die beiden Italien-Objekte wurden im Dezember verkauft, und zwar zu (angesichts der angeblichen Super-Vermietungsquoten und grandiosen Jahresmieten) überhaupt nicht nachzuvollziehenden grottenschlechten Preisen. Wir hatten das und die daraus folgenden empfindlichen Einschnitte beim Anteilwert an dieser Stelle schon ausführlich kommentiert.

Bleibt heute also nur noch ein pikantes Detail nachzutragen:

Alle drei Einkaufszentren hielt der CS Euroreal nicht direkt, sondern über Immobiliengesellschaften. Und diesen Immobiliengesellschaften hatte der CS Euroreal Gesellschafterdarlehn gewährt. In Zahlen sieht das so aus:

Olmütz/Tschechien: gutachterlicher Verkehrswert zuletzt noch 19,0 Mio. EUR (Anfang 2018 hielten die Sachverständigen noch 74,2 Mio. EUR für angemessen), verkauft im Oktober 2019 für ca. 12 Mio. EUR.

Galleria Porto degli Ulivi, Reggio Calabria: gutachterlicher Verkehrswert zuletzt 26,7 Mio. EUR (bis zuletzt regelmäßig aufgewertet, Anfang 2018 hielten die Sachverständigen erst 23,4 Mio. EUR für angemessen), verkauft im Dezember 2019 für den Spottpreis von 7-8 Mio. EUR – dummer Weise hatte der CS Euroreal der Besitzgesellschaft 11,7 Mio. EUR Gesellschafterdarlehn gewährt, von denen man jetzt eine ganze Menge á fonds perdu schreiben durfte.

EKZ Le Cupole, San Giuliano Milanese: gutachtlicher Verkehrswert zuletzt 52,4 Mio. EUR (in den letzten Jahren stets nur marginal um 1-2 Mio. EUR abgewertet worden), verkauft im Dezember 2019 für schätzungsweise 20 Mio. EUR – auch dies weniger als die 26,2 Mio. EUR, die der CS Euroreal der Besitzgesellschaft als Gesellschafterdarlehn herausgelegt hatte.

Nach den Erfahrungen der Vergangenheit, die Hoffnung stirbt bekanntlich immer zuletzt, ist natürlich nicht vollkommen auszuschließen, daß sich angesichts der besonderen Komplexität der Materie der von der Commerzbank beschäftigte Lehrling mal wieder total verrechnet hat. Wenn dies nicht zutrifft, müsste man allerdings sagen: Jahrelang die Verkehrswerte künstlich hoch halten (und natürlich auf die überhöhten Werte seine Verwaltungsgebühren zu kassieren) und dann die beiden Einkaufszentren ohne jede Vorwarnung für gerade einmal ein Drittel der angeblichen Werte zu verschleudern – so viel Kaltschnäuzigkeit kann sich wohl nur eine teilweise im Staatsbesitz stehende Bank leisten. Es spricht Bände über die Sorgfalt, mit der dort mit dem Geld anderer Leute umgegangen wird.

Zu letzterem Punkt hätten wir auch noch, colorandum causa sozusagen, ein kleines Detail beizutragen. Der Verfasser dieser Zeilen ist, was neue Technologien angeht, bekennender Idiot und Fortschrittsverweigerer. Glücklicher Weise trifft das auf die meisten unserer geneigten Leser aber so nicht zu. Soeben wies uns unser Leser Sascha P. nach Studium des heute von der Commerzbank veröffentlichten Abwicklungsberichtes des CS Euroreal auf die für ihn erkennbare Tatsache hin, daß das auf der homepage der Commerzbank veröffentlichte PDF laut für ihn entschlüsselbarer Objekteigenschaften seit Mittwoch, dem 09.12.2019 um 09:53 Uhr nicht mehr geändert wurde. „Die letzten 21 Tage nur gut abgehangen“, war sein süffisanter Kommentar. So viel zu der Selbstverpflichtung der Abwicklungsbank, die Anleger stets umfassend und zeitnah zu informieren …

Categories: Neuigkeiten