Gedanken zum Sonntag

Es ist der 30.10., Ende Oktober (!), und der Verfasser dieser Zeilen sitzt in Badehose auf der Terrasse. Schon wieder einer dieser Momente, in denen er zur Feder greift, obwohl er Ihnen, verehrte Leser/innen, eigentlich nichts zu sagen hat. Aber man muß ja wenigstens ab und zu mal von sich hören lassen. Auch wenn man sich als Rentner dazu ja nicht mehr soooo verpflichtet fühlen müsste.

Eben beim Checken meiner emails finde ich die beunruhigende Mitteilung eines Konglomerats von vier Versicherungen, allen voran die Gothaer: „Jeder 4. wird berufsunfähig – Schutz ab 13,94“. Mal abgesehen davon, dass ich mich (anders als vom Anbieter behauptet) nicht erinnern kann, am 20.12.2020 per „double-opt-in“ um diesen epochalen Newsletter gebettelt zu haben: Welchen Sinn macht es, einem aus dem Erwerbsleben inzwischen ganz offiziell ausgeschiedenen Rentner eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung andrehen zu wollen?

Da sind sie wieder, meine grundsätzlichen Zweifel an der Funktionsfähigkeit jeder computergestützten Kommunikation oder gar Interaktion. Eine dumme Maschine bleibt eine dumme Maschine bleibt eine dumme Maschine. Gerade erst vorgestern berichtete das Handelsblatt, dass sich VW und Ford unter Inkaufnahme von Milliarden-Abschreibungen aus einem Gemeinschaftsunternehmen zur Entwicklung autonom fahrender Fahrzeuge verabschieden. Allein VW hat damit jetzt 3,5 Mrd. EUR versenkt. Weil man nicht mehr glaubt dass sich so etwas mit vertretbarem Aufwand entwickeln lässt. Hätten die mich mal vorher gefragt (Wolfsburg ist von hier quasi in Rufweite), dann hätte ihnen der Gnom vom Rübenfeld gleich sagen können: Die Annahme dass jemals ein Fahrzeug völlig autonom zu fahren in der Lage sein könnte ist gequirlte Scheisse, so wie der ganze Irrglaube an die Erschaffbarkeit sogenannter Künstlicher Intelligenz an sich.

Schließlich kommt ja auch keiner auf die Idee, Pferde zu züchten, die durch gezielte Beeinflussung ihrer Gehirnströme selbständig einem geplanten Reitweg folgen, und der Reiter kann dabei Zeitung lesen. Außerdem, wenn Gott wirklich gewollt hätte, daß seine Schöpfung, der Mensch, die ihm mitgegebenen einzigartigen Fähigkeiten auch anders repliziert als auf die seit Jahrtausenden gebräuchliche Weise, dann wäre bei Elon Musk schon längst der Erzengel Gabriel erschienen und hätte ihm eine Lade voller essentieller Baupläne für KI übergeben, gegen das Versprechen, bei seinem nächsten Erdenbesuch einen völlig autonom fahrenden himmelblauen Tesla zu bekommen.

Was ich damit nur sagen will, ist: Der Mensch sollte endlich einmal in der Lage sein, natürliche Grenzen für sein Handeln zu erkennen. Nicht alles, was möglich oder auch nur denkbar erscheint, muß auch versucht werden. Die Atombombe ist dafür so ein Beispiel. Eine von Moral und Ethik geleitete Selbstbeschränkung der Menschheit den „Fortschritt“ betreffend wäre am Ende für die ganze Welt besser und gesünder.

Tatsächlich hat sich bislang nur ein einziges computergestütztes Ding als tragfähig erwiesen: Die regelmäßig in meinem email-Eingang zu findende oferta especial eines bekannten Weinhandelshauses. Die dort gebotene Aussicht auf 50 % Rabatt löst beim Verfasser dieser Zeilen jedes Mal ein schlechthin krankhaftes Bestellverhalten aus, als dessen Folge seine Garage inzwischen nicht mehr zum Abstellen von Kraftfahrzeugen benutzt werden kann. Es stehen zu viele Weinkartons im Weg. Vermutlich mehr, als der Verfasser dieser Zeilen und die beste Ehefrau von allen in den restlichen paar Jahren ihres Lebens auszuleeren in der Lage sein werden.

Das leitet nahtlos über zum nächsten Thema: Nicht nur Unmengen von Weinkartons werden unseren beiden Töchtern eines Tages im wahrsten Sinne des Wortes auf die Füsse fallen, sondern auch ein paar Regalmeter an Aktenordnern, in denen sich der administrative Teil des Lebens des Verfassers dieser Zeilen und (in deutlich geringerem Umfang) der besten Ehefrau von allen dokumentiert. Vor wenigen Minuten beim Ablegen der Abrechnung des Stromversorgers, des Wasserverbandes und der Grundbesitzer-Haftpflicht ging mir durch den Kopf: Wie um Himmels willen sollen unsere beiden Töchter denn am Tag X einordnen können, was davon wichtig ist und was nicht? Sollte man die Ordner nicht zusätzlich beschriften mit „kann gleich weg“ und „mal 3-4 Jahre aufheben und schauen ob noch was kommt“?

Heute ist ein Tag, an dem ich ausnahmsweise mal nichts, aber auch gar nichts weiter vorhabe (außer heute Abend bei Marco Polo in Stöckheim für die beste Ehefrau von allen und mich Pizza zu holen). Diese vorübergehende Unterforderung meines Gehirns führt offenkundig zum Abgleiten in’s Philosophische. „Kann gleich weg“ und „mal 3-4 Jahre aufheben und schauen ob noch was kommt“, ist das nicht das gleiche Prinzip, nach dem auch unsere abwickelnden Immobilienfonds ihre sogenannte Liquiditäts-Risikovorsorge betreiben? Wenn man mal auf die in ihrer Abwicklung weit fortgeschrittenen Fonds schaut: Bei keinem Fonds ist in der Abwicklungsperiode auch nur ein einziges der angeblich hundertfach bestehenden Restrisiken virulent geworden. Im Gegenteil, viele Fonds fanden beim Ausfegen noch Geld in irgendwelchen Schubladen, von dem gar keiner mehr gewusst hatte. Am Ende steigerten sie ihren Net Asset Value damit sogar noch.

Eigentlich könnten die Fonds also das ganze Geld ihren Anlegern gleich zurückgeben, tun sie aber nicht. Und, ehrlich gesagt, wäre das nicht so, dann hätte die CS Realwerte AG ja auch kein Geschäftsmodell. Deshalb wollen wir uns über die völlig übertriebene Liquiditäts-Risikovorsorge der Fonds mal gar nicht all zu laut beklagen. Vor allem nicht in Zeiten steigender Zinsen, wo die Fonds nun keine Verwahrentgelte mehr beikuhlen müssen, sondern auf ihre hunderte von Millionen gehorteter Bankguthaben plötzlich wieder Zinsen erwirtschaften. Sie mutieren damit sozusagen ganz ungewollt zu kleinen Geldmarktfonds. Was später in einer netten kleinen Zusatz-Ertragsausschüttung an die Anteilscheininhaber resultieren wird.

Wir haben das für uns jetzt mal durchgerechnet. Nach den Zinssicherungsmaßnahmen des vergangenen Jahres sind auf Sicht nur noch 7,35 Mio. EUR unserer Bankkredite variabel verzinst. Ein Prozent Zinsanstieg kostet uns also in unserer G+V 73.500 EUR. Nach unseren Anteilen quotal gerechnet stehen aber in den Fonds rd. 42 Mio. EUR Bankguthaben dagegen. Mal angenommen, die Fonds bekämen diese Guthaben demnächst mit 1,5 % p.a. verzinst, dann sind das für uns abzüglich des zu erwartenden Zinsmehraufwandes zusätzliche Ertragsausschüttungen von rd. ½ Mio. EUR – und zwar pro Jahr.

Man ist also beinahe versucht, Frau Lagarde ein bis zwei Kistchen Champagner vorbeizubringen (auch davon steht genug in unserer Garage, denn auch für Puffbrause gibt’s bei Wein & Vinos regelmäßig eine oferta especial). Verbunden mit dem ganz uneigennützigen Rat an die nette Dame, die Zinsen weiter möglichst schnell anzuheben. Je mehr, desto besser für die CS Realwerte AG.

Abschließend noch der Ausblick: Vermutlich in der zweiten November-Woche werden wir berichten, ob und wenn ja in welcher Höhe es im November eine Ausschüttung des CS Property Dynamic geben wird. Anfang Dezember kommt die Info zur turnusgemäß für Mitte Dezember anstehenden Ausschüttung des CS Euroreal. Bereits Mitte Januar 2023 wird die CS Realwerte AG dann ihre vorläufigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2022 publik machen.

Die nächstjährige Hauptversammlung ist für den 25. August 2023 in Wolfenbüttel geplant.

Categories: Neuigkeiten