Aus der Traum
Wer geglaubt hatte, angesichts überschiessender Inflationsraten würden Sachwerte wie Immobilien wertstabil bleiben, könnte sich getäuscht haben.
M & G Real Estate, kein irgendwer sondern immerhin der Immobilieninvestmentarm des Londoner Finanz- und Versicherungsgiganten Prudential plc, warnt in seinem gerade erschienenen „Global Real Estate Outlook“: Die uns noch bevorstehenden Wertverluste an den Immobilienmärkten könnten sogar noch größer ausfallen als in der letzten globalen Finanzkrise.
Das korrespondiert irgendwie mit dem ganz komischen Bauchgefühl, das den Verfasser dieser Zeilen schon vor Monaten beschlichen hat. Obwohl es auf den ersten Blick doch sinnvoll erscheinen würde, der Inflation ein Schnippchen zu schlagen mit dem Kauf eines Korbs voller Immobilienaktien, habe ich im Laufe dieses Jahres bei der privaten Vermögensanlage alle Engagements in Immobilien-Werten restlos aufgelöst.
Wieder muß ich jetzt daran denken, was mir bei einer der vorvorletzten Krisen ein ganz alter Hase und guter Bekannter mal im Hinblick auf die Ereignisse um den „Black Friday“ Ende der 1920er Jahre gesagt hatte: „Zerlegt hat es nicht die Leute, die langfristig investiert waren und blieben. Zerlegt hat es die, die im Crash zu früh wieder eingestiegen sind.“
Im August 2011 fasste der Aufsichtsrat der Aktien-Gesellschaft für Historische Wertpapiere den folgenschweren Beschluß, vorhandene Überschußliquidität in Anteilen des DEGI Europa zu parken. Das war der Anfang unserer später so bemerkenswerten Entwicklung in dieser ganz speziellen Marktnische, die Ende 2014 mit der Auslagerung dieses Geschäfts in die CS Realwerte AG erst richtig Fahrt aufnahm.
Ebenfalls im August 2011 war der Immobilienmarkt auf der Bewertungsskala ungefähr da, wo er vermutlich im Laufe des nächsten Jahres wieder ankommen wird. Insofern hatte der Verfasser dieser Zeilen das überaus lehrreiche Vergnügen, inzwischen einen kompletten Zyklus mit ständiger intensiver Marktbeobachtung mitzumachen. Mit diesem auf meine alten Tage noch neu erworbenen Wissen kann ich nur darauf hinweisen, daß die Leute von M & G Real Estate vermutlich Recht haben: Das Schlimmste kommt erst noch.
Letzte Woche sagte mir einer unserer Aufsichtsräte, er habe gerade ein bißchen Geld über, was man derzeit denn sinnvoller Weise damit machen könne. Die einzig ehrliche Antwort lautet derzeit aber: Nichts. Der Verfasser dieser Zeilen hat im Laufe seines Lebens schon mehrfach bis zu den Knöcheln im Blut gestanden, es aber wundersamer Weise immer wieder überlebt. Aus all dieser Erfahrung wäre heute der Rat, ganz egal welche Anlagemärkte es betrifft: Der schönste Platz ist manchmal an der Seitenlinie. Es läuft einem ja nichts weg. Neue gute Gelegenheiten werden auch in den nächsten Jahren immer wieder kommen.
Entschleunigen Sie. Machen Sie einfach mal nichts. Überraschender Weise werden Sie bald bemerken, daß Sie plötzlich auch wieder viel besser schlafen. Die Party ist für’s erste vorbei, und die Katerstimmung dauert nach aller historischen Erfahrung ein paar Jahre. Ich sage Ihnen rechtzeitig Bescheid, wenn es wieder Zeit wird aufzustehen und zu tanzen.
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