Die Welt ist gaga
Die Welt ist gaga, sie war es schon immer, und sie wird es auch immer bleiben.
Gerade befasst sich ein vierköpfiges Readaktionsteam des „Spiegel“ mit dem milliardenschweren Immobilien-Imperium des österreichischen Glamourboys René Benko. Sie wissen schon, der, der Karstadt-Kaufhof gerade das zweite Mal vor die Wand fahren ließ, nachdem er schon vor Jahren mit Schützenhilfe einer stinkreichen thailändischen Familie die Perlen wie das Berliner KdW herausgelöst und in seine Privatschatulle umgebucht hatte.
Lange hielt man den schönen René für ein ausgesprochenes Genie im Immobiliengeschäft. Der „Spiegel“ meint nun aber zu wissen, dass dem Genie inzwischen ziemlich der Arsch auf Grundeis geht. Denn seine ganzen stark kreditfinanzierten neuen Projekte funktionierten in den letzten Jahren vor allem dank, wenn nicht sogar nur durch regelmäßiges Hochschreiben der Verkehrswerte im Bestand. Ohne diese nur auf dem Papier gezeigten Gewinne sähe das Signa-Imperium des Herrn Benko wohl derzeit nicht besonders prall aus, glaubt der „Spiegel“.
Schon sieht man einige seiner Prestige-Projekte wackeln, allen voran den Elbtower, der demnächst mal an den Hamburger Elbbrücken in der Gegend rumglitzern sollte.
Was den Verfasser dieser Zeilen jetzt wundert, ist die Tatsache, dass sich überhaupt jemand über das mögliche Scheitern eines Immobilien-Tycoons wundert. Das war doch bisher in jedem Zyklus so. Warum sollte es ausgerechnet heute ganz anders kommen? Von daher gilt eben auch: Wer die Krise am Immobilienmarkt vorschnell für beendet erklärte (einige Stimmen in der Wirtschaftspresse klangen in den letzten Wochen danach), der hat, mal ausgesucht freundlich ausgedrückt, scheinbar ein ganz sonniges Gemüt. In jedem Abschwung fressen sich die Probleme zwar langsam, aber mit der Unaufhaltsamkeit eines Flözbrandes in die Branche hinein. Deren Zyklik und Volatilität übrigens, allen Ammenmärchen vom „Betongold“ zum Trotz, auch nicht kleiner ist als die des Aktienmarktes. Schon seit einem Jahr treibt den Verfasser dieser Zeilen der Gedanke um: Das dicke Ende in den Immobilienmärkten haben wir im gegenwärtigen Abschwung noch lange nicht gesehen.
All das durfte der Verfasser dieser Zeilen in den letzten 11-12 Jahren über einen vollständigen Zyklus hinweg lernen, nachdem ihn das Schicksal ganz unerwartet in den Nischenmarkt „abwickelnde Offene Immobilienfonds“ geführt hatte.
Und warum? Nur weil die Aktien-Gesellschaft für Historische Wertpapiere um 2010/11 mit Sondergeschäften mit bis heute unbezahlten Mexico-Anleihen von Anfang des letzten, Ende des vorletzten Jahrhunderts richtig viel Geld gemacht hatte, das sinnvoll unterzubringen war. Durch Ausgliederung dieser Aktivitäten aus der AG Hist entstand dann Ende 2014 die CS Realwerte Aktiengesellschaft. Übrigens, von den damaligen Käufern dieser Bonds, die in der Spitze sechsstellige Beträge pro Stück bezahlten, hat man später nie wieder etwas gehört …
Daran musste der Verfasser dieser Zeilen heute schmunzelnd denken. Seit Wochen kriegt er aus Südamerika per email die Bude eingerannt von Leuten, die Schuldverschreibungen der Stadt Elberfeld kaufen möchten – ausgegeben im März 1922 mit einem kurz darauf von der Hyperinflation vollkommen entwerteten Nennwert von 1.000 Papiermark. Hauptsache unentwertet und es sind noch Kupons dabei, das braucht man halt heute von Brasilien bis Peru.
Auf einer unserer Online-Auktionen Anfang letzten Jahres wurde so ein Stück zuletzt mit 12 Euro zugeschlagen. Heute zahlen mir allwissende Investoren aus Brasilien 750 Euro pro Stück.
Die Welt ist gaga, und sie wird es immer bleiben. Darauf mal wieder ein Pülleken Puffbrause … o:)
Categories: Neuigkeiten