Wer den Pfennig nicht ehrt ist des Talers nicht wert

Im Prinzip ja. Aber die Leidensfähigkeit der Altanleger möchte doch bitte auch nicht auf eine all zu harte Probe gestellt werden. Diese Mahnung geht an die Commerzbank, die für den von ihr administrierten Fonds DEGI International die turnusgemäße Ausschüttung am 26.10. mit sensationellen 2 cent je Anteil ankündigt. Was übrigens unter allen abwickelnden Offenen Immobilienfonds neuer Negativrekord ist. Unterboten werden könnte das nur noch, wenn sich demnächst mal ein Fonds erdreistet, 1 cent/Anteil auszuschütten.

Über 60 Mio. EUR hält die Commerzbank für den DEGI International immer noch gebunkert, von denen die Anleger jetzt gerade einmal mickrige 0,73 Mio. EUR zurückerhalten sollen. Obwohl der Fonds seine letzte „richtige“ Immobilie bereits im März 2017 verkauft hatte.

Wie ein Klotz am Bein hängt ihm aber das „Millenium Business Center“ in Bukarest, das nach einem Blitzeinschlag im Juni 2009 ziemlich abgefackelt war und seitdem als bauzaunumsäumte Ruine das Stadtbild ziert. Man streitet sich scheinbar bis heute mit Versicherungen, und das ganze entwickelt sich für die Fondsanleger inzwischen zu einer „never ending story“ – auch über 14 Jahre nach dem Schadensereignis kein Ende in Sicht. Selbst ein zwischendurch sogar schon mal vergebener Instandsetzungsauftrag verschwand genau so sang- und klanglos wie das in diesem Zusammenhang vor dem Gebäude vor 3-4 Jahren mal aufgestellte riesige Bauschild.

Die mit der heutigen Ausschüttungsankündigung nur noch unterstrichene „Leistung“ der Abwickler bestätigt am Ende die Richtigkeit unserer vor zwei Wochen getroffenen Entscheidung, uns auch von unseren restlichen 0,5 Mio. Anteilen (von Anfang des Jahres noch 1,3 Mio. Stück) des DEGI International komplett zu trennen. Der erzielte Kurs war nicht wirklich zum Lachen, die Auflösung der Position bescherte uns einen unschönen Kursverlust. Doch auch hier gilt eben: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Obwohl es dem Verfasser dieser Zeilen schon einen Stich in’s Herz gibt. Der sensationelle Verkauf des „Metropolitan“ in Warschau durch den DEGI International im Okt. 2014 an einen Deutsche-Bank-Fonds für 200 Mio. EUR und damit fast 15 % über dem zuletzt festgestellten Verkehrswert war damals für uns der game changer.

Nebenbei bemerkt, das beleuchtet nämlich auch ganz gut die seinerzeitige Herangehensweise, als unsere Fonds noch dutzende von Einzelobjekten zu verkaufen hatten und Wissen über Erfolg oder Mißerfolg kriegsentscheidend war: Schon Monate vor der offiziellen Verkaufsmitteilung konnte man den beim Verkauf des „Metropolitan“ erzielten Preis kennen – jedenfalls, wenn man in der Lage war, bei der damals zu unserem Arbeitsalltag gehörenden regelmäßigen Internet-Recherche die diesbezügliche Veröffentlichung der polnischen Kartellbehörde im polnischen Staatsanzeiger zu finden, die das Geschäft zuvor absegnen musste.

Dieser damals ganz bemerkenswerte Erfolg brachte in das Thema „abwickelnde Offene Immobilienfonds“ so viel Schwung, daß erst diese Entwicklung Ende 2014 überhaupt zu dem Entschluß führte, die CS Realwerte AG in ihrer heutigen Form zu installieren und das Thema künftig gewinnbringend und höchst professionell zu bearbeiten.

Tempi passati. Adieu, DEGI International. Am Ende war der sagenhaft gute Verkauf des „Metropolitan“ ( das Gebäude schaffte es später sogar als Abbildung auf die Aktienurkunden der CS Realwerte AG) nichts weiter als ein verirrter Sonnenstrahl zwischen dicken grauen Wolken. Der Verkauf der übrigen 4 Objekte auf der Resterampe des DEGI International, bei Eintritt in die Abwicklung 2009 nach Ansicht der famosen „Sachverständigen“ noch 206,8 Mio. EUR wert, spülte am Ende gerade mal 120 Mio. EUR in die Kasse. 40 % des Wertes, den man den Anlegern für diese vier Hütten jahrelang vorgegaukelt hatte, gingen dann einfach mal durch den Schornstein.

Wobei man schon damals eine Vorahnung bekommen konnte, daß sich die Fondsmanager 2006 beim Kauf der zwei rumänischen Objekte von griechisch-balkanesischen Kaschuben ordentlich hatten über den Tisch ziehen lassen: Das andere Bukarest-Objekt, das „Construdava Business Center“, stand mal mit 26,5 Mio. EUR in den Büchern des Fonds. Als es 10 Jahre nach dem Erwerb wieder auf den Markt geworfen wurde, fand sich zwar ein Käufer. Aber dem war es dann nur noch rund 6 Mio. EUR wert.

Die – bis heute ohne greifbares Ende gebliebene – Historie des „Millennium Business Center“ sieht auch nicht besser aus: Ein griechischer Immobilienentwickler startete das Hochhausprojekt im Jahr 2001, wobei es von Anfang an erbitterten Streit gab mit dem unmittelbaren Nachbarn, der orthodoxen Kirche. Ein 72 m hoher Büroturm mit 19 Stockwerken: Es war allgemein bekannt, daß die Bukarester Feuerwehr einen Brand in einem derart hohen Gebäude mit ihrer damaligen Ausrüstung gar nicht wirksam bekämpfen konnte. Trotzdem sparten sich die Erbauer bei diesem Billighochhaus sogar so rudimentäre Installationen wie eine Sprinkleranlage. Auch deswegen schätzte die Fachpresse damals die Baukosten des „Millennium Business Center“ auf für ein 26.600-m²-Objekt unglaublich niedrige 35 Mio. US-$. Warum der DEGI International nach der Fertigstellung Mitte 2006 dann nicht weniger als 110 Mio. EUR rausforkte für diese zuvor mit illustren Mietern wie der Börse Bukarest dekorierte Billigbude, das wird wohl das Geheimnis aller Beteiligten bleiben …

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