Länger scheintot als lebendig

Bereits am 15.11. veröffentlichte CACEIS die Investorenmitteilung „Schlussauszahlung des Investmentfonds AXA Immoselect“. Nachdem im Juli 2024 (nach 5-jähriger Ausschüttungspause) bereits 14 cent/Anteil ausgeschüttet worden waren, dümpelte der Rücknahmewert der Anteile zuletzt noch bei 9 cent/Anteil vor sich hin. Das bei der Auflösungsentscheidung im Okt. 2011 noch stolze Fondsvermögen von gut 2,5 Mrd. EUR war im Zuge der Abwicklung somit bereits um 99,8 % geschrumpft auf nur noch  4,3 Mio. EUR.

Die endgültige Auflösung war zuletzt noch vom Abschluß eines laufenden Gerichtsverfahrens abhängig. CACEIS teilt jetzt mit, daß der Rechtsstreit beigelegt ist und die Liquidation endlich abgeschlossen werden kann. Interessanter Weise wartet CACEIS dabei nicht das Auslaufen sämtlicher Restrisiken ab. Diese wurden vielmehr bei Erstellung des letzten Abwicklungsberichtes bewertet und von CACEIS gegen Auskehrung der dafür gebildeten Rückstellungen übernommen. Für die Bank ist dies scheinbar die wirtschaftlich sinnvollere Lösung im Vergleich zu der Alternative, noch einige Jahre länger regelmäßig einer dürren Leiche die Fingernägel zu lackieren.

Im Juni 2002 war der AXA Immoselect aufgelegt worden. Im Nov. 2009 wurde die Rücknahme der Anteilscheine erstmals ausgesetzt, das Geld der Investoren steckte damit fest. Die 15 Jahre, die sie am Ende auf die Zahlung der Schlußrate warten mussten, sind eine mehr als doppelt so lange Zeitspanne wie die gut 7 Jahre, in denen der Fonds aktiv vertrieben wurde. Und zwar so aktiv, daß man sich bei AXA nach Bekunden des damaligen Fondsmanagers in den Büros im Herzen von Frankfurt fast jeden Tag zum Feierabend eine Flasche Schampus auf die neuerlichen Vertriebserfolge gönnte. Sic transit gloria mundi.

Nur noch als kleines Fazit zum Schluß: Nachdem die Auflösungsentscheidung zum AXA Immoselect gefallen war nahmen die Verkäufe schnell Fahrt auf, in einem Fall packte man sogar über 20 quer über Europa verteilte Objekte in ein einziges Paket. So gelang des dem Fonds zwar, schon im ersten Jahr der Liquidation über die Hälfte seiner Immobilien zu verkaufen, doch das hatte seinen Preis: Die erzielten Verkaufspreise lagen im Schnitt rund 25 % unter den zuletzt von unabhängigen Gutachtern veranschlagten Verkehrswerten. So viel zur tatsächlichen Aussagekraft von (regelmäßig teuer bezahlten) Wertgutachten bei Immobilienfonds. Dass der Gesetzgeber als eine der Konsequenzen aus der letzten Krise nunmehr verlangt, daß jedes Objekt eines Immobilienfonds von zwei Gutachtern bewertet wird macht die Sache keinen Deut besser: Zwei Blinde sehen nämlich ganz genau so viel wie ein Blinder …

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