Armes Deutschland
Nach dem vor über 40 Jahren von seinem damaligen Chef bei den Braunschweiger Luther-Werken erlernten Motto „Die Haare wachsen während der Dienstzeit, also dürfen sie auch während der Dienstzeit geschnitten werden“ machte sich der Verfasser dieser Zeilen mit seinem Diesel-Fahrzeug des benachbarten Hütchenspieler-Konzerns heute mittag auf den Weg zum Friseur in Braunschweig. Es wird niemanden interessieren, daß er seit 1977, also inzwischen 42 Jahre lang, von stets der selben Dame die Haare geschnitten kriegt; aber erwähnt sei es, nur der Vollständigkeit wegen, trotzdem.
Auf dem Weg in die Stadt kamen zwei Dinge zu seiner Kenntnis, die ihm die Aufnahme in das „Lexikon des unnützen Wissens“ allemal wert erscheinen und die deshalb zwangsläufig auch unserer geneigten Leserschaft zur Kenntnis gelangen.
An der Theodor-Heuß-Straße (ausgerechnet Theodor Heuß, der würde sich im Grabe umdrehen, wenn er es wüsste) sprangen dem vorbeifahrenden Automobilisten zwei Schlagzeilen auf einem Wahlplakat der Linkspartei in’s Auge:
Rüstungsexporte verbieten – europaweit
Flüchtlinge retten – selbstverständlich (mit Abbildung eines Rettungsrings)
Also, mal mit den Worten eines einfachen Menschens vom Rübenfeld ausgedrückt: Schluß mit der Rumballerei, und die armen Flüchtlinge selbstverständlich aus dem Wasser ziehen. Bemerkenswerte Forderungen für eine Partei, die, als sie noch staatstragend war, mit größter Selbstverständlichkeit auf Flüchtlinge schießen ließ, die versuchten über die Spree nach West-Berlin zu schwimmen. Aber da sind wir auch schon wieder bei dem Punkt: Historiker, die gewohnheitsmäßig die Vergangenheit im Hinterkopf behalten, sind in unserer Gesellschaft eine vernachlässigenswert kleine Restgröße. Auf die kann die Werbeagentur der Linkspartei nun weiß Gott nicht auch noch Rücksicht nehmen.
Der zweite Eintrag im „Lexikon des unnützen Wissens“ sind gewisse Regeln, die in Deutschland jedermann und jederfrau (auch Muslime und Kommunisten) an stillen christlichen Feiertagen zu beachten hat. Verboten ist alles, was das „reiligiöse sittliche Empfinden an stillen christlichen Feiertagen zu verletzen“ geeignet ist. Wir sagen Ihnen das jetzt gerade noch rechtzeitig, denn morgen der Karfreitag ist zum Beispiel so ein Feiertag. Beachten Sie bitte das morgen geltende Tanzverbot. Und sollten Sie die Gewohnheit haben, öffentlich Filme aufzuführen, so denken Sie bitte daran, was Sie morgen nicht zeigen dürfen. Es gibt eine Index-Liste mit 756 Filmen, die an stillen christlichen Feiertagen tabu sind. Daß dazu zum Beispiel „Das Leben des Brian“ gehört, leuchtet noch irgendwie ein. Aber warum auch alle Bud-Spencer-Filme und selbst „Heidi“ auf dieser Liste stehen, wissen wahrscheinlich nicht einmal die Bürokraten, die diese Liste erst im Jahr 2016 wieder auf Kosten des Steuerzahlers verfertigt haben.
Liebe Leute: Es ist unglaublich, was für ein Scheiß in Deutschland von der Bürokratie so alles geregelt wird. Wenn wir den Staat so weitermachen lassen, wird das öffentliche Leben irgendwann vollständig zum Erliegen kommen. Aber wahrscheinlich liegen in irgendeiner Schublade in einer deutschen Amtsstube auch schon fix und fertig die Vorschriften, wie man sich zu verhalten hat, wenn das öffentliche Leben wegen Überregulierung zum Erliegen gekommen ist.
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