Zwergenrekord

Also, ehrlich gesagt, der Verfasser dieser Zeilen schreibt das heute nicht, weil die Welt händeringend auf diese Nachricht gewartet hätte. Eher schon, damit die verehrte Leserschaft nicht irgendwann ob des beständigen Schweigens hier am Ende noch glaubt, er stecke als stets zu neugieriger Mensch in irgendeiner stillgelegten russischen Gaspipeline fest und könne sich deshalb nicht mehr äußern.

Namenspatron der heutigen Überschrift ist der Fonds AXA Immosolutions. Mit einem Fondsvolumen von heute gerade noch 0,2 Mio. EUR muß man ihn schon mit der Lupe suchen, um von seiner Existenz als quasi Untoter der Finanzmärkte überhaupt noch Kenntnis nehmen zu können. Nicht wesentlich anders sieht es aus beim AXA Immoselect, beim TMW Immobilien Weltfonds (der kürzlich ohnehin seine endgültige Auflösung bis Jahresende annonciert hatte) und beim UBS (D) 3 Sector Real Estate Europa.

Für unsere Statistik sind diese vier inzwischen auf Zwergengröße geschrumpften Fonds inzwischen so etwas wie für den Betrunkenen die Laterne: Dient nicht zur Erleuchtung, sondern zum Festhalten. Konsequenter Weise werden wir diese Fonds ab Oktober aus unseren Monatsübersichten rausnehmen.

Zwölf kleine Negerlein …

… finden sich bisher noch in unserer monatlich veröffentlichten Übersicht der abwickelnden Immobilienfonds. Vor einigen Wochen kündigte bereits der AXA Immosolutions seine Auflösung voraussichtlich bis zum Jahresende 2022 an. Nach der kürzlichen vorletzten Ausschüttung war dieser Fonds mit einem Restvolumen von nur noch 0,2 Mio. EUR ohnehin nur noch mit der Lupe wahrnehmbar.

Jetzt verkündete die Verwahrstelle Caceis Bank auch für den TMW Immobilien Weltfonds sein Ende: Zum Geschäftsjahresende 30.09.2022 soll der Fonds endgültig aufgelöst werden, die Auszahlung des aktuell noch 0,25 EUR/Anteil = 3,8 Mio. EUR betragenden Netto-Inventarwertes wird für das IV. Quartal avisiert.

Beide Fonds werden deshalb konsequenter Weise ab Oktober aus unserer Monatsübersicht zu streichen sein. Dann sind’s nur noch zehn kleine Negerlein, und der Verfasser dieser Zeilen darf sich jedes Mal wenn wieder eines verschwindet einen neuen Abzählreim ausdenken.

Keine besonderen Vorkommnisse

Vor einigen Minuten endete die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der CS Realwerte AG, auf der rd. 25 Aktionäre persönlich anwesend waren. Drei Aktionäre stellten Frage, die vom Vorstand anschließend beantwortet wurden. Den Beschlußvorschlägen der Verwaltung wurde in den Abstimmungen (abgesehen von jeweils 3 Gegenstimmen) von den anwesenden Aktionären einstimmig gefolgt.

Alles hat ein Ende

Die abwickelnden Offenen Immobilienfonds teilen sich in zwei Gruppen: Die sog. „big three“ CS Euroreal, KanAm grundinvest und SEB ImmoInvest, denen die BAFin auf Grund ihrer Größe und Komplexität per Ausnahmeerlaubnis bis zum Übergang auf die Depotbank (heute: Verwahrstelle) eine eigene Abwicklungszeit von 5 Jahren zugestanden hatte. Diese Frist endete bei diesen drei Fonds demnach erst am 1.1.2017 (KanAm) bzw. Ende April 2017 (CS und SEB). Es dauerte dann noch bis Ende 2019 bzw. Frühjahr 2020, bis die Verwahrstellen innerhalb der für sie nun geltenden weiteren 3-Jahres-Frist auch die letzte Fondsimmobilie veräußert hatten. Auf die Auskehrung eines nicht kleinen Teils der Erlöse warten die Anleger bis heute.

Alle anderen der mehr als ein Dutzend nach der letzten Finanzkrise 2008/09 endgültig geschlossenen und abzuwickelnden offenen Immobilienfonds durften nicht auf Milde hoffen: Sie hatten sich schon bei der Eigenabwicklung an die im Gesetz vorgesehenen drei Jahre zu halten. Diese Fonds haben bei ihrer Liquidation deshalb einen etwa zweijährigen Vorsprung gegenüber den „big three“. Dieser Vorlauf ist für uns ausgesprochen praktisch, denn die Beobachtung der Entwicklung der schon früher ganz zugefalteten Fonds erlaubt uns eine einigermaßen gesicherte Prognose für den voraussichtlichen weiteren Abwicklungsverlauf der „big three“.

Sehr aufschlussreich vor diesem Hintergrund das, was uns heute der AXA Immosolutions wissen ließ: Einer der kleinsten seinerzeit geschlossenen Fonds, aus seinem aktuellen Rücknahmewert von 2,19 EUR/Anteil errechnen sich ohnehin nur noch gut 0,8 Mio. EUR Restvolumen. Von diesen 2,19 EUR geht in wenigen Tagen die heute mit 1,65 EUR/Anteil angekündigte nächste Ausschüttung ab, und das Fondsmanagement hofft weiterhin, den Fonds bis Jahresende 2022 ganz abgewickelt zu haben. Colorandum causa: Die aktuelle Ausschüttung ist bereits höher als der Börsenkurs in den letzten Wochen – zu dem es aber zugegebener Maßen zuletzt kaum noch Umsätze gab.

Auch wenn man es nach all den teilweise verwirrenden Erfahrungen der letzten Jahre kaum noch glauben mochte: Alles hat auch bei diesem Spezialthema ein Ende …

Yes, we did

Bis gestern suchte man den SEB ImmoInvest in unseren Bestandsübersichten vergeblich. Zu fragwürdig schien uns die Qualität des Restbestandes zu sein, als noch nicht alle Immobilien verkauft waren. 2021 war das Thema „Immobilienverkauf“ dann endlich erledigt. Anschließend legte der SEB ImmoInvest mit der Ausschüttung seiner Liquidität ein Rekordtempo vor, jedenfalls, wenn man das mit den anderen beiden der „big three“ verglich, dem CS Euroreal und dem KanAm grundinvest. Irgendwie ergab sich deshalb nie ein Zeitpunkt, zu dem sich ein Engagement wirklich aufgedrängt hätte.

Aber heute haben wir eine erste Position gekauft. Nicht etwa, weil der SEB ImmoInvest jetzt ein besonders attraktives Wertaufholungspotential hätte. Bei einem Net Asset Value von 0,91 EUR und einem Börsenkurs von etwa 0,73 EUR liegt das prozentual auch nur etwa zwischen dem Niveau eines CS Euroreal und eines KanAm grundinvest. Letztere hatten dieses im Vergleich niedrige Niveau allerdings erst durch signifikante Kurssteigerungen in den letzten paar Wochen erreicht – vorher waren sie einfach jahrelang attraktiver gewesen als der SEB. Bei dem uns übrigens gefällt, dass er mit rd. 20 cent/Anteil die mit Abstand höchsten Rückstellungen aller abwickelnden Fonds besitzt. Davon wird nicht wenig noch aufgelöst werden können, und das führt dann unmittelbar zu einem Extra-Bonus in Form von Anstiegen des Net Asset Value. Wie uns schon der Ohrwurm von ABBA trällerte: „Take a chance on me …“

 

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