Auflösungserscheinungen

Aus gegebenem Anlaß hatten wir uns in dieser Woche mit der Frage zu beschäftigen, wie lange die Auflösungsprozesse bei den einzelnen Fonds wohl noch laufen werden. Dabei haben wir ja die kuriose Situation, mindestens mal bei einigen erst wenige Jahre vor Ausbruch der Finanzkrise neu aufgelegten Fonds wie dem TMW Immobilien Weltfonds, daß die Dauer der Abwicklung mancher Fonds schon jetzt länger ist als die Dauer ihres früheren aktiven Lebens.

In der Annahme, daß es den einen oder anderen Leser interessieren könnte, listen wir hier mal (unkommentiert und ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder letzte Aktualität) auf, über welche Informationen wir bei einzelnen Fonds bis jetzt verfügen.

 

AXA Immoselect (Verwahrstelle: CACEIS)

in die Abwicklung gestartet mit 2.455 Mio. EUR Immobilienvermögen (66 Objekte)

letzter Immobilienverkauf im Dez. 2017

Fondsvermögen (im wesentlichen die Liquiditätsreserve) aktuell noch 12 Mio. EUR = 0,5 % vom Startwert

Investorenmitteilung Juli 2018: Hauptsächlich aufgrund der turnusmäßigen Reduzierung der Liquiditätsreserve für Garantie- und Gewährleistungszusagen aus den Veräußerungsgeschäften und der dadurch freigewordenen Liquidität ist eine weitere Ausschüttung per 26. Juli 2018 möglich. Die Liquiditätsreserve wird aufgrund des Auslaufens von Haftungsrisiken – nach derzeitiger Einschätzung bis Q2 2021 – sukzessive abgebaut.

Unsere Bestände haben wir im laufenden Jahr verkauft.

 

AXA Immosolutions (Verwahrstelle: CACEIS)

in die Abwicklung gestartet mit 262 Mio. EUR Immobilienvermögen (8 Objekte)

letzter Immobilienverkauf im Dez. 2017

Fondsvermögen (im wesentlichen die Liquiditätsreserve) aktuell noch 5 Mio. EUR = 1,8 % vom Startwert

Abwicklungsbericht zum 30.04.2019: Auf Basis des derzeitigen Stands gehen wir davon aus, dass der Fonds bis Ende des Jahres 2020 Liquiditätsreserven für potenzielle Garantie- und Gewährleistungsansprüche zurückhalten muß.

Unsere (ohnehin nur geringfügigen) Bestände hatten wir bereits im Vorjahr verkauft.

 

CS Euroreal (Verwahrstelle: Commerzbank)

in die Abwicklung gestartet mit 5.797 Mio. EUR Immobilienvermögen (98 Objekte)

letzter Immobilienverkauf muß bis April 2020 erfolgt sein

Fondsvermögen aktuell noch 727 Mio. EUR = 12,5 % vom Startwert (2 Immobilien 79 Mio. EUR, Liquidität 765 Mio. EUR)

Eine offizielle Stellungnahme zur Auflösungsgeschwindigkeit kann frühestens im Abwicklungsbericht per 30.09.2019 erwartet werden, der bis Jahresende 2019 zu veröffentlichen ist.

 

CS Property Dynamic (Verwahrstelle: Commerzbank)

in die Abwicklung gestartet mit 400 Mio. EUR Immobilienvermögen (17 Objekte)

letzter Immobilienverkauf im März 2019

Fondsvermögen (im wesentlichen die Liquiditätsreserve) aktuell noch 49 Mio. EUR = 12,1 % vom Startwert

Abwicklungsbericht zum 31.08.2019: Aufgrund vorstehend geschilderter Problemstellungen ist eine finale Auflösung nicht vor dem Jahr 2029 zu erwarten. Nach aktuellem Sach- und Kenntnisstand wird angestrebt, dass rund 15 bis 25 % des nach der Auszahlung im November 2019 verbleibenden Fondsvermögens für die Geschäftsjahre 2019/2020 bis 2022/2023 ausgezahlt werden können.

 

DEGI Europa (Verwahrstelle: Commerzbank)

in die Abwicklung gestartet mit 1.266 Mio. EUR Immobilienvermögen (18 Objekte)

letzter Immobilienverkauf im Sept. 2016

Fondsvermögen (im wesentlichen die Liquiditätsreserve) aktuell noch 23 Mio. EUR = 1,8 % vom Startwert

Abwicklungsbericht zum 30.09.2018: Aufgrund vorstehend geschilderter Problemstellungen ist eine finale Auflösung nicht vor dem Jahr 2026 zu erwarten. Nach aktuellem Sach- und Kenntnisstand wird angestrebt, dass rund 15 – 25 % des nach der Auszahlung im Januar 2019 verbleibenden Fondsvermögens für das Kalenderjahr 2019 ausgezahlt werden (Anm. der Redaktion: tatsächlich waren es dann 32,8 %). Weitere 50 – 70 % sollten nach aktuellem Sach- und Kenntnisstand für die Kalenderjahre 2020 – 2022 ausgezahlt werden können.

Unsere restlichen Bestände planen wir nach der nächsten, für Januar 2020 anstehenden Ausschüttung zu veräußern.

 

DEGI German Business (Verwahrstelle: Commerzbank)

in die Abwicklung gestartet mit 432 Mio. EUR Immobilienvermögen (23 Objekte)

letzter Immobilienverkauf im Nov. 2016

Fondsvermögen (im wesentlichen die Liquiditätsreserve) aktuell noch 4 Mio. EUR = 0,9  % vom Startwert

Abwicklungsbericht zum 30.06.2019: Aufgrund vorstehend geschilderter Problemstellungen ist eine finale Auflösung nicht vor dem Jahr 2027 zu erwarten. Nach aktuellem Sach- und Kenntnisstand wird angestrebt, dass rund 10 – 20 % des nach der Auszahlung im Oktober 2019 verbleibenden Fondsvermögens für das Kalenderjahr 2020 ausgezahlt werden. Weitere 30 – 40 % sollten nach aktuellem Sach- und Kenntnisstand für die Kalenderjahre 2021 – 2023 ausgezahlt werden können.

Unsere (nur kleinen) Bestände planen wir bei nächster Gelegenheit zu veräußern, sofern bei diesem besonders wenig gehandelten Fonds zu einem akzeptablen Kurs Nachfrage besteht.

 

DEGI Global Business (Verwahrstelle: Commerzbank)

in die Abwicklung gestartet mit 263 Mio. EUR Immobilienvermögen (8 Objekte)

letzter Immobilienverkauf im Nov. 2017

Fondsvermögen (im wesentlichen die Liquiditätsreserve) aktuell noch 4 Mio. EUR = 1,5  % vom Startwert

Abwicklungsbericht zum 30.06.2019: Aufgrund vorstehend geschilderter Problemstellungen ist eine finale Auflösung nicht vor dem Jahr 2024 zu erwarten. Nach aktuellem Sach- und Kenntnisstand wird angestrebt, dass rund 5 – 15 % des nach der Auszahlung im Oktober 2019 verbleibenden Fondsvermögens für das Kalenderjahr 2020 ausgezahlt werden. Weitere 20 – 30 % sollten nach aktuellem Sach- und Kenntnisstand für die Kalenderjahre 2021 – 2023 ausgezahlt werden können.

Unsere Bestände hatten wir bereits im vergangenen Jahr verkauft.

 

DEGI International (Verwahrstelle: Commerzbank)

in die Abwicklung gestartet mit 1.539 Mio. EUR Immobilienvermögen (32 Objekte)

letzter richtiger Immobilienverkauf im März 2017, jetzt noch vorhanden eine Brandschadenruine in Bukarest

Fondsvermögen aktuell noch 94 Mio. EUR = 6,1  % vom Startwert (1 Ruine 6 Mio. EUR, Liquidität 65 Mio. EUR)

Abwicklungsbericht zum 31.12.2018: Ein Ausblick auf den Zeitpunkt, zu dem die  finale Auflösung zu erwarten ist, kann weiterhin erst im Rahmen des Abwicklungsberichtes erfolgen, in dem über den Verkauf der letzten Immobilie berichtet wird.

Unsere verbliebenen Bestände planen wir über das nächste Jahr verteilt zu verkaufen.

 

KanAm grundinvest (Verwahrstelle: M. M. Warburg)

in die Abwicklung gestartet mit 3.928 Mio. EUR Immobilienvermögen (51 Objekte)

letzter Immobilienverkauf muß bis Dez. 2019 erfolgt sein

Fondsvermögen aktuell noch 618 Mio. EUR = 15,7 % vom Startwert (2 Immobilien 95 Mio. EUR, Liquidität 514 Mio. EUR)

Abwicklungsbericht zum 30.06.2019: Die mit der Liquiditätsrisikovorsorge abgedeckten Risiken werden in den nächsten Jahren kontinuierlich weiter zurückgehen. Ausgehend von den Verjährungsfristen werden insbesondere im Bereich der Steuerrisiken (46,5 %) kurz- bis mittelfristig signifikante Liquiditätsrisikovorsorgepositionen frei. Gleiches gilt für Rechtsrisiken (13,1 %) sowie immobilienbezogene Risiken und Kostenrisiken (11,5 %). Gewährleistungsrisiken (27,3 %) unterliegen naturgemäß längeren Verjährungsfristen.

 

SEB ImmoInvest (Verwahrstelle: CACEIS)

in die Abwicklungs gestartet mit 5.974 Mio. EUR Immobilienvermögen (135 Objekte)

letzter Immobilienverkauf muß bis April 2020 erfolgt sein

Fondsvermögen aktuell noch 640 Mio. EUR = 10,7 % vom Startwert (5 Immobilien 97 Mio. EUR, Liquidität 250 Mio. EUR, sonstiges 293 Mio. EUR)

Offizielle Aussagen zur voraussichtlichen Abwicklungsdauer gibt es bisher nicht.

 

SEB ImmoPortfolio Target Return (Verwahrstelle: CACEIS)

in die Abwicklung gestartet mit 779 Mio. EUR Immobilienvermögen (42 Objekte)

letzter Immobilienverkauf Sept. 2017

Fondsvermögen (im wesentlichen die Liquiditätsreserve) aktuell noch 59 Mio. EUR = 7,6 % vom Startwert

Offizielle Aussagen zur voraussichtlichen Abwicklungsdauer gibt es bisher nicht. „Inoffiziell“ wurde uns folgendes Zitat an die Hand gegeben: „Zum jetzigen Zeitpunkt können wir im Abwicklungsbericht noch keine verlässliche Prognose aufzeigen. Es gibt einige längerfristige Risiken für die wir nach Lösungen suchen, um diese zu verkürzen.“ Unsere Quelle bringt mit letzterem die bei diesem Fonds auffällige Rückstellung „Vorsorge für Liquidationskosten“ in Verbindung.

Unsere (nur geringfügigen) Bestände haben wir im laufenden Jahr verkauft.

 

TMW Immobilien Weltfonds (Verwahrstelle: CACEIS)

in die Abwicklung gestartet mit 732 Mio. EUR Immobilienvermögen (24 Objekte)

letzter Immobilienverkauf Dez. 2016

Fondsvermögen (im wesentlichen die Liquiditätsreserve) aktuell noch 13 Mio. EUR = 1,8 % vom Startwert

Offizielle Aussagen zur voraussichtlichen Abwicklungsdauer gibt es bisher nicht.

Unsere Bestände haben wir im laufenden Jahr verkauft.

 

UBS (D) 3 Sector Real Estate Europe (Verwahrstelle: CACEIS)

in die Abwicklung gestartet mit 343 Mio. EUR Immobilienvermögen (21 Objekte)

letzter Immobilienverkauf Juni 2018

Fondsvermögen (im wesentlichen die Liquiditätsreserve) aktuell noch 20 Mio. EUR = 5,8 % vom Startwert

Offizielle Aussagen zur voraussichtlichen Abwicklungsdauer gibt es bisher nicht.

Unsere (nur noch geringfügigen) Bestände haben wir im laufenden Jahr verkauft.

Ein fettes Schwein mit Speck einreiben

Das pflegt einer der besten Freunde des Verfassers dieser Zeilen zu sagen, wenn besagter Verfasser mit irgendwas mal wieder besonders viel Glück gehabt hatte. Warum besagter Verfasser überhaupt ein schlechtes Gewissen bekam bezüglich der Frage, wie viel Glück man im Leben denn so haben darf, das wird sich der geneigten Leserschaft in wenigen Sekunden erschließen.

Die US-amerikanische Küche hat ja, man will es mal so sagen, eigene Vorstellungen von Kulinarik und gesunder Ernährung. Aber zum Frühstück ein paar Eier mit ordentlich knusprigem Speck (wie kriegen die das nur immer so hin mit dem Speck, für die beste Ehefrau von allen wäre es ein unschätzbar wertvoller Ratschlag …) und eines dieser undefinierbaren Bratwürstchen mit pappmaschee-ähnlichem Inhalt: Das muß einfach sein. Passiert ja nur alle Jubeljahre einmal.

Gerade erst an der zweiten Speckscheibe herumsäbelnd und ganz in den Frühstücksteller vertieft, und urplötzlich taucht der Kellner neben einem auf und lässt sich wie folgt vernehmen: „Hot Sauce, or Ketchup, Sir?“ – Erst vor wenigen Stunden auf dem Flug nach Chicago hatte der Frühstücksgast weitere fast 200 Seiten im 361-Seiten-Bestseller „Besser essen – einfach fasten – länger leben“ geschafft. Spontan möchte er also den Kellner anherrschen: „Ey, hast Du noch alle Latten am Zaun, Bruder? Ketchup? Weisst Du denn nicht welche Unmenge total ungesunder Zucker in dieser Pampe ist?“

Nur ungern gibt es der Verfasser dieser Zeilen überhaupt zu: Wie der eine oder andere ältere Herr in seinem derzeitigen Gastland auch neigt er zu Sexismus und Pöbeleien. Vor allem im Straßenverkehr, wo man beides hervorragend miteinander kombinieren kann. Wie oft kam ihm nicht schon lautstark die Frage über die Lippen, wie wir nur jemals so bescheuert sein konnten, Frauen das Autofahren zu erlauben. Regelmäßig erscheint die Antwort in Gestalt der besten Ehefrau von allen, die den Verfasser dieser Zeilen trotz voller Kenntnis all seiner Unzulänglichkeiten bisher stets unfallfrei nach Hause chauffierte, wenn er mit Freunden mal wieder etwas tief in’s Glas geschaut hatte – was ganz gelegentlich vorkommt.

Doch zurück zu unserem Frühstücks-Kellner. Am Ende ist man ja doch zivilisierter Europäer, und antwortet auf die höfliche Frage, ob der Gast Ketchup wünsche, ebenso höflich: „Sehr aufmerksam, aber nein Danke.“

Kaum hatte sich der Kellner entfernt und der Verfasser dieser Zeilen konnte wieder ungestört an seinen erstaunlicher Weise immer noch knusprigen Speckscheiben herumsäbeln, begann er darüber nachzudenken, warum ihm eigentlich nicht schon seine Eltern beigebracht hatten, wie man sich vernünftig ernährt. Dann müsste er heute ja überhaupt keine Ernährungs-Bestseller lesen, um den Kampf gegen die 100-kg-Marke nicht zu verlieren.

Dieses Nachdenken wurde urplötzlich ungemütlich. Im Kopf erschienen die Bilder der eingemummten traurigen Gestalten, die letzte Nacht bei Temparaturen um den Gefrierpunkt auf dem Busbahnhof reihenweise einfach nur auf dem Gehsteig gelegen hatten. Nun tat es dem Verfasser dieser Zeilen unendlich leid, daß er im Zusammenhang mit seinen Eltern über vernünftige Ernährung sinniert hatte. Was für ein Unsinn. Wenige Jahre nach dem Krieg stellte sich nicht die Frage, was man vernünftiger Weise essen sollte, sondern wo man überhaupt genug zu essen herbekam. Auch dazu hatte das Ernährungsbuch die passende Antwort: Kurz nach dem 2. Weltkrieg waren Bluthochdruck und Diabetes in Deutschland praktisch unbekannt.

„Hot Sauce, or Ketchup, Sir?“ – Am nächsten Morgen kam die Frage von einer drallen Blondine. Der Verfasser dieser Zeilen dankte höflich. Und beschloß, mit seinem Leben glücklich und zufrieden zu sein und machte sich an die Arbeit.

Ganz scharf gerechnet

Man kann es der Commerzbank gar nicht hoch genug anrechnen, daß sie das verehrte Publikum bereits letzte Woche wissen ließ: Am 26.11. wird der CS Property Dynamic ganz genau 1,17 EUR pro Anteil ausschütten. Eine Ausschüttungs-Ankündigung schon mehr als zwei Wochen im Voraus: Das hat es bei den in ihrer Schlußphase von der Commerzbank administrierten Fonds nun wirklich noch nie gegeben. Diese ungemein noble Geste der „Bank an Ihrer Seite“ erzeugt nahezu abgrundtiefes Vertrauen bezüglich der Frage, wie die gelben Rechenkünstler zu dem Ergebnis kamen, daß von gesamthaft 61,3 Mio. EUR im Fonds vorhandener Liquidität nun genau 3,1 Mio. EUR zur Ausschüttung verfügbar sind …

Arbeitsalltag geprägt von sexueller Belästigung

Unter dieser Überschrift meldet die ARD vorgestern, daß nach einer Studie der Antidiskriminierungsstelle (ADS) des Bundes rund jeder elfte Beschäftigte in Deutschland in den vergangenen drei Jahren im Job sexuell belästigt worden ist.

Wenn also jeder elfte Beschäftigte angab, schon einmal sexuell belästigt worden zu sein, dann heißt das im Umkehrschluß: Für über 90 % war alles takko. Und wenn man bei denjenigen, die sich über sexuelle Belästigung beklagten, noch einmal die abzieht, bei denen der Wunsch Vater des Gedanken war, dann ist endgültig klar: Wir reden hier über ein ganz marginales Randproblem. Wie man vor diesem Hintergrund titeln kann „Arbeitsalltag geprägt von sexueller Belästigung“ wird auf ewig das Geheimnis der Verfasser besagter Studie bleiben. Wahrscheinlich liegt es daran, daß die Fähigkeit, die Kunst des Rechnens zu beherrschen, nicht zu den bevorzugten Einstellungsvoraussetzungen einer Antidiskrimierungsstelle gehört. Wahrscheinlich ist diese Stelle sowieso eher eine Auffangeinrichtung für Menschen, die sich aus welchen Gründen auch immer zu einer volkswirtschaftlich nützlichen Tätigkeit nicht berufen fühlen.

Ob diese Vermutung auch auf unsere mit geradezu epochaler Strahlkraft regierende Frauenministerin Franziska Giffey zutrifft, entzieht sich der Kenntnis des Verfassers dieser Zeilen. Er hatte noch nicht das Vergnügen eines persönlichen Kennenlernens. Nur anhand der Bilder von Franziska Giffey im Internet käme er jedenfalls zu dem zugegebener Maßen viel zu undifferenzierten Schluß, daß das Verlangen, unsere Frauenministerin sexuell zu belästigen, ungefähr so ausgeprägt wäre wie bei der Geflügelverkäuferin, von der später noch zu reden sein wird. Jedenfalls, nur mal so unter uns, mit Anfang 40 hat die beste Ehefrau von allen aber noch deutlich besser ausgesehen als unsere Familienministerin.

Das alles hier wäre ja auch gar nicht geschrieben worden, wenn sich besagte von der Bedeutungslosigkeit ihres Amtes möglicher Weise ein bißchen deprimierte Franziska Giffey nicht bemüßigt gefühlt hätte, besagte Studie noch genauer zu kommentieren. Sexuelle Belästigung sei eben nicht nur Grapschen, Antatschen, anzügliche Sprüche oder das Vorzeigen von Nacktfotos. Nein, gerade in der Sprache komme sexuelle Belästigung auch sehr subtil daher, zwischen den Zeilen sozusagen. Die Belästigung sei als solche gar nicht zu erkennen, aber in den Zwischentönen zu spüren, und auch das gehöre gesellschaftlich ein für allemal geächtet. Vermutlich ist Franziska Giffey fest davon überzeugt, daß auch die über 90 % der Befragten, die angaben, noch nie am Arbeitsplatz sexuell belästigt worden zu sein, unbewußt die Unwahrheit gesagt haben. Mit subtilen Worten und zwischen den Zeilen wurden sie sehr wohl sexuell belästigt, haben das aber gar nicht mitbekommen.

Früher pflegte bei der MIAG Fritze Wollenweber, der alte Chef des Verfassers dieser Zeilen, in solchen Fällen zu sagen: „Der ihre Probleme und Onassis sein Geld hätte ich gerne.“ Aber das war früher. Heute ist „political correctness“ zu einer Voraussetzung für das eigene gesellschaftliche Überleben geworden ist. Man beneidet förmlich Länder wie die USA, wo man auf solchen Schwachsinn wie „political correctness“ schon längst wieder pfeifen kann. Wo die eigene Beliebtheit noch steigt, wenn man mal wieder richtig die Sau rauslässt. Aber er ist kein Amerikaner, und deshalb bereiten dem von Giffey’scher Denkart infiltrierten Schreiberling auch noch die subtilen Töne zwischen den Zeilen schlaflose Nächte.

Gestern zum Beispiel. Besagter Verfasser dieser Zeilen geht mit der besten Ehefrau von allen samstags immer noch ausgesprochen gerne auf dem Wochenmarkt in Braunschweig einkaufen. Viele Stände und auch so manches Standpersonal kennt man seit Jahrzehnten. Und so ein Wochenmarkt hat ja auch seine eigene sehr persönliche Atmosphäre. Ich muß der verehrten Leserschaft deshalb mit Schamesröte im Gesicht von einem Wortwechsel am Geflügelstand unseres Vertrauens berichten:

„Was darf’s sein?“

„Ach, bin ich schon dran?“

„Ich habe doch die ganze Zeit nur auf Sie gewartet.“

„Na, das hat aber auch schon lange keine Frau mehr zu mir gesagt.“

Da denkt man sich ja gar nichts bei. Aber Franziska Giffey würde das wohl schon für sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz halten. Die schlimmsten, das ergab die oben zitierte Studie der Antidiskrimierungsstelle (ADS) des Bundes schließlich auch, sind nämlich gar nicht die eigenen Kollegen oder die Vorgesetzten. Nein, die allerschlimmsten Finger beim sexuellen Belästigen sind die Kunden.

Zum Glück gehört meine Geflügelverkäuferin wohl zu den über 90 % der Befragten, die nach Überzeugung von Franziska Giffey zwar subtil und zwischen den Zeilen sexuell belästigt werden, aber das überhaupt nicht mitbekommen. Wie sonst wäre zu erklären, daß sie mir, als ich auf dem Rückweg noch einmal am Geflügelstand vorbeikam, aus der Ferne freundlich zugewunken hat?

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