Das hat alles seine Ordnung
Aus unseren Fonds haben wir erst einmal keine Neuigkeiten. Statt dessen warten wir immer noch sehnsüchtig, daß endlich einmal die eigentlich für „gleich Anfang Juni“ in Aussicht gestellte Ausschüttungsankündigung des KanAm grundinvest bekannt gemacht wird.
Aber unsere Leserschaft will ja trotzdem unterhalten werden, weshalb wir heute zur Überbrückung der nachrichtenarmen Zeit einfach mal ein paar besonders schöne Stilblüten unserer ach so großartigen Finanzmarktregulierung zum Besten geben.
Da wäre erst einmal das Dauerthema „Dachfonds“. Bekanntlich wurden die Dachfonds ja von der BAFin mit harten Auflösungsauflagen unter Zugzwang gesetzt. Drei Jahre nach Aussetzung der Anteilscheinrücknahme müssen sie alle tutti kompletti liquidiert sein. Da die Zielfonds in dieser kurzen Zeit aber im Leben nicht aufgelöst sein können, blieb den Dachfondsmanagern nur eine Möglichkeit: Verkauf der Zielfondsanteile über die Börse.
Wir haben uns ganz schön verwundert die Augen gerieben, als das im Frühjahr 2016 plötzlich offensichtlich wurde. Andererseits: Was für wunderbare Einkaufsgelegenheiten, mit denen wir nie im Leben noch gerechnet hatten.
Inzwischen stehen die Kurse der Zielfonds cum grano salis um 20 % höher. Die Angeschissenen sind also die in den Dachfonds investierten Kleinanleger gewesen, deren Anteile auf Geheiß der BAFin zum denkbar dümmsten Zeitpunkt völlig unter Wert verschleudert wurden.
Man soll aber nicht glauben, daß sich die BAFin dafür schämt, daß sie mit ihrer unsinnigen Vorgehensweise hunderttausenden von Kleinanlegern noch einmal bewußt zusätzlichen Schaden zugefügt hat. Im Gegenteil: Nachdem wir uns bei der BAFin interessehalber erkundigt hatten, wie man zu einer solch offenkundig unzweckmäßigen Entscheidung kommen konnte, erhielten wir – wenn auch erst nach neun Monaten – zu unserer Überraschung sogar eine Antwort. Auf immerhin fünf DIN-A-4-Seiten bekamen wir in bestem Behördendeutsch erklärt, daß ein deutscher Beamter eigentlich ex definitione niemals etwas falsch machen könne und daß das Vorgehen bei der Auflösung der Dachfonds bei Lichte besehen und in Anbetracht der Gesetzeslage am Ende für alle Beteiligten nur das Beste gewesen sei. Es habe ja schließlich kein Mensch ahnen können, daß sich die durch die Dachfonds-Verkäufe unsinnigerweise noch besonders unter Druck gebrachten Kurse später wieder erholen würden.
Auch mit dem einen oder anderen Fondsmanager sprachen wir mal über die Problematik. Unisono stimmte man uns zu, daß das ein großer Quatsch war – aber mit der BAFin sich deswegen anlegen? Das wollte nun auch keiner. Unser Eindruck ist inzwischen, daß da in der Frankfurter Finanzszene so eine Art Scheißegal-Stimmung herrscht. Kann ja ruhig der größte Quatsch sein, den man da auf Grund der geltenden Vorschriften zu machen gezwungen ist, Hauptsache man fällt nicht auf und kann sich unter dem strengen Blick der BAFin wegducken.
Aber halt: Es gibt eine Ausnahme. Das ist der Dachfonds Premium Management Immobilien Anlagen. Aus dem früheren Komplex Dresdner Bank/Allianz hat dieses ungeliebte Kind schließlich die Commerzbank geerbt. Und weil die Vorgänger nicht so ganz sicher waren, ob sie alles richtig gemacht hatten, hat die Commerzbank aus früheren Rücknahmeaktionen auch schon weit mehr als 90 % der PMIA-Anteile auf dem eigenen Buch. Hätte man diesen Fonds so plattgemacht, wie es die BAFin von allen Dachfonds verlangte, dann hätte sich die Commerzbank mit diesem wirtschaftlich absurden Vorgehen der Zielfondsverkäufe über die Börse den Vermögensschaden (den bei den anderen Fonds halt unzählige hängengebliebene Kleinanleger hatten) ja selbst zugefügt. Und da hörte der Spaß dann doch auf. Tatsächlich fand die Commerzbank auch ein Schlupfloch. Nur noch ein paar winzige Prozent der Anteilscheine lagen ja bei Außenstehenden. Denen machte die Commerzbank ein zeitlich unbegrenztes Rücknahmeangebot zum vollen Net Asset Value – das waren gute 30 % mehr als damals der Börsenkurs, aber wegen des geringen „Free Float“ waren das für die Bank nur Peanuts. Uns freute es sehr, denn auf unserer Position hatten wir plötzlich einen völlig unerwarteten Kursgewinn – und die Commerzbank freute es auch, denn mit diesem Kunstgriff entkam sie dem Druck der 3-Jahres-Frist der BAFin und kann sich nun alle Zeit der Welt lassen, den PMIA wirtschaftlich sinnvoll abzuwickeln.
Diejenigen aber, die sich mit dem BAFin-verordneten Schwachsinn nicht in’s eigene Fleisch schneiden, machen den Quatsch fröhlich weiter. Den Vogel abgeschossen hat dabei gerade erst der von AGI (Allianz Global Investors) gemanagde Dachfonds Allianz Flexi Immo. Der hätte zwar eigentlich noch bis Mai 2018 Zeit gehabt, seine Bestände aufzulösen. Aber eine offenkundig göttliche Eingebung veranlasste den Fondsmanager, die börsennotierten Zielfondsbestände schon im März/April 2017 komplett abzukippen. Dumm nur, daß bei diesem Fonds die börsennotierten und damit halbwegs liquiden Publikumsfonds nur 15 % des Fondsvolumens ausmachen. Die anderen 85 % liegen in praktisch illiquiden Spezialfonds – de facto unverkäuflich.
Und wir möchten auch nicht schließen, ohne das Wissen über ein ganz besonderes Schmankerl mit Ihnen zu teilen: Bekanntlich gingen nach den gesetzlichen Vorgaben die abwickelnden Immobilienfonds ja peu-a-peu von den Kapitalanlagegesellschaften auf die jeweilige Depotbank über. Inzwischen ist das bei ausnahmslos allen Fonds passiert. Und auf dieses Extra-Vermögen (im Prinzip ja das Vermögen der hängengebliebenen Kleinanleger), zu dem die Depotbank gekommen ist wie die Jungfrau zum Kinde, darf sie ab dem Zeitpunkt des Übergangs dem Herrn Schäuble zusätzlich auch noch die berüchtigte „Bankenabgabe“ zahlen. So erweist sich unser großartiger Fiskus am Ende sogar als gewissenloser Aasgeier, der sich auf Kosten der Kleinanleger auch noch mit den vergammelnden Überbleibseln der letzten Finanzkrise den Bauch vollschlägt. Alles klar auf der Andrea Doria?
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