Der unheimliche Boom

So überschreibt das Handelsblatt heute seinen Bericht über die Aktivitäten am deutschen Gewerbeimmobilienmarkt im I. Quartal 2017.

Erst im Jahr 2015 hatte es mit 55 Milliarden EUR Transaktionsvolumen einen neuen Umsatzrekord gegeben. In 2016 hatte sich die Lage mit gut 50 Milliarden EUR ein klein wenig beruhigt – und den einen oder anderen Beobachter glauben lassen, die Party würde sich ihrem Ende nähern.

Aber das muß nicht sein, wie die Zahlen des I. Quartals 2017 zeigen. „Es ist das höchste Transaktionsvolumen in einem Auftaktquartal seit Aufzeichnungsbeginn vor 14 Jahren“, freut sich Fabian Klein, Investment-Chef Deutschland beim weltgrößten Immobiliendienstleister CBRE. Wir reden über 15,8 Milliarden EUR im I. Quartal – 50 % mehr als 2016. Und der Experte ergänzt: „Wir erwarten, daß die Umsätze auf dem deutschen Gewerbeimmobilien-Investmentmarkt auch in den folgenden Quartalen höher als im Vorjahr sein werden. Damit steuert der Transaktionsmarkt auf ein neues Rekordjahr nach 2015 zu.“

Das aus unserer Sicht Bemerkenswerteste an der aktuellen Entwicklung ist: Viele Jahre lang stand der deutsche Immobilienmarkt im Schatten des britischen. Doch das ist Vergangenheit. Jetzt hat Deutschland erstmals auch Großbritannien geschlagen und avancierte beim Umsatzvolumen zum größten Markt in Europa.

Die Stimmen der Mahner werden ebenfalls lauter. Schon im November 2016 hatte die Bundesbank vor Übertreibungen gewarnt, im Monatsbericht Februar legte sie jetzt nochmals nach: „Die Preisübertreibungen in den Städten betrugen gemäß aktuellen Schätzergebnissen im vergangenen Jahr zwischen 15 und 30 %.“ Noch deutlicher wird die Deutsche Bank: „Die aktuellen Überbewertungen drohen am Ende des Jahrzehntes in einer ausgewachsenen Hauspreisblase zu enden.“

Wie die ganze Geschichte tatsächlich ausgehen wird? Das können wir Ihnen natürlich ganz genau sagen. In drei Jahren.

Das einzige, was schon heute mit Sicherheit gesagt werden kann, ist: Auf dem Weg vom letzten Tiefpunkt zum nächsten Scheitelpunkt sind wir in diesem Zyklus schon den ganz überwiegenden Teil des Weges marschiert. Im Augenblick tanzen wir auf dem Vulkan – und niemand weiß wirklich genau, wann das zu Ende sein wird. Es kann sich bei den Profis auch niemand den Fehler leisten, die Party zu früh zu verlassen. Wer das Vulkantanzen aber nicht so gewohnt ist, sollte sich jetzt vorsichtshalber langsam in die Büsche verdrücken.

„Colorandum causa“ – dem geneigten regelmäßigen Leser wird diese Lieblingsphrase des Verfassers schon mal aufgefallen sein, colorandum causa dazu auch der Hinweis unseres Internet-Foren-Freundes kitzblitz auf einen lesenswerten Beitrag in der FAZ:

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/akti…l-14967147.html

Danke, kitzblitz, daß ich mir die Freiheit nehmen durfte Deinen Link zu kopieren – ich selbst wäre nämlich schon für solch einfache Internet-Verrichtungen wie einen Link erzeugen zu blöd.

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