Full House

Bekanntlich besitzt der KanAm grundinvest noch drei Restobjekte: Das 19.000 m2 große frühere „Robecohuis“ in Rotterdam – dort war der Alleinmieter Robeco vor zwei Jahren ausgezogen, das Robecohuis wurde zum 100 % Leerstand. In der Region Paris blieben uns zwei Objekte: Das 16.400 m2 große „Onyx“ in Clichy-la-Garenne – dort lief der Mietvertrag mit dem alleinigen Mieter Nexity-Lamy letztes Jahr aus. Und schließlich das 10.100 m2 große „Le Columbia“ in Bois-Colombes, zuletzt ebenfalls ein 100 %-Leerstand.

Letztes Jahr sickerte durch, daß die niederländische ALLIANZ-Tochter ab 2019 neuer Mieter im früheren Robecohuis werden wird, das dann in ALLIANZ Tower umbenannt wird. Der Vertrag läuft gleich einmal 15 Jahre – mit einem Mieter solcher Bonität war das eine ziemlich sensationelle Nachricht, die von KanAm im Ende September erschienenen Abwicklungsbericht zum 30.06.2018 bestätigt wurde. Damit bestehen ausgesprochen gute Chancen, dass Rotterdam sehr deutlich über dem letzten Verkehrswert (29,2 Mio. EUR) verkauft werden kann. Wir tippen auf 50 Mio. Das klingt jetzt sehr viel, ist aber immer noch weniger als KanAm 2007 mal für das Robecohuis bezahlt hatte.

Auch für die beiden Pariser Objekte gab der Abwicklungsbericht Entwarnung. „Nach langwierigen Verhandlungen konnte für das Objekt ONYX, Paris, ein langfristiger Mietvertrag über rund 10.700 qm, mithin rund 65 % der Gesamtfläche des Gebäudes, abgeschlossen werden. Im Objekt Le Columbia, ebenfalls in Paris belegen, konnte bei einer Gesamtfläche von 10.143 qm ein langfristiger Mietvertrag über rund 5.230 qm – mithin rund 52 % der Gesamtfläche – abgeschlossen werden.“ zitieren wir aus dem Abwicklungsbericht.

Unschätzbar wertvoll ist der uneigennützige Informationsaustausch in unserem bevorzugten Internet-Forum. Man kennt sich dort vor allem über die nicknames. So grub Fungofortunato über die Feiertage eine vom 10.12.2018 datierende Meldung des französischen Immobilien-Informationsdienstes IMMOWEEK aus: Babilou (Frankreichs führender Betreiber von Kindergärten für Corporate Clients) mietet im Le Columbia die restlichen 5.000 qm. Damit ist auch Le Columbia langfristig zu 100 % vermietet. Angesichts einer Bewertungsmiete von 3,1 Mio. EUR p.a. Grund genug für uns, unsere interne Verkaufspreis-Prognose von 35 Mio. auf 45 Mio. EUR zu erhöhen. Auch das wäre dann deutlich über dem Verkehrswert, der nach vielfachen Abwertungen zuletzt nur noch bei 33 Mio. EUR lag.

Aus drei Aschenputteln vermochte das Fondsmanagement binnen Jahresfrist drei Perlen zu machen. Alles in allem ist deshalb zu erwarten, daß der KanAm seine Restobjekte wohl noch im 1. Halbjahr 2019 allesamt zu ausgesprochen guten Preisen veräußern kann.

Vor dieser Leistung ziehen wir den Hut. Sie kontrastiert in ganz unbeschreiblicher Weise zu dem, was beispielsweise das Fondsmanagement von SEB/Savills bei seinen Fonds SEB ImmoInvest und SEB ImmoPortfolio Target Return zu Stande brachte. Nach dem Jahre zurückliegenden spektakulären Verkauf des Potsdamer-Platz-Ensembles (der auch uns bei der Beurteilung des SEB ImmoInvest erst einmal ziemlich geblendet hatte) konnte man dort zuletzt fast schon froh sein, wenn bei den lieblos verramschten und zuvor kaum aufbereiteten Objekten der Veräußerungsverlust unter 50 % blieb.

Sollten Sie in die Verlegenheit geraten, in diesem Jahr Geld in (lebenden) Offenen Immobilienfonds anlegen zu müssen: Schauen Sie sich die zur Zeit am Markt befindlichen KanAm-Fonds ruhig einmal an. Wie dem einen oder anderen Leser bereits aufgefallen sein wird, loben wir hier wirklich selten, sondern pflegen eher die ausgesprochen sarkastische Beschreibung der traurigen Wirklichkeit (weshalb uns ein kürzlich erschienener Handelsblatt-Beitrag sogar zu „polemisierenden Friedhofswachteln“ machte). Doch schon die Dankbarkeit, weil es in 2018 unsere mit Abstand grösste und gewinnbringendste Position war, verpflichtet uns im Fall KanAm auch einmal zu der Feststellung: Summa cum laude. Die Leute verstehen ihr Handwerk und haben auch unter widrigen Umständen noch den Ehrgeiz, eine anständige Leistung abzuliefern.

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