Gelbe Zahlenakrobatik
Die langen Abwicklungszeiträume und die extrem zögerliche Auskehrung der seit Jahren praktisch nur noch aus Bargeld bestehenden Restvermögen unserer abwickelnden Immobilienfonds hatte zu Beginn der Abwicklungen bestimmt noch keiner der auf diese Anlageklasse spezialisierten Anleger auf dem Schirm.
Besonders große Kritik (und zwar vollkommen zu Recht) zieht hier regelmäßig die Commerzbank auf sich, die unglücklicher Weise auch noch die Mehrzahl der Abwicklungsmandate auf sich vereint.
So bekam man bei der Lektüre des letztes Jahr Ende November veröffentlichten Abwicklungsberichts für den CS Property Dynamic das kalte Grausen angesichts folgender Ausschüttungsprognose:
„Nach aktuellem Sach- und Kenntnisstand wird angestrebt, dass rund 15 bis 25 % des nach der Auszahlung im November 2020 verbleibenden Fondsvermögens für die Geschäftsjahre 2020/2021 bis 2023/2024 ausgezahlt werden können.“
Gleich mal zur Sicherheit bei der Commerzbank nachgefragt: „Eine etwas mißverständliche Formulierung, Sie meinen doch sicher 15 bis 25 % p.a.?“ – „Nein, nein,“ lautete die ziemlich prompte Antwort, „Sie lesen das schon richtig: Wir meinen 15 bis 25 % in den gesamten vier Jahren.“
Bezogen auf den seinerzeitigen Rücknahmepreis von 16,54 EUR/Anteil hätte man also mit 2,50 bis 4,10 EUR/Anteil an Ausschüttungen rechnen dürfen – in vier Jahren, wohlgemerkt. Aber bekanntlich wird ja nichts so heiß gegessen wie es gekocht war. Die kürzliche Ausschüttung im November 2021 betrug allein schon 2,80 EUR/Anteil.
Heute nun veröffentlichte die Commerzbank, wie immer erst wenige Stunden vor Ablauf der dafür gesetzlich eingeräumten Frist, für den CS Property Dynamic den neuen Abwicklungsbericht per 31.08.2021. Dort heißt es jetzt:
„Nach aktuellem Sach- und Kenntnisstand wird angestrebt, dass rund 25 bis 35 % des nach der Auszahlung im November 2021 verbleibenden Fondsvermögens für die Geschäftsjahre 2021/2022 bis 2024/2025 ausgezahlt werden können.“
Bezogen auf den aktuellen Rücknahmepreis von 13,60 EUR/Anteil werden uns also neuerdings zwischen 3,40 und 4,75 EUR/Anteil an Ausschüttungen in Aussicht gestellt. Also, in absoluten Beträgen, mehr als in der letzten Prognose, obwohl die dort gemachte Ankündigung allein mit der kürzlichen Ausschüttung am 24.11.2021 bereits weitgehend „abgefrühstückt“ war.
Wir wollen uns darüber nicht wirklich beschweren. Aber ein Fragezeichen auf der Stirn bleibt natürlich, auf welcher Basis die Commerzbank ihre Prognosen eigentlich rechnet. Und wie es binnen eines Jahres zu so gravierenden Abweichungen kommen kann, obwohl doch alle Immobilien längst verkauft sind und damit sämtliche Gewährleistungs-, Steuer- und sonstigen Fristen, die die Liquiditätsrückbehalte rechtfertigen sollen, ebenfalls längst feststehen.
Sehen wir es also einfach auch mal positiv und zitieren einen unserer Mitstreiter aus einem einschlägigen Internet-Forum: „Manchmal macht der schlechteste Schüler in der Klasse die grössten Fortschritte, und (fast) keiner merkts.“
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