Goodbye, Shopping Mall

Ohne Mieter sieht eine Shopping Mall ziemlich trostlos aus
Der Online-Handel und veränderte Einkaufs- und Freizeitgewohnheiten der jüngeren Generation setzen dem klassischen Einzelhandel und auch den lange Zeit beliebten Einkaufszentren schwer zu. Für die USA wurden die Folgen bereits näher untersucht. Sie starteten aus dem Nichts: 1960 gab es gerade einmal 28 Malls. Mit 1.663 erreichte im Jahr 1992 die Anzahl der großen Shopping Malls mit über 100.000 Quadratfuß (also rd. 11.000 qm) Ladenfläche den Höhepunkt. Seitdem geht es stetig bergab. Heute gibt es noch etwas mehr als 1.100, und davon wird nach Überzeugung der Credit Suisse in den nächsten fünf Jahren jede vierte schließen. Der Einzelhandelsberater Jan Kniffen rechnet in dieser Zeit sogar mit dem Aus für jede dritte große Shopping Mall in den USA.
Man kann über die USA denken was man will: Was dort ein Trend ist, schwappt mit einer gewissen Zeitverzögerung unweigerlich auch nach Europa. Das durfte der Verfasser dieses Beitrages bereits Ende der 1970er Jahre lernen: Selbst erst wenige Jahre zuvor für einige Monate in den USA gewesen (damals kostete ein Hamburger bei McDoof 25 US-cent) erhielt er als junger Kreditsachbearbeiter der NORD/LB eines Tages unbekannten Besuch: Es stellte sich ein hoffnungsfroher Gastronom vor und erbat 500.000 DM Kredit für die Eröffnung des allerersten McDonalds-Restaurants in Braunschweig. Beim Kredite gewähren musste man sich ja an die Kompetenzregeln halten – aber ablehnen durfte auch der unerfahrenste Jungschnösel ohne Rücksprache mit den Chefs. Was besagter Jungschnösel also ohne Umschweife tat mit den markigen Worten: „McDonalds, mein Herr, ja das kenne ich, ich war gerade vor wenigen Jahren selber einige Monate in Amerika. McDonalds, mein Herr, so etwas wird sich in Deutschland nie durchsetzen. Sie wollen in Braunschweig einen McDonalds eröffnen? Es tut mir leid, mein Herr: An so einer Totgeburt wollen wir als Bank kein Geld verlieren.“ Irgendjemand anders gab ihm das Geld. Der Laden war dann über 35 Jahre lang eine der größten Goldgruben in der Braunschweiger Innenstadt.
Seitdem laufen wir mit der Erkenntnis herum, daß man Trends in den USA nicht einfach ignorieren kann. Natürlich, schon allein die städtebaulichen Rahmenbedingungen sind bei uns ganz andere. Aber trotzdem ist es die im Moment wahrscheinlichste Annahme, daß auch in Deutschland die Glanzzeit der Shopping Malls so langsam vorüber ist. 479 Einkaufscenter gibt es in Deutschland (davon allein 67 in Berlin). 10 neue Einkaufspassagen kamen in den vergangenen Jahrzehnten Jahr für Jahr dazu. 2016 waren es nur noch 3, dieses Jahr wird keine einzige klassische Mall mehr neu eröffnen.
Es sind diese großen Trends, auf die man auch achten muß, wenn man als Immobilien-Investor langfristig Erfolg haben will. Auf unsere kleine überschaubare Welt der abwickelnden Offenen Immobilienfonds zurückprojeziert heißt das: Schön, daß der CS Euroreal in die Abwicklungsphase mit einem 50-%-Anteil an Einkaufszentren gegangen ist. Schön, daß da in den letzten Jahren der Markt noch mal so richtig gut lief. Schön, daß bald alles weg ist. Denn speziell in diesem Segment wird es nach unserer Einschätzung im nächsten zyklischen Abschwung Heulen und Zähneklappern geben.
Categories: Neuigkeiten