Jedem das Seine, mir das Meiste

Lange Zeit hatten wir vom KanAm grundinvest und seinen scheinbar anerkennenswerten Verkaufs-Leistungen in der Abwicklungsphase eine gute Meinung. Nach Lektüre des gestern veröffentlichten Abwicklungsberichts zum 30.06.2017 der Depotbank M. M. Warburg & Co. hat das aber einen kleinen Knacks bekommen.

Am Beginn des Berichtszeitraums (01.07.2016) lag das Fondsvermögen noch bei 2,06 Mrd. EUR, zum 30.06.2017 waren es 1,16 Mrd. EUR.

Im gleichen Zeitraum konnten bis auf vier kleinere (zwei in den Niederlanden, zwei in Frankreich) alle Restobjekte des KanAm grundinvest verkauft werden. Deshalb ging das Immobilienvermögen von 1,29 Mrd. EUR auf 0,16 Mrd. EUR zurück. Gleichzeitig stiegen die Bankguthaben von 0,19 Mrd. EUR auf 1,00 Mrd. EUR an (nachdem es im Juni 2017 eine vor diesem Hintergrund mehr als mickrige Ausschüttung von 0,21 Mrd. EUR gegeben hatte).

Zwar wird mit blumigen Worten in ständiger Wiederholung gleich an mehreren Stellen des Berichts beteuert, wie richtig und sinnvoll die Liquiditätseinbehalte seien. Doch hier dürfte eher die alte Erfahrung gelten: Wer sich zu vehement verteidigt, klagt sich nur selbst an. Wir halten diese gebetsmühlenartigen Beteuerungen jedenfalls für nichts weiter als verbale Nebelkerzen, mit denen der eigentliche Zweck der unverhältnismäßig hohen Liquiditätsrückbehalte verschleiert werden soll: Sich auf Kosten der Anleger in der Endphase noch mal ordentlich die Taschen zu füllen.

Die Depotbank und damit letzlich KanAm bekommen auf das verwaltete Fondsvermögen ohnehin einen der höchsten in der Branche vorkommenden Gebührensätze: 1,2 % p.a. Das brachte den Akteuren im abgelaufenen Geschäftsjahr 18,3 Mio. EUR Ertrag. Doch damit nicht genug: Als transaktionsabhängige Vergütung für die rd. 1,1 Mrd. EUR (Summe Verkehrswerte) Verkäufe des Berichtsjahres kassierte KanAm noch mal 37,1 Mio. EUR obendrauf, also etwa 3,5 % der Verkaufspreise.

Das sind in Summe 55,4 Mio. EUR (die 0,5 Mio. EUR zusätzliche Depotbankvergütung für Warburg sind da beinahe schon eine vernachlässigenswerte Marginalie) – 55,4 Mio. EUR bei einem Fondsvolumen am Geschäftsjahresende von 1,15 Mrd. EUR. Oder, anders ausgedrückt, 77 cent pro Anteilschein = 5,6 % vom Börsenkurs.

Die traurige Rechnung für die Anleger sieht im Geschäftsjahr 2016/17 demnach so aus: Aus den Veräußerungsgeschäften wurden 268,6 Mio. EUR Gewinne und 133,9 Mio. EUR Verluste realisiert, macht in Summe ein positives Ergebnis aus Veräußerungsgeschäften von 134,7 Mio. EUR. Im laufenden (Vermietungs-)geschäft schrieb man – kein Wunder bei der üppigen Ausgabenpolitik – rote Zahlen, sprich 12,0 Mio. EUR Verlust. Als Ergebnis des Geschäftsjahres bleiben damit 122,7 Mio. EUR Gewinn.

Bis dahin würde man sich als Anleger in diesem Fonds gefreut haben. Das „dicke Ende“ kommt in Form der am Schluß abgerechneten Transaktionskosten: 121,9 Mio. EUR. Von all den tollen Wertzuwächsen im dreistelligen Millionenbereich (für die sich das Fondsmanagement auch bei jeder Gelegenheit selbst überschwenglich gefeiert hatte) bleiben für die armen Anleger gerade noch 0,8 Mio. EUR übrig. Selbst der Begriff „Krümel“ wäre dafür immer noch eine schamlose Übertreibung.

121,9 Mio. EUR Transaktionskosten (davon 37,1 Mio. EUR an KanAm selbst und 84,8 Mio. EUR an „family and friends“) sind übrigens gut 11 % der Summe der Verkehrswerte der im Berichtsjahr veräußerten Objekte. Allein diese Zahl dokumentiert schon eine scheinbar hart an der Grenze der Legalität liegende Selbstbereicherungsmentalität.

Das Drama ist damit aber noch gar nicht zu Ende: Turnusgemäß und nach dem von der BAFin an sich verlangten Halbjahresrhytmus wäre spätestens im Dezember 2017 die nächste Ausschüttung fällig. Doch KanAm bzw. Warburg erklären dem verdutzten Anleger mit allergrößter Chuzpe, daß heute noch nicht einmal ansatzweise abzusehen sei, wann man überhaupt wieder etwas ausschütten könne. Damit setzt sich bei der Ausschüttungspolitik nahtlos die Veralberung der Fondsanleger fort, mit der der Fonds bereits im Frühjahr unangenehm aufgefallen war.

Natürlich hat dieser Wahnsinn Methode: Je länger man sich an die im Fonds vorhandene Liquidität klammern kann, desto länger kann man die mit 1,2 % p.a. des Fondsvermögens ohnehin unanständig hohe Verwaltungsgebühr kassieren. Zur Erinnerung: Das Fondsvermögen von 1,16 Mrd. EUR besteht inzwischen zu über 1,00 Mrd. EUR aus Bankguthaben. 1,2 % von 1,00 Mrd. EUR sind 12 Mio. EUR im Jahr – ein wirklich schönes Salär für das sicher unglaublich schwierige und Heerscharen akademisch gebildeter Spezialisten erfordernde Aufschlitzen von Kontoauszügen.

Dass den Anlegern da nebenbei auch noch ein Schaden von 2,5 Mio. EUR p.a. in Form der „Verwahrentgelte“ der beteiligten Kreditinstitute entsteht, muß man halt in Kauf nehmen.

Damit wir nicht mißverstanden werden: Wir haben nichts dagegen, wenn jemand für ordentliche Arbeit auch ordentliches Geld verdient. Es gibt auch keinen Zweifel, daß KanAm grund hier ordentliche Arbeit geleistet hat. Die Gebührenschinderei zu Lasten der ohnehin gebeutelten Anleger sprengt hier aber jedes Maß und überschreitet die Grenzen des guten Geschmacks.

Zum Schluß noch ein kleiner Schlenker und ein Blick auf die unterschiedliche Größe der Fleischhappen, die die Beteiligten bei dieser Mahlzeit im Geschäftsjahr 2016/17 bekamen:

37.100.000,00 EUR transaktionsabhängiges Entgelt für KanAm grund

18.377.431, 31 EUR Verwaltungsgebühren für das Fondsmanagement

473.048,19 EUR Depotbankvergütung

39.671,62 EUR Vergütung für die Sachverständigenausschüsse

Knapp 40 TEUR Vergütung für die regelmäßige Bewertung eines anfangs noch milliardenschweren Immobilienvermögens: Es bleibt Ihrer Phantasie überlassen, wie viel Arbeitsqualität man für diesen Hungerlohn erwarten darf. Aber das ist dann schon wieder ein anderes Thema und ein Problem praktisch aller Immobilienfonds, auch der noch lebenden …

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