Kosteninformation

Gerade erst gestern hatte sich der Verfasser dieser Zeilen ein bisschen süffisant über die Rechenkünste der Commerzbank ausgelassen. Und siehe da: Heute flattert ihm von eben diesem Institut die „Kosteninformation zum Wertpapiergeschäft“ für 2020 in’s Haus.

Eines muss man den Gelben schon lassen: So dezidiert wie von ihnen bekommen wir das von keiner anderen Bank. So kann man der detaillierten Aufschlüsselung sogar entnehmen, daß die Bank von allen Fonds außer dem CS Property Dynamic weiterhin Vertriebsfolgeprovisionen erhält. Das sind Beträge, die die Fondsgesellschaften aus den von ihnen erhobenen Verwaltungsgebühren abzweigen und die sie quasi als „Belohnung“ dafür an die Depotbanken zahlen, daß die Fondsanteile dort immer noch im Depot liegen. Wobei z.B. in unserem Fall die Tatsache, daß sich die Fondsanteile in unserem Depot befinden, nicht im mindesten mit einer Anlageempfehlung der Depotbank zu tun hat. Obwohl das also ganz allein unsere eigenen Entscheidungen waren, erlauben sich praktisch alle Fondsgesellschaften immer noch und bis heute, zu unseren Lasten (denn die Verwaltungsgebühren mindern natürlich das eigentlich uns gehörende Fondsvermögen) über die normalen Gebühren hinaus verdeckte Extra-Rückvergütungen an Depotbanken zu zahlen. Wohlgemerkt bei Fonds, die sich schon seit vielen Jahren in Abwicklung befinden und die seit vielen Jahren nicht mehr aktiv vertrieben werden können. Eigentlich ein handfester Skandal, aber wohl auch sehr sympthomatich für den verkommenen Zustand unseres Finanzsystems.

Auch wenn die Aufschlüsselung der Kosten durch die Commerzbank in diesem Fall wirklich vorbildlich ist, so ganz ohne Kritik können wir sie aus der Nummer aber doch nicht rauslassen. Da geht es dann mal wieder um die Frage, inwieweit die Bank tatsächlich in der Lage ist, fehlerfreie Rechnungen anzustellen. So muß die Bank in der Jahres-Kosteninformation auch die Wertentwicklung unseres Depots vor und nach Kosten darstellen. An der Stelle kommt der Verfasser dieser Zeilen dann gar nicht mehr aus dem Staunen heraus, was für ein toller Hecht er doch ist: Denn die Commerzbank bestätigt ihm in der Jahresbescheinigung,  ein durchschnittlich investiertes Kapital von 146.589,04 EUR im Jahr 2020 um nicht weniger als 1.859.244,88 EUR nach Kosten gemehrt und damit eine Rendite von 1.268,34 % erzielt zu haben. Kenner der Materie wissen allerdings, daß so eine Rendite mit Anteilen abwickelnder Offener Immobilienfonds ganz unmöglich auch nur annähernd zu erzielen ist. Die hier verwendete Formel muß also an irgendeiner Stelle Scheiße sein – was der Bank dann doch Anlaß genug sein sollte, über ihre eigenen Rechenfähigkeiten mal sehr ernsthaft nachzudenken.

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