Lebt denn der alte Holzmichel noch?
Ja, er lebt noch. Allerdings: Das Sommerloch ist dieses Jahr besonders tief – aus unseren abwickelnden Fonds gibt es nichts, aber auch gar nichts zu berichten. Nicht einmal, daß irgendwo ein Filzstift geklaut worden wäre.
Irgendwelche Ideen zur Verbesserung oder Verschönerung der Welt wollen dem Verfasser dieser Zeilen bei dieser Hitze partout auch nicht kommen.
Auch die von besagtem Verfasser mit Genuß betriebene Bekämpfung Künstlicher Intelligenz ist längst nicht mehr der einsame Guerilla-Krieg eines ewiggestrigen Reichsbedenkenträgers vom Rübenfeld, sondern Mainstream. Mit einem gewissen Erstaunen konnte man heute nämlich im Handelsblatt in einem Interview mit Bundeskanzlerin Angela Merkel lesen, daß nur noch 32 % aller Bundesbürger an den Fortschritt glauben. Hat das Institut für Demoskopie in Allensbach herausgefunden – übrigens der niedrigste Wert seit 50 Jahren. Das sollte gerade denen zu denken geben, die meinen, immer nur unreflektiert vorwärts stürmen zu müssen.
68 % finden das, was angeblich Fortschritt sein soll, genau so Scheiße wie ich. Es sind wahrscheinlich genau die 68 %, die sich von Maschinen nicht länger verarschen lassen wollen: Wenn Sie Ihr Problem nicht gelöst haben wollen, drücken Sie bitte die eins. Wenn Sie noch weitere 20 Minuten in dieser sinnlosen Schleife kreisen wollen, drücken Sie bitte die zwei. Wenn Sie während dieser Zeit die größten Hits von Depeche Mode eingespielt haben wollen, drücken Sie bitte die drei. Wenn Sie Depeche Mode ätzend finden, drücken Sie bitte die vier. Wenn Sie einen kompetenten menschlichen Mitarbeiter sprechen wollen, legen Sie bitte auf und verpieseln Sie sich. Ordentlicher Kundendienst war gestern. Die Zukunft in unserer schönen klebrigen Konsumwelt ist von Algorithmen produzierter Nonsens, den Ihnen irgendwelche Idioten als Fortschritt verkaufen.
Übrigens: Just for fun hat der Verfasser dieser Zeilen gestern mal wieder bei „Wein & Vinos“ was bestellt. Zu der „Oferta éspecial“ mit 50 % Rabatt und einer Flasche guten Rotwein noch obendrauf geschenkt, Lieferung versandkostenfrei, konnte man einfach nicht Nein sagen. Insofern lässt sich berichten, daß die sogenannte Künstliche Intelligenz seit der legendären Wein-Bestellung des Prof. Dr. Dagobert Duck nichts dazu gelernt hat. Bestellt hat den Wein dieses Mal nämlich ein gewisser Wolfgang Amadeus Mozart. Eine Minute später kam die Auftragsbestätigung. Die Sendung ist unterwegs – natürlich auf Rechnung. Und bei Alkohol-Bestellungen muß bekanntlich ein Geburtsdatum angegeben werden. Zunächst hatten wir es mit Mozarts wirklichem Geburtsdatum probiert, doch da streikte das Blechgehirn: Geburtsdaten vor 1900 seien unzulässig. Also haben wir das Wölfchen einfach am 1. April 1901 das Licht der Welt erblicken lassen.
Die unvermeidliche Folge wird nun natürlich wieder sein, daß die Künstliche Intelligenz den Herrn Mozart wegen seines hohen Alters als hochgradig wahrscheinlichen Verwender von Inkontinenzprodukten identifizieren und die email-Adresse an entsprechende Spezialversender weiterverkaufen wird. Aber das ist ja Prof. Dr. Dagobert Duck auch schon passiert – es wäre also jetzt interessant, zu sehen, ob sich inzwischen an der Verkaufstaktik der Inkontinenzprodukte-Hersteller etwas geändert hat.
Ansonsten: Selbst die Lust auf das diebische Vergnügen, einem unserer Lieblingsgegner – zum Beispiel der Kopfschmerzbank – mal wieder richtig in die Schuhe zu pinkeln, geht bei den aktuellen Außentemparaturen gegen Null.
Wir müssen uns damit abfinden: Es ist Sommer. Genießen Sie’s, einfach auch mal ohne an Geschäft oder Geld zu denken. In dem Sinne: Ein schönes und erholsames Wochenende. Der Hammer wird schon früh genug wieder kreisen.
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