Ob er aber über Ober-Antegnate, oder aber über Unter-Antegnate kommt, ist nicht gewiß …
Am 31.10.2017 lief beim AXA Immoselect die dreijährige Nachfrist ab, innerhalb derer die Depotbank an sich alle Restimmobilien hätte veräußern sollen. Es ist ja auch fast alles weg, außer: Das prachtvolle Einkaufszentrum Antegnate bei Bergamo in Oberitalien. Den 2008 fertiggestellten Konsumtempel hatte sich der AXA Immoselect unglücklicher Weise genau auf dem Höhepunkt des letzten Immobilienbooms angelacht, für schlappe 150 Mio. EUR. Genauer gesagt kaufte man erst mal 90 % der Objektgesellschaft – die restlichen 10 % kamen erst im Dez. 2013 nach, was sich der damalige Verkäufer wahrscheinlich auch sehr gut bezahlen ließ.
Als wir Anfang 2015 begannen, genauere Aufzeichungen zu führen, war der Buchwert dann noch 86,7 Mio. EUR. Im Sept 2015 rutschte er weiter auf 79,5 Mio. EUR, im Sept. 2016 auf 76,8 Mio. EUR.
In der Investoren-Mitteilung vom Juli 2017 heißt es dann: „Derzeit befinden sich im Fonds noch ein Direktinvestment in Amersfoort (Niederlande) und ein … Investment in Antegnate (Italien). Beide Objekte befinden sich bereits in der Vermarktungsphase, wobei wir bei der Objektgesellschaft in Antegnate bereits in Exclusivität sind„.
Umso verwunderter rieben sich alle die Augen, als Antegnate im Sept. 2017 nochmals – und zwar um massive 14,8 % – auf 65,4 Mio. EUR abgewertet wurde. Als Gründe wurden angeführt „die weiterhin angespannte wirtschaftliche Situation in Italien und die schwierigen Finanzierungsmöglichkeiten im gewerblichen Bereich“. Leichtes Stirnrunzeln – Italien hat sich in den letzten 2-3 Jahren eigentlich prächtig erholt, die Preise sind deutlich gestiegen, und von „schwierigen Finanzierungsmöglichkeiten“ im Gewerbeimmobilien-Bereich hatten wir auch lange nichts mehr gehört.
Nun muß man das, was aus dem Hause AXA zu hören ist, schon mit einer gewissen Vorsicht genießen – die Antworten entfließen gelegentlich einer typisch französischen Leichtigkeit des Seins, um es mal höflich auszudrücken. Einerseits gab es wohl erst kürzlich die Auskunft, daß Antegnate „auf jeden Fall noch dieses Jahr“ verkauft werden solle – andererseits zwitscherte aber auch ein Vögelchen, daß der Kaufinteressent, mit dem man sich laut Investoren-Mitteilung vom Juli 2017 bereits in Exclusivität befand, am Ende die Finanzierung nicht stemmen konnte. Was übrigens die anläßlich der jüngsten Abwertung angeführten „schwierigen Finanzierungsmöglichkeiten“ sogar plausibel klingen lassen würde.
Aufgepasst, liebe Leute: Antegnate hat 0 % Leerstand, die durchschnittliche Restlaufzeit der Mietverträge ist fast 6 Jahre, und das Shopping Center generiert eine jährliche Brutto-Istmiete von über 6 Mio. EUR. Bei zuletzt nur noch 65,4 Mio. EUR Verkehrswert ist das eine Mietrendite von unglaublichen 9,3 % p.a. Wenn jemand demnächst sowieso in der Nähe von Bergamo ist, könnte er dort vielleicht mal vorbeischauen und herausfinden, warum Antegnate trotzdem wie Blei im Regal liegt?
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