Politisch korrekt.

Heute herrscht hier auf dem Rübenfeld Schmuddelwetter. Während die beste Ehefrau von allen gerade einen Nudelauflauf zubereitete (mit Tomaten und Zucchini aus eigener Ernte) schmökerte der Verfasser dieser Zeilen ein bißchen in der Zeitung und ließ im übrigen den Gedanken freien Lauf. Unvermeidlich, daß da mal wieder sehr seltsame Dinge bei rauskamen.

Irgendwie wanderten die Gedanken zu der Frage, dass wir ja demnächst noch eine Hauptversammlung geplant hatten. Und von Thema Hauptversammlung, langjährige Besucher unserer Events und damit Kenner hiesiger Lokalitäten werden es bereits ahnen, wanderten die Gedanken weiter zur Gaststätte „Zum Eichenwald“ im Braunschweiger Ortsteil Mascherode. Dieses Lokal kennt vier Jahreszeiten: Spargel, Pfifferlinge, Braunkohl (so nennt man in unserer Gegend das, was anderswo als „Grünkohl“ bekannt ist) sowie Gänsebraten.

Inzwischen war der Nudelauflauf im Backofen, und die beste Ehefrau von allen hatte sich mir gegenübergesetzt und angefangen die Lokalzeitung zu lesen. Auf der Rückseite ihrer Zeitung versuchte ich bruchstückhaft die Leserbriefe aufzuschnappen. Es ist schon erstaunlich, womit sich Menschen so alles beschäftigen und worüber sie sich aufregen können. Braunkohl, ging mir da plötzlich durch den Kopf – Braunkohl, darf man so was heute überhaupt noch sagen, oder fällt das nicht langsam in die Kategorie „Negerküsse“?

Man darf heute so vieles nicht mehr sagen, auch das Zigeunerschnitzel steht ja schon lange auf dem Index. Das meiste denkt man sich dann lieber bloß noch – bis auch das eines Tages verboten sein wird.

Darf ich Ihnen das jetzt überhaupt verraten? Mein Kollege und ich waren heute vormittag völlig einer Meinung, daß man den Krawallmachern von Stuttgart und den neuerdings wieder am Ballermann auftretenden Blödmännern (und, nur politisch korrekt der Vollständigkeit halber: Blödfrauen) einfach mal ein mehrmonatiges Auslands-Stipendium in Pjöngjang ermöglichen sollte, zur Erweiterung ihres Horizontes, sozusagen. Erzählen Sie das jetzt bloß nicht weiter, auf was für Ideen die Einfaltspinsel hier auf dem Rübenfeld so kommen.

Also, Braunkohl. Noch dazu in Braunschweig. Ewig wird dieser Stadt der Makel anhängen, daß die Braunschweigische Landesregierung in den 1930er Jahren mal einen gewissen Adolf Hitler zum Braunschweigischen Regierungsrat ernannte. Angetreten hat der H. sein Amt hier zwar nie, aber als deutscher Beamter besaß er im Deutschen Reich nun das passive Wahlrecht, das er vorher als Österreicher nicht hatte. Mit den bekannten Folgen.

Doch es kommt noch schlimmer, je mehr man sich umschaut. Im Harz, praktisch nur einen Steinwurf entfernt: Braunlage. Oder, zwischen Braunschweig und Wolfsburg gelegen: Brunsrode, die kleine plattdeutsche Schwester des bösen Braun-Wortes.

Und war da nicht noch der in Wien geborene Wirecard-Chef Markus Braun? Ich hatte es doch gleich geahnt. Mit Führungspersonal aus Österreich macht man bestenfalls durchwachsene Erfahrungen.

Es regnet immer noch. Bei Sonnenschein wäre ich auf einen solchen Blödsinn auch nie gekommen.

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