Santander/Savills: Zu allem fähig, aber zu nichts zu gebrauchen
Es gab einmal Immobilien-Dachfonds unter dem Namen „Kapitalprotekt“. In einschlägigen Internet-Foren wird bereits gelästert: Die heißen so, weil sie die Anleger vor ihrem Kapital beschützen. Kann man ja heutzutage gar keinem mehr zumuten, Geld auf dem Konto zu haben, das angelegt werden muß.
Also, dieser Santander Kapitalprotekt (verteilt auf vier Unterfonds, ehemals SEB Kapitalprotekt) hat, wie hier schon mehrfach berichtet, eingedenk der von der BAFin gesetzten Auflösungsfrist 03.01.2018 kurz vor Jahresende seine Bestände in einer irrwitzigen Nacht-und Nebel-Aktion durch Verkauf an den Höchstbieter platt gemacht. Der wegen der dilettantischen Vorgehensweise grottenschlechte Preis führte dazu, daß sich über Nacht 26,44 % des Nettoinventarwertes in Luft auflösten: Am 28.12.2017 wurde der Rücknahmewert der Anteile von 114,39 EUR auf 84,15 EUR korrigiert. Ganz überflüssig zu sagen, daß Savills natürlich sechs Jahre lang die prozentuale Verwaltungsgebühr auf den überhöhten Wert berechnet hat.
Der Käufer des Paketes reibt sich jetzt die Hände und verkauft alles en detail mit einem hübschen Aufschlag – unter anderem auch tonnenweise den Credit Suisse Property Dynamic (an dem die Kapitalprotekts allein 18 % aller Anteile hielten), der bisher praktisch gar kein Börsenleben hatte.
Also, wir dachten jedenfalls, das sei so gewesen – denn woanders könnten die Riesen-Mengen Credit Suisse Property Dynamic auch gar nicht herkommen, die in den letzten Tagen an der Hamburger Börse umgeschlagen wurden. Wir konnten es eigentlich auch zu Recht denken, denn der drastische Einbruch beim Nettoinventarwert spricht ja eine deutliche Sprache, und am 27.12.2017 verkündete die Depotbank Caceis:
„Alle verbliebenen Zielfondsanteile der obenstehenden Santander Vermögensverwaltungsfonds sind als Portfolio verkauft worden.
Nach dem Portfolioverkauf wurde mit den Vorbereitungen zur Auflösung, sprich Buchung entsprechender Rückstellungen u.a. für Kosten der Wirtschaftsprüfer, Steuerberatung, Veröffentlichung, etc. mit Datum 02.01.2018 begonnen.“
Am 13.01.2018 stand in unserem bevorzugten Internet-Forum zu lesen:
„Leute entspannt Euch. Ich hab neulich mit einem Verantwortlichen über die Auszahlung gesprochen, dann meinte er, dass man zuversichtlich sei, noch im Januar die Sache über die Bühne zu bringen. Ich persönlich denke, in der Woche vom 22.-26.01. wird die Rückzahlung erfolgen. Unklar ist nach wie vor, ob noch weitere Belastungen erfolgen, hier ist man offenbar noch fleißig am Rechnen.“
Ein ganz ungeduldiger Zeitgenosse rief dann am 19.01.2018 bei der Hotline an und erhielt eine höchst erstaunliche Auskunft.
Unser Internet-Freund zitiert die Hotline mit folgender Originalaussage: „Der Fonds kann noch nicht aufgelöst werden, da er Anteile am SEB ImmoInvest hält, und der ja noch Immobilien hat. – Aber ich kann gerne in 3-4 Wochen wieder anrufen …“
Ach nee. Weil er noch Anteile am SEB Immoinvest hält. Wir dachten, alle Zielfondsanteile seien am 27.12.2017 als Portfolio verkauft worden?
Heute nun äußerst sich Savills auf Anfrage in einer email wie folgt:
Haben Sie vielen Dank für Ihre E-Mail. Das ist richtig, die Abwicklungsfrist für den Santander Vermögensverwaltungsfonds Kapitalprotekt wurde am 3.1.2018 erreicht. Die abschließende Auszahlung der Portfolioverkäufe durch die Depotbank CACEIS befindet sich derzeit in Prüfung bzw. Abstimmungsprozessen, welche noch etwas Zeit (ein paar Tage) beanspruchen.
Dem Ruf der betroffenen Anbieter ist dieses Kommunikations-Chaos ganz bestimmt nicht zuträglich. Aber es offenbart auch ein grundsätzliches Problem: Die Auslagerung solcher Funktionen in Call-Center.
Das mag ja billig sein – schließlich arbeiten da auch eine Menge 410-Euro-Kräfte. Und es mag ja auch sein, daß sich diese 410-Euro-Kräfte trotz der miesen Bezahlung Mühe geben. Aber falls irgend jemand in irgend einer Bank glaubt, ein Call-Center könne einen anrufenden Kunden wirklich zufrieden stellen, dann macht sich der Betreffende auch immer noch die Hose mit der Kneifzange zu.
Zum Pennymarkt-Preis gibt es nun mal keine ordentliche Leistung. Das sollte jedem vernünftig denkfähigen Menschen klar sein, auch den Verantwortlichen in den Finanzinstituten.
Leider gibt es da auch noch ein anderes Institut, dem diese Selbstverständlichkeit überhaupt nicht klar ist: Die Kopfschmerzbank. Um die kommt man leider nicht so ganz herum, denn sie ist die Depot- und Abwicklungsbank bei einigen für uns recht bedeutsame Immobilienfonds: Die DEGI-Fonds zum Beispiel, oder dem CS Euroreal und neuerdings auch dem CS Property Dynamic.
Kommt halt mal vor, daß man da eine spezielle Frage hat. Kommt deshalb auch vor, daß man die Unverschämtheit besitzt, die Commerzbank mit dieser Frage zu belästigen.
Regelmäßig kommt dann die Antwort eines (ganz bestimmt sehr kostengünstig ausgelagerten) zentralen email-Beantwortungs-Centers: „Vielen Dank für Ihre Anfrage. Bitte informieren Sie sich auf unserer Internet-Seite www.wir-fleddern-leichen.com.“
Regelmäßig schreiben wir dann dem betreffenden Herrn bzw. der betreffenden Dame: „Vielen Dank für Ihren Hinweis. Auch wenn wir auf dem flachen Lande leben: Vollkommen bescheuert sind wir trotzdem nicht. Natürlich hatten wir auf Ihrer Internet-Seite schon nachgesehen, aber zu der speziellen von uns gestellten Frage steht da rein gar nichts.“
Wir nehmen an, so ein Call-Center-Fuzzi hat ziemlich stringente Zeitvorgaben, wahrscheinlich nur wenige Sekunden pro Anfrage, innerhalb derer er erledigen muß, was in der Fachsprache fortschrittsfanatischer Idioten ein „Ticket“ genannt wird. Ein Ticket muß innerhalb kürzester Zeit vom Tisch, das ist der sogenannte Qualitätsanspruch, an dem jedes Call-Center gemessen wird. Die Qualität der gegebenen Antwort interessiert dabei keine Sau, und den Vorstand der Commerzbank offenkundig am allerwenigsten.
Auf die Fragen, die wir stellen, kann man aber oft nicht innerhalb weniger Sekunden eine Antwort finden – selbst wenn der hoffnungslos überforderte Call-Center-Fuzzi voller guten Willen wäre. Was macht er/sie stattdessen? Mal den Computer fragen. Jörg B., kennen wir den? Ja, tatsächlich, der ist Bevollmächtigter beim Depot der Edith B., das in der Commerzbank-Filiale der beschaulichen Kleinstadt Goslar am Rande des Harzgebirges geführt wird. Dem intellektuellen Zentrum der deutschen Immobilienfonds-Branche, sozusagen.
Nun hat die 92-jährige verehrte Frau Mutter zwar mit den Geschäften der CS Realwerte AG rein gar nichts zu tun. Sie hat ihr Depot nur deshalb bei der Filiale Goslar, weil es die Kopfschmerzbank der Witwe eines früheren Mitarbeiters gnädiger Weise etwas billiger macht.
Der Call-Center-Fuzzi aber erkennt seine Chance, das Ticket zu erledigen, und ergreift sie. Flugs wird die Anfrage an die arme Kundenberaterin Frau H. in der Filiale Goslar weitergeleitet. In das intellektuelle Zentrum der deutschen Immobilienfonds-Branche.
Man kann dann die Uhr danach stellen: Nach kurzer Zeit kommt ein in Tränen aufgelöster Anruf der bemitleidenswerten Frau H. aus der Filiale Goslar: „Aber Herr B., Sie wissen doch, ich kann Ihnen da auch nicht weiterhelfen.“
Auf diese Weise hat es die Commerzbank bisher regelmäßig geschafft, daß ich schließlich entnervt aufgebe. Falls hier tatsächlich jemand mitliest, dem noch an der Verbesserung des Rufs der „Gelben“ gelegen ist: Es wäre schrecklich nett, wenn Sie an info@CSrealwerte.de eine email schicken und mir die Durchwahl von jemandem geben, der zu abwickelnden Immobilienfonds kompetente Auskünfte geben kann.
Jedem Verantwortlichen sei in’s Stammbuch geschrieben: Wenn Sie den Ruf Ihres Hauses in kürzester Zeit ruiniren wollen, dann beschäftigen Sie zur Beantwortung von Kunden-Anfragen einfach ein Call-Center. Schon bald wird Sie niemand mehr als Bank an seiner Seite haben wollen, und Sie können sich ganz auf sich selbst konzentrieren. Getreu der Aussage des von mir sehr geschätzten Wertpapierberaters Herrn H. aus einem öffentlich-rechtlichen Kreditinstitut: „Jörg, was willst Du denn. Die Bank ist so mit sich selbst beschäftigt, Kunden stören da nur.“
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