Schiffe versenken

Als Ergänzung zum vorigen Beitrag und als kleines Praxisbeispiel, was für Wertverluste bei Immobilienanlagen so alles eintreten können, hätten wir da für Sie noch mal was aus dem wirklichen Leben. Was wir früher (mindestens Leute meines Alters werden sich wahrscheinlich erinnern) in der Schule auf einem karierten Blatt Papier als „Schiffe versenken“ gespielt haben, das spielen hochbezahlte Fondsmanager dieser Tage mit richtig viel Geld auch in der Realität. Man hat manchmal gar nicht die Phantasie, sich vorzustellen, was da so alles versenkt wird.

Gerade heute veröffentlichte die Commerzbank für den jetzt von ihr administrierten abwickelnden Immobilienfonds CS Property Dynamic den Abwicklungsbericht per 31.08.2022. Der Name ist hier Programm: Noch dynamischer konnte man das Geld der Anleger kaum noch versenken.

Die ungeschminkte Wahrheit erfahren wir auf Seite 5 des Abwicklungsberichtes, da steht sie schwarz auf weiß, also ohne daß das damit bedruckte Blatt Papier vor Scham rot geworden wäre.

Am 23. März 2012 stellte der überhaupt erst 2006 aufgelegte offene Immobilienfonds CS Property Dynamic gem. § 81 InvG die Rücknahme von Anteilen ein. Die zuvor für fast 1/2 Milliarde Euro eingekauften 17 Immobilien mussten nun verkauft werden. Die letzte Liegenschaft, ein Büroobjekt in Krakau, wurde schließlich im März 2019 veräußert.

Rein zufällig ist die Aussetzung der Anteilschein-Rücknahme fast genau 10 Jahre her, und so lässt sich ziemlich exakt messen, wie erfolgreich das Fondsmanagement bei der Verwertung des Immobilienportfolios nach Schließung des Fonds denn war. Und da sind wir wieder auf Seite 5 des Abwicklungsberichtes: Für einen 10-Jahres-Zeitraum wird ein nach BVI-Methode ermittelter (also ohnehin branchenüblich geschönter) Anlageerfolg von minus 5,05 % p.a. angegeben. Mit anderen Worten: In den 10 Jahren der Liquidation ist mehr als die Hälfte des diesen Leuten anvertrauten Geldes durch den Schornstein gegangen. So viel mal zum Thema „Betongold“.

6 Jahre nur hat der Fonds echt gelebt, über 10 Jahre dauert nun schon seine Liquidation, und der Abwicklungsbericht stimmt uns auf Seite 7 im Tätigkeitsbericht auf weitere 7 Jahre ein: „Eine finale Auflösung des CS PROPERTY DYNAMIC ist nicht vor dem Jahr 2029 zu erwarten“. Zudem kündigt die Commerzbank ganz offiziell an, daß bei diesem Fonds weiterhin der pure Geiz regiert: „… wird angestrebt, dass rund 25 bis 35 % des … verbleibenden Fondsvermögens für die Geschäftsjahre 2022/2023 bis 2024/2025 ausgezahlt werden können.“ An mindestens 2/3 der im Fonds noch grundlos gebunkerten 35 Mio. Euro möchte sich die Commerzbank also noch ein ganz paar Jahre länger wärmen und für das Aufschlitzen von Kontoauszügen eine Verwaltungsgebühr von o,6 % p.a. kassieren, sprich 210.000,00 Euro.

Doch ehe wir uns jetzt vor Kummer einen ansaufen, wollen wir kurz innehalten und auf Seite 19 des Abwicklungsberichtes springen: Den Erläuterungen zur Vermögensaufstellung entnehmen wir nämlich, daß zum Berichtsstichtag die Liquiditätsanlagen von 35,622 Mio. Euro zu 29,o Mio. Euro aus Festgeld bestehen. Man muß bei der Commerzbank natürlich vorsichtig sein, die sind zu allem fähig, aber zu nichts zu gebrauchen, und eine allzu teure Flasche Puffbrause würde der Verfasser dieser Zeilen darauf auch nicht verwetten. Aber es besteht mindestens ein Funken Hoffnung, daß die Commerzbank die Festgelder – anders als bisher – inzwischen mit einem positiven Zinssatz anlegt.

Wenn das so wäre, dann würden im Fonds künftig sogar wieder positive Erträge erwirtschaftet und die Ausschüttungen um einen wenn auch überschaubaren Ertragsanteil geboostert. So könnte man zum Schluß wie nach einem schönen Essen im Peking-Restaurant sogar noch sagen: Ente gut, alles gut.

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