Sex & Crime im Einkaufszentrum

Na klar, werden sie sagen. Rumänien. Gabriel Popoviciu. Undurchsichtige Bauvorhaben.  Da war ja nichts anderes zu erwarten. So was hätte es bei uns ja nie gegeben.

Wirklich nicht? Wir würden einmal behaupten: So was wie Gabriel Popoviciu gibt es bei uns auch, selbst in der Branche der Anbieter und Verwalter Offener Immobilienfonds. Die Leute hier tragen nur bessere Anzüge als Herr Popoviciu, und haben nach außen hin ein smarteres Auftreten.

Was war geschehen? Vor über einem Jahrzehnt kam die nordirische Baufirma Mivan auf die famose Idee, das arme Rumänien mit dem Bau etlicher Einkaufszentren zu beglücken. Unter anderem auch mit der Tiago Mall in der Weltstadt Oradea. In Abwandlung aller anderen Erkenntnisse zur Globalisierung würden wir da mal sagen: Think global, if you deserve that soon it’s raining shit.

Etwa 60 Mio. EUR hatte Mivan in der Tiago Mall schon verbaut, dann kam die Finanzkrise. Mivan schaffte es nicht mehr, die Innenausstattung zu vollenden, und ging bald darauf pleite.

Im ersten Versuch verlangte der Konkursverwalter Transilvania in der Zwangsversteigerung 35,5 Mio. EUR. Das wollte niemand zahlen. Doch als die Kaufpreisforderung auf 30,5 Mio. EUR sank, trat Gabriel Popoviciu auf die Bildfläche: Im Juni 2010 erwarb er über seine Shopping Center Holding den halbfertigen Konsumtempel. Popoviciu versprach, für die Fertigstellung und Eröffnung weitere 20 Mio. EUR in die Mall zu investieren. Dazu kam es aber nicht, denn von dem versprochenen Geld kam nie etwas auf der Baustelle an.

Man reibt sich verwundert die Augen: Die auf dem Objekt lastenden Schulden werden heute mit 58,3 Mio. EUR beziffert. Zu gerne wüssten wir von Herrn Popoviciu, wie er es geschafft hat, 191 % des Kaufpreises zu finanzieren. Mit der HypoVereinsbank, deren Mutterkonzern UniCredit eine dermaßene Großzügigkeit zeigte, stehen wir schließlich auch in Geschäftsverbindung. Da lernt man doch gerne noch dazu.

Seit zwei Jahren hat UniCredit mit Herrn Popoviciu ja auch kein Problem mehr. Da verkaufte sie ihre Forderung als Teil eines „Bad Loan Portfolio“ an einen polnischen Fonds. Um so mehr Probleme hat jetzt Herr Popoviciu: Für eine Reihe illegaler Immobiliengeschäfte, mit denen der rumänische Staat um 600 Mio. EUR geschädigt worden sein soll, wurde er im August 2017 zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt.

Zwar gelang Herrn Popoviciu zunächst die Flucht nach London, vermutlich sogar mit einem Erster-Klasse-Flug, denn sein Privatvermögen wird immer noch auf etwa 350 Mio. EUR geschätzt. Dieser Betrag reicht aber scheinbar noch nicht für eine Aufenthaltsberechtigung im Vereinigten Königreich, denn die Briten fackelten nicht lange und lieferten Popoviciu schon ein Vierteljahr später wieder an Rumänien aus.

Verständlicher Weise konnte sich Herr Popoviciu dieses Jahr nicht so intensiv um seine Immobilienprojekte kümmern, wie man sich das vielleicht gewünscht hätte. Deshalb ging die Besitzgesellschaft der Tiago Mall im Sommer 2017 erneut pleite. Die dritte Zwangsversteigerung Anfang dieses Monats mit einem Mindestgebot von 20 Mio. EUR verlief zunächst ergebnislos.

Unser heißer Tip: Nächste Woche ist der vierte Zwangsversteigerungstermin. Wenn Sie da ein Aktenköfferchen mit überschaubaren 17 Milliönchen dabei hätten, könnten Sie die fast fertige Shopping Mall für kaum mehr als ein Viertelchen der bisher investierten Baukosten kaufen. Vielleicht googeln Sie mal, ob Oradea einigermaßen schön ist? Wir werden das auch gleich mal machen.

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