Thank you for travelling Deutsche Bahn

Das hat jetzt nur sehr indirekt etwas mit unserem Thema abwickelnde Offene Immobilienfonds zu tun. Wir müssen es Ihnen aber trotzdem mal erzählen.

Vorletztes Wochenende veranstaltete ein Kollege von uns eine Auktion für Historische Wertpapiere in Antwerpen. Da mussten wir mal wieder hin. Und am Sonntag auf dem Rückweg gleich noch in Frankfurt zwischenstoppen, wegen Geburtstagsfeier bei einem guten Freund.

Die ach so großartige Bundesbahn verkaufte uns (online) gerne die Tickets, inclusive ICE von Frankfurt nach Brüssel und zurück. Der ein oder andere wird sich noch erinnern, daß am 12.10. bei Montabaur auf der Schnellfahrstrecke ein ICE-Wagen abgefackelt war. Wird wohl eine Woche dauern, bis die Strecke wieder befahrbar ist, hieß es damals in den Nachrichten. Danach hörte man nie wieder etwas davon.

Also setzten wir uns zwei Wochen danach, am 26.10., fröhlich in Braunschweig in die Bahn. Die Bundesbahn hätte uns ja wohl kaum Fahrkarten für einen ICE von Frankfurt nach Brüssel verkauft, wenn die Strecke noch dicht wäre. Oder hätte uns dann doch wenigstens benachrichtigt. Dachten wir in unserer Naivität. Nur um in Frankfurt am Flughafenbahnhof dann festzustellen, daß der Zug, den man uns verkauft hatte, gar nicht fuhr.

Wir sind dann, Stunden später, doch irgendwie nach Brüssel und weiter nach Antwerpen gekommen. Nach Verzehr eines halben Dutzend Nürnberger Würstchen im ICE-Speisewagen zwischen Köln und Brüssel Nord. Eigentlich hätten wir gern was anderes gegessen, doch die stereotype Antwort auf jede Bestellung lautete: „Ham’wer nich.“ Bis wir auf die schlaue Idee kamen, zu fragen, was denn überhaupt noch zu haben wäre. „Bratwürstchen. Oder Schwarzbrot mit Cervelatwurst.“

Große Erleichterung dann bei der Rückfahrt, die wir vorsichtshalber schon mal zwei Stunden früher als geplant antraten: „Frankfurt/Main“ prangte in Brüssel Nord auf dem Bahnsteig in großen Lettern an der Anzeigetafel. Tatsächlich kam der Zug pünktlich vorgefahren. Und innen drin wieder die rote Leuchtschriftanzeige in jedem Wagen: Zielbahnhof Frankfurt. Die Ernüchterung kam dann mit der ersten Durchsage. „Willkommen im ICE nach Köln.“

Hää??!! Wieso dann überall die falsche Ausschilderung? Und überhaupt: Man hätte sich in dieser Situation ja wenigstens die Mühe machen können, Folgendes durchzusagen: „Falls sich in diesem Zug irgendwelche Pappnasen befinden, die idiotischer Weise glauben, dieser Zug führe nach Frankfurt, nur weil es auf dem Bahnsteig und in den Waggons so angeschlagen steht, denen würden wir folgendes für ihre Weiterreise ab Köln empfehlen …“. Aber weit gefehlt. Schließlich sind wir alles mündige Bürger und können uns selber durchfragen.

Eigentlich schon ganz überflüssig zu erwähnen, daß nach der Ansage „Willkommen im ICE nach Köln“ gleich die zweite Ansage kam: „Wegen eines technischen Defekts bleibt das Bordrestaurant heute geschlossen.“

Trotz höchst vorsorglicher Abreise aus Antwerpen 2 Stunden früher als geplant kamen wir in Frankfurt dann immer noch 1/2 Stunde zu spät auf der Geburtstagsfeier an.

Vorgestern stand dann eine Reise nach Berlin an. Für unsere Historische-Wertpapier-Auktion im Mai 2019 muss ja so langsam mal eine schöne Location gefunden werden. O.k., Braunschweig-Berlin mit dem ICE in 1 Stunde 20 Minuten ist für uns eigentlich DER Bahnfahr-Klassiker. Warum auch immer, wir haben uns schließlich doch mit dem Auto auf den Weg gemacht.

Vier mögliche Locations hatten wir gestern quer über die Stadt verteilt in Berlin anzuschauen. Eigentlich hatten wir das mit U- und S-Bahn machen wollen. Man bloß gut daß wir mit dem Auto da waren. Die S-Bahn-Gesellschaft hatte nämlich morgens in der Leitstelle eine neue Software aufgespielt, und das ging gründlich in die Hose. Der U- und S-Bahn-Verkehr wurde erst einmal eingestellt. Heute mittag hörten wir von einem Berliner Kollegen, daß immer noch nur die Ringbahn fährt, alles andere erst mal weiter nicht. Dass die in Berlin „Flughafen“ nicht können, ist ja seit Jahren hinlänglich bekannt. Immer deutlicher stellt sich aber heraus: „Schienenverkehr“ können ’se auch nicht.

Wären wir mit der Bahn gefahren, dann hätten wir auf der A 2 in Höhe Magdeburg auf der Rückfahrt auch gar nicht die Gelegenheit bekommen, in aller Ruhe darüber nachzudenken, wie man die Millionen polnischer LKWs von unseren Autobahnen runterbekommt. Nach etwa einer Stunde Stillstand im Stau war eigentlich klar: Auf Betreiben des großen Herrn Seehofer konnten wir ja schon Obergrenzen für Asylbewerber einführen. Dann kann es ja wohl wirklich nicht so schwer sein, auch Obergrenzen für LKWs mit polnischen Kennzeichen zu implementieren. Schließlich ist der Herr Verkehrsminister ja sogar ein Parteikollege von Herrn Seehofer …

Kurz bevor der Verkehr dann endlich wieder rollte, breitete sich im Gehirn des Verfassers dieser Zeilen sogar noch der defätistische Gedanke aus: So eine richtig fette schöne Rezession, mit schrumpfendem Bruttosozialprodukt gleich mal ein paar Jahre hintereinander, das würde unsere Autobahnen auch entlasten. Endlich hätte dann der freie Bürger wieder freie Fahrt. Dass man dazu den Gürtel ein paar Jahre lang enger schnallen müsste, wäre für mich sogar eher zum Vorteil. Würde jeder sofort bestätigen, der meine würdevolle Erscheinung in letzter Zeit mal gesehen hat …

Wer als Leser überhaupt bis hierher durchgehalten hat, wird sich jetzt endgültig die Frage stellen: Was, verdammt noch mal, hat dieser Quatsch mit abwickelnden Immobilienfonds zu tun?

Nehmen wir es mal als Parabel. Immer wieder höre ich das Gequengele: Warum haben die denn dieses und jenes immer noch nicht verkauft gekriegt? Warum haben die denn für das und das keinen besseren Preis bekommen? Wieso müssen die denn so lange so viel Liquidität zurückhalten?

Nun will ich die Fondsmanager der abwickelnden Fonds beileibe nicht verteidigen. Es sind auch genügend echte Flachpfeifen dabei. Aber in der Realität sitzen diese Leute halt auch nicht auf irgendeinem Ponyhof, sondern kämpfen mit allen möglichen Problemen, von denen mancher noch nicht einmal wusste, dass es sie gibt. In der Realität heißt „Boom am Immobilienmarkt“ halt noch lange nicht, daß einem alles unbesehen aus den Händen gerissen wird. Für den Zuschauer auf der Tribüne ist naürlich immer sonnenklar, wie man Fußball zu spielen hat. Unten auf dem Feld wird’s dann schon etwas schwieriger.

Wer sich nicht über Verspätungen und Staus ärgern möchte, der darf halt nicht verreisen. Wer sich nicht die Haare raufen möchte, was bei der Abwicklung der Fonds alles schlecht läuft und wie lange das alles dauert, der sollte doch lieber nicht investiert sein. Diese Welt ist echt beschissen. Aber es ist die einzige die wir haben.

Nur ganz zum Schluß und sozusagen colorandum causa: Während wir so im innerstädtischen Stau standen und weder S- noch U-Bahnen fuhren, verkündete im Autoradio der Nachrichtensprecher: Die Initiative „pro Bahn“ fordert, dass viel mehr Verkehr auf die Schiene verlagert werden müsse. Die leitenden Figuren der Initiative „pro Bahn“ sind wahrscheinlich die gleichen Leute, die viel besser als jeder Fußballtrainer wissen, wie man Fußball spielt.

Kürzlich waren wir nämlich wieder mal auf Betriebsbesichtigung bei der Salzgitter AG. Und daran mussten wir unwillkürlich denken, als gestern auf der Autobahn bei jedem zehnten LKW „Coil transport“ auf der Plane stand. 43 % der Stahlerzeugnisse verlassen die Hütte in Salzgitter per Eisenbahn, 52 % mit dem LKW, erfuhren wir bei der Besichtigung. Natürlich fragten wir, warum der Bahn-Anteil nicht höher sei. Die Antwort lautete: „Würden wir schrecklich gern. Aber das „Unternehmen Zukunft“ ist nicht in der Lage, uns die entsprechende Anzahl Güterwagen zur Verfügung zu stellen.“

Die Wahrheit ist halt wie ein gut geschliffener Diamant. Sie hat viel mehr Facetten als uns manche Populisten in ihrer simplifizierenden Manier weiß machen wollen …

 

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