Von Schönfärbern und Dilettanten

„Wenn die -38 cent auch die 35 cent Ausschüttung beinhalten, dann wäre das ein ordentlicher/erwartbarer Verkauf, und der Beweis dass hier keine Schönfärber, sondern Dilettanten die Öffentlichkeitsarbeit machen“, lesen wir gerade in unserem bevorzugten Internetforum in der Rubrik CS Euroreal.

Worum geht es? Vor wenigen Minuten teilt die Commerzbank AG den Anlegern des CS Euroreal mit: „Per 19. Dezember 2018 ist der Anteilpreis des CS Euroreal von 9,70 Euro um 0,38 EUR auf 9,32 EUR je Anteil zurückgegangen. … Ursache für diese Änderung des Anteilpreises war der Verkauf der Immobilie 6 Atlantic Quai in Glasgow, Großbritannien. … Der Bruttoverkaufspreis lag unter dem zuletzt festgestellten Verkehrswert.“

„Wo simmer denn dran? Aha, heute krieje mer de Dampfmaschin. Also, wat is en Dampfmaschin? Da stelle mer uns janz dumm. Und da sage mer so: En Dampfmaschin, dat is ene jroße schwarze Raum, der hat hinten un vorn e Loch. Dat eine Loch, dat is de Feuerung. Und dat andere Loch, dat krieje mer später.“

Na gut. Da stelle mer uns janz dumm und fangen an zu rechnen. Der CS Euroreal hat 102.694.665 Anteilscheine umlaufen. Ein Rückgang um 0,38 EUR sind in Mark und Pfennig demnach runde 39 Millionen Euro. Aber 6 Atlantic Quai stand beim CS Euroreal zuletzt nur noch mit 18,3 Mio. EUR in den Büchern. Wenn man einen Wertverlust von 39 Mio. EUR mit diesem Verkauf begründet, dann hieße das wörtlich genommen in der Konsequenz, daß man dem Käufer die Bruchbude nicht nur geschenkt hat, sondern ihm noch gute 20 Milliönchen cash obendrauf gepackt hat, nur damit er’s überhaupt nimmt.

Wir trauen den Deppen bei der Commerzbank schon so einiges zu, aber das dann doch nicht. Zumal die weitere Aussage in der offiziellen Mitteilung „Die Liquiditätsquote des CS Euroreal wird sich durch die Veräußerung um rund 3 % erhöhen“ denknotwendig völlig ausschließt, dass man dem Käufer noch eine kleine Geldprämie für seine Bemühungen obendrauf gelegt hat.

Des Rätsels Lösung: Ebenfalls am 19.12. machte der CS Euroreal eine Ausschüttung von 0,35 Euro je Anteil. Die geht natürlich auch vom Anteilpreis runter. Dem Verfasser der oben zitierten offiziellen Begründung hat das nur keiner gesagt, und unter dem Aspekt Plausibilität selber überschlägig nachgerechnet hat er/sie wohl nicht. Sonst hätte nicht so eine gequirlte Scheisse dabei herauskommen können.

Wo simmer denn jetz wirklich dran?Also fangen wir noch mal von vorn an zu rechnen. Der Verkauf induzierte keinen Wertverlust von 0,38 Euro, sondern von 0,38 Euro minus 0,35 Euro taggleiche Ausschüttung gleich 0,03 Euro. Das wären dann in toto gut 3 Milliönchen in die Tonne. Heißt bei 18,3 Mio. EUR letztem Verkehrswert, dass die Bruchbude (und es ist wirklich eine Bruchbude, wenn man sich’s mal vor Ort angeschaut hat) für gute 15 Mio. EUR über den Tisch gegangen ist. Und, welch Wunder, genau diesen Betrag hatten wir auch in unserer internen Verkaufspreis-Schätzung erwartet.

Sollte der eine oder andere unserer geschätzten Leser Geschäftsbeziehungen zur Kopfschmerzbank unterhalten: Überlegen Sie sich das lieber noch mal. Jeder zweite tadschikische Gebrauchtkamelhändler hat eine genauere Buchführung als die „Gelben“.

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