Clevere Schlitzaugen

Dieser Deal betrifft keinen unserer Fonds, aber wir berichten trotzdem, weil er ein ausgezeichnetes Schlaglicht auf die gegenwärtige Marktverfassung und die Marktentwicklung in den letzten Jahren wirft.

Jeder unserer Leser dürfte das Sony Center am Potsdamer Platz in Berlin kennen. Dabei handelt es sich auf einem 2,4 ha großen Grundstück de facto um acht einzelne Gebäude mit 112.000 qm Nutzfläche. Dominiert wird diese Architektur vom allein 85.000 qm umfassenden „Bahn Tower“. Besuchern der Stadt wird vor allem der große überdachte Innenhof mit dem Cinestar bekannt vorkommen.

Stellen Sie sich vor, Sie würden vom Reichstag oder vom Tiergarten aus Richtung Potsdamer Platz laufen. Bei dem heutigen Deal sprechen wir über das, was in Ihrer Laufrichtung vor der Potsdamer Straße liegt.

Die Hochhäuser auf der anderen Straßenseite gehörten zuletzt dem SEB ImmoInvest, der die 17 Gebäude mit insgesamt etwa 267.000 qm vermietbarer Fläche erst kurz vor Ausbruch der Finanzkrise von DaimlerBenz gekauft hatte. Der inzwischen in Abwicklung befindliche Fonds fand im Spätsommer 2015 mit einem Joint Venture zwischen dem kanadischen Immobilienkonzern Brookfield Property Partners und einem asiatischen Staatsfonds einen Interessenten, der bereit war, einen auf 1,3 bis 1,5 Mrd. EUR geschätzten Kaufpreis zu bezahlen, also mehr als 5.000 EUR pro Quadratmeter.

Das Sony Center ging jetzt an Oxford Properties (ein Teil des kanadischen Pensionsfonds Ontario Municipal Employees Retirement System OMERS), und zwar für 1,1 Mrd. EUR, also fast 10.000 EUR pro Quadratmeter.

Das war sozusagen ein Deal unter Kollegen: Verkäufer ist die nationale Rentenversicherung von Korea. Und die hat einen wirklich guten Schnitt gemacht. Die cleveren Schlitzaugen hatten nämlich den Mut, dieses Ausnahme-Objekt im Mai 2010 zu kaufen, als jedermann sonst in den letzten Ausläufern der Finanzkrise die Hosen noch gestrichen voll hatte. Preis damals: 575 Mio. EUR.

Es sei den Koreanern von Herzen gegönnt, daß sie den Zyklus meisterhaft geritten haben und in gut sieben Jahren ihren Einsatz praktisch verdoppeln konnten. Aber sie haben ja auch nur den alten Investoren-Grundsatz beherzigt: „Buy low, sell high.“ Ob das timing der Betriebsrentner von OMERS noch ebenso geschickt war, wird die Zukunft erweisen.

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