Gesammelte Randnotizen

Am 22.09.2022 hatte die Commerzbank auf ihrer entsprechenden Internet-Seite eine Information zum weiteren Fortgang der Abwicklung des CS Euroreal veröffentlicht. Als wie wahr erweist sich da doch wieder mal das gute alte Sprichtwort „Gut Ding will Weile haben“: Gerade aus einem Kurzurlaub in Braunlage zurückgekehrt findet der Verfasser dieser Zeilen in der Post einen Hinweis einer unserer Depotbanken auf diese Veröffentlichung. Mit dem Ausdruck des Bedauerns, daß die Veröffentlichung aus dem Jahr 2022 vom Wertpapierdienstleister dwp-bank leider erst jetzt zur Information der Anleger weitergeleitet worden sei.

Erfreuliches dagegen gibt es vom KanAm grundinvest zu vermelden: Während andere Fonds (insbesondere solche mit der Commerzbank als Verwahrstelle, bei denen laut Abwicklungsbericht die Liquiditätsrendite bei 1 komma ungerade Prozent liegt) bei der Festgeldanlage nicht besonders heldenhaft um die Konditionen zu kämpfen scheinen, legt sich M. M. Warburg beim KanAm grundinvest ganz offenkundig mehr in’s Zeug: Neben den üblichen Verdächtigen aus dem Landesbankenbereich finden sich in der Liste der unterhaltenen Bankguthaben neuerdings auch ein paar sonst nicht so geläufige Namen wie die Bank im Bistum Essen eG, die VR Bank zwischen den Meeren eG und (schon seit geraumer Zeit) die Quintet Private Bank (Europe) S.A. Freuen wir uns hier also schon mal darauf, im nächsten Abwicklungsbericht von einem besseren Anlagemanagement und höheren Zinserträgen als bei der Konkurrenz lesen zu können.

Schließlich noch eine kleine Nachlese zum letzten Beitrag „Frische Weidemilch“ und der von den Handelsgrößen ungeniert betriebenen Verbraucher-Verarschung. Ein treuer Leser dieser Zeilen wies uns in dem Zusammenhang darauf hin, daß die Verbraucherzentrale Hamburg gerade „Granini Trinkgenuss Orange“ zur „aktuellen Mogelpackung der Monats“ gekürt hat: Jahrzehntelang wurde die sicher jedem Leser bekannte Granini-Flasche zu 100 % mit Orangensaft befüllt. Ohne dies deutlich zu kennzeichnen beträgt der Fruchtsaftanteil neuerdings nur noch 50 %. Der Rest ist Zuckerwasser, was der Hersteller mit den gestiegenen Preisen für Orangensaftkonzentrat begründet. Der Preis für 50 % Saft plus 50 % Zuckerwasser ist aber der gleiche wie vorher für 100 % Saft. Da muß der Verfasser dieser Zeilen der Verbraucherzentrale dann tatsächlich zustimmen: Noch dreister geht’s kaum.

Lassen Sie sich von Granini trotzdem nicht das Pfingstfest vermiesen, geschätzte Leser dieser Zeilen, und genießen Sie ein paar schöne sonnige Feiertage.

Frische Weidemilch

Ob der Immobilienmarkt im gegenwärtigen Zyklus bereits den Boden erreicht hat? Dem Verfasser dieser Zeilen stellt sich diese Frage nicht mehr. Schon lange gibt es für ihn am Immobilienmarkt nichts mehr zu analysieren, denn schon lange besitzen die von uns gehaltenen Fonds keine Immobilien mehr. Weil der Verfasser dieser Zeilen aber nun mal so gerne analysiert (und auch weil er sich an dieser Stelle seit mehr als einem Monat nicht mehr gemeldet hat) müssen dann halt andere Dinge herhalten. Frische Weidemilch von Hansano zum Beispiel.

Ich weiß nicht ob die geneigte Leserschaft mir das überhaupt zugetraut hätte, aber an einigen wenigen Tagen im Jahr überkommt mich ein unbändiges Verlangen nach Kellogs Frosties. Trotz aller dagegen von Ernährungswissenschaftlern völlig zu Recht zu erhebender Einwände. Und zu diesem Frühstück, wie gesagt an kaum einem halben Dutzend Tagen im Jahr, gehört nun mal Milch.

Zur Ehrenrettung von Hansano muß zunächst einmal gesagt werden: In der von mir vor wenigen Tagen erworbenen 0,5-L-Packung ist tatsächlich immer noch 1/2 Liter Milch. Obwohl Downsizing zur Kaschierung von Preiserhöhungen sonst überall Schule macht. Andere Anbieter von Frischer Weidemilch hätten die Füllmenge wohl längst auf sagen wir mal 420 ml reduziert und würden das Produkt in bestem Werbe-Schönsprech „Allgäuer Zwergenliter“ nennen.

Aber was verbirgt sich überhaupt hinter Frischer Weidemilch? „Leckerer Geschmack kommt von draußen“, schmeichelt sich der Erklärtext auf der Rückseite der Packung bei mir ein, „An mindestens 120 Tagen im Jahr haben unsere HANSANO Weidemilchkühe für mindestens sechs Stunden am Tag die Möglichkeit, auf saftigen Weiden zu grasen und Zeit an frischer Luft zu verbingen.“ Das klingt wirklich toll, oder?

Da war er jedoch wieder, der Moment, der angesichts durchlauferhitzter Sprechblasen den Abakus im Kopf des Verfassers dieser Zeilen zum Rattern bringt. 120 Tage sind 33 % eines Jahres. Sechs Stunden ergeben 25 % Freigang von der Zeit eines Tages. 25 % von besagten 33 %, das sind also auf die Gesamtstundenzahl eines Jahres gerechnet ein bißchen mehr als 8 % an der frischen Luft. Was umgekehrt bedeutet: Bis zu 92 % ihrer Zeit stehen die armen Rindviecher zwar im Stall, dürfen sich aber trotzdem mit dem Titel einer „Weidemilchkuh“ schmücken.

Doch was soll ich mich darüber jetzt echauffieren? Es ist nur ein eher sogar harmloses Beispiel wie es Konzerne aus reiner Umsatz- und Profitgier vollkommen selbstverständlich und richtig finden uns Verbraucher nach Strich und Faden zu verarschen. Für altmodische Dinge wie Ethos und Moral ist in unserer im wesentlichen nur noch auf materiellen Erfolg fixierten Konsumgesellschaft schon längst kein Platz mehr. Für gute Popmusik scheinbar auch nicht, wie gestern abend die beste Ehefrau von allen in vollkommener Einigkeit mit dem Verfasser dieser Zeilen bei den meisten European-Song-Contest-Beiträgen konstatierte, mal gar nicht zu reden von den dazu gelieferten in der Regel sinnfreien bis hirnlosen Bühnenshows.

Natürlich sagt sich das alles für den Verfasser dieser Zeilen im Habitus eines moralinsauren Apostels nur all zu leicht: Zum einen mangelt es ihm ja an nichts, schlimmer noch, er kann sich sogar den Luxus leisten auf gewisse wirtschaftliche Erfolge aus moralischen Gründen zu verzichten. Zum anderen, wenn man anständige Popmusik hören möchte, da bietet sich auf den Öffentlich-Rechtlichen meist mehrmals in der Woche die Gelegenheit die x-te Wiederholung der Erfolgsgeschichte von ABBA anzuschauen.

Warum habe ich Ihnen das jetzt alles geschrieben? Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Im häuslichen Gemüsegarten sind knappe 20 Kubikmeter Mutterboden durchzusieben. Die beste Ehefrau von allen erwartet Fortschritte. Trotz der Aussicht, nach getaner Arbeit von der gerade mit ihrem Chiropraktiker-Studium fertig gewordenen Nele van der Pütten mit ihren zarten Händen wieder eingerenkt zu werden habe ich einfach keine richtige Lust mir weiter das Kreuz zu verbiegen. Und nutze also jede Gelegenheit zu anderweitiger Beschäftigung, so sinnfrei sie auch sein mag. Ich nehme sogar mal an, die meisten ESC-Songschreiber hatten ähnliche Beweggründe … o:)

Im Osten nichts Neues

Gerade erschien der neue Abwicklungsbericht des DEGI International per 31.12.2023. Wer gehofft hatte, hier endlich Neues zu erfahren, der sah sich (zum wievielten Mal eigentlich inzwischen?) getäuscht. Die gleiche Leier wie all die Jahre zuvor auch schon. Wegen der Brandschadenruine in Bukarest wird sowohl mit der örtlichen Dependance der Versicherungsgesellschaft in Rumänien wie auch in Deutschland seit nunmehr 14 Jahren prozessiert. Irgendwelche Details zum Stand der Verfahren? Fehlanzeige.

Oh, bitte entschuldigen Sie mich jetzt einen Moment ehe ich weiterschreiben kann: Ich muß mir ein Taschentuch holen. Trotz der völlig ungeklärten Gesamtsituation stellt das Fondsmanagement für den 15. April eine weitere Ausschüttung in Aussicht: 0,02 EUR pro Anteil. Die Commerzbank lässt sich doch tatsächlich dazu hinreißen, sich erneut von 0,7 Mio. der auf dem Konto liegenden 44 Mio. Euronen zu trennen.

So viel Großzügigkeit rührt mich nun wirklich zu Tränen. Vor allem, wo doch schließlich auch die Liquiditätsrendite für die fetten Bankguthaben ein echter Traum ist: 0,9 % p.a.! Da kann man ja nur bewundernd feststellen, gegen die Verhandlungskünste der Commerzbank-Leute bei der Anlage ihnen anvertrauter überschüssiger Gelder ist der Herr Weselsky aber ein echter Waisenknabe …

Wie gut, daß wir hier letztes Jahr dann endlich mal die Reißleine gezogen und den Scheiß verkauft haben …

Das Kleingeld aus den Ecken gefegt

Vor gut einem Jahr deutete der SEB Immoinvest erstmals an, daß seine endgültige Auflösung schon nach Jahresultimo 2023 anstehen könne. Zugleich stieg damals der Rücknahmewert von 0,629 EUR/Anteil auf 0,703 EUR.

Im Jahresverlauf 2023 gab es dann drei weitere Anstiege im 1-cent-Bereich. Und gerade eben kam dann noch mal ein Hüpfer von 0,73 EUR/Anteil auf 0,77 EUR. Peanuts, meinen Sie? Mitnichten. Im Vergleich zum März 2023 summiert sich der Anstieg auf beachtliche 22,4 %.

Nun sind wir im SEB Immoinvest ja gar nicht investiert, weil sich eine wirklich gute Gelegenheit zum Einstieg in einer wirtschaftlich sinnvollen Größenordnung zuletzt überhaupt nicht mehr ergeben hatte. Trotzdem nähren die NAV-Anstiege auf den letzten Metern der Auflösung dieses Fonds die Hoffnung, daß auch bei den dann noch übrig bleibenden Kandidaten in der Schlußphase mindestens mal nichts mehr zersägt werden wird. Scheinbar liegt überall noch ein bißchen Kleingeld in den Ecken, das rausgefegt wird, ehe dann der Letzte das Licht ausmacht.

R.I.P. SEB ImmoPortfolio Target Return

Im Oktober 2001 ging der SEB ImmoPortfolio Target Return an den Start. Mit rd. 1,4 Mrd. EUR Volumen gehörte er nicht zu den großen Schwergewichten unter den Offenen Immobilienfonds, aber ganz wenig Geld war das ja auch nicht.

Nur etwas mehr als 10 Jahre hatte seine „richtige“ Lebensdauer betragen, ehe im Juni 2012 die Rücknahme der Anteilscheine ausgesetzt wurde. Im Juni 2014 schickte die Kapitalverwaltungsgesellschaft den Fonds in die Abwicklung. 46 Objekte waren jetzt noch an den Mann zu bringen, die letzten 12 wurden 2017 verkauft.

Letzten Freitag (15.3.) erfolgte die Schlußausschüttung. Mit zwei plus zehn Jahren dauerte der Verwesungsprozeß dieses Fonds also länger als seine aktive Lebens- und Vertriebsphase. Was man am Ende übrigens bei fast allen abwickelnden Offenen Immobilienfonds wird konstatieren müssen.

Nur um der verehrten Leserschaft ein Gefühl für die Dimensionen eines der tragischsten Unglücksfälle der jüngeren Finanzgeschichte zu geben: Anfang 2014, als bei insgesamt 18 Fonds nach Rücknahmeaussetzung der Anteilscheine die Hütte lichterloh brannte, war davon ein Fondsvermögen von in Summe 18,3 Mrd. EUR betroffen. Bis Ende 2019 hatte sich das im Zuge der fortschreitenden Abwicklungen bereits auf knapp 1,8 Mrd. EUR gezehntelt. Die nach endgültiger Auflösung des SEB ImmoPortfolio Target Return heute noch übriggebliebenen 550 Mio. EUR machen nur noch 3 % des anfänglich betroffenen Gesamtvermögens aus. Also ein paar weitgehend abgenagte Knochen, aus denen nur noch exotische Spezialisten wie die CS Realwerte AG ein inzwischen ziemlich dünnes Süppchen zu kochen vermögen.

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