Ordnung und Unordnung

Dem ein oder anderen in unserer geneigten Leserschaft wird bekannt sein, daß der Verfasser dieser Zeilen sein Brot eigentlich als Müllmann am Ende der Nahrungskette der Finanzmärkte verdient. Er handelt mit seiner Aktien-Gesellschaft für Historische Wertpapiere (www.aktiensammler.de) seit 36 Jahren mit Historischen Wertpapieren (HWP), also Zeugnissen der Finanzgeschichte wie Aktienurkunden oder Schuldverschreibungen, deren Erschaffer im realen Wirtschaftsleben aus unterschiedlichen Gründen meist nicht überlebt haben.

Um die Jahrtausendwende, als es auch noch eine größere Zahl HWP-Händler in den USA gab, entwickelte sich eine besondere Mode: Die Kollegen brachten zu den Tauschbörsen in Europa Aktienurkunden bekannter und noch bestehender Firmen mit.  Anders als in Europa nämlich werden in den USA, und zwar bis heute, Aktienurkunden nach jeder Transaktion physisch als Namenspapiere neu ausgefertigt.


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Da gab es natürlich Aktien, die so ein bißchen Kultcharakter hatten: Microsoft z.B., oder auch ebay, Apple Computer oder die opulent farbig gedruckten Urkunden der damals hippen Hollywood-Star-Restaurant-Kette Planet Hollywood. Ein weiteres interessantes Feld waren Aktienurkunden hiesiger Aktiengesellschaften, die bei uns gar nicht mehr physisch gedruckt wurden, sondern die es überhaupt nur als ADR, also „American Depository Receipt“-Zertifikate gibt. Die Aktien der Deutsche Telekom AG sind da ein besonders prägnantes Beispiel.

 

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Die Modewelle mit den echten Aktienurkunden nahm zeitweise so viel Fahrt auf, daß sich im Umfeld der US-Börsen sogar Spezialfirmen wie Oneshare.com etablierten, die sich gegen geringe Gebühr anheischig machten, den Kunden auf Wunsch von sämtlichen in den USA börsennotierten Firmen Aktienurkunden als Einer-Stücke zu verschaffen. Am Ende ist es ja für uns auch völlig egal, womit wir in unserem HWP-Geschäft Umsatz machen – Hauptsache wir machen Umsatz.

Ausgewählte gültige Aktien aus Deutschland spielten da ebenfalls eine Rolle. So wird es auch niemanden groß überraschen, daß unser in der ganzen Firmengeschichte bestverkaufter Artikel mit bis heute 3.062 Stück die Beate-Uhse-Aktienurkunde ist. Das war allerdings die „einfache“ Urkunde für eine Aktie. Was wir unseren Lesern heute als ganz exclusives Schmankerl anbieten können, die Sammelurkunde über 20 Aktien, ist dagegen eine riesige Seltenheit: Im normalen Börsenleben der Beate Uhse AG war die zu den anfänglichen hohen Kursen nämlich noch unbezahlbar.

Mit Faksimile-Unterschrift von Beate Rotermund (1919-2001). Die Wk-2-Luftwaffenpilotin, die zuletzt den Rang eines Hauptmanns bekleidete, gründete 1951 in Flensburg ihr Erotik-Versandhaus „Beate Uhse“. 1962 eröffnete sie in Flensburg den allerersten Sex-Shop der ganzen Welt. Die bundesdeutsche Nachkriegs-Prüderie bedankte sich für die Aufklärungsarbeit mit bis zu ihrem Tod rund 2.000 Strafverfahren wegen Förderung der Unzucht etc. Exclusiv für unsere Leser zum Sonderpreis von 49,- € zu bekommen, formloser Auftrag per email an info@CSrealwerte.de genügt.

 

Aber zurück zu den ADR aus den USA. Wie gesagt, bei Aktien kennt das US-Recht gar keine Inhaberpapiere, ohne Ausnahme alles wird als Namensaktie ausgefertigt. Deshalb fanden wir es damals eine gute Idee, über Oneshare.com zum Vertrieb über unseren HWP-Versandhandel 100 einzelne ADR-Aktienurkunden der Deutsche Telekom AG zu beschaffen. Natürlich lauteten diese Urkunden dann auf den Namen des Wertpapierantiquariats Benecke & Rehse.

Fast alle haben wir inzwischen längst verkauft. Die Käufer hängten die Urkunde meist eingerahmt an ihre Bürowand, oder wollten sie einfach nur verschenken. Deshalb und weil da der Aufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen stünde kam auch nie jemand auf die Idee, unsere Urkunden bei der US-amerikanischen Abwicklungsbank in New York zur Umschreibung einzureichen. In den Aktionärsverzeichnissen steht bei denen deshalb bis heute das Wertpapierantiquariat Benecke & Rehse als Aktionär. Und bekommt seit fast einem viertel Jahrhundert jedes Jahr in Form eines US-Dollar-Schecks die Telekom-Dividenden.

Das schlug vor vielen Jahren sogar mal Wellen bis in den Telekom-Vorstand. Die Dividendenschecks lauteten in unserem Fall über keine besonders großen Beträge. Also wurden sie oft gesammelt, und erst bei der Bank eingereicht, wenn wir mindestens mal eine Handvoll Dollar-Schecks zusammen hatten. Eines Tages wurde uns dann ein Telekom-Dividenden-Scheck zurückbelastet. Die 6-monatige Vorlagefrist sei abgelaufen (von der aber damals noch nirgends etwas geschrieben stand; heute, und zwar wegen uns, allerdings schon). Flugs schrieb der Verfasser dieser Zeilen einen seiner bekannt launischen Briefe an den Vorstand der Deutsche Telekom AG und gab seiner Besorgnis über die Liquiditätslage der Gesellschaft Ausdruck, die scheinbar so angespannt war, daß man den Deppen auf dem Rübenfeld nicht mal mehr ein paar lumpige hundert Dollar Dividende zahlen konnte.

Nicht alle dieser bekannt launischen Briefe wurden in der Vergangenheit von ihren Empfängern goutiert. In diesem Fall aber doch, die Herrschaften von der Telekom hatten Humor. Sie überwiesen nicht nur flugs den in Rede stehenden Betrag, sondern ließen dem Verfasser dieser Zeilen kurze Zeit später auch noch ein Pülleken Puffbrause zukommen, begleitet von einem sehr netten Brief. Und aus einem längeren Telefonat mit dem Vorstandsassistenten erfuhren wir dann, daß der Vorgang in Bonn mächtig Wirbel ausgelöst hatte.

Erst dadurch wurde die Telekom nämlich gewahr, daß sich die Abwicklungsbank in New York sehr wohl für sämtliche von ihr in American Depositary Receipts gekleidete Telekom-Aktien die Dividende überweisen ließ – aber was war mit den Beträgen, wo Schecks gar nicht eingereicht wurden oder wo die Bank unter Verweis auf eine angeblich abgelaufene Vorlegungsfrist die Auszahlung verweigerte? Erst durch unser Monitum erfuhr die Telekom: Nicht abgeforderte Dividenden schickte die US-Bank nicht etwa nach Bonn zurück, sondern steckte sich das Geld ganz einfach in die eigene Tasche.

Wie gesagt, das ist alles schon eine ganze Weile her. Doch vor ein paar Wochen bekamen wir wieder mal Post aus den USA. Es ging um unsere in American Depository Receipts gekleidete Telekom-Aktien. Zwischen den Zeilen entnahm man dem Brief: Irgendwie sei der Kerl aus Deutschland mit seinen seit fast einem Vierteljahrhundert nicht mehr bewegten Urkunden den Herrschaften jetzt doch ein wenig lästig. Gerne wolle man die Sache ein für allemal bereinigen und biete sich deshalb an, unsere Telekom-Aktien einfach an der New Yorker Börse zu verkaufen. Damit das endlich mal aus den Büchern ist.

Eigentlich hätte man das gleich in die Ablage P getan, schließlich besitzen wir die Urkunden bis auf einen kleinen Rest ja schon seit vielen Jahren nicht mehr. Aber das Angebot war einfach zu verlockend: Gegen Zahlung einer Versicherungsprämie von 20 % würde man besagte 100 Telekom-Aktien für uns auch dann verkaufen, wenn wir die ADR-Urkunden gar nicht mehr beibringen könnten. Diese Variante haben wir dann mal angekreuzt. Heute hatten wir einen als a.o. Ertrag zu verbuchenden Scheck über 1.691,80 US-Dollar in der Post.

„Lieber ungenau richtig als exakt falsch“, das ist in der Tat das Lieblings-Lebensmotto des Verfassers dieser Zeilen. Darunter könnte man die Sache dann auch ohne weiteres verbuchen, dieser Betrag ist schließlich für das Weltfinanzsystem noch viel weniger als eine Bagatelle. Und trotzdem treibt besagten Verfasser jetzt doch eine Frage in eine möglicher Weise schlaflose nächste Nacht: Klar kann man Abrechnungsfragen an der Börse auch mal mit dem dicken Daumen lösen. Doch bei welchen Beträgen hört denn an der Wall Street der dicke Daumen mal auf?

Wer den Pfennig nicht ehrt ist des Talers nicht wert

Im Prinzip ja. Aber die Leidensfähigkeit der Altanleger möchte doch bitte auch nicht auf eine all zu harte Probe gestellt werden. Diese Mahnung geht an die Commerzbank, die für den von ihr administrierten Fonds DEGI International die turnusgemäße Ausschüttung am 26.10. mit sensationellen 2 cent je Anteil ankündigt. Was übrigens unter allen abwickelnden Offenen Immobilienfonds neuer Negativrekord ist. Unterboten werden könnte das nur noch, wenn sich demnächst mal ein Fonds erdreistet, 1 cent/Anteil auszuschütten.

Über 60 Mio. EUR hält die Commerzbank für den DEGI International immer noch gebunkert, von denen die Anleger jetzt gerade einmal mickrige 0,73 Mio. EUR zurückerhalten sollen. Obwohl der Fonds seine letzte „richtige“ Immobilie bereits im März 2017 verkauft hatte.

Wie ein Klotz am Bein hängt ihm aber das „Millenium Business Center“ in Bukarest, das nach einem Blitzeinschlag im Juni 2009 ziemlich abgefackelt war und seitdem als bauzaunumsäumte Ruine das Stadtbild ziert. Man streitet sich scheinbar bis heute mit Versicherungen, und das ganze entwickelt sich für die Fondsanleger inzwischen zu einer „never ending story“ – auch über 14 Jahre nach dem Schadensereignis kein Ende in Sicht. Selbst ein zwischendurch sogar schon mal vergebener Instandsetzungsauftrag verschwand genau so sang- und klanglos wie das in diesem Zusammenhang vor dem Gebäude vor 3-4 Jahren mal aufgestellte riesige Bauschild.

Die mit der heutigen Ausschüttungsankündigung nur noch unterstrichene „Leistung“ der Abwickler bestätigt am Ende die Richtigkeit unserer vor zwei Wochen getroffenen Entscheidung, uns auch von unseren restlichen 0,5 Mio. Anteilen (von Anfang des Jahres noch 1,3 Mio. Stück) des DEGI International komplett zu trennen. Der erzielte Kurs war nicht wirklich zum Lachen, die Auflösung der Position bescherte uns einen unschönen Kursverlust. Doch auch hier gilt eben: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Obwohl es dem Verfasser dieser Zeilen schon einen Stich in’s Herz gibt. Der sensationelle Verkauf des „Metropolitan“ in Warschau durch den DEGI International im Okt. 2014 an einen Deutsche-Bank-Fonds für 200 Mio. EUR und damit fast 15 % über dem zuletzt festgestellten Verkehrswert war damals für uns der game changer.

Nebenbei bemerkt, das beleuchtet nämlich auch ganz gut die seinerzeitige Herangehensweise, als unsere Fonds noch dutzende von Einzelobjekten zu verkaufen hatten und Wissen über Erfolg oder Mißerfolg kriegsentscheidend war: Schon Monate vor der offiziellen Verkaufsmitteilung konnte man den beim Verkauf des „Metropolitan“ erzielten Preis kennen – jedenfalls, wenn man in der Lage war, bei der damals zu unserem Arbeitsalltag gehörenden regelmäßigen Internet-Recherche die diesbezügliche Veröffentlichung der polnischen Kartellbehörde im polnischen Staatsanzeiger zu finden, die das Geschäft zuvor absegnen musste.

Dieser damals ganz bemerkenswerte Erfolg brachte in das Thema „abwickelnde Offene Immobilienfonds“ so viel Schwung, daß erst diese Entwicklung Ende 2014 überhaupt zu dem Entschluß führte, die CS Realwerte AG in ihrer heutigen Form zu installieren und das Thema künftig gewinnbringend und höchst professionell zu bearbeiten.

Tempi passati. Adieu, DEGI International. Am Ende war der sagenhaft gute Verkauf des „Metropolitan“ ( das Gebäude schaffte es später sogar als Abbildung auf die Aktienurkunden der CS Realwerte AG) nichts weiter als ein verirrter Sonnenstrahl zwischen dicken grauen Wolken. Der Verkauf der übrigen 4 Objekte auf der Resterampe des DEGI International, bei Eintritt in die Abwicklung 2009 nach Ansicht der famosen „Sachverständigen“ noch 206,8 Mio. EUR wert, spülte am Ende gerade mal 120 Mio. EUR in die Kasse. 40 % des Wertes, den man den Anlegern für diese vier Hütten jahrelang vorgegaukelt hatte, gingen dann einfach mal durch den Schornstein.

Wobei man schon damals eine Vorahnung bekommen konnte, daß sich die Fondsmanager 2006 beim Kauf der zwei rumänischen Objekte von griechisch-balkanesischen Kaschuben ordentlich hatten über den Tisch ziehen lassen: Das andere Bukarest-Objekt, das „Construdava Business Center“, stand mal mit 26,5 Mio. EUR in den Büchern des Fonds. Als es 10 Jahre nach dem Erwerb wieder auf den Markt geworfen wurde, fand sich zwar ein Käufer. Aber dem war es dann nur noch rund 6 Mio. EUR wert.

Die – bis heute ohne greifbares Ende gebliebene – Historie des „Millennium Business Center“ sieht auch nicht besser aus: Ein griechischer Immobilienentwickler startete das Hochhausprojekt im Jahr 2001, wobei es von Anfang an erbitterten Streit gab mit dem unmittelbaren Nachbarn, der orthodoxen Kirche. Ein 72 m hoher Büroturm mit 19 Stockwerken: Es war allgemein bekannt, daß die Bukarester Feuerwehr einen Brand in einem derart hohen Gebäude mit ihrer damaligen Ausrüstung gar nicht wirksam bekämpfen konnte. Trotzdem sparten sich die Erbauer bei diesem Billighochhaus sogar so rudimentäre Installationen wie eine Sprinkleranlage. Auch deswegen schätzte die Fachpresse damals die Baukosten des „Millennium Business Center“ auf für ein 26.600-m²-Objekt unglaublich niedrige 35 Mio. US-$. Warum der DEGI International nach der Fertigstellung Mitte 2006 dann nicht weniger als 110 Mio. EUR rausforkte für diese zuvor mit illustren Mietern wie der Börse Bukarest dekorierte Billigbude, das wird wohl das Geheimnis aller Beteiligten bleiben …

In eigener Sache: Ausschüttung kommt demnächst

Sehr überraschend hatten wir erst vor 1 1/2 Wochen aus dem Abwicklungsbericht des KanAm grundinvest erfahren, daß dessen turnusgemäße, eigentlich schon ab August zu erwarten gewesene Herbst-Ausschüttung dieses Jahr unverständlicher Weise erst einmal komplett ausfällt und auf das I. Quartal 2024 verschoben ist.

Dieser überhaupt nicht erwartete Umstand hatte unsere Liquiditätsplanung für das 2. Halbjahr 2023 zunächst ziemlich verwirbelt. Inzwischen haben wir unsere Hausaufgaben aber gemacht: Die Ausschüttung in Höhe von 60,00 Euro/Aktie (zweite Rate der in der HV 2021 beschlossenen Kapitalherabsetzung) ist nunmehr am 31.10.2023 vorgesehen.

Sic transit gloria mundi

Anleger der in Folge der Finanzkrise 2008/09 in die Abwicklung getriebenen Offenen Immobilienfonds hatten bei der Liquidation ihres zuvor für ziemlich sicher und krisenfest gehaltenen Betongoldes wenig bis gar nichts zu lachen. Mit dieser Feststellung verbreitet der Verfasser dieser Zeilen mit Sicherheit keine Neuigkeit mehr. Auch nur der Vollständigkeit halber und weil es inzwischen überhaupt nur noch wenig zum Thema zu schreiben gibt heute mal zur Erleuchtung der geneigten Leserschaft zwei Zitate aus den gerade erschienenen Abwicklungsberichten per 30.06.2023 des DEGI Global Business und des DEGI German Business.

Beides sind Produkte der einstmals stolzen Dresdner Bank, beide überhaupt erst kurz vor der letzten Finanzkrise aufgelegt, nämlich im Nov. 2005 bzw. im Dez. 2006, beide hat die Commerzbank indirekt zusammen mit der Dresdner Bank „geerbt“ und beide ohne Rücksicht auf Verluste vor die Wand fahren lassen. Im Gegensatz übrigens zu ihren hauseigenen Produkten wie dem Hausinvest, die in der Finanzkrise massiv gestützt wurden, um ihr Überleben zu sichern und den entsprechenden Imageverlust für den Initiator abzuwenden. Aber bei der ehemaligen Dresdner Bank kam’s ja darauf nicht mehr an, im Gegenteil. So konnte man den von dort geerbten Kunden noch mal schön die Zunge rausstrecken und sagen: Ätsch, das habt ihr jetzt davon, daß Ihr bei der falschen Bank Kunde gewesen seid.

Beide Fonds sind heute nur noch Winzlinge mit einem ausschließlich aus Bankguthaben bestehenden Restvermögen von 3 Mio. resp. sogar nur noch 2 Mio. Euro. Und obwohl es bei diesen nur noch marginalen Restgrößen ein leichtes wäre (wie es z.B. Caceis bei den von ihnen abgewickelten Fonds auch konsequent tut) hier mal den Deckel drauf zu machen, möchte die Commerzbank an diesen beiden schon bis zur Unkenntlichkeit zu Staub zerfallenen Leichen noch bis 2025 bzw. sogar 2027 weiter rumfummeln.

Aber weshalb ich Ihnen heute zu dem Thema eigentlich schreibe, hat einen ganz anderen Grund. Nämlich die Tatsache, daß die Qualität von Immobilienfonds auch für die größten Experten am Ende doch immer eine ziemliche Black Box bleiben wird.  Lassen wir dazu einfach die Tatsachen sprechen, wie sie die Commerzbank gerade in den Abwicklungsberichten des DEGI Global Business und des DEGI German Business veröffentlicht hat.

Am Anfang, nämlich bis zum akuten Ausbruch der Krise 2009/10, läuft es bei beiden Fonds ziemlich gleich: In schöner Regelmäßigkeit wertet man mit Rückendeckung der ach so allwissenden gesetzlich vorgeschriebenen Gutachter die Bestandsimmobilien ständig weiter auf. Knapp vier Jahre nach Auflage beider Fonds wähnen sich die vermeintlich glücklichen Anleger bereits um fast 20 % reicher.

Nicht verkneifen kann sich der Verfasser dieser Zeilen an dieser Stelle einen kleinen Seitenhieb auf die nahezu grenzenlose Weisheit des Gesetzgebers, der auf die zu Tage getretenen Diskrepanzen zwischen Wert auf dem Papier und Wert in der Praxis auf seine Weise reagierte. Seitdem müssen Bestandsobjekte zwei Mal im Jahr bewertet werden, und es müssen zwei verschiedene Gutachter die betreffenden Immobilien bewerten.

Also, mal mit meinen Worten in der schnörkellosen Sprache des Rübenfeldes: Bis zur Gesetzesänderung waren bei Offenen Immobilienfonds die Wertfindungen für Bestandsobjekte nach Feststellung des Gesetzgebers (sonst hätte er das Gesetz ja nicht ändern müssen) ziemliche Scheiße. Also verlangt man statt einer jetzt zwei Bewertungen pro Jahr, und es reicht nicht mehr ein Gutachter, sondern neuerdings braucht es derer zwei. Was kommt dabei heraus? Sie werden es wohl schon geahnt haben: Scheiße hoch vier.

Was die weitere Entwicklung des DEGI Global Business und des DEGI German Business nach der gutachterlich abgesegneten Befüllung der Fonds mit heißer Luft während der Aufschwungphase des Immobilienmarktes dann auch schwarz auf weiß bestätigt. Es war übrigens damals nicht anders als heute, wo sich viele Leute erneut ganz verwundert die Augen reiben daß auch Immobilienmärkte sehr zyklische Märkte sind.

Wer bei Auflage im Nov. 2005 in den DEGI Global Business 500.000 Euro investiert hatte, der hat fast die Hälfte seines Einsatzes verloren: Am Ende sind heute nur noch 259.673 Euro übrig geblieben, von Rendite während nahezu 20 Jahren Kapitalbindung mal gar nicht zu reden.

 

Ganz anders dagegen steht ein Anleger da, der im Dez. 2006 in den DEGI German Business 500.000 Euro investiert hatte. Geld verloren hat er zwar auch, aber nicht fast 50 %, sondern „nur“ etwa 18 %. Per heute macht der wahrscheinliche Rückfluß 409.734 Euro aus.

Zwei ziemlich zur gleichen Zeit aufgelegte Fonds, in beiden Fällen der gleiche Initiator, aber beim „Plattmachen“ völlig unterschiedliche Ergebnisse. Muß man daraus jetzt den Schluß ziehen, daß auch Immobilieninvestments am Ende nur reine Glückssache sind?

Nur zur Abrundung des Bildes betrachten wir der Vollständigkeit halber schließlich auch noch einen Schwesterfonds der beiden vorgenannten DEGIs, nämlich den DEGI Europa. Sein Auflagejahr 1972 macht ihn im Gegensatz zu seinen beiden Schwestern, den Nesthäkchen, zu einem Methusalem der Branche. Er ist einer der ältesten offenen Immobilienfonds überhaupt gewesen. Hier nun aus dem letzten Abwicklungsbericht seine Performance:

 

 

Von der Auflage 1972 bis zur Finanzkrise 2009 über 37 Jahre eine ununterbrochen bilderbuchmäßige Entwicklung: Ein 1972 angelegter Betrag von 10.000 Euro hatte sich bis 2009 auf 85.000 Euro vervielfacht. Doch Alter schützt vor Schaden nicht: Der Abverkauf der Fondsobjekte im Zuge seiner Liquidation brachte auch beim DEGI Europa einen Absturz auf heute nur noch 50.499 Euro. Über 40 % des bis zur Aussetzung der Anteilscheinrücknahme den Anlegern vorgegaukelten Wertes erwiesen sich auch hier nur als heiße Luft, bei der die sogenannten Sachverständigen auch nichts weiter waren als Durchlauferhitzer für ebendiese. Nota bene: Bis heute sind die Bewertungsmethoden bei Offenen Immobilienfonds nichts weiter als der Ersatz des Würfelbechers durch nur allzu menschliches Unvermögen.

In die Röhre geschaut

Neulich gab der KanAm grundinvest per Ende Juni die Erhöhung seines Anteilwertes um 0,16 EUR auf 2,50 EUR bekannt, auf Grund der Auflösung von Rückstellungen. Da hätte der Verfasser dieser Zeilen eigentlich gewettet, daß mindestens mal dieser frei gewordene Betrag turnusgemäß auch ausgeschüttet werden müsste. „Turnusgemäß“ hätte nach dem bisherigen Ausschüttungs-Rhythmus gehießen: im August. Doch es herrschte Schweigen im Walde, bis heute. Heute nun musste M. M. Warburg für den KanAm grundinvest Farbe bekennen, denn bis 30.09. hatte die Verwahrstelle nach den gesetzlichen Vorschriften ihren Abwicklungsbericht per 30.06.2023 zu veröffentlichen.

Wenigstens das haben sie heute ja auch getan. Doch da folgt eine große Ernüchterung: Die nächste Ausschüttung ist lt. neuem Abwicklungsbericht erst „voraussichtlich im ersten Quartal 2024“ zu erwarten – der an sich turnusmäßige zweite Ausschüttungstermin des laufenden Jahres fällt komplett in’s Wasser. Was für eine unangenehme Überraschung. Und die finale Auflösung ist weiterhin „nicht vor Ende des Jahres 2029 zu erwarten“. Ansonsten steht im Abwicklungsbericht nichts weiter was sich an dieser Stelle zu erwähnen lohnte.

Das hat leider unmittelbare Auswirkungen auf die von uns für dieses Jahr vorgesehene Auszahlung der zweiten Rate unserer 2021 beschlossenen Kapitalherabsetzung i.H.v. 60,00 EUR/Aktie, für die wir zunächst noch fest mit einer KanAm-Ausschüttung im August gerechnet hatten. Da gilt, ganz offen gesagt: Ohne Moos nix los. Eine leise Hoffnung ist jetzt noch die im November erwartete Ausschüttung des CS Property Dynamic. Ansonsten werden wir uns wohl bis Dezember gedulden müssen, hoffend, daß dann die nächste Ausschüttung des CS Euroreal kommt – und schlimmsten Falls dann eben bis zum I. Quartal 2024.

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