Licht am Ende des Tunnels

Nein, die Rede ist jetzt nicht von der neuerdings auf 1 gesunkenen Reproduktionszahl. Die von der Regierung ergriffenen Maßnahmen greifen also. Denn eine Reproduktionszahl von 1 bedeutet: Schon in einigen wenigen Tagen fallen aus der Statistik vorne genau so viel Fälle raus wie hinten dazukommen, die Zahl der aktuell Infizierten steigt dann also nicht mehr weiter.

Aber das zu kommentieren ist Aufgabe des RKI. Der Verfasser dieser Zeilen kann nur aus seiner winzig kleinen Welt berichten, zu der seit Jahrzehnten eben auch das Thema „Historische Wertpapiere“ gehört. Zu Beginn eines jeden Quartals veranstalten wir da u.a. eine „Online-Live-Auktion“. Übrigens schon seit 2013. Bisher war es aber immer so, dass durch Live-Mitbieter aus dem Internet nicht gerade die Luft brannte.

Gerade gestern fand nun die jüngste Online-Live-Auktion statt. Im Vorfeld hatten wir da keine besonders hoch gesteckten Erwartungen. Zumal die Zahl der Vorgebote deutlich unter den Erfahrungswerten letzter Auktionen lag. Doch dann geschah das Unerwartete: Die Zahl der Internet-Bieter explodierte während der Auktion förmlich! Plötzlich brannte wirklich die Luft! Mit dem vorher für unmöglich gehaltenen Ergebnis, daß ausgerechnet auf dem Höhepunkt der Corona-Krise die Anzahl der Bieter und der Auktionsumsatz um rd. 5 % höher lagen als bei der letzten Auktion Anfang Januar.

Am Ende ist alles gut. Wenn es nicht gut ist, war es noch nicht das Ende. So drücken wir denn auch allen Kollegen in anderen besonders stark betroffenen Branchen fest die Daumen, dass es bald wieder besser werden möge.

Nicht wir beherrschen diese Welt

Die meisten unserer Leser wissen ja, dass der Verfasser dieser Zeilen von Haus aus Wirtschaftshistoriker ist. Die Beschäftigung mit abwickelnden Offenen Immobilienfonds kam erst viel später als eigentlich rein zufälliges Nebenprodukt hinzu.

Wie ich gerade erst wieder lernen durfte, ist die historische Betrachtung ja keineswegs auf mein Spezialgebiet beschränkt. Nein, auch in der Medizin gibt es natürlich historische Erfahrungen. Bisher hatte ich dabei geglaubt, die letzte große Medizin-Katastrophe auf dieser Erde sei 1918-20 die „Spanische Grippe“ gewesen. Doch vorgestern belehrte mich da ein befreundeter Mediziner eines Besseren.

Die zweitschlimmste Pandemie des 20. Jahrhunderts war die „Asiatische Grippe“. Das Influenza-Virus A/Singapore/1/57 (H2N2) raffte auf der ganzen Welt zwischen 1 und 2 Millionen Menschen dahin – allein 30.000 in Deutschland. Es gibt erschütternde Bilder aus dieser Zeit, wo man z.B. in Schweden Turnhallen in Notlazarette umfunktionierte (oder, um der Wahrheit in’s Auge zu sehen: in Sammelorte für konzentriertes Sterben).

Wussten Sie es? Die „Asiatische Grippe“ grassierte erst 1957! Da war der Verfasser dieser Zeilen schon auf der Welt! Danach waberte der Erreger ein Jahrzehnt lang um die Erde, mit jedes Jahr wiederkehrenden Infektionswellen. Die allerdings langsam schwächer wurden, weil ja im Laufe der Zeit ein immer größerer Teil der Weltbevölkerung immunisiert war. Doch 1968 war das Virus so weit mutiert, daß es als Subtyp A/H3N2 die neue Pandemie „Hongkong-Grippe“ auslöste, die drittschlimmste des 20. Jahrhunderts. Komisch, dass sich daran heute scheinbar kaum jemand erinnert – mit 1968 bringt man ja vor allem die Studentenrevolten in Zusammenhang. Die übrigens, wenn die Obrigkeit damals schon genau so reagiert hätte wie heute, gar nicht hätten stattfinden können während einer Pandemie: Versammlungsverbot!

Am Ende des Tages bleibt eben die Erkenntnis, die wir inzwischen viel zu lange vergessen hatten: Nicht wir haben diese Welt erschaffen, diese Welt hat uns erschaffen. Und nicht wir beherrschen diese Welt, diese Welt beherrscht uns. Das sollten wir demutsvoll erkennen, und dann vielleicht mal darüber nachdenken, was im Leben die wirklich wichtigen Dinge sind.

Was soll ich bloß sagen?

Doch, es geht dem Verfasser dieser Zeilen gut (und auch allen Kollegen in der Firma). Ihnen hoffentlich auch, liebe Leser. Dass Sie schon einige Tage nichts mehr gehört haben, liegt einfach daran, dass es aus unserem Beritt absolut nichts Neues zu berichten gibt. Es sei denn, man hätte die Marginalie erwähnen wollen, dass der DEGI International am 24.03.2020 seine Brandschaden-Ruine „Millennium Business Center“ in Bukarest von 6,6 Mio. EUR auf 7,3 Mio. EUR aufgewertet hat – warum auch immer der Sachverständigenausschuss ausgerechnet in diesen Zeiten zu einer solchen Feststellung gekommen ist. Dadurch bedingt stieg der Anteilscheinwert um knapp 1 % auf 2,66 EUR.

Man könnte sogar noch berichten, daß die Commerzbank als Verwahrstelle des DEGI International soeben mitgeteilt hat, dass der Fonds am 17.04.2020 pro Anteil 0,12 EUR ausschütten wird. Na gut, in unserer Prognose-Rechnung hatten wir hier mit 0,20 EUR gerechnet – aber zur Zeit freut man sich ja auch schon über kleine Krümel.

Davon einmal abgesehen könnte man im Augenblick ohne Unterlaß darüber schreiben, welche vor kurzem noch völlig undenkbaren Verwerfungen die Corona-Krise an den internationalen Immobilienmärkten bewirkt. Doch das ist nicht (mehr) unser Thema und wäre für uns Schnee von gestern: Auch die letzten Mohikaner bei den von uns gehaltenen Fonds, nämlich der CS Euroreal und der KanAm grundinvest, hatten bis Ende 2019 auch ihre letzten Immobilien verkauft. Wir sind da sozusagen mit unseren Engagements noch schnell durch den letzten Türspalt gehuscht, ehe sich die Tür donnernd zu schließen begann.

Was uns jetzt noch zu tun bleibt ist einfach nur noch Abwarten. Abwarten, wie schnell unsere Fonds die Liquidität an die Anleger auskehren. Und dann jeweils situationsabhängig über das weitere Vorgehen entscheiden. Womit wir wieder bei der heutigen Überschrift wären: Abwarten ist als Beschäftigung nicht so aufregend, dass man da ständig Romane drüber schreiben könnte. Außer man hieße Samuel Beckett und hätte gerade „Warten auf Godot“ im Sinn. Aber seien Sie gewiß: Wenn es in unserem Spezialgebiet eine interessante Neuigkeit gibt, dann erfahren Sie es natürlich gleich.

Inzwischen, liebe Leser: Bleiben Sie gesund, und verlieren Sie vor allem nicht den Mut!

Der Schatz in unserem Lagerhaus

Gott sei Dank haben sich unsere Banken inzwischen daran gewöhnt: Der Humor des Verfassers dieser Zeilen ist gelegentlich ein bißchen „strange“. Hier aus dem heutigen Rapport an unsere Volksbank ein entsprechendes Zitat. Auch unsere Aktionäre haben ja weiterhin den Anspruch, zu erfahren, wie es ihrer Gesellschaft geht. Hintergrund ist, daß jetzt auch bei dieser Bank die Steuerkorrekturbuchungen „durch“ sind und über die damit zugeflossene Liquidität verfügt werden konnte:

„Dankeschön, lieber Herr S.! Dann kann Corona kommen: Ich habe mein Haus wohl bestellt. Die nächsten drei Monate komme ich problemlos über die Runden, und im Mai (CS Property Dynamic), Juni (CS Euroreal) bzw. Juli (KanAm grundinvest) kommen dann ja schon die nächsten Kapitalrückzahlungen.

Nur dass Sie und Herr M. es mal gehört haben, es betrifft Sie direkt ja gar nicht, ist aber für die Gesamtschau nicht ohne Bedeutung: Bei der Aktien-Gesellschaft für Historische Wertpapiere nebst Auktions-Tochtergesellschaft habe ich heute in der Kontenübersicht auf Starmoney zum ersten Mal seit über 30 Jahren keine einzige rote Zahl mehr. Der dort schon seit einigen Jahren vorangetriebene Schuldenabbau ist also – mit kürzlicher zusätzlicher Unterstützung durch ein Gesellschafterdarlehn – „just in time“ Realität geworden. So lange ich dort (zur Not eben auch durch Lagerverkäufe, sprich Substanzverzehr) so viel cashflow erwirtschafte, daß es meine Personalkosten, Beleuchtung und Heizung sowie den Büro-Kaffee deckt, so lange kommt dann auch die AG Hist ad infinitum über die Runden.

Angesichts der andauernden Toilettenpapier-Knappheit könnten sich Millionen Historischer Wertpapiere nach einer leichten Änderung der Zweckbestimmung sogar noch als wertvoller Schatz erweisen … Reichsmark-Aktien aus den 1930er/40er Jahren auf Wertzeichendruckpapier sind zu hart, aber die größerformatigen „Lappen“ aus der Inflationszeit der 20er Jahre würden super gehen … Das ganze dann professionell vermarktet mit dem genau in die Zeit passenden Slogan „Aktien? Scheiß drauf!“

Ansonsten bin ich voll bei Ihnen: Corona möge ruhig kommen, aber bitte nicht bei allen auf einmal. Hier bei uns in der Firma haben wir Gott sei Dank so viel Platz, daß ich anweisen konnte, daß nie mehr als ein Mitarbeiter in einem Raum ist. Es arbeitet hier also jeder isoliert wie in einer Klosterzelle vor sich hin, wenn es etwas zu bereden gibt dann per Telefon oder email – leicht machen wir dem putzigen kleinen Kerlchen das Überspringen bei uns wirklich nicht.“

Ansonsten kann der Verfasser dieser Zeilen der geschätzten Leserschaft das schönste mitteilen, was man in diesen Zeiten nur sagen kann: Es gibt bei uns nichts Neues.

Der Aushang an unserer Tür

Unsere Aktionäre haben sicher ein Recht darauf, zu erfahren, wie das Thema „Corona“ unsere Arbeit beeinflusst.

Vorweg: Das Robert-Koch-Institut geht davon aus, daß sich in den nächsten 1-2 Jahren 60-70 % der Bevölkerung infizieren werden. Man kann dem üblen kleinen Gesellen auf Dauer also gar nicht aus dem Weg gehen – man kann nur seinen Beitrag dazu leisten, daß sich die Ausbreitung so weit wie nur möglich verlangsamt, damit unser Gesundheitssystem bei der Abarbeitung der Fälle nicht zu weit über seine Grenzen hinauskommt.

In diesem Sinne arbeiten wir bei uns in der Firma jetzt vermehrt von zu Hause aus bzw. wechselschichtig und gewähren entsprechend mehr Freizeit. Die Anweisung lautet, daß nie mehr als ein Mitarbeiter zur gleichen Zeit in einem Büroraum sitzt. Damit bleiben wir weitestgehend arbeitsfähig, aber es arbeitet jeder für sich abgeschieden in Klausur. Wenn es was zu besprechen gibt: Telefon oder email geht ja auch.

An unserer Eingangstür hängt folgender Aushang:

Falls Sie das in Ihrem Bereich auch so aushängen wollen: Sie können sich den Aushang selbstverständlich gern ausdrucken. Klicken Sie hier.

Die nächsten Wochen werden wohl alles andere als lustig werden. Aber halten wir es mit Obama: „Yes, we can!“

Bleiben Sie xsond!

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