Wer suchet, der findet

Manchmal kann man gar nicht so dumm denken, wie es dann tatsächlich ist. Wir reden jetzt vom TMW Immobilien Weltfonds. Im Dezember 2018 hatte man den Anlegern mitgeteilt, daß die an sich turnusgemäß anstehende Ausschüttung „mangels Masse“ ausfallen würde. Um so dringender warten jetzt alle, was sich nun mit der nächsten turnusgemäß im Juli 2019 anstehenden Ausschüttung tun würde. Und warten, und warten, und warten … und auch entsprechende email-Anfragen an den Fonds bzw. Caceis als Abwicklungsbank bleiben seit drei Wochen einfach unbeantwortet.

Auch auf der offiziellen homepage des Fonds: Schweigen im Walde. Da steht auf der Startseite schon seit Monaten immer noch der Quartalsbericht per Dezember 2018 und bestätigt mit seinen Angaben, daß es im Dezember 2018 tatsächlich „mangels Masse“ kaum etwas zu verteilen gab. Beim TMW Immobilien Weltfonds gibt es in der Darstellung nämlich eine Besonderheit, die so sonst bei keinem anderen Fonds zu finden ist: Man nennt nicht nur die Höhe der Bankguthaben, sondern unterteilt die Liquidität noch in „gebundene Mittel“ (also derzeit zur Ausschüttung noch nicht verfügbar) und wirklich freie, also zur Ausschüttung verfügbare Liquidität. Per 31.12.2018 verfügte der Fonds über Bankguthaben von 25.777 TEUR, davon 23.217 TEUR gebunden und nur 2.560 TEUR frei.

Heute haben wir mal wieder routinemäßig nachgeschaut. Und uns, eher schon aus purer Verzweiflung, noch mal tiefer durch die Internet-Seite geklickt. Da ist unter „Downloads“ auch ein Fach „Quartalsberichte“. Nun sollte man annehmen, wenn schon auf der Startseite immer noch der Quartalsbericht Dezember 2018 steht, daß in der Rubrik „Quartalsberichte“ nichts anderes zu finden ist. Aber weit gefehlt: Wenn man nur tief genug buddelt, dann kommt da auch schon der Quartalsbericht zum 31. März 2019 zum Vorschein. Und der offenbart uns: Bei einer mit 25.738 TEUR Bankguthaben praktisch unveränderten Liquidität ist der gebundene Anteil drastisch auf 14.054 TEUR zurückgegangen, frei verfügbar sind nunmehr 11.684 TEUR.

Bei 15,1 Mio. Anteilscheinen könnte der TMW Immobilien Weltfonds demnächst bis zu 0,77 EUR pro Anteil ausschütten, also glatt die Hälfte seiner aktuellen Börsenbewertung. Nun sind wir aber mal besonders gespannt, denn das wäre ehrlich gesagt deutlich mehr als wir bisher geschätzt hatten. Und es würde die schon beim AXA Immoselect gemachte Erfahrung bestätigen, daß es am Ende ab einem gewissen Abwicklungsstadium dann doch relativ flott geht und nur noch Krümel auf die wirklich ganz lange Reise gehen.

Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln …

… scheint das Motto beim SEB ImmoInvest mit seinen US-amerikanischen Kaufinteressenten zu sein.

Ende letzten Jahres hatte der in Philadelphia beheimatete Sanierungs-Projektentwickler Rubenstein Interesse am sog. „Chesterbrook Portfolio“ des SEB ImmoInvest gezeigt. Dieses Portfolio gehört dem SEB ImmoInvest nur zu knapp 90 % (die restlichen Anteile hält der US-Partner Pitcairn) und besteht aus zwei bisher immer im Paket gehandelten Business-Parks im Speckgürtel von Philadelphia, dem „Chesterbrook Corporate Center“ und dem „Glenhardie Corporate Center“. Ein Vorvertrag mit einem Kaufpreis von 190 Mio. $ kam zu Stande. Doch Anfang 2019 ließ Rubenstein den Deal platzen.

Kürzlich wurde dann bekannt, daß der deutlich kleinere Glenhardie Park separat für 30,5 Mio. $ an die Buccini Pollin Group verkauft wurde. Bei einem Buchwert der 90-%-Beteiligung des SEB ImmoInvest von zuletzt 27,3 Mio. € wäre das ein Verkauf rund 15 % unter Verkehrswert gewesen – für SEB-Verhältnisse beinahe schon überraschend gut. Der Kaufvertrag soll inzwischen durchgeführt sein – jedenfalls taucht dieser Verkauf, auch wenn er von SEB/Savills sonst noch überhaupt nicht weiter gemeldet wurde, auch bereits in der offiziellen Erklärung der Herkunft der Mittel für die am 15. Juli angekündigte Ausschüttung von 0,83 EUR pro Anteil auf.

Gestern wurde bekannt, daß Rubenstein einen neuen Anlauf übernimmt, das „Chesterbrook Corporate Center“ allein zu erwerben. Stand hier beim letzten Versuch noch ein anteiliger Preis von 160 Mio. $ im Raum, so sollen im neuen Vorvertrag nur noch 148,5 Mio. $ stehen – mit einer Erklärungsfrist von 75 Tagen. Nun darf man gespannt sein, ob Rubenstein dieses Mal bei seinem Angebot bleibt oder den Deal erneut platzen lässt – wohl wissend, daß der SEB ImmoInvest nach den von der BAFin gesetzten Fristen bis Ende des Jahres verkauft haben muß und ihm so langsam die Zeit davonläuft.

Die Experten für den Frankfurter Immobilienmarkt

die den Markt wirklich verstehen, Trends einschätzen können und mit der deutschen Mentalität und den örtlichen Verhältnissen bestens vertraut sind, die sitzen in: Nein, nicht in Frankfurt, wie ein blauäugiger Betrachter, vorzugsweise ein eher dummer Mensch vom Rübenfeld, einfältiger Weise vielleicht gedacht hätte. Weit gefehlt. Die Experten für den Frankfurter Immobilienmarkt findet man in Seoul.

Mitte 2017 hatte die südkoreanische Mirae Asset Global Investments dem abwickelnden Immobilienfonds CS Euroreal das Frankfurter Bürohochhaus T8 (Taunusanlage 8) mit 29.000 m2 Mietfläche für 280 Mio. EUR abgekauft. Die mit der Abwicklung des CS Euroreal betrauten großen Experten, namentlich die Credit Suisse Asset Management und die Commerzbank, hielten diesen Preis wohl für angemessen. Und, ehrlich gesagt, der CS-Euroreal-Anleger freute sich damals ja auch, daß hier ein noch während der Abwicklungsphase begonnenes Neubauprojekt zu einem Preis über Buchwert verkauft wurde.

Aber die Südkoreaner wußten es offenbar noch etwas besser. An sich wollten sie hier noch ein paar Jahre engagiert bleiben. Doch wegen eines „besonders attraktiven Angebots des ungenannten Käufers“ entschloß sich Mirae schon jetzt, nur zwei Jahre nach dem Erwerb für 280 Mio. EUR, im Rahmen eines Off-market-Deals zum Ausstieg. Für runde 400 Mio. EUR. Es sei ihnen von Herzen gegönnt – denn für die Fragezeichen, die ein dummer Mensch vom Rübenfeld jetzt hinter die Immobilienkompetenz einer Credit Suisse oder einer Commerzbank macht, können die Schlitzaugen ja nun wirklich nichts.

Lebt denn der alte Holzmichel noch?

Ja, er lebt noch. Allerdings: Das Sommerloch ist dieses Jahr besonders tief – aus unseren abwickelnden Fonds gibt es nichts, aber auch gar nichts zu berichten. Nicht einmal, daß irgendwo ein Filzstift geklaut worden wäre.

Irgendwelche Ideen zur Verbesserung oder Verschönerung der Welt wollen dem Verfasser dieser Zeilen bei dieser Hitze partout auch nicht kommen.

Auch die von besagtem Verfasser mit Genuß betriebene Bekämpfung Künstlicher Intelligenz ist längst nicht mehr der einsame Guerilla-Krieg eines ewiggestrigen Reichsbedenkenträgers vom Rübenfeld, sondern Mainstream. Mit einem gewissen Erstaunen konnte man heute nämlich im Handelsblatt in einem Interview mit Bundeskanzlerin Angela Merkel lesen, daß nur noch 32 % aller Bundesbürger an den Fortschritt glauben. Hat das Institut für Demoskopie in Allensbach herausgefunden – übrigens der niedrigste Wert seit 50 Jahren. Das sollte gerade denen zu denken geben, die meinen, immer nur unreflektiert vorwärts stürmen zu müssen.

68 % finden das, was angeblich Fortschritt sein soll, genau so Scheiße wie ich. Es sind wahrscheinlich genau die 68 %, die sich von Maschinen nicht länger verarschen lassen wollen: Wenn Sie Ihr Problem nicht gelöst haben wollen, drücken Sie bitte die eins. Wenn Sie noch weitere 20 Minuten in dieser sinnlosen Schleife kreisen wollen, drücken Sie bitte die zwei. Wenn Sie während dieser Zeit die größten Hits von Depeche Mode eingespielt haben wollen, drücken Sie bitte die drei. Wenn Sie Depeche Mode ätzend finden, drücken Sie bitte die vier. Wenn Sie einen kompetenten menschlichen Mitarbeiter sprechen wollen, legen Sie bitte auf und verpieseln Sie sich. Ordentlicher Kundendienst war gestern. Die Zukunft in unserer schönen klebrigen Konsumwelt ist von Algorithmen produzierter Nonsens, den Ihnen irgendwelche Idioten als Fortschritt verkaufen.

Übrigens: Just for fun hat der Verfasser dieser Zeilen gestern mal wieder bei „Wein & Vinos“ was bestellt. Zu der „Oferta éspecial“ mit 50 % Rabatt und einer Flasche guten Rotwein noch obendrauf geschenkt, Lieferung versandkostenfrei, konnte man einfach nicht Nein sagen. Insofern lässt sich berichten, daß die sogenannte Künstliche Intelligenz seit der legendären Wein-Bestellung des Prof. Dr. Dagobert Duck nichts dazu gelernt hat. Bestellt hat den Wein dieses Mal nämlich ein gewisser Wolfgang Amadeus Mozart. Eine Minute später kam die Auftragsbestätigung. Die Sendung ist unterwegs – natürlich auf Rechnung. Und bei Alkohol-Bestellungen muß bekanntlich ein Geburtsdatum angegeben werden. Zunächst hatten wir es mit Mozarts wirklichem Geburtsdatum probiert, doch da streikte das Blechgehirn: Geburtsdaten vor 1900 seien unzulässig. Also haben wir das Wölfchen einfach am 1. April 1901 das Licht der Welt erblicken lassen.

Die unvermeidliche Folge wird nun natürlich wieder sein, daß die Künstliche Intelligenz den Herrn Mozart wegen seines hohen Alters als hochgradig wahrscheinlichen Verwender von Inkontinenzprodukten identifizieren und die email-Adresse an entsprechende Spezialversender weiterverkaufen wird. Aber das ist ja Prof. Dr. Dagobert Duck auch schon passiert – es wäre also jetzt interessant, zu sehen, ob sich inzwischen an der Verkaufstaktik der Inkontinenzprodukte-Hersteller etwas geändert hat.

Ansonsten: Selbst die Lust auf das diebische Vergnügen, einem unserer Lieblingsgegner – zum Beispiel der Kopfschmerzbank – mal wieder richtig in die Schuhe zu pinkeln, geht bei den aktuellen Außentemparaturen gegen Null.

Wir müssen uns damit abfinden: Es ist Sommer. Genießen Sie’s, einfach auch mal ohne an Geschäft oder Geld zu denken. In dem Sinne: Ein schönes und erholsames Wochenende. Der Hammer wird schon früh genug wieder kreisen.

Nützliche Ausgaben

Als der Verfasser dieser Zeilen noch etwas Vernünftiges arbeitete, wurde er im zarten Alter von 27 Jahren auch mal Leiter der Finanzabteilung eines Maschinen- und Anlagenbauers mit damals noch 4.000 Beschäftigten. In dieser Funktion gehörte er zu dem handverlesenen Kreis von vier Mitarbeitern, die von der Existenz eines ganz speziellen Bankkontos wussten (und darüber verfügen durften), über das sogenannte „Nützliche Ausgaben“ abgewickelt wurden. Man darf das ohne Scheu öffentlich sagen, denn damals war die Zahlung von Bestechungsgeldern bei einem internationalen Anlagenbauer nicht nur weltweit gang und gäbe, sondern sogar ganz offiziell steuerlich abzugsfähig.

Wer da heute Zeter und Mordio schreit, muß die damaligen Zeitumstände berücksichtigen. Für einen Historiker selbstverständlich, für manchen kurzfristig und ohne Gedächtnis agierenden Politiker manchmal leider nicht. Dabei lohnt sich meist schon ein Blick zurück in die Geschichte, wenn man den Wandel gesellschaftlicher Wertvorstellungen begreifen will. So wurde in Deutschland zum Beispiel das im Bürgerlichen Gesetzbuch verankerte Züchtigungsrecht des Ehemannes gegenüber seiner Frau (erst) 1928 abgeschafft. Noch viel ärmer dran waren lange Zeit Homosexuelle: Im Mai 1871 stellte der § 175 StGB sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts im ganzen Kaiserreich unter Strafe. Erst 1969 wurde gleichgeschlechtlicher sexueller Verkehr in der Bundesrepublik Deutschland legalisiert – die polizeiliche Datensammlung von Homosexuellen in den sog. „Rosa Listen“ jedoch weiter fortgesetzt. Und das besonders schlechte Gedächtnis der meisten Linken-Politiker möchte man gern noch einmal daran erinnern, daß in der DDR die Strafbarkeit von Homosexualität von der Volkskammer sogar erst 1989 abgeschafft wurde – kurz bevor sich der Laden selbst auflöste.

Zurück zum Thema „Nützliche Ausgaben“, und nur colorandum causa erwähnt: Nur wenige Mächtige dieser Welt waren damals so bescheuert, sich direkt bestechen zu lassen. Es gab viel subtilere Methoden. Nehmen wir zum Beispiel Muammar al-Gaddafi. Nach außen predigte er materielle Armut und die Weltrevolution, aber ansonsten war er doch nur ein ganz normaler Mensch. Also bestechlich. Allerdings gab man ihm nicht einfach Geld. Es war vielmehr so, daß die Unterzeichnung von Anlagenbauverträgen im libyschen Staatsfernsehen live übertragen wurde. Und für diese Live-Übertragung musste man sich der Dienste einer libyschen Filmproduktionsfirma bedienen. Die zufällig einem der Gaddafi-Söhne gehörte, zufälligerweise betrugen die Filmproduktionskosten immer 5 % des Auftragswertes, und rein zufällig hatte diese Firma ihr Bankkonto auch nicht in Libyen, sondern in der Schweiz.

Nach diesem ellenlangen und höchst überflüssigen Eintrag in Ihr Lexikon des unnützen Wissens kommt der Verfasser dieser Zeilen nun endlich zu dem Anlaß, der ihn zu der Erinnerung an die (hoffentlich) inzwischen untergegangene Welt der „Nützlichen Ausgaben“ inspirierte. Das war nämlich folgende Anfrage eines Aktionärs der CS Realwerte AG:

„Hinsichtlich der CS Realwerte habe ich eine Frage die mir der Geschäftsbericht nicht beantwortet: wieviel kostet der überflüssige Luxus eines Abschlußprüfers? Da die CS Realwerte unbestritten weniger komplex aufgestellt ist als beispielsweise die Wirecard AG und ich Ihnen zudem voll vertraue, ist jeder Cent für einen Abschlussprüfer hinausgeworfenes Geld.“

Das ist so eine Frage, die unsere Aktionäre vielleicht auch allgemein interessiert, weshalb wir die Antwort gern öffentlich geben:

a) Die Mehrkosten der Abschlußprüfung gegenüber der (bisher praktizierten) Abschlußerstellung durch PKF betragen 5.000 EUR.

b) Hinausgeworfenes Geld ist es nicht, weil: Unsere Geschäftsentwicklungsplanung sieht vor, unseren Aktionären nach Erfüllung unserer Mission ihr Geld zurückzugeben in der Form, daß zunächst Rücklagen in der steuerlich weitestmöglichen Form in Grundkapital umgewandelt werden und sodann zum Zwecke der Rückzahlung an die Aktionäre eine Kapitalherabsetzung auf den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestbetrag von 50.000 EUR erfolgt. Für die als ersten Schritt vorzunehmende Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln ist aber zwingend ein geprüfter Abschluß Voraussetzung. Das ist der alleinige Grund, warum wir das in 2018 und 2019 so machen (müssen).

Die paar Extra-Piepen für unseren Wirtschaftsprüfer sind also auch so etwas wie eine „nützliche Ausgabe“. Sonst kriegen Sie nämlich Ihr Geld nicht so ohne weiteres zurück. Aber wir sind halt von der altmodischen Sorte: Versprochen ist versprochen.

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