Disruptiv

Die Schlagzeilen der Boulevardpresse suggerieren, daß die Immobilienmärkte unverdrossen weiter durch die Decke gehen. Doch das trifft keineswegs immer und überall zu. Es gibt stets so nicht vorhergesehen gewesene Rücksetzer – Teilmärkte kommen in Mode und auch wieder aus der Mode, die Vorlieben der großen Asset Manager sind ebenfalls stärker als man denkt vom Herdentrieb bestimmt. Das konnten wir gerade heute wieder mal lernen.

Aus einem aktuellen Bericht von Colliers International erfahren wir, daß in den sechs größten CEE-Ländern (Central & Eastern Europe) die Gewerbeimmobilien-Transaktionen im I. Quartal 2019 um 21 % auf 2,3 Mrd. EUR zurückgingen. Ganz wacker hielten sich dabei Büro-Objekte (nur leicht auf 1,25 Mrd. EUR rückläufig) und Hotels (mit 459 Mio. EUR fast auf Rekordhoch verbleibend). Hotels ist halt im Moment  besonders en vogue, und da fuktioniert der Herdentrieb bestens. Es ist schon interessant: Bei Hotels blenden die Investoren neue, möglicherweise zu disruptiven Entwicklungen führende Trends wie airbnb & Co. vollkommen aus – bei Shopping Centern machen sich die gleichen Investoren angesichts des marschierenden Online-Handels komplett die Hosen voll.

Richtig unter die Räder gekommen sind nämlich Handelsimmobilien. Jahrelang glaubte man, die CEE-Region mit ihrem weit überdurchschnittlichen Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum und einem immer noch großen Wohlstands-Aufholbedarf sei das Paradies für Einzelhändler, und könne sich dem in Westeuropa vielfach sichtbaren Negativ-Trend entziehen. Aber: Im I. Quartal 2019 fielen CEE-Einzelhandels-Transaktionen von letztes Jahr noch 2,03 Mrd. EUR nahezu in’s Bodenlose auf heuer gerade noch 161 Mio. EUR.

Doch auch innerhalb der einzelnen Länder sind die Unterschiede riesig: In Tschechien kamen die Gewerbe-Transaktionsvolumina zurück auf die in den Jahren 2016 und 2017 erreichten Rekordstände. Polen dagegen plumpste im Jahresvergleich um 60 % nach unten.

Der Trend beschränkt sich übrigens auch nicht auf Zentral- und Osteuropa. Schon Anfang Mai hatte Real Capital Analytics in einer Studie festgestellt, daß die Gewerbeimmobilien-Transaktionen des ersten Quartals in ganz Europa um 32 % auf 44,5 Mrd. EUR zurückgegangen waren – deutlich unter dem langjährigen Mittel eines ersten Quartals von 71 Mrd. EUR und der niedrigste Stand seit sechs Jahren. Auch hier schnitten Einzelhandelsimmobilien besonders schlecht ab mit einem Minus von 62 % im Jahresvergleich. Ursächlich dafür war vor allem die extrem schlechte Lage in Großbritannien, wo die Transaktionen mit Einzelhandelsimmobilien im ersten Quartal auf ein noch nie gesehenes historisches Tief fielen.

Nehmen Sie also aus diesen höchst widersprüchlichen und keiner nachvollziehbaren Logik folgenden Entwicklungen die Erkenntnis mit: Das einzige, was in dieser Welt wirklich sicher ist, ist die Tatsache, daß nichts wirklich sicher ist.

Zwei Promis warten auf Erfolg

Mit zugegebener Maßen klammheimlichem Vergnügen erlauben wir uns, aus dem heute im „Handelsblatt“ unter obiger Überschrift erschienenen Artikel zu zitieren.

„Vor rund einem Jahr sind der Medienprofi Kai Diekmann und der Banker Lenny Fischer angetreten, um mit ihrem digitalen „Zukunftsfonds“ die Finanzbranche aufzurollen. Doch die Kunden bleiben aus, die Performance ist mäßig. Jetzt versuchen die Gründer, den Vertrieb auf analogem Weg anzukurbeln: durch Berater und Anlegergespräche.

Sie sind in der Branche bekannt wie bunte Hunde: Kai Diekmann und Leonhard („Lenny“) Fischer. Der erste war lange Zeit Chef der Zeitung „Bild“, Europas größtem Boulevardblatt. Der andere machte sich einst als jüngster Vorstand der früheren Dresdner Bank einen Namen. Das ist lange her. Aber ihr Unternehmergeist ist nicht erlahmt. Im Gegenteil: Vor rund einem Jahr sind sie gemeinsam angetreten, um die Finanzbranche aufzumischen – mit einem digital vertriebenen Fonds, den sie den Deutschen in einer Welt abgeschaffter Zinsen als Ersatz für entgangene Spareinnahmen anbieten.

Die Ambitionen waren groß: Sie tauften ihn „Der Zukunftsfonds“ und rührten mit großem Tamtam und noch größeren Zielen die Werbettrommel für das neue Produkt. Doch rund ein Jahr nach dem offiziellen Marktstart zeigt sich: So richtig gedeihen will der Fonds-Nachwuchs nicht. Anleger springen bisher kaum auf das Produkt an – und das, obwohl die Werbepartner „Bild“, „Die Welt“ und T-Online eingespannt sind. „Unser Fondsvermögen ist seit dem Start von elf auf über 15 Millionen Euro gestiegen. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen“, kommentiert Fischer gegenüber dem Handelsblatt.“

Daß ausschließlich Digital in dieser Welt (der Verfasser dieser Zeilen predigt das ja schon lange) vielleicht doch nicht der Weisheit letzter Schluß ist, dämmert inzwischen sogar den Machern beim digitalen „Zukunftsfonds“. „Wir wollen Roadshows organisieren, damit direkte Treffen mit Interessenten möglich machen, und das noch in diesem Jahr“, sagt die Vertriebsverantwortliche Martha Böckenfeld. Einige Kunden würden sich eben nicht nur auf den Onlinekontakt verlassen. Denen müsse man entgegenkommen. „Das haben wir inzwischen gelernt.“

Da drückt der Verfasser dieser Zeilen dem hoffnungsfrohen Nachwuchs wirklich fest die Daumen. Lieber Herr Diekmann, lieber Herr Fischer: Jetzt bloß nicht nachlassen. Wenn Sie hart arbeiten und Ihre Ziele unbeirrt weiter verfolgen, dann werden Sie beim Anlagevolumen schon in wenigen Jahren die CS Realwerte AG vom Rübenacker bei Wolfenbüttel überrundet haben.

Geschäftsbericht 2018 online

Gestern abend hat der Aufsichtsrat der CS Realwerte AG in seiner Bilanzsitzung den Jahresabschluß 2018 gebilligt, der damit festgestellt ist. Folglich konnten wir heute in der Rubik „Publikationen“ den Geschäftsbericht 2018 online stellen.

Die Einladung zur Hauptversammlung am 28. Juni 2019 in Wolfenbüttel (die unter anderem auch den Vorschlag zur Zahlung einer Dividende von 100,00 EUR pro Aktie beeinhaltet) wird im Laufe der nächsten Woche im Bundesanzeiger veröffentlich werden. Die gedruckte Version des Geschäftsberichtes wird am 17. Mai an alle Aktionäre verschickt.

Das Luxusproblem

Soeben kündigt die Commerzbank AG als Verwahrstelle des CS Property Dynamic an, daß es am 20. Mai 2019 eine Ausschüttung von 10,09 EUR pro Anteil geben wird. Nach dem kürzlichen Verkauf der letzten im Fonds noch vorhanden gewesenen Immobilie (Rondo Business Park in Krakau) ist das jetzt keine sonderliche Überraschung.

Nachdem wir vom CS Property Dynamic aber inzwischen fast 400.000 Anteile besitzen (womit wir mit einer Beteiligung von 15 % der größte Anteilseigner dieses Fonds sein dürften) haben wir Ende Mai dann ein Luxusproblem: Wohin mit 4 Millionen?

Im übrigen wird die Commerzbank AG ihrem inzwischen legendären Ruf als DüBaZ (Dümmste Bank aller Zeiten) mal wieder voll gerecht. Denn der Verfasser der Ausschüttungsmitteilung beliebt zu bemerken: „Die nächsten Auszahlungen an die Anleger sind abhängig von den zukünftigen Erlösen aus einem Abverkauf der Vermögensgegenstände des Sondervermögens.“ Pech gehabt, das war der falsche Textbaustein, Du Dödel. Ist es bis zu Euch Kommunikations-Helden mal wieder noch gar nicht vorgedrungen, daß der Fonds vor zwei Monaten seine letzte Immobilie verkauft hat (wobei Ihr, welche Ironie, auch genau damit dann im Abstand von nur wenigen Minuten in einer weiteren Meldung die vorgestrige Änderung des Rücknahmewertes begründet)? Da gibt es jetzt also keine Vermögensgegenstände mehr abzuverkaufen – außer vielleicht noch die Reiseschreibmaschine, auf der der „Global Head of Bullshit“ für die Kopfschmerzbank die Investoren-Mitteilungen des CS Property Dynamic zu verfassen scheint.

Die Erkenntnisse sind unscharf

Es ist allgemein bekannt, daß der auf dem Rübenfeld beheimatete Verfasser dieser Zeilen nicht unbedingt als technikaffin beschrieben werden kann. Gegenüber den verschiedenen möglichen Ansichten zur richtigen Entwicklung dieser Welt weniger tolerant eingestellte Menschen würden ihn vielleicht sogar unumwunden als Fortschrittsfeind titulieren.

Die fleißigen Mitarbeiter der Firma Real Capital Analytics (RCA) bitten wir deshalb um Nachsicht, daß die Darstellung ihrer wunderschönen Grafik nicht so recht gelingen wollte. Der geneigte Leser möge sich also bitte vorstellen, er sei Brillenträger, und habe nur vergessen, das Monokel aufzuklemmen. Dann gelingt mit wenig Vorstellungskraft doch das Erkennen dessen, was diese Grafik (die leider auch noch am linken und rechten Rand ein paar Zentimeter verloren hat) eigentlich sagen will: Es sind die Ströme von Immobilien-Anlagekapital innerhalb Europas im I. Quartal 2019. Die Ströme ex Deutschland sind blau dargestellt, und die Ziffern entsprechen der betragsmäßig geordneten Rangordnung im rechten Teil der Tabelle, der am rechten Rand leider die Werte abhanden gekommen sind. Diese Werte reichen von Rang 1 (Deutschland > Österreich mit 3,7 Mrd. EUR), Rang 2 (Deutschland > Frankreich mit 3,6 Mrd. EUR), Rang 3 (UK > Deutschland mit 3,0 Mrd. EUR) bis Rang 19 (Italien > Frankreich mit 0,9 Mrd. EUR) und Rang 20 (Spanien > UK mit 0,8 Mrd. EUR).

Auf jeden Fall zeigt diese Statistik sehr schön, wie stark die europäischen Immobilienmärkte inzwischen untereinander verflochten sind. Daß sie, bei genauer Betrachtung, eigentlich nur noch ein Markt mit unterschiedlichen Teilmärkten sind, wie es ja auch innerhalb der einzelnen Länder unterschiedliche Teilmärkte gibt. Europa ist weiter als manche, gerade im Vorfeld der bevorstehenden Europa-Wahl, wahrhaben wollen.

 

 

 

 

Was die Recherche von Real Capital Analytics (RCA) insgesamt sagt, ist: Im I. Quartal 2019 sind die Transaktionsvolumina in Europa gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal um 32 % auf 44,5 Mrd. EUR gefallen. Das ist der niedrigste Wert eines I. Quartals in den letzten sechs Jahren und deutlich unter dem Durchschnitt dieses Zeitraums von 71 Mrd. EUR.

Als Ursache werden sowohl das inzwischen erreichte hohe Preisniveau gesehen wie auch die Schwierigkeit, überhaupt noch geeignete Objekte im immer dünner werdenden Angebot zu finden.

Im Kegelclub des Verfassers dieser Zeilen führte vor einigen Jahren ein anerkannter Mediziner angesichts immer schlechter werdender Würfe seines unmittelbaren Konkurrenten mal die Feststellung ein: „Siehste, jetzt kackt das Kind schon dünner.“ Auch der Zustand des europäischen Immobilienmarktes ist damit scheinbar ziemlich zutreffend beschrieben.

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