Immer beliebter: Der gute alte Dreisatz

Soeben lesen wir in unserer Informationsquelle PropertyEU:

„Deka Immobilien is continuing a run on office investment acquisitions around Europe with a deal in Lisbon which sets a record yield for the city.

The German fund is buying the Fontes Pereira de Melo 41 tower in the Portoguese capital’s CBD. The vendor, ECS Capital and its advisor CBRE, were looking for offers over € 100 mln, equating to a yield between 3.5 and 4 % for the new 22,500 m2 prime office development.

The price means Lisbon has joined the expanding „club“ of other cities in Europe where prime office yields are below 4 %.

FPM 41 is pre-let to KPMG and local law firm PLMJ at rents around €21/m2/month and agents say deals on other buildings are now being signed at €23/m2/month. Developers are expecting above €25/m2/month for refurbishments and developments underway.“

Wir erinnern uns, daß der CS Euroreal in Lissabon schon seit fast 2 1/2 Jahren seine beiden Bürohochhäuser im angesagten Geschäftsviertel EXPO Parque das Nacoes im Schaufenster stehen hat. Vermietbare Fläche: 8.022 m2 bzw. 25.017 m2 für den Torre Fernao Magalhaes, Baujahr 2003 bzw. 2004.

Für das laufende Jahr werden Mieteinnahmen von 2,39 bzw. 4,70 Mio. EUR prognostiziert. Beim kleineren der beiden Objekte, das damit als „ausgereizt“ gelten kann, wären das Monatsmieten von tatsächlich fast 25 EUR/m2. Beim zu 100 % vermieteten Torre Fernao Magalhaes dagegen zahlen die Mieter aktuell nur 15,65 EUR Monatsmiete – da würde ein möglicher Käufer wohl noch ziemliches Verbesserungspotential erkennen.

Für das oben erwähnte FPM 41 hat Deka jetzt mindestens 4.500 EUR/m2 bezahlt. „Unsere“ beiden Bürotürme stehen aktuell beide mit gut 3.100 EUR/m2 in den Büchern des CS Euroreal. Natürlich, sie haben schon 15 Jahre auf dem Buckel. Trotzdem wäre es hier wohl eine faustdicke Überraschung, wenn kein Verkauf sehr deutlich über den aktuellen Buchwerten gelänge. Dass der Verkauf  immer noch nicht gemeldet ist, liegt wohl nur daran, dass es mit der Zeit ständig leichter fiel, potentielle Käufer von immer höheren Preisen zu überzeugen.

Hop oder Top

Unsere Anlagen in Anteilen abwickelnder Offener Immobilienfonds weisen eine durchaus sehr unterschiedliche Risiko-Amplitude aus – und das ist im Rahmen unseres Risikomanagements auch sehr erwünscht. Wir haben nichts gegen Chancen, aber wir versuchen schon, die mit größeren Chancen zwangsläufig einhergehenden größeren Risiken so gut es geht auszubalancieren.

Nicht nachdenken müssen wir dabei über alle Fonds, die neuerdings immobilienfrei sind – und das ist inzwischen die Mehrheit aller überhaupt für unsere Anlagen in Frage kommenden abwickelnden Fonds.

Nicht nachdenken müssen wir aber auch über den KanAm grundinvest (nach wie vor mit 38,7 % Anteil unsere mit Abstand größte Position), der zwar noch drei Restimmobilien besitzt. Aber erstens werden diese in den nächsten paar Monaten sämtlich über oder sogar deutlich über dem aktuellen Verkehrswert verkauft werden können, und zweitens spielt es bei diesem Fonds überhaupt keine Rolle mehr, wie viel man für die restlichen Immobilien bekommt: Die gegenwärtige Börsenbewertung ist nämlich allein schon vom Bargeldbestand des KanAm grundinvest abgedeckt, das heißt, unseren Einsatz bekämen wir mal auf jeden Fall wieder.

Schon ein bißchen differenzierter ist das beim CS Euroreal, der mit 17,0 % Depotanteil unsere drittgrößte Position ist. Hier macht der Immobilienanteil am Fondsvermögen noch mehr als die Hälfte des Fondsvolumens aus, verteilt auf 12 Restobjekte. Davon sind allerdings nur zwei oder drei ein bißchen problematisch. Für mindestens die Hälfte (sowohl in Anzahl wie auch im Volumen) rechnen wir in den nächsten paar Monaten mit einem Verkauf zu plus/minus dem Verkehrswert. Die Risikokurve verläuft hier also eher flach.

Etwas anders sieht es beim Schwesterfonds CS Property Dynamic aus. Dieser besitzt nur noch zwei Restobjekte, beide in Polen: Ein Fachmarktzentrum am Stadtrand von Warschau und ein Bürohochhaus in Krakau. Beide zusammen stehen noch für etwa 70 % des Fondsvermögens. Das heißt anders herum: Bei jedem dieser beiden Objekte hat die Frage, ob der Verkauf Top oder Flop ist, kriegsentscheidende Bedeutung für das Endresultat unserer Investition.

Dieser Fonds war früher praktisch nicht zu kaufen, und bis letztes Jahr noch nicht einmal börsennotiert. Erst zu Beginn dieses Jahres begann ein Dachfonds, den völlig illiquiden Markt mit seinem übermäßig hohen Bestand zu fluten. Das führte zu Tiefstkursen, bei denen wir den Einstieg wagten. In kurzer Zeit kamen wir so zu 225.000 von insgesamt nur 2.646.500 Anteilen = satte 8,5 % aller Anteile an diesem früher nur institutionellen Anlegern vorbehaltenen Fonds.

Damit steckt in diesem „Hop-oder-Top-Fonds“ ein Viertel des von uns investierten Geldes. Immerhin hatten wir damit die Risikokurve nicht ausschließlich steiler gemacht, sondern im wesentlichen durch den parallelen Verkauf eines Großteils unseres Bestandes im CS Euroreal den zweitgewichtigsten Risikoträger entsprechend abgeflacht. Insgesamt haben wir damit unsere Risikoposition also nur ein wenig pointierter ausdifferenziert und geschärft.

Die Frage, was mit den beiden Objekten des CS Property Dynmic geschehen würde, stand damit seit dem Frühjahr im Fokus unserer Research-Arbeiten. Immerhin steht der „Rondo Business Park“ in Krakau mit einem Verkehrswert von aktuell 44,1 Mio. EUR allein für 40 % des gesamten Fondsvermögens, das Fachmarktzentrum „Zielony Targowek“ bei Warschau für weitere 29 %. Bei jedem dieser beiden Objekte würde also ein halbwegs passabler Verkauf zum „game changer“ für diesen Fonds – ein Flop allerdings genau so, nur in die andere Richtung.

Insgesamt ist der Gewerbeimmobilienmarkt in Polen derzeit einer der am besten laufenden in Europa. Vorausgesetzt, man hat Mieter. Und das war halt die große Frage beim CS Property Dynamic: Der Hauptmieter im „Rondo Business Center“ ist das internationale Beratungsunternehmen Capgemini mit einer seiner beiden in Krakau beheimateten Geschäftseinheiten (die andere sitzt direkt benachbart im „Quattro Business Park“, der im Juni 2018 an den größten polnischen Gewerbeimmobilien-Besitzer Globalworth Poland verkauft wurde). Der Capgemini-Mietvertrag läuft demnächst aus. Würde er nicht verlängert, würde sich ein möglicher Verkauf noch ganz schön lange hinziehen; würde er verlängert, wäre ein Verkauf zum aktuellen Verkehrswert (was ziemlich genau dem Quadratmeter-Preis beim kürzlichen Verkauf des Nachbarobjektes „Quattro Business Park“ entspräche) – wahrscheinlich sogar an den gleichen Käufer – nur noch eine Frage weniger Monate.

Letzte Woche veröffentlichte der große internationale Immobilien-Dienstleister Cushman & Wakefield unter dem Titel „Marketbeat – Büromarkt in regionalen Städten“ seinen Bericht für das III. Quartal 2018 über die Teilmärkte in den polnischen Regionen. Dort lesen wir (die etwas holprige Google-Übersetzung aus dem polnischen haben wir dem Wohlklangbedürfnis mitteleuropäischer Ohren etwas angeglichen):

„Krakau (46.000 m2), Tri-City (= Danzig & Co., 40.400 m2) und Breslau (38.100 m2) waren die am stärksten aktiven Vermietungsmärkte im dritten Quartal. Zu den größten Transaktionen, die im dritten Quartal 2018 auf den acht größten regionalen Märkten abgeschlossen wurden, gehören Neuverhandlungen (= Verlängerung) des Capgemini-Vertrages in Krakau (11.800 m2 im Rondo Business Park), ein von Sii in der Tri-City abgeschlossener Vorvermietungsvertrag (10.100 m2) in Olivia Prime A (ein Neubauprojekt) sowie der Erweiterungsvertrag für Crédit Agricole in Breslau (9.800 m2 in Business Garden I).“

Gleichzeitig berichtet Cushman & Wakefield, daß die Projektentwicklungsaktivitäten in den ersten drei Quartalen 2018 um mehr als 40 % höher waren, und daß deshalb trotz guter „Take-Ups“ die Leerstandsquote um 0,4 % auf 9,7 % anstieg.

Das war halt unsere Sorge gewesen: Die vermietbare Gesamtfläche in Krakau hat erst kürzlich die 1-Mio.-m2-Marke übersprungen, und jährlich werden aktuell weitere 100.000 – 200.000 m2 hinzugebaut. Die wollen auch vermietet sein. Zwar hatte Capgemini 2010 seinen Umzug in den „Rondo Business Park“ ausdrücklich damit begründet, seine beiden Geschäftseinheiten in unmittelbare Nachbarschaft zueinander bringen zu wollen, und 2013 hatte man noch eine weitere Etage dazugemietet. Das alles sprach jetzt nicht dafür, daß man beim Auslaufen des Mietvertrages im Jahr 2019 schon wieder wegziehen würde. Aber es war halt doch ein ziemliches Klumpenrisiko für unser Investment.

„Mut hat auch der lahme Muck“, pflegt sich der Verfasser dieser Zeilen beim Doppelkopfspielen regelmäßig zu äußern, oder auch hanseatisch vornehm ausgedrückt: „Buten und binnen, wagen und winnen.“ Im vorliegenden Fall hat sich das für uns ausgezahlt: Der Kurs, der am Monatsende Oktober noch bei 32,75 gelegen hatte, hat heute schon einmal Richtung 34,00 reagiert.Unser Durchschnitts-Kaufkurs Anfang des Jahres lag angesichts der oben geschilderten Umstände (kopflose Dachfonds-Verkäufe) bei günstigen 31,03 EUR.

Laut Cushman & Wakefield blieben die Mieten in den analysierten polnischen Teilmärkten stabil. Da kann die im dritten Quartal größte Transaktion von allem, die Anschlußvermietung unseres „Rondo Business Park“, wohl kaum völlig aus der Reihe getanzt sein. Zugleich hatte der CS Property Dynamic das Objekt erst im September 2018 von 43,2 Mio. EUR auf 44,1 Mio. EUR aufgewertet (nach einer Abwertung von den ursprünglichen 47,6 Mio. EUR im Sept. 2017). Das tut man erfahrungsgemäß nicht, wenn schon in Kürze ein Verkauf zu einem deutlich niedrigeren Preis in Aussicht stünde.

Der Kauf des benachbarten, vom gleichen Entwickler Buma hochgezogenen Komplexes „Quattro Business Park“ mit seinen ca. 60.000 m2 vermietbarer Fläche war mit 139 Mio. EUR die bis dahin größte Transaktion in der Unternehmensgeschichte des Käufers Globalworth Poland. Schon wegen der damit verbundenen Skaleneffekte bei der Objektbewirtschaftung und der weitgehenden Mieteridentität (Capgemini) wäre Globalworth Poland jetzt auch ein natürlicher Interessent für den „Rondo Business Park“. Da kann man dann anhand der vermietbaren Fläche simpel im Dreisatz rechnen und käme für Rondo auf einen möglichen Preis, der vom aktuellen Verkehrswert nicht so weit weg läge.

Aber ehe wir von einem „game changer“ sprechen wollen, warten wir dann lieber doch noch die offizielle Verkaufsmeldung ab …

Die Pfennigfuchser

Das Geschäft mit Anlagen in abwickelnden Offenen Immobilienfonds betreiben wir seit nunmehr 5 Jahren. Der Jahrestag unseres Arbeitsbeginns ist immer auch ein guter Anlaß zum Rückblick. Was hatten wir am Anfang für Erwartungen? Haben sie sich erfüllt? Welche Entwicklungen haben wir vorausgesehen? Ist es so gekommen? Welche ganz unerwarteten Überraschungen haben uns in den Jahren unserer Geschäftstätigkeit vor zusätzliche Aufgaben gestellt?

Eine erschöpfende Antwort auf alle diese Fragen würde fast ein ganzes Buch füllen. Deshalb nur ganz generell: Ja, unsere Erwartungen haben sich erfüllt. Nur meistens anders als wir gedacht hatten. Und ja, in finanzieller Hinsicht haben sich unsere Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern sie wurden weit übertroffen.

Die Entwicklungen? Ja, einige Entwicklungen hatten wir richtig vorausgesehen. Zum Beispiel den ganz normalen zyklischen Verlauf der Immobilienmärkte mit der schon damals (wenn auch längst nicht im später eingetretenen Umfang) vorhersehbaren Erholung und dem uns zu Gute kommenden Preisanstieg am Immobilienmarkt. In anderen Fällen lagen wir eher falsch. Zum Beispiel in der Frage, über welche Zeitspanne sich die Abwicklung der Fonds und die Restauszahlungen erstrecken würden. Da haben wir uns um Jahre verschätzt.

Überraschungen? Ja, auch die gab es zur Genüge. Die größte Überraschung war beispielsweise ab dem Jahr 2016 die Tatsache, daß Dachfonds ohne Rücksicht auf Verluste ihre Zielfondsbestände durch Verkäufe über die Börse zu verschleudern begannen. Die dadurch über längere Zeiten verursachte irrational negative Kursentwicklung hat uns damals mehr als nur eine schlaflose Nacht bereitet. Nachdem wir uns aber erst einmal auf die Situation eingestellt hatten, brachte uns diese anfängliche Überraschung später sensationell gute Einkaufsmöglichkeiten, mit denen wir zuvor ebenfalls nicht hatten rechnen können.

Wie geht es nun weiter? Grundsätzlich, so hatten wir uns kürzlich ja bereits geäußert, glauben wir, unser Geschäft noch bis Ende 2019 / Mitte 2020 im wesentlichen unverändert weiterbetreiben zu können. Dazu gehört vor allem, daß wir in den nächsten 12-18 Monaten uns zufließende Ausschüttungen weiterhin voll reinvestieren wollen.

Hier ist aber als mögliche Limitierung immer zu beachten, daß das von uns adressierbare Marktvolumen (d.h. der Börsenwert aller abwickelnden Fonds) durch die permanenten Substanzausschüttungen immer weiter schrumpft. Wie dramatisch diese Entwicklung im Einzelfall ausfallen kann, möchten wir Ihnen am Beispiel des AXA Immoselect erläutern.

Zu Beginn unserer Geschäftstätigkeit vor 5 Jahren betrug das Fondsvolumen noch 790,4 Mio. EUR. Am 01.05.2017, also zu Beginn des Fonds-Geschäftsjahres 2017/18, waren es noch 251,7 Mio. EUR. Bis zum Ende des Geschäftsjahres schnurrte das auf 44,4 Mio. EUR zusammen. Heute, nach einer weiteren Ausschüttung im Juli 2018, beträgt es noch 25,9 Mio. EUR. Innerhalb von wenig mehr als einem Jahr hat sich das Volumen also gezehntelt, und in den letzten 5 Jahren ist es um nicht weniger als 97 % geschrumpft.

Spiegelbildlich zeigt sich das in unserem Depotbestand. Angefangen haben wir im Herbst 2014 beim AXA Immoselect mit 10.000 Stück. Heute nennen wir 2.350.000 Anteile unser eigen. Mit 4,9 % Anteilsbesitz dürften wir heute der größte Anteilseigner des AXA Immoselect sein.

Eine Entwicklung, die stückzahlmäßig gewaltig aussieht, reduziert sich bei Betrachtung der absoluten von uns investierten Beträge wieder auf Normalmaß. Als wir im Herbst 2014 anfingen, Anteile am AXA Immoselect zu kaufen, lag der Rücknahmepreis (= Netto-Inventar-Wert) noch bei 16,47 EUR und der Börsenkurs bei 11,25 EUR. Die Differenz von 5,22 EUR war das Objekt unserer Begierde. Die Frage war nur: Schmilzt die Differenz durch Abwertungen und schlechte Verkäufe zusammen, oder war sie das Potential für eine kontinuierliche Wertaufholung? Mit anderen Worten: Nähert sich durch Wertverluste der Rücknahmepreis von oben dem Börsenkurs nach unten an? Oder nähert sich durch Wertaufholungen der Börsenkurs von unten dem Rücknahmepreis nach oben an?

Die Wahrheit liegt ziemlich in der Mitte. So brilliant war die Abwicklungsleistung des AXA Immoselect nämlich nicht, d.h. im Laufe der Jahre sind schon gut 2,00 EUR pro Anteil dadurch verloren gegangen, daß die urspünglichen Verkehrswerte der Fondsobjekte beim Verkauf meist nicht erreicht wurden. Der etwas größere Rest der Ursprungsdifferenz wurde für uns aber tatsächlich zur ergebniswirksamen Wertaufholung. Heute beträgt die Differenz zwischen Börsenkurs (0,49 EUR) und Rücknahmewert (0,54 EUR) nämlich gerade noch 0,05 EUR!

Es stellt sich an dieser Stelle die berechtigte Frage: Lohnt es denn überhaupt noch, den restlichen paar Pfennigen weiter hinterherzujagen?

Damit kommen wir zu einem weiteren Punkt, wo wir zu Beginn unserer geschäftlichen Entwicklung ein klein wenig danebenlagen. Und das sind die Rückstellungen. Wir hatten relativ früh gelernt, daß die Fonds ihre Rückstellungen übervorsichtig bilden und daß am Ende höchstens ein Drittel der zurückgestellten Beträge tatsächlich relevant wurde. Der Rest war ergebniswirksam aufzulösen, was den Rücknahmewert entsprechend erhöhen würde. Dies, so glaubten wir, würde in einigen Jahren für uns der hauptsächliche Ergebnistreiber sein. Damit lagen wir daneben. Und zwar deswegen, weil die Fondsvolumina inzwischen so zusammengeschrumpft sind, daß die Rückstellungen in Prozent zwar immer noch gewaltig aussehen, in absoluten Beträgen dagegen eher mickrig wirken.

Dennoch verknüpft sich dies am Ende wieder mit der Frage, ob es sich lohnt, den restlichen paar Pfennigen hinterherzujagen. Und auch dies lässt sich am Beispiel des AXA Immoselect erklären.

Bei einem Rücknahmewert von 0,54 EUR und einem Börsenkurs von 0,49 EUR hat der Fonds für den unbefangenen Betrachter nur noch ein Wertaufholungspotential von gut 10 %. Das wäre uns nach den unverändert bestehenden Anforderungen unserer Risikopolitik eigentlich zu wenig. Schon vor Jahren hatten wir festgelegt: 20 % sollten es schon sein, sonst ist das Chance-/Risiko-Verhältnis einfach zu dünn.

Nun muß man aber wissen: Bei einem Fondsvolumen von heute nur noch 25,9 Mio. EUR hat der AXA Immoselect immer noch 3,1 Mio. EUR an Rückstellungen. Der Löwenanteil davon (knapp 2,5 Mio. EUR) ist eine Rückstellung für spanische Grunderwerbsteuer. Der Betrachter reibt sich verwundert die Augen und fragt sich: Wie das? Die drei spanischen Immobilien, ein Einkaufszentrum in Albacete sowie ein Logistikzentrum und ein Freizeitkomplex in Madrid, wurden doch bereits im Juli/Aug. 2014 bzw. Mai 2016 für zusammen knapp 60 Mio. EUR verkauft. Und die (von Provinz zu Provinz in der Höhe sehr unterschiedliche) Grunderwertsteuer beträgt in Madrid 6 %. Wieso müssen da jetzt noch gut 4 % der addierten Verkaufspreise aller drei Objekte zurückgestellt sein?

An der Stelle lohnt sich dann ein Blick in das spanische Grunderwerbsteuerrecht:

Bemessungsgrundlage für die Steuer ist der Verkehrswert der Immobilie. Liegt der tatsächlich bezahlte Kaufpreis über dem Verkehrswert, ist dieser maßgeblich. Ist der beurkundete Kaufpreis geringer als der Verkehrswert, muss mit einer Überprüfung durch die spanischen Steuerbehörden gerechnet werden. Die Überprüfung erfolgt in der Regel anhand abstrakter Kriterien, insbesondere dem Katasterwert (valor catastral) und dem Multiplikation-Koeffizienten (coeficiente multiplicador). Kommen die Finanzbehörden zu dem Ergebnis, dass die erklärte und gezahlte Steuer zu niedrig ist, wird der Differenzbetrag nach Anhörung nebst Sanktionen und Zinsen durch Bescheid festgesetzt.

Hier liegt der Hase im Pfeffer. Oder genauer gesagt: In Albacete. Das dort verkaufte Einkaufszentrum führte der Fonds im Bestand nämlich zuletzt noch mit einem Verkehrswert von 29,1 Mio. EUR, verkauft wurde es im Juli 2014 aber für grottenschlechte 11,5 Mio. EUR. Da ist also der Fall der möglichen Überprüfung durch die spanischen Steuerbehörden eingetreten, weil der beurkundete Kaufpreis möglicher Weise mehr als deutlich unter dem Verkehrswert lag.

Andererseits muß man sich fragen: Wenn der Fall so offensichtlich wäre, hätte es dann nicht längst eine geänderte Steuerfestsetzung durch die spanischen Finanzbehörden gegeben? Aus der Tatsache, daß da bis heute nichts passiert ist, schließt der eine oder andere, daß da auch nichts mehr passieren wird. Und der eine oder andere glaubt auch, daß wir diese Rückstellung im nächsten Abwicklungsbericht zum 30.04.2019 nicht mehr wiederfinden werden.

Wäre das der Fall, dann würde die Rückstellungsauflösung auf den Rücknahmewert einen positiven Effekt von 0,05 EUR pro Anteil haben, d.h. danach kämen wir auf einen Rücknahmewert von 0,59 statt bisher 0,54 EUR. Und das wäre im Vergleich zum Börsenkurs dann wieder ein Wertaufholungspotential von gut 20 % anstatt der heute sichtbaren 10 %.

Der Pfennigfuchser rechnet nun noch weiter: Der AXA Immoselect (bzw. die ihn verwaltende Caceis Bank) hat sich bisher ausnehmend ausschüttungsfreudig gezeigt. Die letzten drei Verkäufe sind jetzt etwa ein Jahr her, und nach einem Jahr reduzieren sich erfahrungsgemäß die Liquiditätseinbehalte für mögliche Risiken aus getätigten Verkäufen deutlich. Könnte doch möglich sein, daß der AXA Immoselect bei seiner turnusgemäß im Dez. 2018 anstehenden Ausschüttung noch einmal 0,20 EUR pro Anteil verteilt?

Danach hätten wir dann, auf Sicht zwei Monate, vielleicht einen Rücknahmewert von 0,39 EUR und einen Börsenkurs von 0,29 EUR? Dann wäre das Wertaufholungspotential, bei eigentlich unverändertem Börsenkurs, plötzlich nicht mehr 10 %, sondern über 30 %?

Kann so kommen, muß nicht so kommen. Wenn wir das in einem Jahr noch einmal Revue passieren lassen, werden wir wahrscheinlich genau wie schon in den ersten paar Absätzen dieses Beitrages zu der Erkenntnis kommen: Planung ist der Ersatz des unkontrollierbaren Zufalls durch den nachvollziehbaren Irrtum. Sollten wir uns geirrt haben, was wir schon in ein paar Monaten erfahren werden, dann können wir die im letzten Monat hinzuerworbenen Anteile am AXA Immoselect ja wieder verkaufen …

Wir hoffen, daß wir Ihnen mit dieser ausführlichen Darstellung mal wieder einen guten und auch tiefen Einblick in die Denk- und Entscheidungsprozesse geben konnten, die unser Geschäftsmodell so mit sich bringt.

Keine Werbung für Inkontinenz-Produkte

Wir haben auf unserer Seite im Monatsdurchschnitt etwa 7.300 verschiedene Besucher. Die schauen gut 20.000 mal im Monat bei uns rein – jeder Leser also regelmäßig fast drei mal jeden Monat. Das finden wir für ein so spezielles Thema erstaunlich viel. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, daß wir uns standhaft weigern, unsere scheinbar durchaus beliebte Seite zu kommerzialisieren. So können Sie sicher sein, daß Ihr Besuch bei uns es nicht nach sich zieht, daß Sie anschließend mit Werbung aller Art überhäuft werden.

Leider kann man sich da nicht überall sicher sein. Vor gut einem Jahr hatte der Verfasser dieser Zeilen mal die Freude, zu erfahren, was eine Divertikulitis ist. Neugierig wie der Mensch nun einmal ist wollte er im Internet dann auch noch erfahren, wie schlimm oder nicht schlimm diese Erkrankung ist. Falls Sie nun auch neugierig geworden sind oder einfach nur wissen wollen, wie lange ich hier wohl noch in der Lage sein werde, etwas zu schreiben: Von einer eigenen Internet-Recherche zum Begriff Divertikulitis muß ich Ihnen dringend abraten. Die ach so großartige Künstliche Intelligenz von Google & Co. schließt daraus nämlich, daß Sie sich regelmäßig unkontrolliert in die Hosen scheissen. Danach werden Sie sich bei weiteren Internet-Besuchen vor Werbung für Inkontinenz-Produkte kaum noch retten können.

In der Frequenz getoppt wird das nur noch von Rotwein-Werbung aus dem Hawesko-Konzern in all seinen Schattierungen. Zugegeben: Meine Bestelltätigkeit dort hatte in der letzten Zeit einen Umfang, daß die freundliche Telefon-Dame erst vergangene Woche sagte: „Wenn ich dieses Jahr von Ihnen noch mal eine Bestellung bekomme, werde ich mir über Sie ernsthafte Sorgen machen müssen.“

Und genau hier spielt die Künstliche Intelligenz offenbar ihre unübertroffene Stärke aus. Daß ich bis heute, Monate nach der Recherche zu Funktionsweisen unterer Körperpartien, immer noch mit Werbung für Inkontinenz-Produkte bombardiert werde, war mir zunächst völlig unerklärlich. Doch jetzt fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren: Der Computer verknüpft meine verschiedenen Aktivitäten. Und folgert angesichts des Umfangs meiner Weinbestellungen messerscharf: Was der oben reinkippt, muß ja unten irgendwie wieder raus …

CS Realwerte AG: Weiter auf Kurs

Vor wenigen Minuten sind unsere Zahlen per 30.10. online gegangen. Die sehr erfreuliche Kursentwicklung vor allem unserer drei großen Positionen brachte das wirtschaftliche Anlageergebnis des laufenden Jahres im Oktober um weitere 0,71 Mio. EUR auf jetzt 3,63 Mio. EUR nach vorne. Der Betrag setzt sich zusammen aus 2,05 Mio. EUR realisierter Kursgewinne (inclusive der regelmäßigen Zuschreibungen bzw. Wertaufholungen auf unsere KanAm-grundinvest-Position) sowie 1,58 Mio. EUR Zuwachs bei den unrealisierten Kursgewinnen.

Das erwirtschaftete Brutto-Anlageergebnis des Jahres 2018 entspricht bisher einer Gesamtkapitalrendite von 13,7 % und einer Eigenkapitalrendite (bezogen auf das Eigenkapital von 9,56 Mio. EUR zu Jahresbeginn) von 38,0 %. Eine Verschlechterung dieser Werte bis zum Jahresende ist nicht sehr wahrscheinlich.

Wegen einiger Änderungen in der Darstellungsform der Monatsübersicht verweisen wir auf die Erläuterungen im Beitrag vom 25.10.2018 „Beständig ist nur der Wandel“.

 

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