Ein neuer Tabubruch
Mit seiner Auflage im Jahr 2002 hatte der DEGI International, ein damaliges Produkt der Dresdner Bank, auch nur ein überschaubar kurzes Leben, ehe er im Zuge der letzten Finanzkrise unter die Räder kam. Auch hier übersteigt die Dauer der Abwicklungsphase inzwischen deutlich die damalige aktive Vertriebsphase.
Als einziger aller seinerzeit in Abwicklung gegangenen Immobilien-Publikumsfonds ist der DEGI International immer noch nicht ganz immobilienfrei. Wie ein Mühlstein hängt ihm das Millenium Business Center in Bukarest um den Hals, 2006 von einem windigen griechischen Bauunternehmer erworben und 2009 nach einem Blitzeinschlag abgefackelt. Wobei sich dann herausstellte, dass der Verkäufer beim Brandschutz die meisten Bauvorschriften für überflüssig gehalten hatte – aber wie konnte man das denn auch merken als man das Objekt für einen völlig überteuerten Preis in den Fonds einlud.
Der heute erschienene Abwicklungsbericht per 31.12.2024 sagt zu dieser brandgeschwärzten Ruine: Nichts. Jedenfalls nichts Neues. Was mit dem Objekt überhaupt mal passieren soll, keine einzige Andeutung, seit Jahren wird mit den Versicherungen prozessiert und kein Ergebnis in Sicht, ein Ausblick wann das Drama vielleicht mal ein Ende hat kann weiterhin nicht gegeben werden.
Mindestens einem ist in dieser Situation scheinbar nicht einmal unwohl, nämlich der für die Abwicklung verantwortlichen Commerzbank. Wertmäßig macht die Bukarester Ruine mit 2,8 Mio. EUR nur noch einen winzigen Bruchteil des gesamten restlichen Fondsvermögens von 56,1 Mio. EUR aus. Man reibt sich verdutzt die Augen, daß die Bank nicht vor Scham im Boden versinkt, nachdem sie es schaffte, dafür in einem einzigen Jahr einen Bewirtschaftungsaufwand von 3,5 Mio. EUR zu produzieren. Also 125 % des angeblichen Restwertes der bewirtschaftenden Trümmerteile.
Angesichts von so viel Unsicherheit sind Ausschüttungen kaum besonders üppig zu erwarten, das ist schon klar. Aber auch hier schafft die Commerzbank nochmals den Tabubruch: Genau 1 cent pro Anteil sollen die gebeutelten Anteilscheininhaber am 15. April erhalten. Weniger geht nicht mehr.
Dabei liegen im DEGI International seit Ewigkeiten 41,0 Mio. EUR Liquidität sinn- und nutzlos auf den Konten herum, und die Commerzbank macht weiterhin keinerlei Anstalten, diesen unhaltbaren Zustand zu ändern. Alle anderen Fonds dagegen bleiben mit ihren Ausschüttungen langsam aber sicher auf Schrumpfkurs. Wir sind jetzt in der völlig paradoxen Situation, daß das Restvermögen des DEGI International mit 56,1 Mio. EUR inzwischen fast die gleiche Höhe erreicht wie das verbliebene Restvermögen ehemals viel größerer Schwergewichte wie KanAm grundinvest (66,6 Mio. EUR) oder SEB ImmoInvest (65,3 Mio. EUR). Schlimmer noch: Perspektivisch wird der DEGI International Ende des Jahres von allen abwickelnden Fonds derjenige mit dem größten nicht ausgeschütteten Restvermögen sein.
Ohne jetzt wirklich den jenseits des Atlantiks unaufhaltsam in Gebrauch kommenden Geschäftspraktiken das Wort reden zu wollen: Können die großen gelben Strategen nicht mal einen Deal in Bukarest machen und den Albtraum beenden?
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