Einfache Lösungen
Am 10.1. hatten wir Ihnen ja schon einiges zum vorläufigen Ergebnis des Geschäftsjahres mitgeteilt – mit der Bemerkung, daß Endgültiges erst gesagt werden könne, wenn die Auswirkungen einer überaus ungewöhnlichen Fiktiv-Ausschüttung des CS Euroreal zu übersehen seien, gemacht als „Zufluß“ (allerdings überwiegend fiktiv, denn es floß längst nicht alles) noch per 31.12.2017, von den Depotbanken aber erst abgerechnet ab 02.01.2018.
Mit Einzelheiten wollen wir Sie hier nicht langweilen oder überfordern. Nur so viel: Wir haben die Sache geklärt. Aber der Kommentar unserer Wirtschaftsprüferin war: Einen so kollifiktischen Fall habe sie in ihrem ganzen langjährigen Berufsleben noch nicht erlebt.
Die Auswirkung ist, daß einerseits zusätzlich rd. 260 TEUR anteilige Mieterträge aus Investmentfondsanteilen entstehen, andererseits unsere Ertragsteuerbelastung im Geschäftsjahr 2017 erst einmal um ca. 280 TEUR ansteigt.
Die Effekte neutralisieren sich im Geschäftsjahr 2017 damit fast vollständig, weshalb sich unsere Prognose für den Jahresüberschuß 2017 mit 1,7 Mio. EUR überhaupt nicht ändert (das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit, also das Vorsteuer-Ergebnis, liegt bei knapp 2,4 Mio. EUR). Ergebnisabhängige Bestandteile sind dabei bereits verrechnet (die Vorstandstantieme mit 51 TEUR und die Aufsichtsratsvergütung mit 34 TEUR).
Durch die denkwürdige Ausschüttung des CS Euroreal haben wir in 2017 auch 659 TEUR fiktive Erträge zu versteuern, die uns tatsächlich zunächst noch gar nicht zugeflossen sind. Dies wird im Umkehrschluß dann (über die kommenden Jahre verteilt in dem Maße, wie wir CS-Euroreal-Bestände veräußern) zur Folge haben, daß Veräußerungskursgewinne in gleicher Höhe entsprechend steuerfrei bleiben werden (weil wir sie de facto in 2017 ja schon versteuert haben).
Ursache dieser Kapriolen ist die zur Jahreswende 2017/18 in Kraft getretene „Reform“ des Investmentsteuergesetzes. Der eine oder andere Leser, der auch selbst Anteile abwickelnder Immobilienfonds im Depot hat, wird das an anderer Stelle bereits gemerkt haben. Jedenfalls dann, wenn er auf die Schnapsidee gekommen ist, in den ersten Tagen des Jahres 2018 etwas zu verkaufen.
Über den hier sichtbaren steuerrechtlichen Scherbenhaufen wird, ebenso wie über die schwachsinnigen Auswirkungen von MIFID II, in den einschlägigen Internet-Foren natürlich heiß und heftigst diskutiert. Kleines Beispiel gefällig?
reiswolf: „Ich lache mich tot… wer fuer ein bestehendes Wertpapier als ANbieter gerade keine Lust mehr auf seine Kunden hat, der liefert einfach die Daten nicht an die Bank und gut scheint s zu sein……dieser ganze MIFID/Misfit II Murks sucks unendlich!!! … und wer hat s unterschrieben? …der Ex-Buchhaendler aus Wuerselen. …na der wird aber sicher alle Facetten verstanden haben, so wie er auch ansonsten vollen Durchblick hat… grmmpff“
Natürlich weiß ich mich mit der geneigten Leserschaft vollkommen einig, daß man Seine Heiligkeit Martin Schulz so nicht verunglimpfen darf. Eingedenk des ehrfürchtigen Kommentars unserer Wirtschaftsprüferin muß man auch das Positive sehen: Zur Horizonterweiterung werktätiger Normalsterblicher trägt unsere über alle Zweifel erhabene Politik mit ihrer Gesetzgebung allemal immer wieder bei, und mit der Meisterleistung des Investmentsteuerreformgesetzes und vor allem dessen verwaltungstechnischer Umsetzung in ganz besonderem Maße.
Colorandum causa: Die höchst offizielle Begründung des Gesetzgebers für das Investmentsteuerrefomgesetz war übrigens, daß das alte Recht so kompliziert geworden sei, daß es niemand und nicht einmal mehr die Fachleute noch verstehen könne …
Dafür müssen wir auch dem Ex-Buchhändler aus Würselen dankbar sein. Und dem Ex-Rechtsanwalt und Ex-Finanzbeamten aus Hornberg natürlich auch. Und ganz besonders natürlich der später nach Quitzow und Templin übersiedelten Ex-Physikerin aus Hamburg-Barmbek-Nord. Einfache Lösungen darf man eben nicht erwarten von einer Frau, deren Diplomarbeit den Titel trug „Der Einfluß der räumlichen Korrelation auf die Reaktionsgeschwindigkeit bei bimolekularen Elementarreaktionen in dichten Medien“.
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