Santander Kapitalprotekt: Friede seiner Asche
Vorletztes Jahr brachten die Immobilien-Dachfonds unseren Markt ordentlich durcheinander, nachdem offenkundig wurde, daß diese Fonds ihre Zielfonds-Bestände über die Börse zu verkaufen begannen. Hintergrund war, daß die Dachfonds von der BAFin eine Abwicklungsfrist gesetzt bekommen hatten, die sechs Jahre nach Aussetzung der Rücknahme der Anteilscheine endete – das Fristende war in allen Fällen in den Jahren 2017 bzw. 2018.
Die Verkäufe wurden dabei (auch von renommierten Adresssen wie der Deutsche-Bank-Tochter DAWM) überaus unprossionell durchgeführt. Richtig böse waren wir darüber, nach einer kurzen Schrecksekunde, aber nicht: Immerhin boten sich uns auf diese Weise immer wieder ganz unerwartet vorteilhafte Einkaufsgelegenheiten.
Bis auf den von der Landesbank Berlin gemanagden Stratego Grund (Fristende: 30.03.2018) sind inzwischen alle in Frage kommenden Dachfonds „plattgemacht“ – im Falle der Deutsche-Bank-Tochter (DWS immoflex) und eines Allianz-Fonds (Allianz Flexi Immo) sogar ganz ohne Not deutlich früher als es sinnvoll gewesen wäre.
Den Vogel in puncto Dilettantismus hat jetzt aber unter Savills-Obhut der Santander Kapitalprotekt abgeschossen. Diese drei Dachfonds waren bis 03.01.2018 abzuwickeln. Bis Anfang 2017 fiel der Kapitalprotekt regelmäßig durch sinnfreie, kamikazeartige Verkäufe auf – dann ab Frühjahr 2017 war plötzlich Schluß. Wer aber glaubte, die Fondsmanager seien jetzt zur Vernunft gekommen, sah sich zur Jahreswende bitter getäuscht, als er folgende Verlautbarung der Depotbank las:
„Nach Prüfung aller Optionen hat sich CACEIS dazu entschieden, das gesamte Zielfondsportfolio aller drei Santander Fonds in einem strukturierten Bieterverfahren an einen institutionellen Investor zu verkaufen. Grund hierfür war, dass ein Totalabverkauf des Portfolios, welcher Voraussetzung für die endgültige Liquidation der Santander Fonds ist, über den Zweitmarkt an den Börsen nicht darstellbar war, weil auf diesem die erforderlichen Volumina nicht erreichbar waren und weil teilweise für bestimmte Zielfondsanteile überhaupt kein Zweitmarkt existierte.
Um sicherzustellen, dass bei diesem Portfolioabverkauf das beste am Markt erzielbare Ergebnis erzielt werden kann, beauftragte CACEIS einen mit dieser Art von Geschäften vertrauten Makler, über den über 40 potenzielle Investoren angeschrieben wurden. Nach Abschluss des Bieterverfahrens konnte das gesamte Zielfondsportfolio aller drei zu liquidierender Fonds am 21. Dezember 2017 mit Valuta 27. Dezember 2017 an den Höchstbietenden verkauft werden.
Mit dem Abschluss des Kaufvertrags wurde die Bewertung der Fonds umgestellt: da mit Abschluss des Bieterverfahrens und Vertragsabschluss ein Marktpreis für die Zielfondsanteile feststellbar war, konnten diese Marktpreise statt der von den Verwahrstellen der Zielfonds ermittelten Anteilwerte herangezogen werden. Mit der Bezahlung des Kaufpreises durch den Höchstbietenden ist eine liquidierbare Vermögensmasse hergestellt, sodass die Dachfondsanteile zum Ende bzw. innerhalb der Liquidationsfrist zurückgegeben werden können.“
Wir drücken das jetzt mal mit unseren Worten aus: „Nachdem die Fondsgesellschaft drei Jahre lang durch Untätigkeit glänzte, und nachdem auch CACEIS drei weitere Jahre lang entweder nur Schwachsinn gemacht oder gleich ganz selig auf dem Baum geschlafen hat, haben wir jetzt nach sechs Jahren geistiger Untätigkeit plötzlich wenige Tage vor Fristablauf festgestellt, daß das Fristende bevorsteht und daß es im übrigen auch viel zu viel Arbeit gemacht hätte, sich der Aufgabenstellung im Detail anzunehmen. Deshalb haben wir alle Zielfondsanteile mal schnell in eine Wundertüte gesteckt und dieselbe im Hau-Ruck-Verfahren an den Nächstbesten verschleudert, der auf die Schnelle zum Jahresende noch mal 30 Mio. EUR lockermachen konnte.“
Im Ergebnis ist dann der Rücknahmewert des SEB1AA (Santander Vermögensverwaltungsfonds Kapitalprotekt P) am 28.12.2017 von 114,39 EUR auf 84,15 EUR zusammengekracht, also um 26,4 %.
Diese „Glanzleistung“ bedeutet, daß das Paket runde 10 % unter Börsenkursen verschleudert wurde – obwohl es zu 70 % aus den durchaus liquiden größten Vier bestand (AXA Immoselect, CS Euroreal, KanAm grundinvest und SEB ImmoInvest), die man mit ein klein wenig Mühe und zeitlich ein wenig gestreckt ohne Schwierigkeiten und ohne große Abschläge über die Börse hätte verkaufen können.
Genau das macht jetzt übrigens gerade der gloriose Käufer des Paketes, der damit ohne große Mühe und ohne Risiko genau die paar Extra-Prozente Profit einstreicht, die für die Fonds-Kleinsparer zu retten die Fondsmanager selbst offenbar zu faul oder zu dämlich waren.
Categories: Neuigkeiten