Aus dem Nähkästchen der Finanzgeschichte geplaudert …

Nicht alle Historischen Wertpapiere sind immer nur historisch. Schon im vorigen Beitrag hatte ich Sie vor Staatsanleihen ein bißchen gewarnt: Fast 80 % der in den letzten zwei Jahrhunderten weltweit ausgegebenen Staatsanleihen wurden am Ende nie zurückgezahlt. Es gehört aber zu den Eigenheiten unseres Sammelgebietes, daß hier immer mal wieder ein (meist von interessierten Kreisen der grauen Kapitalmärkte angefachter) Funken Hoffnung erglimmt und man die Leute glauben macht, auf die eigentlich längst abgeschriebenen Bonds gäbe es plötzlich wieder was zu holen. Was der Verfasser dieser Zeilen da in den letzten drei Jahrzehnten so erlebt hat war am Ende zwar immer ein von speziellen Eigeninteressen der Urheber geleiteter Irrglaube. Aber wenn eines auf dieser Welt ganz bestimmt ewige Gültigkeit haben wird, dann ist es das Börsianer-Bonmot „Gier frisst Hirn.“

Der Klassiker: Die Reorganisationsanleihe des chinesischen Kaiserreichs aus dem Jahr 1913, die Mao nach seinem Durchmarsch an die Macht als illegitime Schulden der Vorgänger der im Oktober 1949 gegründeten Volksrepublik China nicht mehr bedienen wollte. Gleich mehrere Spekulationswellen gab es in den sogenannten Reo’s in den letzten Jahrzehnten, obwohl es schon eine abenteuerliche Annahme ist, die Volksrepublik China käme heute plötzlich auf die Idee die Altschulden des letzten Kaisers von China zu bedienen.

Oder aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wir sind jetzt in den USA: Unbediente Anleihen pleite gegangener Eisenbahngesellschaften mit Goldklausel. Als Sicherheit verpfändeten die Eisenbahnen Grund und Boden in heute immens wertvollen US-Innenstadtlagen. Da wurde das Gerücht in die Welt gesetzt, für den Wert der verpfändeten Grundstücke müsse die US-Regierung die Anleihegläubiger entschädigen. Findige Rechenkünstler rechneten also damalige Golddollar mit dem damaligen offiziellen Goldpreis in die entsprechende Menge Gold und diese dann in heutige Papierdollar um, addierten Zins und Zinseszins für mehr als ein Jahrhundert, und plötzlich erschienen Gutachten, wonach ein einziger 1.000-Gold-Dollar-Bond von damals heute einen Wert von über einer Million Dollar habe. Beim Verfasser dieser Zeilen fragte damals sogar mal eine Dresdner-Bank-Tochter aus der Schweiz an (weshalb besagter Verfasser diese brilliant gemachten „Gutachten“ kennt), ob man diese „wertvollen“ Eisenbahn-Bonds wohl als Kreditsicherheit akzeptieren könne.

Auch in den 1920er Jahren aufgelegte US-Dollar-Anleihen deutscher Unternehmen und Gebietskörperschaften erfreuten sich des öfteren großer Beliebtheit. Die Gläubiger im (inzwischen feindlichen) Ausland kuckten bei diesen Anleihen im Dritten Reich erst mal in die Röhre. Erst mit dem für die Bundesrepublik Deutschland vom legendären Bankier Abs verhandelten „Londoner Schuldenabkommen“ fand man für diese Anleihen 1953 eine Schuldenregelung, die sogar die interessante Klausel enthielt, daß die Bundesrepublik zuvor unbezahlt gebliebene Zinsen erst nach der Wiedervereinigung Deutschlands durch Ausgabe von Fundierungsschuldverschreibungen zu berichtigen hatte. Was übrigens 1990/91 auch tatsächlich passierte.

Damit war die Sache dann eigentlich längst geklärt. Eigentlich. Denn das hielt einen Erdbeerfarmer aus Florida ein halbes Jahrhundert nach Ende des 2. Weltkriegs nicht davon ab, die Bundesrepublik Deutschland vor diversen US-Gerichten auf eine erneute Rückzahlung der Dollar-Bonds aus den 1920er Jahren zu verklagen. Man habe ihn ja zu den Verhandlungen über das Londoner Schuldenabkommen nicht mit dazugebeten. Diese Prozesse liefen über mehrere Jahre, und in der Zeit wurde der Sammlermarkt leergekauft und die Stücke landeten im grauen US-Kapitalmarkt. Der Verfasser dieser Zeilen erinnert sich noch gut, daß er zur Jahrtausendwende sogar mal einen Anruf von der Generalstaatsanwaltschaft des Bundesstaates Colorado erhielt, die ihn als Gutachter laden wollte. In dem Verfahren ging es darum, zwei windigen Anlagebetrügern den zu Prozeß machen, die ein paar gutgläubigen alten Damen diese alten deutschen Dollar-Bonds für teuer Geld als vermeintlich todsichere hochlukrative Kapitalanlage angedreht hatten.

Der Hammer aber war im Jahr 2011 der Hype um über hundert Jahre alte nie ordnungsgemäß zurückgezahlte mexikanische Staatsanleihen. Der Verfasser dieser Zeilen braucht heute kein Geheimnis mehr daraus zu machen, daß hartgesottene Spekulanten damals in der Spitze bis zu 250.000 Euro zahlten für ein einziges Stück der 1899er Mexico-Anleihe mit einem Nominalwert von 1.000 englischen Pfund (wegen seiner Druckfarbe damals nur der „Orange Bond“ genannt). Da lohnte es sich sogar, einen Kollegen als Kurier zur direkten Übergabe nach Mexico fliegen zu lassen und ihm als gimmick dort gleich noch eine Woche Strandurlaub zu spendieren.

Warum für diese alten Bonds so viel Geld floß, das wollten einige Zeit später sogar mal zwei unangemeldet zu Besuch gekommene Beamte des Kölner Zollkriminalamtes wissen, in Amtshilfe für die französische Finanzpolizei. Wirklich helfen konnten wir den beiden Herren mit Colt an der Hüfte aber nicht. Mutmaßungen über die tatsächlichen Gründe für diesen bis dato größten Hype der Historische-Wertpapier-Geschichte bleiben bis heute reine Kaffeesatzleserei. Und was ich ganz persönlich für die wahrscheinlichste Version halte sollte ich besser für mich behalten – unbedachtes Geplaudere kann in Mexico schon mal lebensverkürzend wirken. Aber die Beweggründe der damals reichlich vorhandenen Abnehmer dieser Bonds brauchten uns ja auch gar nicht zu interessieren. Wir machten damit das Geschäft unseres Lebens, und das erst legte die finanzielle Grundlage für die Erschaffung der CS Realwerte Aktiengesellschaft, an der wir jetzt so viel Freude haben.

Ein untrüglicher Indikator für neue Spekulationswellen sind übrigens die Anfragen bestimmter US-Kollegen, ob man von dieser oder jener Altanleihe Stücke im Bestand habe und wenn ja wie viele. Einer der üblichen Verdächtigen fragte erst gestern nach den 5 1/2 % Gold Bonds zu je 1.000 US-$, ausgegeben von der Kaiserlich Russischen Regierung im Jahr 1916. Die Altschulden des Zarenreichs interessierten das neue Sowjetrußland damals natürlich nicht die Bohne, und so blieben auch sämtliche bei der Oktoberrevolution noch ausstehenden russischen Anleihen später unbedient. Bei der aktuellen Anfrage hat der Verfasser dieser Zeilen deshalb richtig die Ohren gespitzt. Plant da unser Onkel Donald vielleicht einen Deal mit seinem Neuerdings-Buddy Vladimir Putin und überzeugt ihn davon, den Amis ihre im Jahr 1916 vermittelte Anleihe nun doch noch zurückzuzahlen? Oder, auch das würde ja noch zu seiner kruden Art zu denken passen, erwartet er am Ende vielleicht sogar von Herrn Selenskyj daß er das regelt? You never know …

Einen Präzedenzfall gäbe es sogar, zu dem sich der legendäre Altbörsianer André Kostolany wie folgt zitieren lässt:

Kostolany registrierte in den 1980er-Jahren die Entspannungspolitik von Michail Gorbatschow aufmerksam und spekulierte darauf, dass das neue Russland unbedingt an den internationalen Kapitalmarkt zurückkehren wollte. Und tatsächlich war es 1996 soweit. Russland kehrte mit einer Dollaranleihe aufs globale Finanzparkett zurück. Frankreich setzte dabei als Bedingung durch, dass die Obligationäre der Zarenanleihen von Russland eine Entschädigung erhielten – und Börsenspekulant Kostolany kassierte damit zig Millionen.

«Für mich, der zu fünf Francs gekauft hat, bedeutet es einen Gewinn von fast 6’000 Prozent.» Nach diesem Durchbruch avancierten Institutionen, Unternehmen und Banken aus Russland zu gern gesehenen «kapitalmarktfähigen» Gästen, die von Credit Suisse und UBS auch in die Schweiz eingeladen wurden.

Weh getan hat dieser Schlußstrich unter eine uralte Geschichte den Russen übrigens nicht: De facto floß gar kein Geld, sondern es wurden von westlichen Regierungen und Zentralbanken lediglich die russischen Vermögenswerte freigegeben, die man wegen der Zahlungsausfälle nach der Oktoberevolution eingefroren hatte, und dann quotal auf die Gläubiger der Altanleihen verteilt.

Ist der ein oder andere geneigte Leser jetzt doch neugierig geworden und möchte bei der 1916er Rußland-Anleihe mitspekulieren? Ihm kann geholfen werden. In der 127. Auktion der Freunde Historischer Wertpapiere am nächsten Samstag (15. März)  kann man als Los Nr. 247 so einen Russen-Gold-Bond für einen kleinen Taler ersteigern. Zum Auktionskatalog geht es gleich hier auf www.fhw-online.de

Die Relativitätstheorie vom Rübenfeld

Gerade erst der vorige Beitrag führte der geneigten Leserschaft vor Augen, daß der AXA Immoselect relativ kurz in der Vertriebsphase war, dafür aber relativ lange in der Abwicklungsphase. Zeit ist eben in allen Dingen genau so relativ wie auf der anderen Seite relevant, wie der Verfasser dieser Zeilen aus seiner eigentlichen Profession, nämlich der Erforschung der Finanzgeschichte, nur all zu gut weiß.

Noch ein Sondervermögen, noch eine soziale Wohltat mehr, noch mehr aufgeblähte Behörden: Wenn man die ungebremste Ausgabenwut der Politik diesseits und jenseits des Atlantiks betrachtet kann einem heutzutage schon schwindelig werden. Na gut, gegen aufgeblähte Behörden soll ja der durchgeknallte Elon im Land der aufgehenden Schamesröte mal etwas unternehmen. Aber selbst wenn es ihm gelänge, was soll das bitteschön helfen in einem Land, das in nur einer Generation seine Staatssschulden von 5,6 Billionen $ im Jahr 2001 auf heute 35,3 Billionen $ mehr als versechsfacht hat? Und schon summt in meinem Kopf „Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt? Wer hat so viel Pinke Pinke, wer hat so viel Geld?“ Na ja, bestellt hat’s der Wähler, dem vermutlich nicht in jedem Fall klar ist daß Staatsschulden im Grundsatz ziemliche Scheiße sind. Doch auch nur die wenigsten Politiker haben verstanden oder wollen verstehen, was für ein süßes Gift Staatsschulden in Wahrheit sind, weshalb man dem armen Wähler nun wirklich nicht so viel vorwerfen kann.

Und vermutlich nicht in jedem Fall klar ist das Problem immer neuer Schulden dem besagtem Wähler auch einfach deswegen, weil die meisten Menschen nur relativ kurze Zeitspannen auf dem Schirm haben. Anders als der in Finanzgeschichte gebadete Verfasser dieser Zeilen, den zu diesem Beitrag eine alte Anleihe der Charleston and Savannah Rail Road aus dem Jahr 1856 animierte, die ihm bei seiner täglichen Arbeit gerade in die Finger kam.

Aus diesem Bond lernen wir drei Dinge:

Erstens: Diese Anleihe wurde nie zurückgezahlt, nachdem die Bahngesellschaft 1873 in Konkurs gegangen war.

Zweitens: Die vom Staat South Carolina für Kapital und Zinsen übernommene Garantie erwies sich als vollkommen wertlos. Denn ein jeder Staat konnte, kann und wird sich auch in Zukunft seiner Schulden per Federstrich entledigen, wenn es opportun erscheint.

Wer das nicht glauben will: Bei Lektüre des absolut lesenswerten Wikipedia-Beitrags zum Thema „Staatsbankrott“ erfährt der geneigte Leser, daß der IWF zwischen 1824 und 2004 nicht weniger als 257 Staatsinsolvenzen gezählt hat. Südamerika, insbesondere Chile (7 x) Brasilien (6 x) und Argentinien (ebenfalls 6 x) überraschen eher nicht, doch wer hätte schon gedacht dass Europa in der Spitzengruppe locker mithalten kann? Spanien (7 x), Österreich (5 x), Portugal (4 x) oder Griechenland (3 x) haben ihren Gläubigern schon genau so oft den Stinkefinger gezeigt …

Sollten Sie also immer noch an Staatsanleihen als sichere Geldanlage glauben, dann sollte Ihnen zu denken geben: Fast 80 % aller Staatsanleihen der letzten zwei Jahrhunderte weltweit wurden am Ende nicht ordnungsgemäß bedient.

Früher lösten die großen Kapitalgeber dieser Welt (allen voran Großbritannien) Probleme mit der Zahlungsmoral eines Anleiheschuldners ganz einfach durch Entsendung von ein paar Kanonenbooten, die sich deutlich sichtbar vor der Küste eines zahlungsunwilligen Landes positionierten. Meistens bediente die betreffende Bananenrepublik ihre Auslandsschulden dann wieder. Aber diese Methode ist heute nur noch bei russischen Inkassodiensten gebräuchlich, auf internationaler Ebene war sie eine Zeit lang aus der Mode gekommen.

Die Erklärung, warum die Garantie des Staates South Carolina für die Anleihe der Charleston and Savannah Rail Road  am Ende wertlos war, findet sich übrigens im 1868 verabschiedeten 14. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten, wonach „weder die Vereinigten Staaten noch irgend ein anderer Staat irgendeine Schuld oder Verpflichtung übernehmen oder zahlen soll, die eingegangen wurde zur Unterstützung von Aufstand oder Rebellion gegen die Vereinigten Staaten (…) alle solche Schulden, Verpflichtungen und Ansprüche sind illegal und nichtig“. Und damit waren alle Schulden oder Verpflichtungen der Südstaaten mit einem Federstrich aus der Welt geschafft …

Drittens: Selbst wenn man sein Geld eines Tages doch zurückbekommt, man darf die Erosionskräfte ständiger Geldentwertung nicht unterschätzen. Waren die 500 $ Nennwert der Anleihe im Jahr 1856 noch relativ viel Geld, so sind 500 $ heutzutage relativ wenig. Auch auf diesen Trichter kam der Verfasser dieser Zeilen durch die alte Anleihe der  Charleston and Savannah Rail Road, auf der der geneigte Investor schwarz auf weiß liest: „102 Miles in Length, Estimated Cost, Equipped $ 1.800.000“

Nominal gesehen hätte die CS Realwerte AG also allein mit dem Geld aus der Ausschüttung, die sie nächste Woche vom KanAm grundinvest erhalten wird, gleich zwei solcher 150 km langen Eisenbahnen bauen können, und zwar voll ausgestattet mit Bahnhöfen, Lokschuppen und allem Rollmaterial. Und ein Dollar ist ja immer noch ein Dollar. Doch leider, plakativer lässt es sich kaum noch darstellen, gab es inzwischen ein bißchen Geldentwertung und speziell Eisenbahnen (fragen Sie mal den Bahnvorstand) sind heute relativ teuer geworden. Die in nominalen Dollar ausgedrückten Schulden dagegen bleiben für die Ewigkeit gleich, werden aber real immer weniger wert …

Lust auf noch ein bißchen mehr in der Finanzgeschichte schnuppern? Gerade ist der neue Katalog zur 127. Auktion der Freunde Historischer Wertpapiere am 15. März 2025 in Wolfenbüttel online gegangen. Einfach gleich mal anschauen auf https://www.fhw-online.de

Sollten Sie die altmodische Variante eines gedruckten Kataloges bevorzugen dann einfach kostenlos anfordern unter info@CSrealwerte.de

Zehn kleine Negerlein …

… wurden in dem nach den Kindheitserinnerungen des Verfassers dieser Zeilen ganz harmlosen, aber inzwischen politisch völlig unkorrekten Kinderreim bekanntlich immer weniger. Jüngere Leser kennen diesen Kinderreim nach den konsequenten Sprachsäuberungsaktionen geistig schmalspuriger Gutmenschen mit ihrem unerträglichen Sendungsbewußtsein möglicher Weise gar nicht mehr.

Dabei würde es sich bei unseren abwickelnden Offenen Immobilienfonds geradezu anbieten, aus „zehn kleinen Negerlein“ in einer geringfügig umgedichteten Version „zehn kleine Pleitefonds“ zu machen. Dieser Versuchung widersteht der Verfasser dieser Zeilen allerdings und beläßt es ganz unpoetisch bei dem Hinweis, daß die Depotbanken den verbliebenen AXA-Immoselect-Fondsanteils-Inhabern gestern mitteilten, daß der Fonds endgültig aufgelöst ist und am 18.02.2025 die Schlußauszahlung mit EUR 0,09 pro Anteil erfolgt.

Friede seiner Asche. Auch bei diesem Fonds war übrigens nach seiner Auflegung im Juni 2003 und der Aussetzung der Anteilschein-Rücknahme im November 2009 die Verweildauer im Reich der Untoten während der über 15-jährigen Auflösungsphase weit mehr als doppelt so lang wie die aktive Vertriebsphase mit gut 6 Jahren. Während dieser ganzen langen Zeit haben die Bestattungsunternehmer am Schminken der Leiche Jahr für Jahr weiter gut verdient. Wobei wir an der Stelle schon zugeben: Wir als Müllabfuhr und das letzte Glied in der Nahrungskette der Kapitalmärkte durchaus auch …

Angesichts der beschriebenen Zeitspannen ist allerdings zu befürchten, daß einige der Menschen, die den Fonds nach der Jahrtausendwende als sicheren Baustein für ihre Altersvorsorge verkauft bekamen, gestern das unbeschreibliche Glücksgefühl bei Gutschrift der letzten EUR 0,09 für ihre Anteile gar nicht mehr erlebt haben. Und vielleicht war das am Ende sogar noch gut so, denn dann blieb dem ohnehin gebeutelten Anleger erspart, was der besten Ehefrau von allem mit ihrem kleinen AXA-Immoselect-Depotbestand widerfuhr: Von 222,75 EUR Schlußausschüttung bekam sie 957,85 EUR Kapitalertragsteuer und 52,68 EUR Soli abgezogen und hatte nach der „Schlußausschüttung“ 787,78 EUR weniger auf dem Konto …

Unverhofft kommt manchmal eben doch

Zeitpunkt und Höhe waren in der Tat mehr als überraschend: Heute kündigt M. M. Warburg für den KanAm grundinvest eine Ausschüttung von 0,44 EUR/Anteil am 25. Februar 2025 an. Das sind rd. 32 % des verbliebenen Fondsvermögens, mit denen wir in unserer Finanzplanung jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nicht gerechnet hatten.

Nur colorandum causa bei dieser Gelegenheit ein Hinweis zum Stichwort „Schrumpfgermanen“: Als wir das Thema „abwickelnde Offene Immobilienfonds“ Ende 2014 professionell zu bearbeiten begannen lag der Börsenkurs des KanAm grundinvest noch bei 35,74 EUR. Nach der angekündigten Ausschüttung werden es nächste Woche dann noch 0,76 EUR sein. Die Messe ist also zum weitaus grössten Teil gesungen. Und wollten wir, unserer bisherigen Strategie folgend, die Ausschüttung reinvestieren, dann müssten wir anschließend versuchen, vom KanAm grundinvest etwa 5 Mio. weitere Anteile einzusacken – was uns, selbst wenn wir es wollten, zu einigermaßen erträglichen Kursen auch nicht mehr ansatzweise gelingen würde.

Statt dessen müssen wir uns wohl langsam an den Gedanken gewöhnen, daß wir inzwischen selbst zum Stamm der Schrumpfgermanen gehören.

So gesehen …

Gerade erst wunderte sich der Verfasser dieser Zeilen über für ihn nicht nachvollziehbare Kursanstiege u.a. beim KanAm grundinvest in den letzten paar Tagen. Wie immer scheinen hier ein paar Leute bereits vorher mehr gewußt zu haben: Der Rücknahmewert des KanAm grundinvest ist per 04.01.2025 von 1,32 Euro/Anteil auf 1,36 Euro gestiegen. Ein Schnäppchen sind die KanAm-Anteile deshalb noch lange nicht, aber wenigstens liegt das Wertaufholungspotential jetzt nicht mehr unter 20 %.

4 cent klingt nicht überwältigend, aber Kleinvieh macht auch Mist: Bei der Anzahl der von uns gehaltenen Anteile sind uns eben einfach mal so mehr als 0,3 Mio. Euro auf den Kopf gefallen.

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