Na bitte, es geht doch …

… möchte man den BNP-Paribas-Fondsmanagern des INTER ImmoProfil zurufen, unserer erst im April 2023 in Abwicklung gegangenen jüngsten Errungenschaft in unserem Portfolio abwickelnder Offener Immobilienfonds. Allen Euren Kollegen bei den anderen Fonds (außer den Managern des KanAm grundinvest) war es schließlich auch gelungen, bei der Abwicklung ihrer Immobilienfonds noch mal ordentlich das Geld der Anleger zu verbrennen und trotzdem ungeniert weiter satte Verwaltungsgebühren zu kassieren.

Da ist der INTER ImmoProfil keine Ausnahme. Lag sein Rücknahmewert vor zwei Jahren noch bei 55,70 €/Anteil, so sind es nach der jüngsten gestrigen Abwertung inzwischen nur noch 43,93 €. Bei 2.010.690 ausstehenden Anteilscheinen sind dann also (die inzwischen ausgeschütteten 3,6 Mio. € natürlich berücksichtigt) mal 20 Mio. € durch den Schornstein gegangen – von anfänglich 112 Mio. € Fondsvermögen, also bisher wahrlich alles andere als eine Meisterleistung.

Trotzdem lohnt es sich, dabei näher hinzuschauen. Alle vier Abwertungen seit November 2024 lagen, als absolute Beträge betrachtet, dicht beieinander zwischen 2,57 Mio. € und 2,89 Mio. €. Und, abgesehen von einer kleinen Erfrischungsbrausebude in Helsinki, hat der INTER ImmoProfil zufällig auch genau vier Restobjekte mit Verkehrswerten lt. Abwicklungsbericht per 30.09.2024 von 16,7 Mio., 16,9 Mio., 19,1 Mio. und 40,5 Mio. €. Offizielle Verlautbarungen des Fondsmanagements? Leider Fehlanzeige. Aber irgendwie drängt sich hier angesichts der inzwischen vorgekommenen Abwertungen doch der Gedanke auf, daß zwei oder drei der Restobjekte bereits weg sein könnten und die nächste Ausschüttung deshalb durchaus ganz üppig ausfallen könnte.

Schau’n wir mal, dann seh’n wir schon …

Ein neuer Tabubruch

Mit seiner Auflage im Jahr 2002 hatte der DEGI International, ein damaliges Produkt der Dresdner Bank, auch nur ein überschaubar kurzes Leben, ehe er im Zuge der letzten Finanzkrise unter die Räder kam. Auch hier übersteigt die Dauer der Abwicklungsphase inzwischen deutlich die damalige aktive Vertriebsphase.

Als einziger aller seinerzeit in Abwicklung gegangenen Immobilien-Publikumsfonds ist der DEGI International immer noch nicht ganz immobilienfrei. Wie ein Mühlstein hängt ihm das Millenium Business Center in Bukarest um den Hals, 2006 von einem windigen griechischen Bauunternehmer erworben und 2009 nach einem Blitzeinschlag abgefackelt. Wobei sich dann herausstellte, dass der Verkäufer beim Brandschutz die meisten Bauvorschriften für überflüssig gehalten hatte – aber wie konnte man das denn auch merken als man das Objekt für einen völlig überteuerten Preis in den Fonds einlud.

Der heute erschienene Abwicklungsbericht per 31.12.2024 sagt zu dieser brandgeschwärzten Ruine: Nichts. Jedenfalls nichts Neues. Was mit dem Objekt überhaupt mal passieren soll, keine einzige Andeutung, seit Jahren wird mit den Versicherungen prozessiert und kein Ergebnis in Sicht, ein Ausblick wann das Drama vielleicht mal ein Ende hat kann weiterhin nicht gegeben werden.

Mindestens einem ist in dieser Situation scheinbar nicht einmal unwohl, nämlich der für die Abwicklung verantwortlichen Commerzbank. Wertmäßig macht die Bukarester Ruine mit 2,8 Mio. EUR nur noch einen winzigen Bruchteil des gesamten restlichen Fondsvermögens von 56,1 Mio. EUR aus. Man reibt sich verdutzt die Augen, daß die Bank nicht vor Scham im Boden versinkt, nachdem sie es schaffte, dafür in einem einzigen Jahr einen Bewirtschaftungsaufwand von 3,5 Mio. EUR zu produzieren. Also 125 % des angeblichen Restwertes der bewirtschaftenden Trümmerteile.

Angesichts von so viel Unsicherheit sind Ausschüttungen kaum  besonders üppig zu erwarten, das ist schon klar.  Aber auch hier schafft die Commerzbank nochmals den Tabubruch: Genau 1 cent pro Anteil sollen die gebeutelten Anteilscheininhaber am 15. April erhalten. Weniger geht nicht mehr.

Dabei liegen im DEGI International seit Ewigkeiten 41,0 Mio. EUR Liquidität sinn- und nutzlos auf den Konten herum, und die Commerzbank macht weiterhin keinerlei Anstalten, diesen unhaltbaren Zustand zu ändern. Alle anderen Fonds dagegen bleiben mit ihren Ausschüttungen langsam aber sicher auf Schrumpfkurs. Wir sind jetzt in der völlig paradoxen Situation, daß das Restvermögen des DEGI International mit 56,1 Mio. EUR inzwischen fast die gleiche Höhe erreicht wie das verbliebene Restvermögen ehemals viel größerer Schwergewichte wie KanAm grundinvest (66,6 Mio. EUR) oder SEB ImmoInvest (65,3 Mio. EUR). Schlimmer noch: Perspektivisch wird der DEGI International Ende des Jahres von allen abwickelnden Fonds derjenige mit dem größten nicht ausgeschütteten Restvermögen sein.

Ohne jetzt wirklich den jenseits des Atlantiks unaufhaltsam in Gebrauch kommenden Geschäftspraktiken das Wort reden zu wollen: Können die großen gelben Strategen nicht mal einen Deal in Bukarest machen und den Albtraum beenden?

Geld regiert die Welt

Schon mehrfach hatte der Verfasser dieser Zeilen hier betont, daß ihm seine eigentliche Arbeit immer noch großen Spaß macht, nämlich die Beschäftigung mit Historischen Wertpapieren. Gerade eben war im Büro besagten Verfassers einer seiner besten Freunde zu Besuch, mit dem zusammen er vor über 51 Jahren mal bei der NORD/LB als Banklehrling angefangen hatte. Und der fragte, weshalb ich mit meinen inzwischen fast 70 Jahren immer noch fast jeden Tag ins Büro latsche anstatt das Rentnerdasein zu geniessen. Da zeigte ich ihm einfach die Aktie, deren Geschichte ich heute vormittag recherchiert hatte. Ich ahnte heute morgen noch gar nicht, was da auf mich zukommt: Ein historisches Wertpapier mit dem sich ohne weiteres am Beispiel einer einzigen Aktie die gesamte Klüngelei der Menschheitsgeschichte erklären lässt.

Das gute Stück ist ausgesprochen selten, erst ein einziges Mal hatten wir im Jahr 2005 schon mal eine ähnliche Aktie versteigert – auf Grund der damals noch deutlich eingeschränkteren Recherche-Möglichkeiten gar nicht ahnend, was für einen Schatz wir da in Händen hielten. Hin und wieder, der Verfasser dieser Zeilen gibt es mehr als ungerne zu, hat technischer Fortschritt dann wohl doch einen gewissen Nutzen. Nun also ist diese Aktie, obgleich mit 200,00 EUR alles andere als teuer ausgerufen, aber ob ihrer Geschichte eines der Highlights der XLIV. Auktion des Hanseatischen Sammlerkontors für Historische Wertpapiere am 7. Juni 2025 (einen Tag nach der diesjährigen Hauptversammlung der CS Realwerte Aktiengesellschaft).

 

 

Die Geschichte dieser 1890 gegründeten Gesellschaft ist eng verbunden mit den Namen George Herbert Walker, W. Averell Harriman sowie Max Warburg und der Hamburg-Amerika-Linie HAPAG.

W. Averell Harriman (1891-1986) war Sohn des Eisenbahnmoguls Edward Henry Harriman. Der hatte mit 14 Jahren die Schule geschmissen, verdingte sich erst mal als Laufbursche an der Wall Street und wurde bereits im Alter von 22 Jahren Mitglied der New York Stock Exchange. Der große Durchbruch gelang ihm 1897, als er mit Hilfe der Investmentbank Kuhn, Loeb & Co. die pleite gegangene Union Pacific Railroad sanierte. Bei seinem Tod im Alter von 61 Jahren hinterließ E. H. Harriman im Jahr 1909 seiner Frau und seinem einzigen Sohn W. Averell Harriman ein für die damalige Zeit unvorstellbares Vermögen von 500 Mio. $.  Mit diesem väterlichen Vermögen im Rücken gründete W. Averell Harriman 1922 die Investmentbank W. A. Harriman & Co.

1924 machte er sich auch für Fritz Thyssen und seine Vereinigten Stahlwerke nützlich, indem er die Union Banking Corp. in New York gründete. Deren offizieller Anteilseigner war Thyssens‘ in Holland domizilierende Bank voor Handel en Scheepvaart, über die Fritz Thyssen übrigens auch Adolf Hitler finanzierte. Die Untersuchung der Union Banking Corp. durch das Office of Alien Property Custodian verschloß vor diesem Zusammenhang 1942 allerdings die Augen. Zwar wurden die Vermögenswerte der Bank 1942 beschlagnahmt, aber nach dem Krieg wieder zurückgegeben und schließlich in den 1950er Jahren nach Auflösung der UBC an die Familie Thyssen ausgekehrt.

W. Averell Harriman investierte nach dem Ersten Weltkrieg in Reedereien und war Großaktionär u.a. bei der Pacific Mail Steamship Co. (über die Union Pacific Railroad, bei der die Familie Harriman immer noch Großaktionär war und wo bereits sein Vater diese Beteiligung aufgebaut hatte), der American Shipping and Commerce Corp. (die später die Aktienmehrheit der HAPAG erwarb), der American Hawaiian Steamship Co. etc.

Während des 2. Weltkrieges war er US-Botschafter in der Sowjetunion, dann Handelsminister unter Präsident Truman und Koordinator des Marshallplans, schließlich 1955-58 Gouverneur des Staates New York. Unter Präsident John F. Kennedy leitete er im Außenministerium die Abteilung für Ostasien und Pazifik. Harriman wird zu den sechs „Weisen“ gezählt, die nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1960er Jahre den größten Einfluß auf die US-Außenpolitik hatten.

George Herbert Walker (1875-1953), Großvater mütterlicherseits von Präsident George H. W. Bush, gründete 1900 die Bank- und Investmentfirma G. H. Walker & Co. Die Mittelinitialen des späteren 41. US-Präsidenten sind übrigens nichts weiter als eine Ehrerweisung an den Großvater: George Herbert Walker.

1920 wurde Walker zudem President der Investmentfirma W. A. Harriman & Co. und arrangierte schnell die Kredite, die W. Averell Harriman benötigte, um die American Ship and Commerce Corp. sowie die Kontrolle über die Hamburg-Amerika-Linie (HAPAG) zu übernehmen.

Die Fusion 1931 von Harriman mit dem Londoner Investmenthaus Brown Bros. & Co. zu Brown Brothers Harriman machte die Firma zur größten und politisch einflussreichsten Privatbank der USA. Walker zog sich nach dieser Fusion aus der Unternehmensleitung zurück und überließ die Führung seinem Schwiegersohn Prescott Bush. Er selbst widmete sich fortan seiner größten Leidenschaft, dem Golfsport, und wurde President der United States Golf Association. Nach ihm ist der 1922 gestiftete Walker Cup benannt.

Im Mai 1933 wurde dann ein Vertrag geschlossen zwischen Hjalmar Schacht (damals Präsident der Reichsbank), John Foster Dulles (nach dem Krieg US-Außenminister), dem Bankier Max Warburg und Kurt von Schroeder, wonach alle deutschen Exporte in die USA über Harriman International abgewickelt wurden.

Den Zusammenhang zwischen Wall Street Bankiers und dem Aufstieg Adolf Hitlers begann die offizielle Geschichtsschreibung bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg geflissentlich zu verschweigen. Zu peinlich wäre es ja auch gewesen, zugeben zu müssen, daß uns die Amerikaner von etwas befreiten das sie uns zuvor mit eingebrockt hatten. Der Harvardprofessor Anthony C. Sutton (1925-2002) beschäftigte sich in mehreren Publikationen mit dem Zusammenhang zwischen Wall Street Bankiers und dem Aufstieg Hitlers. Den Einfluss Harrimans am Vorabend der „Machtübernahme“ beschreibt er in seinem Buch „Wall Street und der Aufstieg Hitlers“ so: „Ohne die Finanzspritze Thyssens (über seine Bank voor Handel en Scheepvaart) und Harrimans American Ship and Commerce Corp. wäre Hitler 1933 wohl nicht an die Macht gekommen.“

Ähnlichkeiten die heutige Zeit betreffend wären rein zufällig. Wären sie rein zufällig? Nein, wären sie nicht. Geld hat noch nie Moral gehabt, und Börsen haben auch noch nie Moral gehabt. Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnis ist übrigens auch das zeitgeistige Geschwätz von Nachhaltigkeit bei Kapitalanlagen nichts weiter als eine woke Lachnummer.

Als hoffentlich einigermaßen guter Mensch auf dieser Welt ist man nur allzu leicht geneigt, Egoismus und Opportunismus der Anderen und auch Egoismus und Mitleidlosigkeit der Märkte gnadenlos zu unterschätzen. Das ist eine der durchaus bitteren Erkenntnisse, die dem Finanzhistoriker bleiben nach einem halben Jahrhundert Erfahrung mit einer Welt, die nun mal so verfasst ist wie sie verfasst ist.

Es gehört allerdings auch zur Wahrheit, daß man die Dinge differenziert betrachtet. Fritz Thyssen (1873-1951) zum Beispiel. Er war ein glühender Anhänger und schon seit 1930 einer der ersten und größten Finanziers und Unterstützer von Adolf Hitler und der NSdAP. Doch im Frühjahr 1935 begann er bereits zu zweifeln und geriet auf einem Jagdausflug in der Schorfheide in einen heftigen Streit mit Göring wegen des Umgangs mit der katholischen Kirche und mit den Juden. Er brach endgültig mit dem Nazi-Regime, sprach sich öffentlich gegen den von Hitler begonnenen Krieg aus und stimmte auch als Reichstagsabgeordneter dagegen.

1939 floh Fritz Thyssen mit seiner Frau in die Schweiz, reiste dann wegen der Beerdigung seiner Mutter durch Frankreich, wo ihn die Vichy-Regierung Ende 1940 in Nizza auf Druck der Gestapo verhaften ließ und ihn entgegen der vorherigen Zusicherung freien Geleits wieder nach Deutschland auslieferte. Große Aufmerksamkeit erregte das im Herbst 1941 in London erschienene Buch „I paid Hitler“. Sein Widerstand brachte Fritz Thyssen schließlich fünf Jahre Haft ein, zunächst in der Psychiatrie in Neubabelsberg, später in den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Buchenwald und Dachau. Er überlebte das, wurde im Entnazifierungsverfahren 1948 als minderbelastet eingestuft und zog Ende 1949 zu seiner Tochter nach Buenos Aires, wo er 1951 einem Herzinfarkt erlag.

Ein herzliches Dankeschön

Nach mehr als einem Jahr interessierte den Verfasser dieser Zeilen doch wieder einmal, ob dieser ganze Quatsch hier überhaupt noch gelesen wird. Fassungslos schaute er dann auf die Statistik unseres Providers: Wir haben hier unverändert immer noch fast 10.000 regelmäßige Leser und zwischen 500 und 800 Besuche – jeden Tag. Haben die denn alle nichts besseres zu tun? Ich bin wirklich gerührt. Und ich bedanke mich herzlich für so viel Lesertreue.

Nun bin ich gleich noch motivierter, wenn ich in wenigen Minuten beginne meiner eigentlichen Arbeit nachzugehen: Historische Wertpapiere versteigern. Drücken Sie mir die Daumen daß die große Frühjahrsauktion der Freunde Historischer Wertpapiere heute ordentlich läuft.

Manna vom Himmel

Soeben hat der Aufsichtsrat der CS Realwerte AG den Jahresabschluß 2024 gebilligt und festgestellt und die Tagesordnung für die Hauptversammlung am 6. Juni 2025 festgelegt.

Die frohe Botschaft für unsere Aktionäre: Der Hauptversammlung werden wir vorschlagen, zusätzlich zur grundsätzlich schon früher angekündigt gewesenen Dividende von 80,00 €/Aktie einen Bonus von 40,00 €/Aktie zu zahlen. Damit das von unseren Aktionären auch als echte Bescherung empfunden wird soll die Auszahlung am 23.12.2025 erfolgen.

Auch der Termin für die nächstjährige Hauptversammlung steht bereits fest: Die wird am 29. Mai 2026 stattfinden.

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