Zäh wie Kaugummi

Nachdem der Schwesterfonds SEB Immo Portfolio Target Return Anfang dieses Jahres endgültig aufgelöst worden war hatte man damit gerechnet daß der SEB ImmoInvest in Kürze folgen würde. Bis heute Fehlanzeige, aber der Fonds hatte bislang doch die Hoffnung genährt, mit dem Abwicklungsbericht per 31.03.2025 würden die Bücher endgültig zugeklappt.

Dem ist aber nicht so. Im gerade heute erschienenen Newsletter kündigt CACEIS eine Ausschüttung von 0,25 EUR/Anteil am 28.1.2025 an und bemerkt zur finalen Auflösung: „Unter Vorbehalt der erneuten Bewertung der noch laufenden Restrisiken streben wir derzeit die finale Auflösung des SEB ImmoInvest für das Jahr 2026 an.“

Man übe sich also weiter in Geduld bei unseren „never ending stories“ …

Entwarnung

Neben exzessiver Selbstbeweihräucherung und der Verbreitung schräger Weltsichten sieht der Verfasser dieser Zeile seine Aufgabe auch darin, den bei unseren Fonds von allen allein gelassenen Privatanlegern ab und zu etwas Nützliches zu berichten.

So ganz en passant erfährt man aus der heutigen Ausschüttungsankündigung des KanAm grundinvest, daß § 17 Abs. 1 Satz 4 InvStG im trotz Ampel-Krise gerade noch verabschiedeten Jahressteuergesetz 2024 geändert wurde.

Sie wissen schon, das ist diese unselige Bestimmung die mit ihrer bisherigen Befristung bis zum 31.12.2023 als Damoklesschwert über jedem Privatanleger gehangen hatte, hatte sie doch zur Folge, daß seit diesem Jahr auch Kapitalrückzahlungen der abwickelnden Fonds steuerpflichtig geworden wären. Eine schreiende Ungerechtigkeit, aber so lautete nun mal die einschlägige Spezialvorschrift des Investmentsteuergesetzes. Was der CS Realwerte AG, man sagt es eher ungern und nur hinter vorgehaltener Hand, aber durchaus zu Gute kam, konnte man doch hoffen, an der Börse bei dem ein oder anderen Fonds zusätzliches Material von Privatanlegern zu bekommen die angesichts dieser mißlichen Lage einfach die Schnauze voll hatten.

Auch wenn es sich, was den Verfasser dieser Zeilen ausdrücklich mit einschließt, die meisten geschätzten Leser hier kaum vorstellen können, es blitzt ein Lichtstrahl durch den wolkenverhangenen grauen Himmel der hauptstädtischen Unvernunft und man reibt sich verdutzt die Augen bei der Lektüre zur diesbezüglichen Begründung zum Jahressteuergesetz:

§ 17 Abs. 1 Satz 4 InvStG begrenzt bisher die steuerrechtlich anerkannte Abwicklungsphase auf einen maximalen Zeitraum von fünf Kalenderjahren nach dem Kalenderjahr, in dem die Abwicklung beginnt. D.h. bei Überschreiten dieser zeitlichen Grenze, werden die Ausschüttungen wieder in vollem Umfang als steuerpflichtiger Ertrag behandelt. Steuerneutrale Kapitalrückzahlungen sind dann nicht mehr möglich. Bei der Schaffung des § 17 Abs. 1 Satz 4 InvStG ging man davon aus, dass in diesem Zeitraum die Abwicklung eines Investmentfonds in der Regel abgeschlossen ist.

In der Praxis zeigen sich jedoch vermehrt Fälle in denen der Zeitraum für die Abwicklung nicht ausreicht, insbesondere bei Immobilienfonds. …

Daher wird selbst nach erfolgreicher Veräußerung der Anlagen oder des Immobilienbestandes (dumme Frage die sich der Verfasser nicht verkneifen kann: ist ein Immobilienbestand etwas anderes als eine Anlage?) über einen längeren Zeitraum eine Barreserve gehalten. Um auch in derartigen Fällen eine steuerneutrale Kapitalrückzahlung zu ermöglichen, wird in § 17 Abs. 1 Satz 4 -neu- InvStG der Abwicklungszeitraum auf zehn Jahre verlängert.

Die Regelung erfasst auch Fälle, in denen die bisherige fünfjährige Abwicklungsphase zum 31. Dezember 2023 abgelaufen ist. D.h. auch in diesen Fällen können weiterhin die Regelungen des § 17 InvStG angewendet werden.

Ja, ist denn schon Pfingsten, und der Heilige Geist hat Verstand in die Belüftungsanlagen der heiligen hauptstädtischen Hallen unserer Volksvertreter eingeblasen?

Der Doppel-Wumms

Kürzlich hatten wir Sie bereits über die Ausschüttungsankündigung der Commerzbank für den CS Euroreal informieren können: 0,60 EUR/Anteil am 19.12. In unseren Planungen erwartet hatten wir 0,50 EUR.

Heute zieht M. M. Warburg für den KanAm grundinvest nach: 0,27 EUR/Anteil, ebenfalls am 19.12. Das ist auf den ersten Blick (vor allem auch im Vergleich zum CS Euroreal) ein bißchen enttäuschend; unsere Erwartung hatte hier bei 0,35 EUR gelegen. Andererseits, betrachtet man das Gesamtjahr, da gibt es nichts zu meckern. Die Ausschüttung des KanAm grundinvest im Februar hatte mit 0,98 EUR/Anteil die meisten Erwartungen weit übertroffen. Addiert sind das in diesem Jahr 1,25 EUR, und das ist ziemlich genau die Hälfte des Fondsvermögens, das zu Jahresbeginn noch 2,51 EUR/Anteil betragen hatte. Chapeau.

Liebe Genossinnen und Genossen (so Ihr denn Anteile an einer Genossenschaftsbank haltet, der vom Verfasser dieser Zeilen angesichts aller einschlägigen Erfahrungen im zu Ende gehenden Jahr augenblicklich am meisten geliebten Bankengruppe): Morgen kann kommen.

Bescherung schon vor Weihnachten

Gerade kündigt die Commerzbank für den CS Euroreal eine Ausschüttung von 0,60 EUR/Anteil am 19.12. an. Das ist durchaus erfreulich, in unserer Planung hatten wir zuletzt 0,50 EUR stehen (und waren uns nicht mal ganz sicher ob das nicht ein bißchen zu optimistisch war).

Gern wird der Verfasser dieser Zeilen übrigens auf der nächsten Commerzbank-HV ein paar Fragen zur technischen Ausstattung der Bank stellen: Was die Commerzbank heute auf ihrer homepage veröffentlicht trägt das Datum 18. November 2024. Es ist also anzunehmen, daß die zuständige Fachabteilung ihre Verlautbarung erst einmal in eine Steintafel meißelt, man diese dann per Seefracht nach Kalkutta verschifft, wo die Steintafel auf einem XXL-Schwerlastscanner digitalisiert wird, ehe man das als PDF dann in die polnische Provinz schickt, wo personalkostengünstige Backoffice-Abteilungen das Ganze schließlich auf der Commerzbank-homepage einpflegen.

Der KanAm grundinvest hatte bereits in seinem neuen Abwicklungsbericht angekündigt, die nächste Ausschüttung finde im Dezember statt. Auch hier ist es also nur noch eine Frage weniger Tage bis wir wissen was da kommt.

Insgesamt also ein sehr versöhnlicher Jahresausklang, der uns in aller Ruhe und Gelassenheit auf das kommende Jahr blicken lässt.

Länger scheintot als lebendig

Bereits am 15.11. veröffentlichte CACEIS die Investorenmitteilung „Schlussauszahlung des Investmentfonds AXA Immoselect“. Nachdem im Juli 2024 (nach 5-jähriger Ausschüttungspause) bereits 14 cent/Anteil ausgeschüttet worden waren, dümpelte der Rücknahmewert der Anteile zuletzt noch bei 9 cent/Anteil vor sich hin. Das bei der Auflösungsentscheidung im Okt. 2011 noch stolze Fondsvermögen von gut 2,5 Mrd. EUR war im Zuge der Abwicklung somit bereits um 99,8 % geschrumpft auf nur noch  4,3 Mio. EUR.

Die endgültige Auflösung war zuletzt noch vom Abschluß eines laufenden Gerichtsverfahrens abhängig. CACEIS teilt jetzt mit, daß der Rechtsstreit beigelegt ist und die Liquidation endlich abgeschlossen werden kann. Interessanter Weise wartet CACEIS dabei nicht das Auslaufen sämtlicher Restrisiken ab. Diese wurden vielmehr bei Erstellung des letzten Abwicklungsberichtes bewertet und von CACEIS gegen Auskehrung der dafür gebildeten Rückstellungen übernommen. Für die Bank ist dies scheinbar die wirtschaftlich sinnvollere Lösung im Vergleich zu der Alternative, noch einige Jahre länger regelmäßig einer dürren Leiche die Fingernägel zu lackieren.

Im Juni 2002 war der AXA Immoselect aufgelegt worden. Im Nov. 2009 wurde die Rücknahme der Anteilscheine erstmals ausgesetzt, das Geld der Investoren steckte damit fest. Die 15 Jahre, die sie am Ende auf die Zahlung der Schlußrate warten mussten, sind eine mehr als doppelt so lange Zeitspanne wie die gut 7 Jahre, in denen der Fonds aktiv vertrieben wurde. Und zwar so aktiv, daß man sich bei AXA nach Bekunden des damaligen Fondsmanagers in den Büros im Herzen von Frankfurt fast jeden Tag zum Feierabend eine Flasche Schampus auf die neuerlichen Vertriebserfolge gönnte. Sic transit gloria mundi.

Nur noch als kleines Fazit zum Schluß: Nachdem die Auflösungsentscheidung zum AXA Immoselect gefallen war nahmen die Verkäufe schnell Fahrt auf, in einem Fall packte man sogar über 20 quer über Europa verteilte Objekte in ein einziges Paket. So gelang des dem Fonds zwar, schon im ersten Jahr der Liquidation über die Hälfte seiner Immobilien zu verkaufen, doch das hatte seinen Preis: Die erzielten Verkaufspreise lagen im Schnitt rund 25 % unter den zuletzt von unabhängigen Gutachtern veranschlagten Verkehrswerten. So viel zur tatsächlichen Aussagekraft von (regelmäßig teuer bezahlten) Wertgutachten bei Immobilienfonds. Dass der Gesetzgeber als eine der Konsequenzen aus der letzten Krise nunmehr verlangt, daß jedes Objekt eines Immobilienfonds von zwei Gutachtern bewertet wird macht die Sache keinen Deut besser: Zwei Blinde sehen nämlich ganz genau so viel wie ein Blinder …

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