Category : Neuigkeiten
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Bereits am 3. Januar hatten wir an dieser Stelle über die Zahlen des Geschäftsjahres 2021 berichtet. Zeitgleich hatten unsere Aktionäre auch einen Aktionärsbrief mit der vorläufigen Bilanz nebst Gewinn- und Verlustrechnung für 2021 in der Post.
Nur der Ordnung halber informieren wir darüber, dass der uns heute von PKF FASSELT übermittelte Entwurf des Abschlußerstellungsberichtes 2021 der CS Realwerte AG zahlenmäßig nicht von den von uns als vorläufig mitgeteilten Werten abweicht. Es gibt lediglich Umgliederungen von zwei größeren Positionen (in der Bilanz wird der Betrag der von der letztjährigen Hauptversammlung beschlossenen Kapitalherabsetzung nunmehr als sonstige Verbindlichkeit ausgewiesen, in der G+V erscheint die Wertaufholung des KanAm grundinvest nicht als Finanzertrag, sondern unter den sonstigen Erträgen).
Bereits auf seiner morgigen Sitzung (am 10.3.) wird der Aufsichtsrat den Jahresabschluß feststellen.
Die diesjährige Hauptversammlung ist unverändert am 26.8. geplant. Die Einladungsunterlagen werden unseren Aktionären im Juli 2022 zugehen.
Moskau vor 40 Jahren. Damals, als der Verfasser dieser Zeilen noch etwas Anständiges arbeitete, war er als Leiter der Finanzabteilung eines bedeutenden Maschinen- und Anlagenbauers unter anderem für die Exportfinanzierungen zuständig. Und die musste man bei einem größeren Geschäft mit der UdSSR, im konkreten Fall dem Bau einer Getreidesiloanlage im Hafen von Tallinn, immer gleich mit im Angebot haben, sonst brauchte man gar nicht erst antreten.
Solche Verhandlungen waren praktisch ein kleiner Urlaub. Man wusste nie, wann die Gegenseite weiterzuverhandeln gedachte – aber wenn, dann wurde man binnen 24 h erwartet. In der heißen Phase hieß das also, wochenlang in Hab-Acht-Stellung vor Ort zu sein. Viele Tage lang passierte gar nichts, man schaute sich in Moskau alles mögliche an, bummelte über die Wochenmärkte und kaufte, was die Saison gerade anbot, um es dann abends in der Wohnküche der Moskauer Repräsentanz zu bruzzeln. Echtes Teamwork: Ein Geschäftsführer schälte Kartoffeln, der Dolmetscher schnitt Zwiebeln und Kräuter, der Verfasser dieser Zeilen putzte „griby“, also Pilze. Der Vertriebsmann durfte nach dem Essen den Abwasch machen.
Die Wochenenden hatten auch ihren Reiz: Auf einer menschenleeren Straße durch einen endlos erscheinenden menschenleeren Wald, aber mit bewaffneten Streckenposten alle paar hundert Meter, fuhr man in der warmen Jahreszeit üblicherweise mit der Familie des deutschen oder des Schweizer Botschafters zum Faulenzen und Grillen an den außerhalb von Moskau gelegenen „Diplomatenstrand“ an der Moskwa.
Gewohnt wurde im Hotel, in dessen Speisesaal endlos lange Tische aufgereiht waren. Man setzte sich in bunter Reihe, wo gerade Platz war. Eines Tages kamen wir also einem Kriegsveteranen gegenüber zu sitzen, an seiner gebügelten Uniformjacke mit allen Orden aus der Stalinzeit zweifelsfrei als solcher zu erkennen. Als unser Gegenüber bemerkte, dass wir Deutsche waren, stand er wortlos auf, nahm sein volles Rotweinglas und schüttete es unserem Dolmetscher über den Kopf. Wir waren so geplättet, daß niemand etwas sagte, niemand versuchte sich zu wehren. Welche Erinnerungen mochte dieser Mann an den Krieg und die Deutschen bloß haben, daß er sich zu so einem Verhalten hinreißen ließ?
Diese Situation erinnernd kann der Verfasser dieser Zeilen kein großes Bedauern empfinden für rußlandstämmige Menschen, die die Gastfreundschaft und die Freiheiten unseres Landes bisher gern genossen haben und die jetzt gelegentlichen Anfeindungen ausgesetzt sind. So ist das halt, wenn sich zwei Völker noch nicht oder nicht mehr besonders gern haben.
Szenenwechsel. Moskau vor 15 Jahren. Gespräche mit einem früheren Mitglied der Regierung Jelzin erforderten einen mehrtägigen Aufenthalt in Moskau. Mit dem üblichen Drumherum, also nachmittags Sightseeing mit der Entourage und abends Festbankett. Bei der Stadtbesichtigung stand der Verfasser dieser Zeilen plötzlich vor einem alten hutzeligen Mütterchen, das am Eingang einer U-Bahn-Station Sträuße mit Maiglöckchen feilbot. Die bittere Armut platzte der alten Frau aus allen Knopflöchern. Das dauerte den Verfasser dieser Zeilen so sehr, daß er spontan beschloß, das mit der besten Ehefrau von allen geteilte Hotelzimmer mit einem Maiglöckchenstrauß zu verschönern. Was die alte Frau haben wollte, waren umgerechnet nur Pfennige. Der ihr in die Hand gedrückte Rubel-Schein war das Zig-fache des Preises, den sie genannt hatte. Das ungläubige Gesicht, die unzähligen Bekreuzigungen, die dem Verfasser dieser Zeilen auf russisch hinterhergerufenen Segenswünsche – geradezu herzzerreißend.
Das ist die andere Seite der Medaille. In Rußland wird der unglückselige Krieg des Herrn Kaputin wieder besonders die Menschen treffen, die schon bisher zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel hatten. Mit diesen Menschen müssen wir gerade auch jetzt, bei allem verständlichen Groll auf Russlands Eliten, trotzdem Mitleid haben und dürfen sie nicht vergessen.
Nein, leider nicht der Verfasser dieser Zeilen, um damit noch einmal auf den vorangegangenen Beitrag anzuspielen.
Knapp 24 Milliarden Euro betrug das Nettovermögen der abwickelnden Immobilienfonds bei Einleitung ihrer Liquidation im Zeitraum 2010 bis 2012. Bis 2014, als die CS Realwerte AG groß in dieses Geschäft einstieg, hatte es sich dann schon auf gut 12 Milliarden Euro fast halbiert. Bis Mitte 2019 war das addierte Nettovermögen bei nur noch 2,3 Milliarden Euro = 10 % des Anfangswertes angekommen.
Im Februar 2022 wurde erstmals die Schwelle von 1 Milliarde Euro unterschritten – ganz genau sind es jetzt noch 977 Mio. Euro, die die Fonds (fast ausschließlich als Bankguthaben) immer noch gebunkert haben.
Vor diesem Hintergrund wundern wir uns jeden Tag auf’s Neue, dass die Zweitmärkte an der Börse mindestens bei den „Dickschiffen“ CS Euroreal, KanAm grundinvest und SEB ImmoInvest bis heute ausgesprochen liquide geblieben sind und dass wir unsere Reinvestitions-Pläne immer noch ohne große Probleme weiter durchziehen können.
Einer besonders aufmerksamen Leserschaft wird vielleicht schon aufgefallen sein, dass der Verfasser dieser Zeilen seit seiner Rückkehr von einer sechswöchigen Kreuzfahrt – ganz unbewusst – nur noch Überschriften mit Lebensmittelbezug wählt. Es hat wahrscheinlich damit zu tun, dass auf einer solchen Reise Fressen und Saufen einen noch grösseren Stellenwert besitzen als zu Hause ohnehin schon. Scheinbar infiltriert diese tägliche Erfahrung, mindestens für eine Weile, das Gehirn eines wenn auch noch nicht ganz adipösen, aber unübersehbar dicken Schreibtischhockers, als den sich Ihr Verfasser dieser Zeilen selbstkritisch bezeichnen würde.
Also, die Suppe ein wenig versalzen hatte uns in den letzten zwei Jahren die teilweise nicht besonders erfreuliche, mit einem deutlichen Rutsch im Herbst 2019 beginnende Börsenkursentwicklung einiger Fonds, vor allem des CS Euroreal (dort den drei letzten, ganz unfassbar schlecht ausgefallenen Immobilienverkäufen im 2. Halbjahr 2019 geschuldet) und des DEGI International. Teilweise siebenstellige stille Lasten als Differenz zwischen den Anschaffungskosten und dem Zeitwert waren die Folge.
Das war zwar kein wirkliches Drama, denn so lange wir zwischendurch nichts verkaufen, sondern geduldig auf die Endauflösung der Fonds warten, hat eine vorübergehend schwache Kursentwicklung real keinerlei Folgen. Im Gegenteil, es ergaben sich dadurch unerwartet günstige Nachkaufgelegenheiten. Aber ein bisschen nervig war die Entwicklung doch, zumal sie hin und wieder zu besorgten Nachfragen der einen oder anderen Bank führte.
Nun also Entwarnung. Nachdem wir in das neue Jahr noch mit 834 TEUR = 2,7 % des Anlagevolumens an stillen Lasten gestartet waren, wird die in Kürze erscheinende Monatsübersicht per Ultimo Februar nach knapp zweieinhalb Jahren Durststrecke endlich wieder stille Reserven in unseren Beständen zeigen. Der Start in’s Jahr 2022 hätte schlechter ausfallen können.
Seit vorgestern überlegt man es sich ja drei Mal, ob man hier noch was schreibt, oder ob man in Anbetracht der unfaßbaren Ereignisse nicht besser eine Weile die Klappe hält.
Unsere Bratsche haben wir jedenfalls schon bekommen: Auf der gerade laufenden 121. Auktion der Freunde Historischer Wertpapiere gingen von 63 angebotenen Losen mit russischen Wertpapieren 58 Lose = 92 % zurück. Und das ist vielleicht auch besser so. Denn was hätte ich da gemacht, wenn jetzt doch noch russische Sammler in der Auktion mitgeboten hätten? Und nächste Woche wäre Russland dann vielleicht bei SWIFT abgeschaltet worden?
So verabschiede ich dann die verehrte Leserschaft in unser aller wohlverdientes Wochenende mit einem kleinen Bonmot von der sechswöchigen Kreuzfahrt, von der der Verfasser dieser Zeilen gerade erst vor einer Woche zurückgekehrt ist. Mit all den Folgen, die eine Kreuzfahrt üblicher Weise so hat. Der schönste T-Shirt-Aufdruck, der dem Verfasser dieser Zeilen in den letzten Wochen begegnete (wo einen auf dem Schiff schon mal Starkwinde bis Windstärke 11 umzuwehen drohten), der lautete:
„Wer dick ist braucht sich nicht beschweren.“