Verena, Vera oder Helmuth?

Nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres überkam den Verfasser dieser Zeilen das unstillbare Bedürfnis, in die Vielfalt seiner Bankbeziehungen etwas Ordnung zu bringen. Simplify your life. Neben anderem führte das auch zu diversen Briefen der Volksbank eG Braunschweig Wolfsburg, jeweils unterschrieben von Verena Wachtel.

Gestern nun hatte sich der Verfasser dieser Zeilen mal wieder in die Hände einer professionellen Dame zu begeben. Nicht was Sie denken, Sie Unhold. Nein, die Rede ist von Zahnreinigung. Die professionelle Reinigung der zugegebener Maßen inzwischen sehr überschaubaren Restanzahl eigener Zähne besorgte gestern Vera Hamster. Und (diese Dame kennt der Verfasser dieser Zeilen schon aus Zeiten als er noch gar keine Prothese trug) es assistierte Lara Lustig.

Angesichts dieser phantasievollen Namen schämt man sich fast, nur Jörg Benecke zu heißen. Wenngleich das nicht einmal die ganze Wahrheit ist. Auf Auslandsreisen heiße ich seit ein paar Jahren Helmuth. Das liegt daran, daß meine inzwischen 94-jährige Frau Mutter nach meiner Geburt den Wunsch hatte, meinem eigentlichen Namen Jörg zum Andenken an ihre beiden vor Stalingrad im Krieg gebliebenen Brüder deren Namen Helmuth und Arno voranzustellen.

Früher, in analogen Zeiten, war das so geregelt, daß im Reisepaß der Hauptvorname unterstrichen war. In Zeiten maschinenlesbarer Ausweise kann man auf solche Feinheiten keine Rücksicht mehr nehmen. Vorname ist ganz automatisch, was da als erstes steht. Ganz zu Anfang versuchte ich noch, dem Einwanderungsbeamten zu erklären, mein richtiger Vorname sei eigentlich Jörg. Das brachte mich aber regelmäßig nur in größere Schwierigkeiten. Mit künstlicher Intelligenz, die sich bei der Ausführung ihrer Tätigkeit eines unterbelichteten Uniformierten bedient, kannst Du nun mal nicht diskutieren. Wenn KI nach Auswertung Deiner maschinenlesbaren Daten sagt, Du bist, sagen wir mal, eine Wachtel, oder auch ein Hamster, dann bist Du eben eine Wachtel oder ein Hamster. Reg‘ Dich bloß nicht auf. Das ist halt der Fortschritt. Auf Einzelschicksale kann man da weiß Gott keine Rücksicht nehmen.

Man hat uns ja lange genug eingebläut, Veränderungen positiv zu sehen. Na gut. Dann heiße ich eben neuerdings Helmuth. Das ist auch viel praktischer als Jörg. Mit Schaudern erinnere ich mich noch an das Strandcafé auf Annamaria Island (das liegt am Golf von Mexico südlich von Tampa). Vor vielen Jahren, als es noch gar keine maschinenlesbaren Pässe gab, war da mal zum Frühstück in Florida gemeinsam mit Freunden ein Café am Strand von Annamaria Island das Café unseres Vertrauens. Die Bude wurde damals, als es auch in den USA noch keine Grundrente gab, von Rentnern betrieben, die da irgendwie gestrandet waren. Man musste seine Bestellung an einem Schalter aufsagen, und auf den Bestellzettel wurde der Vorname geschrieben. Dann humpelte einer der Greise mit dem Zettel durch die Küche und fing an zu brutzeln. Damals war ich noch fest davon überzeugt, Jörg zu heißen. Also stand dieser Name auch auf dem Bestellzettel.

Später kriegte man die Bestellung an den Platz gebracht. Die Bedienung wusste aber nicht, wo man saß – man wurde also ausgerufen. Haben Sie eine Vorstellung davon, wie es aussieht und wie es sich anhört, wenn eine 82-jährige frisch dauergewellte, auf jugendlich geschminkte und von der Sonne ordentlich angekokelte Rentnerin in Hot Pants in besagtem Strandcafé in etwas heiserem Sopran versucht, einem „Jörg“auf der Terrasse sein Frühstück zu bringen? Das hört sich an wie Möwengeschrei: Örk, Örk, Örk. Und weil am Strand tatsächlich richtige Möwen schreien, war das Rührei auf jeden Fall mal kalt geworden, ehe besagter „Jörg“ realisierte, daß das Möwengeschrei ihn meinte. Jetzt, wo ich Helmuth heiße, könnte ich da eigentlich mal wieder hinfahren …

Die Stunde des Statistikers

Es ist eines dieser Themen, über das man gemeinhin eher nicht spricht. Aber ja, es stimmt. Der Verfasser dieser Zeilen geht einmal im Monat zur Fußpflege. Gestern zum Beispiel mal wieder.

„Waren Sie kürzlich in China? Dann kommen Sie besser nicht rein.“ lautete die freundliche Begrüßung meiner Fußpflegerin, im übrigen bekennende Zuschauerin von Fernsehsendungen wie „Dschungelcamp“. Die überzeugend vorgetragene Versicherung, der letzte China-Aufenthalt läge schon fast ein Jahr zurück, verschaffte dem Verfasser dieser Zeilen schließlich doch Eintritt in’s Fußpflegestudio.

Das Coronavirus, so erfuhr man vorgestern von einem Sprecher des Auswärtigen Amtes, sei „weit weniger gefährlich als zum Beispiel Sars“. Zur Erinnerung: Mit der Lungenkrankheit Sars infizierten sich zur Jahreswende 2002/03 weltweit etwa 8.000 Menschen, 744 von ihnen kamen um’s Leben.

An Masern erkrankten letztes Jahr weltweit etwa 10.000.000 Menschen, 142.300 von ihnen starben an der Krankheit.

Nun gehört der Verfasser dieser Zeilen nicht zu den Lesern der BLIND-Zeitung. Über die von diesem Presseerzeugnis in den letzten Tagen auf der Titelseite behandelten Themen kann er deshalb nur Mutmaßungen anstellen. Er mutmaßt aber, daß das Coronavirus dort auch vorkam.

Hingegen hält es der Verfasser dieser Zeilen für nicht wahrscheinlich, daß es in diesem Jahrtausend auch die Masern schon mal auf die Titelseite der BLIND-Zeitung geschafft haben. Obwohl die Zahl der ihnen zum Opfer Gefallenen um mehr als das hundertfache größer ist – und das Jahr für Jahr wieder.

Würde der Verfasser dieser Zeilen versucht haben, seiner Fußpflegerin an diesem Beispiel zu verdeutlichen, daß der verständige Leser oder Zuhörer einer Nachricht stets auch deren Relevanz im Auge (bzw. im Ohr) behalten sollte, würde sie ihn anschließend wohl nur noch angeschwiegen haben. Obwohl es natürlich für die Selbsteinschätzung der eigenen weiteren Lebenserwartung ungleich zielführender gewesen wäre, wenn sie ihren Besucher statt nach einer möglichen China-Reise lieber nach einer Masern-Vorerkrankung gefragt hätte.

Nach dem dieses Jahr ersten Eintrag in das Lexikon des unnützen Wissens entlassen wir unsere Leserschaft in ein hoffentlich erholsames Wochenende mit dem Bemerken, daß nach den Beobachtungen des Verfassers auch die Finanzmärkte auf jede neue Nachricht erst einmal völlig unreflektiert reagieren und gewöhnlich erst im zweiten Schritt über die Relevanz der Nachricht nachdenken. Oder erinnern Sie sich heute noch auf Anhieb an den Namen des iranischen Generals, den die Imperialisten von jenseits des Atlantiks vor genau drei Wochen mit gezieltem Raketenbeschuß umgebracht haben?

Die Katze aus dem Sack

„Im Dezember 2019 wurden die beiden letzten Liegenschaften des CS EUROREAL veräußert. Die Anstrengungen der Commerzbank AG konzentrieren sich nun auf die Auszahlung der vorhandenen Liquidität.“

Das ließ uns die Commerzbank als Verwahrstelle des CS Euroreal in einer vom 16.01.2020 datierenden Mitteilung auf ihrer speziellen Homepage wissen.

Nach allem was man mit der Kopfschmerzbank schon so erleben durfte glauben wir den großen Strategen um Herrn Zielke aber wirklich auf’s Wort, daß für sie die Auszahlung vorhandener Liquidität eine echteAnstrengung ist. Umso mehr muß man die Tatsache würdigen, daß die Commerzbank das nervige Anlegervolk noch am 16. Januar vom Baum der Erkenntnis essen ließ, obwohl man doch eigentlich vollauf mit den letzten Vorbereitungen für die Feier von Herrn Zielkes Geburtstag am 17. Januar beschäft war. Herzlichen Glückwunsch nachträglich auch von den Deppen auf dem Wolfenbütteler Rübenfeld.

Die Auszahlung von Liquidität ist bei einer Großbank ja auch ein ganz ungewöhnlicher Vorgang, der weiß Gott nicht alle Tage vorkommt. Jedenfalls nicht mehr, seit man die panzerverglasten Kassenbutzen abgeschafft und durch Geldautomaten ersetzt hat, deren Fähigkeiten mit Beträgen wie sie beim CS Euroreal zur Auszahlung schon mal in Rede stehen natürlich hoffnungslos überfordert sind. Heutzutage ist für eine Auszahlung von Liquidität in diesen Größenordnungen dann eben schon mal eine Anstrengung bis hinauf zu mindestens einer Ebene unterhalb des Vorstands von Nöten. Deshalb dauert es ja auch so lange.

Womit wir beim Thema wären. Immerhin informiert uns die Commerzbank weiter: „Um einerseits die jederzeitige Zahlungsfähigkeit des CS EUROREAL sicherzustellen, damit wie vorstehend geschildert noch bestehende Verbindlichkeiten bedient werden können, andererseits die insoweit nicht mehr benötigte Liquidität an die Anleger auskehren zu können, hat die Commerzbank AG ein geordnetes Verfahren zum Liquiditätsmanagement etabliert. Dieses Verfahren ist von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer abgenommen worden und wurde auch der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht gegenüber offengelegt.“ Und weiter: „Vor dem vorstehend geschilderten Hintergrund ist eine finale Auflösung des CS EUROREAL nach dem aktuellen Sach- und Kenntnisstand nicht vor dem Jahr 2029 zu erwarten. Nach aktueller Planung wird angestrebt, dass rund 40 bis 50 % des nach der Auszahlung im Dezember 2019 verbliebenen Fondsvermögens in den Geschäftsjahren 2019/2020 bis 2022/2023 ausgezahlt werden können.“

Damit ist die Katze also aus dem Sack. Im Kontext mit den Erfahrungen bei weiteren von der Commerzbank AG administrierten abwickelnden Fonds, die in der Abwicklung schon weiter fortgeschritten sind als der CS Euroreal, können wir jetzt relativ verlässlich planen. Indem wir die Ist-Werte dieser Fonds mit den vorherigen Ankündigungen der Commerzbank AG vergleichen, lässt sich für uns auch für die Abwicklungsgeschwindigkeit des CS Euroreal in der verbleibenden Restzeit eine Annahme treffen.

Auf dieser Basis können wir dann weiter für die CS Realwerte AG einen mehrjährigen Abwicklungs-Betriebsplan entwickeln, der sowohl unseren Aktionären wie auch den uns finanzierenden Kreditinstituten eine Vorausschau auf unsere voraussichtliche Geschäftsentwicklung mindestens einmal in den nächsten drei Jahren liefert. Nach entsprechender Beratung in den Gremien werden wir also auf unserer diesjährigen Hauptversammlung (am 26. Juni 2020 in Wolfenbüttel) entsprechend konkret die Zukunftsperspektiven darstellen können.

Schlußstrich unter 2019

Das Jahr 2019 hat uns etwas stärker durchgeschüttelt als es einem eigentlich lieb sein konnte.

Es fing alles erst einmal bestens an: Aus 2018 waren wir mit dem bisher besten Ergebnis unserer Geschichte nach 2019 reingekommen, im Frühjahr gelang uns mit durchschlagendem Erfolg eine finale Kapitalerhöhung, bis zum Ende des III. Quartals entwickelten sich die Kurse der abwickelnden Immobilienfonds ganz prächtig.

Noch am 20.10. hatten wir auf dieser Seite unter der Überschrift „Wenn uns nicht der Himmel auf den Kopf fällt“ rumtönen können, was für ein tolles Ergebnis wir in 2019 wohl einfahren werden.

Der Himmel fiel uns dann auf den Kopf (obwohl es, das müssen wir schon zugeben, nicht wirklich weh getan hat).

Angekündigt hatte sich eine holprige Wegstrecke eigentlich schon wesentlich früher. Im Februar 2019 wurde ein geradezu unglaublicher Buchungsfehler des Wertpapier-Dienstleisters des Bankhaus C. L. Seeliger offenkundig, dessen Bereinigung die Bank durchaus an ihre Grenzen brachte. Wir konnten dafür rein gar nichts, die Bank konnte dafür eben so wenig – doch nach diesem Vorfall, dessen sich im Millionenbereich abspielende Bereinigung dann geschlagene acht Monate hinzog, war das Verhältnis zwischen Bank und Kunde hinterher nicht mehr dasselbe.

Durch einen glücklichen Zufall kamen wir später mit der Deutschen Bank in’s Geschäft. Wir hätten uns wirklich nicht träumen lassen, daß wir am Ende doch noch einmal wieder in den Armen der Deutschen Bank landen würden, die vor langer Zeit sogar mal die Hausbank der Aktien-Gesellschaft für Historische Wertpapiere gewesen war und in den ersten beiden Jahrzehnten von deren Börsenleben auch die Hauptzahlstelle. Diese neue Verbindung vermochte den Ausfall der Seeligerbank vollständig zu kompensieren, so daß (wegen der nun deutlich besseren Konditionen) die ganze Geschichte nur wieder die alte Lebenserfahrung bestätigte: Am Ende ist auch alles Negative doch zu irgendetwas gut gewesen.

Später teilte die Seeligerbank uns auch noch mit, nach dem 30.11.2019 keine Kaufaufträge für Anteile abwickelnder Immobilienfonds mehr annehmen zu können. Dafür können wir der Bank nicht einmal böse sein: Sie schloß sich damit nur einer in den teils völlig widersinnigen MiFID-Bestimmungen begründeten Praxis an, die die beiden anderen mit uns arbeitenden Institute (HypoVereinsbank und Volksbank Wolfenbüttel) schon seit Anfang 2018 geübt hatten.

Ganz nackend standen wir nun zum Glück aber nicht da: Die Ankündigung erfolgte dankenswerter Weise rechtzeitig genug, so daß wir mit einem Depot bei der comdirect bank Ersatz schaffen konnten. Schwachsinniger Weise ist es nämlich so, daß die einschlägigen MiFID-Bestimmungen zwar den „normalen“ Banken das Geschäft kaputt machen – Direktbanken und Online-Broker aber sind von diesen Problemen gar nicht tangiert.

Als wir alle diese Schwierigkeiten gut gemeistert hatten, konnten wir schließlich nicht der Versuchung widerstehen, am 20.10. den erwähnten  Beitrag „Wenn uns nicht der Himmel auf den Kopf fällt“ zu veröffentlichen.

Es kam, wie es immer kommen muss, wenn einer das Maul zu weit aufreißt: Im November und Dezember erlebten wir bei unseren drei größten Depotpositionen eine desatröse Kursentwicklung. Mit fundamentalen Daten hatte das wenig zu tun, doch an der Börse ist es eben immer noch so: Es passieren Kursentwicklungen, die konnte sich vorher im Traum keiner vorstellen.

Unsere schönen stillen Reserven, die am 30.09. noch knapp 1,6 Mio. € betragen hatten, verwandelten sich am Jahresende in stille Lasten von rund 2,0 Mio. €. Das ist jetzt kein Beinbruch, so lange man zu den abartig schlechten Kursen nicht verkaufen muss. Denn im Gegenzug, weil sich fundamental ja wenig geändert hatte, stieg das in unseren Beständen liegende Wertaufholunspotential im gleichen Zeitraum von 4,7 Mio. € auf 7,4 Mio. € an. Am Ende bescherte uns diese Entwicklung sogar noch ganz unerwartet vorteilhafte Investitionsmöglichkeiten nach einer Krediterhöhung der HypoVereinsbank Anfang Dezember von 5,0 Mio. € auf 7,5 Mio. € und bei der Wiederanlage der am Jahresende geflossenen hohen Substanzausschüttungen. Wir hätten es uns halt nur etwas nervenschonender gewünscht.

Und so wurde das Jahr 2019, wie es unser Wertpapiermann bei der Seeligerbank (der unser Geschäfts wirklich gut versteht) überaus treffend ausdrückte, eben am Ende kein Jahr mit drei Sternchen, sondern nur eines mit einem Stern. In Zahlen sieht das so aus, nachdem der Jahresabschluß vom Vorstand soeben aufgestellt und dem von der Hauptversammlung gewählten Wirtschaftsprüfer vorgelegt wurde:

Die Bilanzsumme stieg von 28,9 Mio. € auf 37,9 Mio. €.

Die Bestände an Anteilen abwickelnder Offener Immobilienfonds nahmen (bewertet zu Anschaffungskosten) von 27,8 Mio. € auf 33,2 Mio. € zu.

Die sonstigen Vermögensstände erlebten einen drastischen Anstieg von 1,2 Mio. € auf 4,7 Mio. €. Dahinter steht die seit Anfang 2018 geltende Regelung des § 17 Investmentsteuergesetz, wonach auch bei Substanzausschüttungen erst einmal die volle Kapitalertragsteuer in Abzug gebracht wird. Erst zu Beginn des Folgejahres wird dieser zwischenzeitliche Zwangskredit an den Fiskus dann Korrektur gerechnet und die uns entzogene Liquidität wieder verfügbar gemacht.

Auf der Passivseite stieg das Eigenkapital nach der im Frühjagr 2019 erfolgreich durchgeführten Kapitalerhöhung von 10,5 Mio. € auf 13,4 Mio. € an.

Im gleichen Verhältnis erhöhten sich auch die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten von 17,5 Mio. € auf 23,3 Mio. €.

In der Gewinn- und Verlustrechnung ist ein Anstieg der sonstigen betrieblichen Erträge von 0,1 Mio. € auf 1,9 Mio. € zu berichten. Neben einem (völlig unerwarteten) Ertragsanteil in der Ausschüttung des CS Property Dynamic im April 2019 handelt es sich dabei im wesentlichen um die Kursgewinne, die wir bei der planmäßigen Auflösung unserer Positionen im AXA Immoselect und im TMW Immobilien Weltfonds realisieren konnten.

Keinerlei Ergebnisbeitrag (auf Grund der enttäuschenden Kursentwicklung auch des KanAm grundinvest am Jahresende) lieferte dagegen die Positionen „Wertaufholungen auf Finanzanlagen“, die im Vorjahr mit 2,6 Mio. € noch absolut ergebnisbestimmend gewesen war.

Die Personalaufwendungen blieben mit 125 TEUR (120 TEUR) praktisch unverändert, die sonstigen betrieblichen Aufwendungen gingen deutlich zurück auf 435 TEUR (724 TEUR), die Zinsaufwendungen nahmen wegen der nunmehr besseren Konditionen nur sehr unterproportional zu auf 344 TEUR (302 TEUR).

Es verbleibt damit ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 1.010 TEUR (1.523 TEUR). Wie oben schon zitiert: Nicht drei Sternchen, sondern nur eines.

Nach einem Steuerertrag im Vorjahr von 208 TEUR ist das 2019er Ergebnis mit Ertragsteuern von 190 TEUR belastet, so daß sich unter dem Strich ein Jahresüberschuß von 819 TEUR (1.731 TEUR) ergibt.

Wegen des hohen Gewinnvortrages geht der Bilanzgewinn dabei nur leicht zurück auf 2.642 TEUR (2.909 TEUR).

Nach jetzigem Erkenntnisstand tendieren Vorstand und Aufsichtsrat dazu, der Hauptversammlung am 26.06.2020 aus dem Bilanzgewinn die Zahlung einer Dividende von 75,00 EUR je Aktie vorzuschlagen (was mit 945 TEUR ein gutes Drittel des Bilanzgewinns erfordern würde).

In memoriam Dr. Werner P. Schmidt

Die Welt ist eine Erbse. Zufälliges Zusammentreffen auf Tahiti im Januar 2009: W. P. Schmidt und seine Lebensgefährtin steigen auf das Kreuzfahrtschiff auf zur Weiterreise nach Australien. Manuela und Jörg Benecke sind vom Schiff gerade abgestiegen und auf dem Heimweg.

„Dieser Piech! Kann noch nicht mal für sein Haus in Marbella die Dachdeckerrechnung in Peseten bezahlen, aber mir vorschreiben wollen, wie man Devisentermingeschäfte macht.“

1996 wurde der Verfasser dieser Zeilen unfreiwilliger Zuhörer dieses Telefongesprächs zwischen dem Ex-VW-Finanzvorstand Dr. Werner P. Schmidt und Walter Martius, vor Urzeiten der große Mann bei der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre. Martius und der Verfasser dieser Zeilen saßen in Wuppertal gerade nett bei Kaffee und Kuchen zusammen, als Dr. Schmidt anrief. Martius, ein Unikum wie er war, drückte mit einem bübischen Grinsen die Lautsprechertaste. Dann ließ er, ohne es dem Anrufer zu sagen, seinen Besucher das Telefonat mithören. Also den Vorstand einer AG, deren Aufsichtsrat der Anrufer Dr. Werner P. Schmidt zu der Zeit selber angehörte. Nachdem die anderen Betroffenen ein Vierteljahrhundert später alle nicht mehr auf Erden weilen, braucht man diese kleine Anekdote nicht mehr länger geheim zu halten.

WPS, wie er in Konzernkreisen nur genannt wurde, und Ferdinand Piech verband schon lange eine ungemein herzliche Abneigung gegeneinander. WPS war seit 1967 bei Volkswagen. Schmunzelnd erzählte er später, wie sehr er sich da erst einmal über sein schönes neues Büro in der Vorstandsetage des VW-Hochhauses gefreut hatte, auf der Südseite mit grandiosem Ausblick bis zum Harz. Erst im Sommer des nächsten Jahres verstand er, warum ihm als dem Neuling im Vorstand seine altgedienten Kollegen die Top-Lage kampflos überlassen hatten. Da knallte nämlich im Sommer ungebremst die Sonne rein, und Klimaanlagen gab es damals nicht einmal in den Autos des VW-Konzerns, geschweige denn in der Vorstandsetage.

1974 wurde WPS Vorstandsvorsitzender der VW-Tochter AUDI NSU in Ingolstadt. Schon 1972 hatte dort, im Alter von gerade erst 35 Jahren, als Hauptabteilungsleiter für Sonderaufgaben der technischen Entwicklung ein gewisser Ferdinand Piech angefangen. Dr. Werner P. Schmidt war nun sein Chef.

Zu der Zeit hatte Audi das Image einer verstaubten Beamtenkarosse. „Als ich bei Audi anfing, stand Audi hinter Opel und Ford in der Wahrnehmung der Menschen, auch in der Technik,“ erinnerte sich Ferdinand Piech, der wenige Jahre später AUDI-Technikvorstand wurde.

Doch Mitte der 1970er Jahre, noch ganz unter dem Eindruck der großen Ölkrise, wollte Volkswagen die 1965 erworbene kränkelnde Tochter in Ingolstadt am liebsten wieder loswerden. Acht Jahre lang hatte sich zuvor die Daimler-Benz AG an den widerspenstigen Ingolstädtern die Zähne ausgebissen. Daimler hatte die Auto-Union GmbH 1957 auf Betreiben ihres Großaktionärs Friedrich Flick gekauft. Da produzierte DKW noch Zweitakter-Modelle, und in Ingolstadt glaubte man fest an die Zukunft dieses Konzepts. Das Drängen aus Stuttgart auf Neuentwicklungen wurde konsequent ignoriert.

Alle diese Probleme kannte Piech, aber auch das in der Marke Audi liegende Entwicklungspotential war ihm irgendwie klar. Also bat er seinen Chef Dr. Schmidt eines Tages um einen Termin und machte ihm ein unglaubliches Angebot: Seine Familie, insbesondere seine Mutter, sei durchaus interessiert, AUDI NSU zu kaufen. Dr. Schmidt ging damit nach Wolfsburg in den VW-Aufsichtsrat – doch der lehnte ab, und zwar nur deswegen, weil die Familien Porsche/Piech darauf bestanden hatten, als Kaufinteressenten namentlich erst einmal nicht genannt zu werden. Sonst hätte sich die automobile Welt in Deutschland wohl vollkommen anders entwickelt.

Zur gleichen Zeit schlug bei AUDI NSU ein junger Ingenieur seinem Chef Piech vor, an die Zweirad-Tradition der Marken Audi, DKW und NSU anzuknüpfen und mit flotten Motorrädern gegen Audis Hosenträger-Image zu kämpfen. Piech war schnell mit dabei. So enstand 1975-77 in einem abgeschirmten Bereich der Audi-Entwicklungsabteilung das Motorrad Z02, dessen Vierzylinder 110 PS leistete und das Tempo 200 erreichte. Regelmäßig kam Piech nach Feierabend vorbei, um nach den Fortschritten des Projekts zu sehen.

Piech war nun Technikvorstand bei Audi, doch Vertriebs- und Marketing-Entscheidungen wurden in Wolfsburg getroffen. Und Vertriebsvorstand in Wolfsburg war inzwischen Dr. Werner P. Schmidt. „Wir hätten Marktführer werden können,“ erinnerten sich die Ingolstädter Entwickler später, „die Japaner kamen mit ihren Maschinen alle erst viel später.“ Doch die Wolfsburger Mutter ließ die Ingolstädter Motorrad-Entwickler eiskalt abblitzen. Die Entscheidung der VW-Vorstände, die sich bei der Sache von Piech und seinen Leuten komplett übergangen fühlten, hat ein Beteiligter noch heute im Ohr: „Wir sind doch keine Fahrradhändler, hat der Schmidt gesagt. Der war damals Vertriebschef.“

Damit war im Verhältnis Piech zu WPS das Wort „unterkühlt“ endgültig eine zarte Untertreibung. Zu seinem 75. Geburtstag 2012 machte sich Piech später selbst das schönste Geschenk, indem er die Volkswagen-Tochter Audi die italienische Motorradschmiede Ducati kaufen ließ. Das darf nach dem krachenden Scheitern seiner ersten Zweirad-Pläne durchaus noch als späte Genugtuung verstanden werden, die sich Piech für die 35 Jahre zuvor erlittene Demütigung verschaffte.

Vorerst jedoch betrieb Piech erst einmal mit Nachdruck seinen eigenen Aufstieg im VW-Konzern und wartete geduldig. „Rache ist ein Gericht, das kalt serviert wird“, wusste schon Altkanzler Helmut Kohl.

1993 wurde Piech Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG. Damit verpasste WPS erneut den Sprung an die Spitze: Schon einmal, als der damalige VW-Chef Toni Schmücker durch einen Herzinfarkt zum Aufgeben gezwungen wurde, war WPS 1981 dessen Favorit für die Nachfolge an der Konzernspitze. Doch er scheiterte am Widerstand der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat.

Unter Piech als neuem Vorstandsvorsitzenden wurde WPS kurz danach Finanzchef des Volkswagen-Konzerns. Als Kontrollelement, wie viele sagen, um auf den unberechenbaren Piech aufzupassen. Doch Piech, für seinen, sagen wir es mal so, eigenwilligen Führungsstil ohnehin nicht überall nur beliebt, ließ sich das nicht lange gefallen: Nachdem es WPS in einer Vorstandssitzung gewagt hatte, ihm zu widersprechen, setzte Piech den Aufsichtsrat unter Druck („Wer den Karren aus dem Dreck ziehen soll, muß sich seine Mannschaft selbst aussuchen dürfen“) und ließ WPS Ende 1994 kurzerhand rausschmeißen.

Das war der Kontext, in dem es die Aktien-Gesellschaft für Historische Wertpapiere 1995 überhaupt erst wagen konnte, Dr. Werner P. Schmidt ein Aufsichtsratsmandat anzutragen. Denn er war nicht nur mit Leib und Seele Automanager, sondern auch schon seit Jahrzehnten begeisterter Sammler von Historischen Wertpapieren. Zur Überraschung aller sagte er Ja, und wurde dann stellvertretender Vorsitzender unseres Aufsichtsrates.

Seine Sammelleidenschaft galt vor allem, wen könnte es wundern, Historischen Wertpapieren der Automobilindustrie. Doch auch Historischen Wertpapieren aus Brasilien und China galt sein Interesse. Schließlich hatte WPS vor Übernahme des Vorstandsvorsitzes bei AUDI NSU die Volkswagen-Tochter VW do Brasil geleitet und später als Vertriebsvorstand maßgeblich am Aufbau des China-Geschäfts des Konzerns mitgewirkt.

Auch nach seinem altersbedingten Rückzug aus unserem Aufsichtsrat blieb ein enger Kontakt. Das lag nicht nur am gemeinsamen Hobby Historische Wertpapiere, sondern auch an der Leidenschaft für das Golf-Spiel, das WPS mit den beiden Vorständen der AG Hist teilte. Wobei der Verfasser dieser Zeilen nicht verheimlichen sollte, daß seine eigene Spielstärke von Experten wohl als „begeistert, aber völlig untalentiert“ eingestuft werden würde. Bei WPS führte ein böses Rückenleiden später zu ähnlichen Resultaten. So kam es schon mal vor, daß unser Dreier-Flight auf dem besonders kompakt gebauten Golfplatz in Braunschweig von einem Abschlag startete und nach zwei völlig verzogenen Abschlägen dann auf drei verschiedenen parallel laufenden Bahnen weiterspielte …

Am 3. Januar 2020 ist Dr. Werner P. Schmidt im Alter von 87 Jahren gestorben. Wir alle werden ihn gern in Erinnerung behalten als außergewöhnlichen Menschen, der unsere Entwicklung auf ganz besondere Weise über viele Jahre mit geprägt hat.

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