20. ordentliche Hauptversammlung

Die soeben beendete diesjährige Hauptversammlung der CS Realwerte AG hat alle Tagesordnungspunkte nahezu einstimmig (abgesehen von jeweils 2 Gegenstimmen) beschlossen, darunter auch die Zahlung einer ab 3.7.2019 auszahlbaren Dividende von 100,00 EUR pro Aktie.

Wer suchet, der findet

Manchmal kann man gar nicht so dumm denken, wie es dann tatsächlich ist. Wir reden jetzt vom TMW Immobilien Weltfonds. Im Dezember 2018 hatte man den Anlegern mitgeteilt, daß die an sich turnusgemäß anstehende Ausschüttung „mangels Masse“ ausfallen würde. Um so dringender warten jetzt alle, was sich nun mit der nächsten turnusgemäß im Juli 2019 anstehenden Ausschüttung tun würde. Und warten, und warten, und warten … und auch entsprechende email-Anfragen an den Fonds bzw. Caceis als Abwicklungsbank bleiben seit drei Wochen einfach unbeantwortet.

Auch auf der offiziellen homepage des Fonds: Schweigen im Walde. Da steht auf der Startseite schon seit Monaten immer noch der Quartalsbericht per Dezember 2018 und bestätigt mit seinen Angaben, daß es im Dezember 2018 tatsächlich „mangels Masse“ kaum etwas zu verteilen gab. Beim TMW Immobilien Weltfonds gibt es in der Darstellung nämlich eine Besonderheit, die so sonst bei keinem anderen Fonds zu finden ist: Man nennt nicht nur die Höhe der Bankguthaben, sondern unterteilt die Liquidität noch in „gebundene Mittel“ (also derzeit zur Ausschüttung noch nicht verfügbar) und wirklich freie, also zur Ausschüttung verfügbare Liquidität. Per 31.12.2018 verfügte der Fonds über Bankguthaben von 25.777 TEUR, davon 23.217 TEUR gebunden und nur 2.560 TEUR frei.

Heute haben wir mal wieder routinemäßig nachgeschaut. Und uns, eher schon aus purer Verzweiflung, noch mal tiefer durch die Internet-Seite geklickt. Da ist unter „Downloads“ auch ein Fach „Quartalsberichte“. Nun sollte man annehmen, wenn schon auf der Startseite immer noch der Quartalsbericht Dezember 2018 steht, daß in der Rubrik „Quartalsberichte“ nichts anderes zu finden ist. Aber weit gefehlt: Wenn man nur tief genug buddelt, dann kommt da auch schon der Quartalsbericht zum 31. März 2019 zum Vorschein. Und der offenbart uns: Bei einer mit 25.738 TEUR Bankguthaben praktisch unveränderten Liquidität ist der gebundene Anteil drastisch auf 14.054 TEUR zurückgegangen, frei verfügbar sind nunmehr 11.684 TEUR.

Bei 15,1 Mio. Anteilscheinen könnte der TMW Immobilien Weltfonds demnächst bis zu 0,77 EUR pro Anteil ausschütten, also glatt die Hälfte seiner aktuellen Börsenbewertung. Nun sind wir aber mal besonders gespannt, denn das wäre ehrlich gesagt deutlich mehr als wir bisher geschätzt hatten. Und es würde die schon beim AXA Immoselect gemachte Erfahrung bestätigen, daß es am Ende ab einem gewissen Abwicklungsstadium dann doch relativ flott geht und nur noch Krümel auf die wirklich ganz lange Reise gehen.

Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln …

… scheint das Motto beim SEB ImmoInvest mit seinen US-amerikanischen Kaufinteressenten zu sein.

Ende letzten Jahres hatte der in Philadelphia beheimatete Sanierungs-Projektentwickler Rubenstein Interesse am sog. „Chesterbrook Portfolio“ des SEB ImmoInvest gezeigt. Dieses Portfolio gehört dem SEB ImmoInvest nur zu knapp 90 % (die restlichen Anteile hält der US-Partner Pitcairn) und besteht aus zwei bisher immer im Paket gehandelten Business-Parks im Speckgürtel von Philadelphia, dem „Chesterbrook Corporate Center“ und dem „Glenhardie Corporate Center“. Ein Vorvertrag mit einem Kaufpreis von 190 Mio. $ kam zu Stande. Doch Anfang 2019 ließ Rubenstein den Deal platzen.

Kürzlich wurde dann bekannt, daß der deutlich kleinere Glenhardie Park separat für 30,5 Mio. $ an die Buccini Pollin Group verkauft wurde. Bei einem Buchwert der 90-%-Beteiligung des SEB ImmoInvest von zuletzt 27,3 Mio. € wäre das ein Verkauf rund 15 % unter Verkehrswert gewesen – für SEB-Verhältnisse beinahe schon überraschend gut. Der Kaufvertrag soll inzwischen durchgeführt sein – jedenfalls taucht dieser Verkauf, auch wenn er von SEB/Savills sonst noch überhaupt nicht weiter gemeldet wurde, auch bereits in der offiziellen Erklärung der Herkunft der Mittel für die am 15. Juli angekündigte Ausschüttung von 0,83 EUR pro Anteil auf.

Gestern wurde bekannt, daß Rubenstein einen neuen Anlauf übernimmt, das „Chesterbrook Corporate Center“ allein zu erwerben. Stand hier beim letzten Versuch noch ein anteiliger Preis von 160 Mio. $ im Raum, so sollen im neuen Vorvertrag nur noch 148,5 Mio. $ stehen – mit einer Erklärungsfrist von 75 Tagen. Nun darf man gespannt sein, ob Rubenstein dieses Mal bei seinem Angebot bleibt oder den Deal erneut platzen lässt – wohl wissend, daß der SEB ImmoInvest nach den von der BAFin gesetzten Fristen bis Ende des Jahres verkauft haben muß und ihm so langsam die Zeit davonläuft.

Die Experten für den Frankfurter Immobilienmarkt

die den Markt wirklich verstehen, Trends einschätzen können und mit der deutschen Mentalität und den örtlichen Verhältnissen bestens vertraut sind, die sitzen in: Nein, nicht in Frankfurt, wie ein blauäugiger Betrachter, vorzugsweise ein eher dummer Mensch vom Rübenfeld, einfältiger Weise vielleicht gedacht hätte. Weit gefehlt. Die Experten für den Frankfurter Immobilienmarkt findet man in Seoul.

Mitte 2017 hatte die südkoreanische Mirae Asset Global Investments dem abwickelnden Immobilienfonds CS Euroreal das Frankfurter Bürohochhaus T8 (Taunusanlage 8) mit 29.000 m2 Mietfläche für 280 Mio. EUR abgekauft. Die mit der Abwicklung des CS Euroreal betrauten großen Experten, namentlich die Credit Suisse Asset Management und die Commerzbank, hielten diesen Preis wohl für angemessen. Und, ehrlich gesagt, der CS-Euroreal-Anleger freute sich damals ja auch, daß hier ein noch während der Abwicklungsphase begonnenes Neubauprojekt zu einem Preis über Buchwert verkauft wurde.

Aber die Südkoreaner wußten es offenbar noch etwas besser. An sich wollten sie hier noch ein paar Jahre engagiert bleiben. Doch wegen eines „besonders attraktiven Angebots des ungenannten Käufers“ entschloß sich Mirae schon jetzt, nur zwei Jahre nach dem Erwerb für 280 Mio. EUR, im Rahmen eines Off-market-Deals zum Ausstieg. Für runde 400 Mio. EUR. Es sei ihnen von Herzen gegönnt – denn für die Fragezeichen, die ein dummer Mensch vom Rübenfeld jetzt hinter die Immobilienkompetenz einer Credit Suisse oder einer Commerzbank macht, können die Schlitzaugen ja nun wirklich nichts.

Lebt denn der alte Holzmichel noch?

Ja, er lebt noch. Allerdings: Das Sommerloch ist dieses Jahr besonders tief – aus unseren abwickelnden Fonds gibt es nichts, aber auch gar nichts zu berichten. Nicht einmal, daß irgendwo ein Filzstift geklaut worden wäre.

Irgendwelche Ideen zur Verbesserung oder Verschönerung der Welt wollen dem Verfasser dieser Zeilen bei dieser Hitze partout auch nicht kommen.

Auch die von besagtem Verfasser mit Genuß betriebene Bekämpfung Künstlicher Intelligenz ist längst nicht mehr der einsame Guerilla-Krieg eines ewiggestrigen Reichsbedenkenträgers vom Rübenfeld, sondern Mainstream. Mit einem gewissen Erstaunen konnte man heute nämlich im Handelsblatt in einem Interview mit Bundeskanzlerin Angela Merkel lesen, daß nur noch 32 % aller Bundesbürger an den Fortschritt glauben. Hat das Institut für Demoskopie in Allensbach herausgefunden – übrigens der niedrigste Wert seit 50 Jahren. Das sollte gerade denen zu denken geben, die meinen, immer nur unreflektiert vorwärts stürmen zu müssen.

68 % finden das, was angeblich Fortschritt sein soll, genau so Scheiße wie ich. Es sind wahrscheinlich genau die 68 %, die sich von Maschinen nicht länger verarschen lassen wollen: Wenn Sie Ihr Problem nicht gelöst haben wollen, drücken Sie bitte die eins. Wenn Sie noch weitere 20 Minuten in dieser sinnlosen Schleife kreisen wollen, drücken Sie bitte die zwei. Wenn Sie während dieser Zeit die größten Hits von Depeche Mode eingespielt haben wollen, drücken Sie bitte die drei. Wenn Sie Depeche Mode ätzend finden, drücken Sie bitte die vier. Wenn Sie einen kompetenten menschlichen Mitarbeiter sprechen wollen, legen Sie bitte auf und verpieseln Sie sich. Ordentlicher Kundendienst war gestern. Die Zukunft in unserer schönen klebrigen Konsumwelt ist von Algorithmen produzierter Nonsens, den Ihnen irgendwelche Idioten als Fortschritt verkaufen.

Übrigens: Just for fun hat der Verfasser dieser Zeilen gestern mal wieder bei „Wein & Vinos“ was bestellt. Zu der „Oferta éspecial“ mit 50 % Rabatt und einer Flasche guten Rotwein noch obendrauf geschenkt, Lieferung versandkostenfrei, konnte man einfach nicht Nein sagen. Insofern lässt sich berichten, daß die sogenannte Künstliche Intelligenz seit der legendären Wein-Bestellung des Prof. Dr. Dagobert Duck nichts dazu gelernt hat. Bestellt hat den Wein dieses Mal nämlich ein gewisser Wolfgang Amadeus Mozart. Eine Minute später kam die Auftragsbestätigung. Die Sendung ist unterwegs – natürlich auf Rechnung. Und bei Alkohol-Bestellungen muß bekanntlich ein Geburtsdatum angegeben werden. Zunächst hatten wir es mit Mozarts wirklichem Geburtsdatum probiert, doch da streikte das Blechgehirn: Geburtsdaten vor 1900 seien unzulässig. Also haben wir das Wölfchen einfach am 1. April 1901 das Licht der Welt erblicken lassen.

Die unvermeidliche Folge wird nun natürlich wieder sein, daß die Künstliche Intelligenz den Herrn Mozart wegen seines hohen Alters als hochgradig wahrscheinlichen Verwender von Inkontinenzprodukten identifizieren und die email-Adresse an entsprechende Spezialversender weiterverkaufen wird. Aber das ist ja Prof. Dr. Dagobert Duck auch schon passiert – es wäre also jetzt interessant, zu sehen, ob sich inzwischen an der Verkaufstaktik der Inkontinenzprodukte-Hersteller etwas geändert hat.

Ansonsten: Selbst die Lust auf das diebische Vergnügen, einem unserer Lieblingsgegner – zum Beispiel der Kopfschmerzbank – mal wieder richtig in die Schuhe zu pinkeln, geht bei den aktuellen Außentemparaturen gegen Null.

Wir müssen uns damit abfinden: Es ist Sommer. Genießen Sie’s, einfach auch mal ohne an Geschäft oder Geld zu denken. In dem Sinne: Ein schönes und erholsames Wochenende. Der Hammer wird schon früh genug wieder kreisen.

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