Der analoge Verfasser dieser Zeilen

Anknüpfend an den vorigen Beitrag fanden wir es an der Zeit, daß Sie den Ihnen bisher zumeist nur digital bekannten Verfasser dieser Zeilen auch einmal analog kennenlernen. Die so oft zitierte beste Ehefrau von allen bei der Gelegenheit natürlich auch. Sie sehen uns bei unserer Lieblingsbeschäftigung: Kreuzfahren.

 

 

Dieses Foto entstand übrigens vor ein paar Wochen im Indischen Ozean ziemlich zur gleichen Zeit wie die Idee, bei der CS Realwerte AG zur allseitigen Überraschung noch einmal eine Kapitalerhöhung zu machen. Bei aller sonst geäußerten Kritik an den modernen Zeiten nimmt man ja durchaus dankbar zur Kenntnis, daß moderne Kommunikationstechnik Zeit und Raum heute so zu überwinden vermag, daß Arbeit und Urlaub in einem Tätigkeitsfeld wie dem unsrigen gar kein Widerspruch mehr sind. Das Geschäft der CS Realwerte AG lässt sich heutzutage praktisch von jedem Ort des Universums aus betreiben.

Im Gegensatz zum Verfasser dieser Zeilen ist die beste Ehefrau von allen übrigens sogar in der Lage, solche Fotos gleich von unterwegs in die ganze Welt zu posten. Und sie tat es auch. Was sogleich, sozusagen als Kehrseite der Medaille, das hässliche Gesicht der Möglichkeiten moderner Kommunikation zu Tage treten ließ. Einer der im vorigen Beitrag gerade erst erwähnten uralten Freunde schrieb postwendend zurück: „In welchem Bond-Film hast Du denn da gekellnert?“

Allen unseren verehrten Leserinnen und Lesern wünscht die Familie Benecke ein sonniges, fröhliches Osterfest. Bleiben Sie uns gewogen. (Wir müssen schon mal anfangen, ein bißchen rumzuschleimen, denn auf der diesjährigen Hauptversammlung stehen wieder mal Wahlen zum Aufsichtsrat an.)

Ich muß gleich mal was essen gehen

„Du bist nichts mehr, wenn Du keine digitale Wahrnehmbarkeit hast.“

Diese unangenehme Feststellung schmiß dem Verfasser dieser Zeilen letztes Jahr ein Kollege aus dem Bereich „Historische Wertpapiere“ an den Kopf. Und zwar an den Kopf eines Menschen, der digitale Wahrnehmbarkeit im Grundsatz für eine lebensbedrohliche Infektionskrankheit hält und nicht einmal ein Handy, ein Tablet oder ein Notebook besitzt, geschweige denn ein Smartphone, das ihn und all seine Aktivitäten für die ganze Welt zum gläsernen, durchschaubaren, vorhersagbaren Menschen machen würde. Auch in vergangenen Zeiten gab es schon Einsiedler, und dem Verfasser dieser Zeilen ist durchaus bewußt, daß diese von ihrer Umwelt im allgemeinen als ziemlich merkwürdige bis vielleicht sogar etwas verrückte Menschen wahrgenommen wurden. Er wird für den Rest seines Lebens trotzdem ein digitaler Einsiedler bleiben. Dies auch gleich als unmißverständliche Warnung an meine Kinder gerichtet, weil so eine Andeutung neulich auf der Geburtstagsfeier der besten Ehefrau von allen kam: Kommt bloß nicht auf die Idee, mir zu Weihnachten ein Smartphone zu schenken. Ich werde es mit dem Vorschlaghammer zertrümmern.

Diese Internet-Seite ist insofern ein Widerspruch in sich. Aber die beste Ehefrau von allen erklärt mir ja schon seit Jahren, ich sei ein sehr widersprüchlicher Mensch. Meine digitale Wahrnehmbarkeit umfasst nämlich inzwischen jeden Tag mehr als 1.000 Besucher. Analog begegne ich dagegen an einem Tag selten mehr als 10-20 Menschen. Unwillkürlich stellt sich mir die Frage: Wozu habe ich mir viele Jahrzehnte lang für sündhaft teures Geld fast 100 kg angefressen, wenn meine imposante Erscheinung in dieser Welt analog kaum noch wahrgenommen wird? Sondern nur digital, und das von Leuten, die mich in der großen Mehrzahl im ganzen Leben noch nie gesehen haben?

Ich glaube, ich muß jetzt erst mal was essen gehen mit ein paar uralten Freunden aus dem analogen Chaotikum (das liegt ziemlich genau zwischen dem Präkambrium und dem Neoproterozoikum).

Wir sind kein Börsenbrief …

… aber der Verfasser dieser Zeilen hat auch keine Scheu, unseren treuen Lesern hier statt der gewohnten Neuigkeiten aus der Welt der abwickelnden Offenen Immobilienfonds oder den weltverschmerzten satirisch-ironischen Ergüssen aus den Lexika des unnützen Wissens zur Abwechslung einmal etwas wirklich Nützliches mitzuteilen.

Wie die meisten unserer Leser wissen, kommen wir, die Müllmänner ganz am Ende der Nahrungskette der Kapitalmärkte, ja eigentlich aus dem Bereich „Historische Wertpapiere“. Und predigen seit vielen Jahren, daß es auch für aktuelle Anlageentscheidungen wirklich hilfreich sein kann, sich ein bißchen in der Finanzgeschichte auszukennen. So ist also auch der Verfasser dieser Zeilen bis heute selbst Sammler Historischer Wertpapiere (der damit vor über 30 Jahren mal sein Hobby zum Beruf gemacht hatte).

Neben den größeren Sammlungen pflegt er auch zwei süße kleine Spezialgebiete: Das eine ist „Politik auf Wertpapieren“. Es ist ein ganz spannendes Thema, vor allem, weil fast 90 % aller dazu sammelbaren Wertpapiere von sozialistischen oder kommunistischen Parteien ausgegeben wurden. Was bei Lichte besehen ja auch mehr als erklärlich ist: Die Rechten und die Liberalen konnten einfach bei den Wirtschaftsbossen zu Kreuze kriechen und Geld locker machen. Die Linken hatten keine Großspender. Die mussten die Groschen mühsam und in Kleinbeträgen, meist in Form von Schuldverschreibungen, bei ihrer im Schnitt eher wenig vermögenden Anhängerschaft einwerben.

Das zweite Spezialgebiet sind „Nationalbanken“. Heute kann sich kaum noch jemand vorstellen, daß in früheren Zeiten die Nationalbanken und mit ihnen das Banknotenausgaberecht regelmäßig nicht dem Staat gehörten, sondern privaten Anteilseignern. Auch in Deutschland war es so, daß die Reichsbank eine speziell verfasste Aktiengesellschaft war und ihr in Anteilscheinen verbrieftes Grundkapital von 150 Mio. RM bis zum Schluß ausschließlich privaten Anteilseignern gehörte, die allerdings in der Geschäftspolitik der Bank gar nichts zu sagen hatten. Noch bis in die 1960er Jahre wurden diese Anteilscheine im Telefonverkehr gehandelt, dann von der Deutschen Bundesbank in Bundesbank-Genußscheine umgetauscht und schließlich durch Rückkauf peu á peu aus dem Verkehr gezogen.

Die Zahl der hierzu sammelbaren Wertpapiere bleibt überschaubar, denn jedes Land dieser Erde hatte und hat ja immer nur eine Nationalbank zur gleichen Zeit. Das berühmteste historische Wertpapier zu diesem Thema ist übrigens die Gründeraktie der privilegirten oesterreichischen National-Bank aus dem Jahr 1816, ausgestellt auf den Musiker und Komponisten Ludwig van Beethoven. Diese Trouvaille der Finanzgeschichte hütet heute die Oesterreichische Nationalbank in ihrem Geldmuseum wie einen Augapfel.

Längst nicht bei allen Nationalbanken wurden die privaten Anteilseigner im Laufe der Zeit herausgedrängt. Bei unserem Sommerfest 2015 wies uns einer unserer in der Schweiz lebenden Aktionäre auf die Aktien der Schweizerischen Nationalbank hin, die bis heute an der Börse gehandelt werden (oder, um es Schweiz-typisch zu sagen, die kotiert sind). Die Dividende für die Privataktionäre ist bei 25 Fr. gedeckelt, alles darüber hinausgehende muß die SNB der Eidgenossenschaft bzw. den Kantonen abliefern. Aber, sagte unser Besucher, bei einem Börsenkurs von 1.250 Fr. sind 25 Fr. eben auch 2 % Rendite – wo sonst in der Schweiz kriegst Du das für eine so bombensichere Anlage?

Der Verfasser dieser Zeilen ließ sich überzeugen und kaufte ein paar Stücke. Als die dann nach gut einem Jahr bis auf 2.000 Fr. gestiegen waren, wurde der Kursgewinn mitgenommen und nie wieder draufgeschaut. Inzwischen wissen wir, daß man doch die alte Börsenweisheit hätte beherzigen sollen: „Gewinne laufen lassen, Verluste abschneiden.“ Bis Frühjahr 2018 stieg der Kurs der SNB-Aktie auf über 8.000 Fr. und liegt heute immer noch komfortabel über 5.000 Fr.

Vorletztes Wochenende besuchten wir eine HWP-Auktion in Antwerpen. Für die private Spezialsammlung gab es da unter anderem eine 1927 ausgegebene Aktie der Banque Nationale de Belgique zu ersteigern, angabegemäß zuletzt vor 28 Jahren in einer Auktion angeboten. Doch diese große Seltenheit war gar nicht der Hauptgrund, warum sich die historische Aktie inzwischen in der Sammlung des Verfassers befindet. Der Hauptgrund war die Angabe im Katalogtext „50 % of the BNB stock is freely traded on Euronext Brussels, the other 50 % of the shares are owned by the Belgian government.“

Auch Sie, geschätzte Leserin und geschätzter Leser, können ganz einfach Aktionär der Nationalbank von Belgien werden. Nennen Sie Ihrer Bank die WKN 850 398 und ordern Sie an der Euronext Brüssel. Aktuell kommen Sie da bei Kursen um die 2.500 EUR zum Zuge.

Zur Jahrtausendwende notierte die BNB-Aktie mal um 1.500 EUR. Anders als bei der SNB ist die BNB-Dividende übrigens nicht einmal gedeckelt (es gibt nur entstehungsabhängige Gewinnbestandteile, die dem Staat zustehen) und wurde in den letzten zwei Jahrzehnten tendenziell deutlich erhöht. Das brachte den Kurs im Jahr 2003 und dann erneut 2010 bis auf über 4.000 EUR. Innerhalb dieser Bandbreite scheint uns der aktuelle Kurs gar nicht so unattraktiv zu sein. Vor allem, nachdem die BNB erst Ende März ankündigte, die Ende Mai zahlbare Dividende für das Geschäftsjahr 2018 gegenüber Vorjahr um 8,5 % zu steigern auf nunmehr 138,47 EUR pro Aktie. Die Dividendenrendite können Sie sich selbst ausrechnen, und sie scheint uns auch einigermaßen gesichert: In den letzten 10 Jahren lag die Dividende stets in der Bandbreite zwischen 120,00 und 150,00 EUR.

Dazu kommt, daß der innere Wert der BNB-Aktien weit über dem aktuellen Börsenkurs liegt: Offen ausgewiesenes Kapital und Rücklagen der BNB machen über 15.000 EUR pro Aktie aus. Spekulationen in diese Richtung möchte die BNB natürlich gern dämpfen (vor allem nach einem 2002 geführten Prozess mit privaten Anteilseignern, wem die Reserven der Bank eigentlich zustehen – Ergebnis: im Grundsatz immer noch den Aktionären), und deshalb findet sich auf der Internet-Seite der Bank unter den FAQ’s interessanter Weise auch die Frage „Was wären die Aktien der Nationalbank wert, wenn diese aufgelöst würde?“ Die Antwort ist dann irgendwie typisch belgisch: „Die Hypothese einer Auflösung der Nationalbank entbehrt jeder Grundlage. … Daher verbietet sich jegliche in diese Richtung gehende Spekulation.“

Es gibt aber in der jüngeren Vergangenheit einen in etwa vergleichbaren Fall: Das war die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel (die „Zentralbank der Zentralbanken“), deren Aktien zur Jahrtausendwende immer noch zu 13,73 % bei Privataktionären lagen und börsengehandelt waren. 2001 wurden die Privataktionäre zwangsweise mit 16.000 CHF je Aktie abgefunden – das war in etwa das Doppelte der in den Jahren davor notierten Börsenkurse. Sie sehen, liebe Leser, Finanzgeschichte kann durchaus nicht nur interessant, sondern auch lehrreich sein und dem Kundigen profitables Wissen vermitteln.

Spaßeshalber haben wir übrigens mal ausgerechnet, was wäre, wenn die CS Realwerte AG ihr ganzes Geld in Aktien der Banque Nationale de Belgique investieren würde. Kaum auszudenken: Da die BNB überhaupt nur 400.000 Aktien ausgegeben hat, würden uns dann 3 % der belgischen Nationalbank gehören …

Weg ist weg – oder doch nicht?

Bei der Einschätzung des CS Euroreal gehen wir seit Erscheinen des letzten Abwicklungsberichtes davon aus, daß er nur noch über zwei Objekte zu disponieren hat: Die Rathaus-Galerie in Essen und das Olympia-Einkaufszentrum im tschechischen Olmütz. Die drei Frankreich-Objekte sollten seit Monaten als verkauft gelten, weil die Käufer (zwei von KanAm neu aufgelegte Fonds) den Erwerb bereits im Herbst 2018 gemeldet hatten. Die beiden italienischen Einzelhandelsobjekte hatten wir potentiell schon den verkauften Objekten zugeordnet, weil die Mietprognose (Einnahmen bis zum Übergang von Nutzen und Lasten) im letzten Abwicklungsbericht nur noch ein halbes Jahr umfasste und damit auf einen Besitzübergang Ende März 2019 schließen ließ.

Heute lesen wir auf der homepage der Commerzbank zu den von ihr betreuten abwickelnden Fonds: Der Anteilwert in der EUR-Anteilklasse ist von 7,90 EUR um 0,01 EUR bzw. 0,1 % auf 7,91EUR je Anteil gestiegen. Ursache für den Anstieg des Anteilpreises war die turnusmäßige Nachbewertung einer Fondsimmobilie in Italien. Der Verkehrswert der Liegenschaft „Porto degli Ulivi“, Localita‘ Sandalli o Cariati in Provincia di Reggio Calabria (Italien) wurde von den unabhängigen Sachverständigen um rund 6,4 % angehoben.

Daraus ist zweierlei zu schließen: Erstens war die Annahme eines Verkaufes zum Ende des I. Quartals scheinbar doch etwas verfrüht. Zweitens brauchen wir uns um das Objekt und den schlußendlich erzielbaren Verkaufspreis aber wohl keine besonders großen Sorgen machen; wäre es anders, hätten die Sachverständigen in einem bestimmt schon seit Monaten laufenden Verkaufsverfahren den Verkehrswert wohl kaum so deutlich angehoben.

Frau Merkel und die Wirtschaftskompetenz

Ende März hatten wir an dieser Stelle etwas süffisant die scheinbar verloren gegangene Wirtschaftskompetenz CDU-geführter Regierungen am Beispiel der Zahl börsennotierter Aktiengesellschaften auseinandergepflückt.

Börsennotierte Aktiengesellschaften gibt es in Deutschland eine pro 180.000 Einwohner, in Polen eine pro 46.000 Einwohner, in Südkore eine pro 24.000 Einwohner und in Australien eine pro 12.000 Einwohner.

Selten haben wir auf einen Beitrag so viele Leserzuschriften per email bekommen wir hier. Unter anderem kam auch das Argument, man könne ja die gewachsenen Aktienkulturen angelsächsischer Länder nicht ohne weiteres mit deutschen Verhältnissen vergleichen. (Was aber auch nicht erklären würde, warum die Verbreitung börsennotierter AG’s in Polen vier mal größer ist als in Deutschland.)

Wir nehmen das Argument aber gerne auf. Denn (sicher ungewollte) Schützenhilfe leistete uns hier vor wenigen Tagen die Eugen-Gutmann-Gesellschaft (die von der Dresdner Bank geerbte heutige Historische Gesellschaft der Commerzbank), deren jüngste Publikation die „Finanzierung des technologischen Fortschritts durch die Börsen im Deutschen Kaiserreich“ zum Thema hatte. Über die Entwicklung im Kaiserreich bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges lesen wir dort:

„Damit fanden innerhalb von vier Jahrzehnten bis 1913 insgesamt 1.178 Unternehmen den Weg an eine deutsche Börse. Das sind mehr Börsengänge als insgesamt zwischen 1949 und 2006. In diesem Zeitraum waren es lediglich 957.“

 

Unsere Fundamentalkritik an deutscher Wirtschafts- und Finanzpolitik der Nachkriegszeit wird hier also durch unwiderlegbare Zahlen noch gestützt. Wir sind in mehr als einem halben Jahrhundert Nachkriegsentwicklung in der Innovationsfinanzierung nicht besser, sondern merk(el)lich schlechter als unsere Vorfahren Ende des 19. Jahrhunderts. Nun gab es in der CDU schon immer (vorzugsweise später mit dem Posten des Kanzleramtsministers bedachte) Haarspalter, die jede Wahrheit argumentativ zu verdrehen vermochten. Ein typischer Vertreter dieser Art würde jetzt wohl argumentieren, daß Ende des 19. Jahrhundert große Teile Schlesiens ja auch noch zu Deutschland gehörten, während sie heute die polnische Statistik so glänzend dastehen lassen. Der Finanzhistoriker dagegen würde trotz dieser historisch bedingten Unschärfe bei seinem vernichtenden Urteil über die Fähigkeiten deutscher Wirtschaftspolitik bleiben wollen.

Oft hilft eben doch ein Blick in die Geschichte, um die Leistungen (oder auch Leistungsschwächen) der Gegenwart richtig einordnen zu können. Einen solchen Blick ermöglicht Ihnen das Angebot der 115. Auktion der Freunde Historischer Wertpapiere am 18. Mai 2019 in Berlin. 1.749 historische Wertpapiere, von der uralten Aktie der Berlinischen Feuerversichrungs-Anstalt aus dem Jahr 1812 bis zur ältesten im Sammlermarkt verfügbaren Aktie der Deutschen Bank aus dem Jahr 1873 (beides übrigens Unikate) ermöglichen Ihnen hier faszinierende und überraschende Einblicke in die Finanzgeschichte. Unter

www.fhw-online.de

finden Sie die komplette Auktion, einschließlich eines komfortablen Online-Blätter-Kataloges. Und wenn Sie ganz traditionell einen gedruckten Auktionskatalog als Aufmerksamkeit des Hauses kostenlos zugeschickt haben möchten, dann schreiben Sie mir einfach unter info@CSrealwerte.de

Mal kucken, ob Frau Merkel auch einen Katalog anfordert – wenn sie nicht unbedingt bis zum Ende der Legislaturperiode weitermachen will, bräuchte sie ja demnächst eine neue intellektuell herausfordernde Beschäftigung und könnte schließlich auch da noch in die Fußstapfen ihres Ziehvaters Helmut Kohl treten: Der war nämlich auch Historiker. Als der Verfasser dieser Zeilen 1955 in Goslar das Licht der Welt erblickte, da erblickte unser Altkanzler als Geschichtsstudent in Heidelberg gerade das abendlich-herbstliche Licht der Studentenkneipen. Einmal bin ich ihm übrigens sogar persönlich begegnet: In einem Bad Homburger Hotel bereitete es ihm ein offenkundig diebisches Vergnügen, allen seinen Leibwächtern zu entwischen (die anschließend wie aufgescheuchte Hühner kreuz und quer durch die Lobby rannten) und sich zu einem ganz normalen Menschen wie mir an den Tisch zu setzen mit den Worten: „Ha, hab‘ ich’s mal wieder geschafft die loszuwerden.“

Unser Gespräch dauerte allerdings nur wenige Minuten. Dann rief neben uns ein Schlapphut in seine Sprechmuschel: „Ich habe ihn!“ Und da sind wir auch gleich bei einem ganz anderen Thema: Lebensqualität.

Ich grantele hier wirklich gern von meinem Rübenfeld über Wirtschaftspolitik, blinde Fortschritts- und Wachstumsfanatiker, außer Kontrolle geratene Finanzmärkte, von Algorithmen gesteuerte Werbebombardements für Inkontinenzprodukte die auf den nach Eigenangaben 117 Jahre alten Prof. Dagobert Duck herniederprassseln (eine von uns geschaffene Kunstfigur, aber auch nur das zu begreifen ist KI schon zu blöd). Ich überspitze dabei gerne und versteige mich zu der Behauptung,  der Siegeszug der Künstlichen Intelligenz werde das Ende der Menschheit bedeuten (jedenfalls das Ende von dem, was wir heute noch unter menschlicher und menschenwürdiger Existenz verstehen).

Aber Verantwortung in diesen Zeiten des Umbruchs würde ich nicht gern übernehmen wollen. Deshalb würde ich auch nie mit Frau Merkel tauschen wollen. Denn wenn ich nach einem fröhlichen Abend mit Freunden besoffen in den Straßengraben falle, interessiert das keine Sau, außer vielleicht die beste Ehefrau von allen, und auch das nur aus Sorge um den hinterherigen Zustand meines von ihr möglicher Weise zu flickenden Gewandes. Wenn das Frau Merkel passierte hätten wir am nächsten Tag eine Regierungskrise.

 

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